After Burner: Climax - Test, Arcade-Action, 360, PlayStation3

After Burner: Climax
20.04.2010, Paul Kautz

Test: After Burner: Climax

After Burner ist ohne jede Diskussion ein Klassiker der Spielegeschichte - aber ein Klassiker, der ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Nach Teil 2 (1987) und 3 (1992) herrschte über ein Jahrzehnt lang Stille in den Lüften, bis die Serie 2006 in der Spielhalle wiederbelebt wurde. Und in dieser Version jetzt auch auf Xbox 360 und PlayStation 3 landet.

Ein Flugzeug, unendlich viel Munition, ebenso viele Gegner - und wahnwitzige Geschwindigkeit! Das war, ist und wird immer After Burner sein.
Worum geht's in After Burner? Ein Flugzeug (ursprünglich nur die gute alte F-14 Tomcat), das über unendlich viel MG-Munition und Raketen verfügt, zischt mit Überschallgeschwindigkeit über rasend schnell scrollende Landschaften und holt Hundertschaften von Gegnern vom Himmel. Das war's. Doch, wirklich. Klingt unspektakulär? Nicht, wenn man sich das Ganze in der Spielhalle gab, denn ein Markenzeichen der Serie war schon immer die Verwendung von hydraulisch betriebenen Cockpits, die den Groschenpiloten bei den wilden Manövern mächtig herum schüttelten - möglicherweise wurden damals die Samen für zukünftige Bandscheibenvorfälle gepflanzt, aber wer ein Mal in so einem Cockpit saß, sah die Spielewelt mit anderen Augen.

Das zappelnde Wohnzimmer

Nun hat vermutlich nicht jeder einen Rüttel-o-Maten in den heimischen vier Wänden stehen - wie viel Spaß kann also ein derart entgrätetes After Burner noch machen? Die Antwort: Verdammt viel! Das Prinzip bleibt unverändert, wird aber mit einem Extra-Zacken Geschwindigkeit, jeder Menge den Bildschirm vollkleisternden Effekten sowie dem cleveren EX-System erweitert.

After Burner Climax (ABC) ist schnell, verdammt schnell sogar. Selbst wenn man den rechten Mittelfinger nicht auf der Nachbrenner-Taste ruhen lässt, rast der Untergrund irre schnell an einem vorbei. Klar, Details gibt's dabei nicht viele zu sehen: Ob Meer, Berglandschaft oder grüne Felder - alles wird nur am Rande wahrgenommen, der Fokus liegt auf dem, was sich in der Nähe des Fadenkreuzes abspielt. Das MG ballert immer in die Mitte desselben, außerdem werden Gegner automatisch

Die Wahl der Maschine hat rein optische Gründe - alle drei fliegen sich gleich.
für die Raketen markiert, sobald man sie mit dem Visier streift - danach muss man nur noch abdrücken und die Raketen finden zielsicher ihren Weg. Ähnlich wie in Rez lassen sich mehrere Ziele gleichzeitig aufschalten, um den Punkte-Multiplikator nach oben zu kurbeln - die Geschosse muss man aber immer noch einzeln abfeuern, ein Schwarm ist nicht möglich.

Alles ist im Rausch

Die grundsätzliche Bewegung der Maschine (zur F-14 gesellen sich eine F-15 und eine F/A-18, die sich allerdings nur im Design unterscheiden - das Flugverhalten ist identisch) erfolgt automatisch; der Spieler darf nur weiter beschleunigen, etwas abbremsen und natürlich nach links und rechts steuern. Außerdem lassen sich elegante Fassrollen fliegen, um gegnerischen Raketen auszuweichen - die Ausführung derselben ist aber etwas umständlich. Statt einfach per Druck auf den linken oder rechten Bumper drauflos zu rollen, muss man zuerst in die eine Richtung fliegen und dann schnell in die andere - zum schnellen Ausweichen ist das nur bedingt geeignet. Umso nützlicher ist dafür der neue Climax-Modus: Ist die entsprechende Anzeige gefüllt, darf man auf Knopfdruck kurz die Zeit verlangsamen. Das ist nicht nur super zum Ausweichen, sondern auch zum Anvisieren möglichst vieler Gegner - schafft man eine vom Spiel vorgegebene Menge, regnet es Extra-Punkte. Während die Soundeffekte die Nachbarn aus dem Bett werfen, werden mögliche Audio-Lücken mit jeder Menge Funkgeschnatter gefüllt, außerdem wird die Action von einem rockigen Soundtrack begleitet - entweder in neu abgemischter Form oder in der Originalvariante von After Burner 2; zu Spielbeginn muss man sich entscheiden.

Neben dem Score-Modus, in dem es ausschließlich darum geht, so viele Punkte wie möglich zu machen, gibt es noch die Arcade-Variante. In der Standardversion ist sie halt so, wie man After Burner kennt und liebt. Interessanter wird er durch die Aktivierung von EX-Optionen: Die stellt man sich am besten als Dip-Switches (wie in

Im Climax-Modus wird die Zeit verlangsamt, wodurch man Gegner präziser ins Visier nehmen kann.
Spielautomaten) vor, mit denen man die Spieleinstellungen seinen Vorlieben anpassen kann: Es gibt Unverwundbarkeit, stärkere Munition, ein größeres Zeitfenster für Kombos oder ein automatisches Aufschalten der Raketen. Klingt viel zu einfach, sagt ihr? Wäre es auch, wenn man diese Optionen einfach hinterher geschmissen bekommt. Aber jeder EX-Punkt muss erst freigeschaltet werden, indem man entweder eine bestimmte Zahl Gegner abschießt, viele Kombos ausführt, Spezialaufgaben in den Levels erledigt oder ABC einfach zehn Mal durchspielt. Außerdem gelten die EX-Einstellungen nur für den Arcade-Modus - Highscores werden damit nicht eingefahren.

Don't mess with my EX!

In jeder Spielvariante ist der grundsätzliche Levelaufbau gleich, an zwei Stellen hat man jedoch die Möglichkeit, sich wie bei OutRun für eine von zwei Routen zu entscheiden - am Ende läuft aber alles wieder zusammen. Und das Ende kommt schneller, als man denkt: Wenn man mit den standardmäßig zwei Continues nicht allzu verschwenderisch umgeht, ist der Abspann nach gut 20 Minuten da; und kein Mehrspielermodus weit und breit.  

Fazit

After Burner Climax ist das perfekte Spiel für die aggressive Viertelstunde nach Feierabend oder vor einem Familienbesuch: Konsole an, Hirn aus, Daumen auf Dauerfeuer und hau wech die Scheiße! Irre schnelle Grafik, pausenlose Explosionen, rasante Fassrollen, piepsende Zielerfassung hier, Funkgeschnatter da; es zischt und kracht und rummst die ganze Zeit und aus allen Richtungen - herrlich! Nach gerade mal 20 Minuten ist der Arcade-Modus allerdings vorbei; danach bleibt nur die verbissene Jagd nach dem perfekten Highscore bzw. das fröhliche Experimentieren mit den vielen EX-Optionen. Es ist sehr schade, dass die Entwickler keinen Mehrspielermodus eingebaut haben - ein kooperatives Ballern oder eine »Wollen doch mal sehen, wer mehr Gegner vom Himmel holt!«-Variante wären sehr cool gewesen. So bleibt nur ein wunderbar rasanter, wunderbar hirnfreier Arcade-Spaß, der aber langfristig nicht besonders viel zu bieten hat.

Pro

  • irre schnelle Grafik
  • pausenlose Daueraction
  • einfache Steuerung
  • rockiger Soundtrack (inkl. Retro-Option)

Kontra

  • sehr kurz
  • keinerlei Mehrspielermodus
  • simples Spielprinzip

Wertung

360

Herrlich rasanter und wilder Arcade-Spaß für die durchballerte Viertelstunde zwischendurch.

PlayStation3

Herrlich rasanter und wilder Arcade-Spaß für die durchballerte Viertelstunde zwischendurch.