Galactic Taz Ball - Test, Geschicklichkeit, NDS

Galactic Taz Ball
28.05.2010, Jan Wöbbeking

Test: Galactic Taz Ball

Die Rabbids bekommen Konkurrenz: Auch in Warners Galactic Taz Ball (ab 34,60€ bei kaufen) dreht sich alles um blindwütige Zerstörung. Diesmal wird zwar nicht die Umgebung in Schutt und Asche gelegt wie im Action-Adventure der Anarcho-Häschen, doch Choleriker Taz ist auch nicht ohne. Wenn der Klaus Kinski der Zeichentrickfiguren in Wallung kommt, verwandelt er sich in einen zerstörerischen Wirbelsturm: Schwer zu steuern, aber äußerst wirksam gegen außerirdische Invasoren.

Das DS-Spiel zur Zeichentrickserie kam pünktlich zum Verkaufsstart der ersten Staffel in den Handel. Beste Voraussetzungen also für eine lieblose Lizenzversoftung? Nicht ganz: Entwickelt wurde der Titel von WayForward - dem Team, welches auch den erfrischenden Horror-Knobler LIT für Wiiware geschaffen hat. Galactic Taz Ball wirkt auf den ersten Blick wie Super Monkey Ball mit besoffenen Affen. Taz reagiert bei weitem nicht so gutmütig wie Segas Kugelartisten. Läuft er langsam über die schmalen Plattformen seiner Heimat, lässt er sich noch einigermaßen präzise steuern, doch sobald er Tempo aufnimmt, verwandelt er sich in einen wild herumtorkelnden, animalisch grunzenden Wirbelsturm, der unberechenbar in die zahlreichen Abgründe plumpst



Kugelspaß oder Lizenzmurks?

Erschwert wird der Balanceakt dadurch, dass ich nicht wie bei Segas Affen blitzschnell den Untergrund kippen kann, sondern Taz wie im Klassiker Marble Madness direkt steuere. Mit meinem Stylus schubse ich dazu einen großen Trackball an, der auf dem Touchscreen abgebildet ist. Zu Beginn wäre ich beinahe die Wände hochgegangen, weil der widerspenstige Teufel nur selten das tat, was ich wollte. Nach einer zähen Eingewöhnungsphase hatte ich aber im wahrsten Sinne des Wortes den Dreh raus: Wenn man den richtigen Rhythmus findet, lässt sich der chaotische Held auf einmal erstaunlich präzise durch das löchrige Plattformlabyrinth navigieren.

Video: Ausflug ins tazmanische Hochland..

Nach einer Weile entwickelt sich ein ganz eigenes Spielgefühl, das sich erfrischend von anderen Kuglern abhebt: Wenn die Steuerung erst einmal in Fleisch und Blut übergegangen ist, kalkuliert man das leichte Ausscheren in die Bewegungen ein und schlängelt sich geschickt über rotierende Stege sowie an schmalen Lücken vorbei. Oft hilft auch die Trägheit des Wirbelwindes dabei, sich am Abgrund vorbei zu mogeln. In der Steppe, auf Eisschollen und neben brodelnder Lava warten aggressive Rasenmäher, RC-Hubschrauber sowie andere schrecklich grobpixelige Monstrositäten darauf, von meinem Tornado zerlegt zu werden.

Na also...

Stubst man den grünen Trackball an, torkelt Taz mit ausgestreckten Armen los. Ein paar Stylus-Striche mehr und er verwandelt sich in einen Tornado. Ein Patscher auf dei Kugel bremst ihn wieder.
Manche Exemplare lassen sich nur mit der Stampfattacke stoppen, welche sich übrigens prima als Bremse missbrauchen lässt. Die Hintergründe sind ähnlich hässlich geraten wie die Gegner. Am Horizont klebt eine schlichte 2D-Tapete, während Taz im Vordergrund über triste einfarbige Stege rast, auf denen nur selten die eine oder andere Pflanze wuchert. Im Kontrast dazu steht die akustische Untermalung: Sanfte Querflötentöne und hektische Tubasoli sorgen für eine angenehm panische Atmosphäre - fast wie in Rabbids Go Home. Auch die Soundeffekte haben mir ein um's andere mal ein verzücktes Lächeln auf die Lippen gezaubert. In seiner Tornado-Form klingt Taz z.B. wie ein verstopfter Staubsauger. Davon abgesehen artikuliert er sich stilsicher mit Schrei-, Grunz- und Flatulenzlauten. Etwas weniger blechern dürfte der Soundteppich aber ruhig klingen - auch in einem DS-Spiel. Schade auch, dass Taz auf seinem Abenteuer nichts dazulernt - auf Dauer wird das ständige Gekugel nämlich etwas monoton. Zum Glück wartet am Ende jeder Welt ein Obermotz. Ein wild gewordener Riesen-Mech z.B. hört erst nach mehreren Tauchgängen in der brodelnden Lava auf, dem tasmanischen Teufel hinterher zu stampfen.

 

Die gelegentlich eingestreuten Expeditionen unter die Erde lösen sich ebenfalls vom Grundprinzip, denn der marsianische Besatzer Marvin hat dort einige Fallen postiert. Da Taz hier unten blind ist, lassen sie sich nicht einfach aus dem Weg wirbeln. Stattdessen tippe ich ihn an, damit er vorsichtig in Richtung Ziel schlurft. Ab und zu rufe ich auch mit dem Stylus eine Plattform herbei oder zerre an einer Feder, welche meinen Helden durch die Höhle schleudert. Dank dezent hakeliger Steuerung landet er aber gelegentlich in einer stacheligen Falle. Auch ein höherer Rätselanteil wäre nett gewesen - mit etwas Geschick lässt sich Taz im Nullkommanichts durch den unterirdischen Parcours lotsen.            

Die Grauen Zellen haben Pause

Fazit

Galactic Taz Ball hätte mich zu Beginn beinahe selbst in einen vor Wut schnaubenden Choleriker verwandelt. Warum zum Teufel rollt das besoffene Fellknäuel nicht einfach mal geradeaus? Das zunächst chaotisch wirkende Herumtorkeln ergibt aber durchaus einen Sinn. Es ist ein wenig wie beim Rodeo: Als ich den Dreh raus hatte, wurde es immer unterhaltsamer, den widerspenstigen Wirbelsturm noch ein bisschen besser in den Griff zu bekommen und schließlich elegant über die schmalen Plattformen zu navigieren. Außerdem passt das Prinzip prima zum Vorbild - schließlich eiert der tasmanische Teufel auch als Zeichentrickfigur unberechenbar durch seine Welt. Sehr schön auch die vorbildlich alberne Musikuntermalung sowie Taz' cholerisches Geschrei. Visuell stinkt das Spiel dagegen gnadenlos ab: Die Hintergünde sehen schrecklich trist aus und bei manchen Widersachern kann man vor lauter Monsterpixeln nicht einmal erkennen, was das piepsende Häufchen Elend überhaupt darstellen soll. Auch etwas mehr Abwechslung hätte nicht geschadet. Taz muss das komplette Spiel, welches übrigens nur gute vier Stunden kurz ist, mit seinen bescheidenen zwei Standard-Attacken auskommen. Die Bosskämpfe lockern die Angelegenheit zwar ein wenig auf, doch die unterirdischen Abschnitte hätten ruhig etwas knackiger und rästellastiger ausfallen dürfen. Knallharte Super-Monkey-Ball-Fans dürften es dank des moderaten Schwierigkeitsgrades ohnehin recht einfach haben. Wer wie in Kororinpa Bestzeiten aufstellen möchte oder allgemein Lust auf ein etwas anderes Kugelspiel hat, sollte dem grunzenden Fellknäuel aber ruhig eine Chance geben.

Pro

  • <P>
  • lustiger Eiertanz mit widerspenstigem Tornado
  • akkurat simuliertes Teufel-Fahrverhalten
  • unverbrauchte eigenwillige Steuerung
  • Spielprinzip passt prima zum Helden
  • bekloppte Blasmusik
  • gestörtes Geschrei und gutturale Grunzlaute
  • Tornado-Taz klingt wie kaputter Staubsauger
  • großzügige Rücksetzpunkte vermindern Frust
  • motivierende Bosskämpfe</P>

Kontra

  • <P>
  • Tazmanien besteht aus hässlichen Monsterpixeln
  • triste Hintergrundtapeten
  • öde gestaltete Standardgegner
  • durchweg kratzige Soundqualität
  • Mehrspielermodi gibt es nicht
  • ebensowenig Leaderboards oder andere Netz-Funktionen
  • Taz lernt keine Fähigkeiten dazu
  • wenig Abwechslung
  • nervöse Kamera
  • Kampagne kaum länger als vier Stunden</P>

Wertung

NDS

Trackballsteuerung und widerspenstiges Rollverhalten machen Galactic Taz Ball zu einem erfrischend anderen Kugelspiel, allerdings mit Schwächen in puncto Technik, Umfang und Abwechslung.