Galactic Taz Ball - Test, Geschicklichkeit, NDS
Das DS-Spiel zur Zeichentrickserie kam pünktlich zum Verkaufsstart der ersten Staffel in den Handel. Beste Voraussetzungen also für eine lieblose Lizenzversoftung? Nicht ganz: Entwickelt wurde der Titel von WayForward - dem Team, welches auch den erfrischenden Horror-Knobler LIT für Wiiware geschaffen hat. Galactic Taz Ball wirkt auf den ersten Blick wie Super Monkey Ball mit besoffenen Affen. Taz reagiert bei weitem nicht so gutmütig wie Segas Kugelartisten. Läuft er langsam über die schmalen Plattformen seiner Heimat, lässt er sich noch einigermaßen präzise steuern, doch sobald er Tempo aufnimmt, verwandelt er sich in einen wild herumtorkelnden, animalisch grunzenden Wirbelsturm, der unberechenbar in die zahlreichen Abgründe plumpst
Kugelspaß oder Lizenzmurks? |
Erschwert wird der Balanceakt dadurch, dass ich nicht wie bei Segas Affen blitzschnell den Untergrund kippen kann, sondern Taz wie im Klassiker Marble Madness direkt steuere. Mit meinem Stylus schubse ich dazu einen großen Trackball an, der auf dem Touchscreen abgebildet ist. Zu Beginn wäre ich beinahe die Wände hochgegangen, weil der widerspenstige Teufel nur selten das tat, was ich wollte. Nach einer zähen Eingewöhnungsphase hatte ich aber im wahrsten Sinne des Wortes den Dreh raus: Wenn man den richtigen Rhythmus findet, lässt sich der chaotische Held auf einmal erstaunlich präzise durch das löchrige Plattformlabyrinth navigieren.
Video: Ausflug ins tazmanische Hochland..
Nach einer Weile entwickelt sich ein ganz eigenes Spielgefühl, das sich erfrischend von anderen Kuglern abhebt: Wenn die Steuerung erst einmal in Fleisch und Blut übergegangen ist, kalkuliert man das leichte Ausscheren in die Bewegungen ein und schlängelt sich geschickt über rotierende Stege sowie an schmalen Lücken vorbei. Oft hilft auch die Trägheit des Wirbelwindes dabei, sich am Abgrund vorbei zu mogeln. In der Steppe, auf Eisschollen und neben brodelnder Lava warten aggressive Rasenmäher, RC-Hubschrauber sowie andere schrecklich grobpixelige Monstrositäten darauf, von meinem Tornado zerlegt zu werden.
Na also...
Die gelegentlich eingestreuten Expeditionen unter die Erde lösen sich ebenfalls vom Grundprinzip, denn der marsianische Besatzer Marvin hat dort einige Fallen postiert. Da Taz hier unten blind ist, lassen sie sich nicht einfach aus dem Weg wirbeln. Stattdessen tippe ich ihn an, damit er vorsichtig in Richtung Ziel schlurft. Ab und zu rufe ich auch mit dem Stylus eine Plattform herbei oder zerre an einer Feder, welche meinen Helden durch die Höhle schleudert. Dank dezent hakeliger Steuerung landet er aber gelegentlich in einer stacheligen Falle. Auch ein höherer Rätselanteil wäre nett gewesen - mit etwas Geschick lässt sich Taz im Nullkommanichts durch den unterirdischen Parcours lotsen.
Die Grauen Zellen haben Pause
Fazit
Galactic Taz Ball hätte mich zu Beginn beinahe selbst in einen vor Wut schnaubenden Choleriker verwandelt. Warum zum Teufel rollt das besoffene Fellknäuel nicht einfach mal geradeaus? Das zunächst chaotisch wirkende Herumtorkeln ergibt aber durchaus einen Sinn. Es ist ein wenig wie beim Rodeo: Als ich den Dreh raus hatte, wurde es immer unterhaltsamer, den widerspenstigen Wirbelsturm noch ein bisschen besser in den Griff zu bekommen und schließlich elegant über die schmalen Plattformen zu navigieren. Außerdem passt das Prinzip prima zum Vorbild - schließlich eiert der tasmanische Teufel auch als Zeichentrickfigur unberechenbar durch seine Welt. Sehr schön auch die vorbildlich alberne Musikuntermalung sowie Taz' cholerisches Geschrei. Visuell stinkt das Spiel dagegen gnadenlos ab: Die Hintergünde sehen schrecklich trist aus und bei manchen Widersachern kann man vor lauter Monsterpixeln nicht einmal erkennen, was das piepsende Häufchen Elend überhaupt darstellen soll. Auch etwas mehr Abwechslung hätte nicht geschadet. Taz muss das komplette Spiel, welches übrigens nur gute vier Stunden kurz ist, mit seinen bescheidenen zwei Standard-Attacken auskommen. Die Bosskämpfe lockern die Angelegenheit zwar ein wenig auf, doch die unterirdischen Abschnitte hätten ruhig etwas knackiger und rästellastiger ausfallen dürfen. Knallharte Super-Monkey-Ball-Fans dürften es dank des moderaten Schwierigkeitsgrades ohnehin recht einfach haben. Wer wie in Kororinpa Bestzeiten aufstellen möchte oder allgemein Lust auf ein etwas anderes Kugelspiel hat, sollte dem grunzenden Fellknäuel aber ruhig eine Chance geben.
Pro
- <P>
- lustiger Eiertanz mit widerspenstigem Tornado
- akkurat simuliertes Teufel-Fahrverhalten
- unverbrauchte eigenwillige Steuerung
- Spielprinzip passt prima zum Helden
- bekloppte Blasmusik
- gestörtes Geschrei und gutturale Grunzlaute
- Tornado-Taz klingt wie kaputter Staubsauger
- großzügige Rücksetzpunkte vermindern Frust
- motivierende Bosskämpfe</P>
Kontra
- <P>
- Tazmanien besteht aus hässlichen Monsterpixeln
- triste Hintergrundtapeten
- öde gestaltete Standardgegner
- durchweg kratzige Soundqualität
- Mehrspielermodi gibt es nicht
- ebensowenig Leaderboards oder andere Netz-Funktionen
- Taz lernt keine Fähigkeiten dazu
- wenig Abwechslung
- nervöse Kamera
- Kampagne kaum länger als vier Stunden</P>