Metal Slug XX - Test, Shooter, 360, PlayStation4, PS_Vita, PSP, PC

Metal Slug XX
05.07.2010, Paul Kautz

Test: Metal Slug XX

Zählen wir doch mal schnell auf, was seit zwölf Jahren in ein Metal Slug gehört: Liebevolle Pixelgrafik? Check. Abgefahrene Wummen? Check. Dicke »Slugs«, in denen man einigermaßen sicher durch die Gegnerhorden fräsen kann? Check. Hunderte Klongegner? Check.  Bildschirm füllende Obermotze? Check. Schau einer an, wir haben es hier wohl mit einem klassischen Metal Slug zu tun! Und zwar einem, das Kennern der Serie sehr vertraut vorkommen dürfte.

In seiner Grundformel ist also auch der XXte Teil (nicht der 20te, wohlgemerkt!) kaum vom ersten zu unterscheiden - wer schon mal ein Metal Slug gespielt hat, der weiß ganz genau, was ihn hier erwartet und wie es sich anfühlen wird. Und wer Metal Slug 7 auf dem DS hinter sich hat, dürfte sich sogar sehr Zuhause fühlen, denn Metal Slug XX (ab 33,90€ bei kaufen) ist nichts weiter als die PSP-Umsetzung dieses Spiels. Allerdings gibt es doch ein paar Neuerungen, und nicht alle davon sind gut. Beginnen wir mit den positiven: Vorbei sind die Zeiten, in denen man immer wieder von

Metal Slug XX ist die Umsetzung von Metal Slug 7 - und utnerscheidet sich hauptsächlich durch den vorhandenen Mehrspielermodus vom DS-Original.
vorn anfangen musste - ein automatisches Speichersystem sichert neuerdings den Spielstand zwischen den Levels, so dass man mittendrin aufhören und später in derselben Stufe fortfahren darf. Drei Schwierigkeitsgrade bieten dabei Profis die gewohnte Herausforderung, lassen aber auch Neulingen eine Chance - die einfachste Stufe serviert nicht nur unendlich viele Continues, sondern auch vom Start weg für jede Spielfigur ein unbegrenzt munitioniertes MG. Es gibt eine neue Waffe (einen zielsuchenden Elektroschocker) sowie drei neue Slugs - von denen der »Slug Gigant« seinem Namen entsprechend ein monströs großer Mech ist, der zwar nur langsam vorwärts kommt, aber mördermäßig austeilt. Außerdem ist er für einen coolen Bosskampf gut, der an das gute alte »Rocket Knight Adventures« vom Mega Drive erinnert.

Zurück zur Schule!

Der auffälligste Halbneuzugang (da schon in Metal Slug X vertreten) schlummert im Hauptmenü unter dem etwas in die Irre führenden Namen »Kampfschule«. Denn hier lernt man keineswegs die Bedienung der Slugs oder den korrekten Granatenwurf. Stattdessen erwarten einen mehr als 60 Herausforderungen, die es teilweise richtig fies in sich haben! Zwar spielen sie alle in den sieben bekannten Missionen der Hauptkampagne, geben aber spezifische Ziele vor: So muss man z.B. mit begrenzten Leben und vorgeschriebener Bewaffnung ans Ziel kommen oder eine bestimmte Anzahl der bärtigen Kriegsgefangenen befreien - klingt weitaus einfacher als es ist! Ein klarer Fall für Profis und das Hauptargument, das den Wiederspielwert des an sich sehr kurzen Metal Slug XX (fürs Durchspielen sollte man kaum viel länger als eine Dreiviertelstunde benötigen) nach oben treibt. Immerhin haben die Entwickler aus der Einsamkeit der DS-Version gelernt und einen Ad-Hoc-Zweispielermodus integriert, für den jeder Teilnehmer eine UMD benötigt.

Nichtsdestotrotz vermisst der Kenner einiges: Einige der bekloppteren Ideen wie die Verwandlung in einen Fettsack (nach der Aufnahme von zu viel Bonus-Essen) oder einen Zombie (nach der Berührung durch einen anderen Zombie) fehlen, ebenso die Level-Verzweigungen oder Sonder-Abschnitte wie die Vertikalscroller-Welten. Die sechs Figuren (eigentlich sind es sieben - eine Bonuskämpferin muss allerdings aus dem PSN gekauft und geladen werden), vier davon Serienkennern seit langem vertraut,

Der Slug Gigant ist einer der drei neuen Slugs - er hat zwar nur einen kurzen, dafür aber umso heftigeren Auftritt.
die beiden anderen seit einigen Teilen aus »The King of Fighters« bzw. »Ikari Warriors« entliehen, haben zwar auf dem Papier leicht unterschiedliche Eigenschaften. Im Balleralltag spielt es aber überhaupt keine Rolle, dass z.B. bestimmte Figuren mit bestimmten Waffen mehr Schaden machen - der rechte Daumen ruht ohnehin schwer auf dem Dauerfeuer-Button. Und dieses bohrt sich durch hauptsächlich bekannte Widersacher - der auffälligste Neuzugang in General Mordens Armee ist der Standard-Soldat, dieses Mal allerdings in blauer Alien-Kluft. Am Ende jedes Levels wartet natürlich ein dicker, fetter Bossgegner, der die obligatorische Wagenladung heißes Blei absorbiert, bevor er in mächtigen Explosionen vergeht.

Gutes altes Metal Slug

Technisch folgt auch der neueste Slug der bewährten Serientradition: Liebevolle, handgezeichnete und erstaunlich flüssige Animationen in detailreichen Levels - allerdings mindestens eine Stufe unter der gewohnten Klasse. Denn die aufwändigen Hintergründe sind dieses Mal gerendert und nicht handgepixelt. Das verleiht ihnen zwar mehr Detail, nimmt ihnen aber auch den Retro-Charme. Außerdem wurde die Grafikauflösung nicht an den PSP-Bildschirm angepasst, was drei Optionen lässt: Entweder spielt man Metal Slug XX in der Originalfassung (klein), vertikal bildschirmfüllend im 4:3 (mit Wallpaper) oder auf 16:9 aufgepustet - was furchtbar aussieht. Immerhin läuft das Spiel jetzt jederzeit flüssig; das war auf dem DS leider keine Selbstverständlichkeit. Die Ladezeiten, die schon die Metal Slug Anthology auf der PSP zur Geduldsprobe machten, haben leider ebenfalls wieder ihren Weg auf die UMD gefunden: In jedem Level gibt es den Ladebildschirm mehrmals zu sehen, bei jedem Szenenwechsel wird ausführlich nachgeschaufelt.    

Fazit

Metal Slug ist Metal Slug bleibt Metal Slug: Erstaunlich, wie die Entwickler es schaffen, mal wieder die altbewährte Formel fast ohne Veränderungen zu präsentieren, ohne den Spieler in den Langeweile-Schlummer zu schicken. Hat man schon mal ein Metal Slug gespielt, irgendeines, dann ist man hier sofort drin - die paar neuen Waffen und Slugs ändern überhaupt nichts am ebenso bekannten wie unterhaltsamen Design, das nach wie vor perfekt für die durchgeballerte Viertelstunde geeignet ist. So sehr auf der einen Seite aber die Konserve bemüht wurde, so sehr vermisst man auf der anderen lieb gewonnene Traditionen: Wo sind die verzweigten Levels? Wo sind bescheuerte Ideen wie die Verwandlungen? Und vor allem: Wieso gibt es mehr als ein Jahr nach Veröffentlichung auf dem DS keinerlei Neuerungen auf PSP, von dem anderen Namen sowie dem Ad-Hoc-Mehrspielermodus mal abgesehen? Zwar ruckelt das Spiel auf dieser Plattform nicht so sehr wie auf dem DS, eine mittelschwere Enttäuschung ist es dennoch.

Pro

  • witziger Koop-Modus
  • großartige 2D-Grafik
  • pausenlose Retro-Balleraction
  • fette Bosskämpfe

Kontra

  • schlecht angepasste Grafik
  • extrem kurz
  • lange Ladezeiten
  • heftiges Vorgänger-Recycling

Wertung

PSP

Spaßige, aber ideenlose Umsetzung von Metal Slug 7 - jetzt immerhin mit Mehrspielermodus.