DragonBall: Origins 2 - Test, Action-Adventure, NDS

DragonBall: Origins 2
22.07.2010, Jens Bischoff

Test: DragonBall: Origins 2

Mit DragonBall Origins gelang Namco Bandai 2008 ein Überraschungserfolg auf dem zuvor eher mit mäßigen DragonBall-Versoftungen abgespeisten DS. Knapp zwei Jahre später steht nun die Fortsetzung ins Haus. Kann diese erfolgreich an die charmanten Tugenden des Vorgängers anknüpfen?

Wie im ersten Teil ist Son-Goku mal wieder auf der Suche nach dem DragonBall seines verstorbenen Großvaters. Dieses Mal ist er aber nicht zusammen mit Bulma, sondern allein unterwegs.



Zwölf Fäuste für ein Halleluja

Video: Der Trailer gibt einen Überblick über Figuren, Schauplätze und Spielmechanik.Doch keine Sorge, sein Sidekick aus Teil eins gesellt sich schon bald wieder zu ihm. Allerdings nicht als fragwürdige KI-Partnerin, für die man ständig den Babysitter spielen muss, sondern als aktiv spielbarer Charakter mit individuellen Fertigkeiten. Doch nicht nur Bulma, auch Glatzkopf Kuririn, Wrestling-Fan Arale, Frankenstein-Verschnitt Achter und Ex-Ganove Yamchu sind als spielbare Figuren mit von der Partie und sorgen für zusätzliche Abwechslung.

Gegner des Heldensextetts ist dieses Mal die Red Ribbon-Armee, die alle sieben DragonBalls an sich reißen und die Welt beherrschen will. Das können Goku und seine Freunde natürlich nicht zulassen und so entbrennt erneut ein Wettstreit um die auf der ganzen Welt verstreuten DragonBalls, die seinem Besitzer einen Wunsch gewähren. Der Story-Modus umspannt knapp 60 Episoden, von denen die Hälfte die Geschichte vorantreiben, während die andere Hälfte optionale Parallel-Events behandelt. Insgesamt kann man für alle Episoden ungefähr dreißig Stunden Spielzeit einrechnen, von denen jedoch einige Stunden aus Dialog- und Filmsequenzen bestehen.

Die Story-Sequenzen sind insgesamt deutlich umfangreicher als im Vorgänger, die Geschichte selbst wirkt aber um einiges blasser und witzloser, auch wenn der Humor nach wie vor nicht zu kurz kommt: Man schmunzelt über Attentäter mit tödlichen Zungenangriffen, außerirdische Müllkönige, Schrumpfungsunfälle oder die Irrwege versteckter Pornosammlungen, aber eben nicht ganz so oft und herzhaft wie im Vorgänger. Vieles wirkt einfach ausgelutscht oder vorhersehbar, auch wenn es nach wie vor amüsant inszeniert wird.

Auch spielerisch ruht man sich in erster Linie auf den Lorbeeren des Erstlings aus, hat aber auch einige Kritikpunkte ausgemerzt. So herrscht neuerdings keine Stylus-Pflicht mehr, um Goku und Co durch die mit Gegnern, Hindernissen und Fallen gespickten Spielabschnitte zu dirigieren. Wer will, kann sich auch mit Tastensteuerung oder einer beliebigen Mischung aus beiden Varianten ins Abenteuer stürzen. Das ist durchaus löblich, da jede Methode ihre Vor- und Nachteile hat.

Vertrauter Alltag

Insgesamt machen aber beide Steuerungsarten eine gute Figur, auch wenn die vollautomatische Sprungsteuerung nach wie vor mancherorts ihre Tücken hat. Auch die Bildrate geht immer mal wieder spürbar in die Knie, was mit entsprechenden Eingabeverzögerungen behaftet ist. 

Spielerisch hat sich im Vergleich zum Vorgänger wenig geändert, außer dass man jetzt in die Rollen fünf weiterer DragonBall-Charaktere schlüpfen kann.
Unterm Strich sind Slowdowns zwar eher selten, dann aber meist gravierend.

Das Gegner- und Leveldesign präsentiert sich vertraut, aber angenehm abwechslungsreich und statt schwammiger Pflaster haben eure Gegner nun klare Energieleisten. Anfangs beherrscht Goku lediglich eine Reihe von grundlegenden Angriffs- und Abwehraktionen sowie automatische Sprungmanöver, kann Objekte schieben und zerstören sowie Energie für seinen Kamehame-Spezialangriff sammeln. Später lernt er aber auch fulminante Flächenangriffe und Kontermöglichkeiten, zertrümmert brüchige Böden, überwindet mit seinem Stab klaffende Abgründe und Höhenunterschiede, aktiviert mit Ki-Explosionen entfernte Schalter, rutscht elegant durch enge Röhren oder katapultiert sich gezielt von Gegner zu Gegner.

Auch seine fünf Begleiter haben individuelle Fertigkeiten, die es in bestimmten Situationen zu nutzen gilt: Kuririn kann z. B. seine Glatze so stark polieren, dass sie sogar im Dunkeln leuchtet, Bulma kann neben diversen Schusswaffen auch ferngesteuerte Dronen abfeuern, um fiese Selbstschussanlagen auszuschalten oder sonst unerreichbare Apparaturen in Gang zu setzen, während Kraftprotz Achter selbst massive Felsen oder Absperrungen einfach in die Luft schleudert. In welche Rolle man schlüpft, wird allerdings vom Spiel bzw. der gewählten Episode vorgeschrieben - freie Rollenwechsel sind nicht möglich. Dafür ist man jedoch gelegentlich in Arealen unterwegs, die man zuvor bereits mit einer anderen Figur durchquert hat, wodurch sich nachträglich neue Wege eröffnen. Auch sonst kann man später an bereits besuchte Orte zurückkehren und mit neu erlernten Fertigkeiten vormals unzugängliche Stellen erreichen, in denen oft seltene Schätze warten.    

Mehr Abwechslung

Man findet Kristallscherben und Trainingspunkte, mit denen man Gokus Angriffsstärke, Lebens- oder Spezialenergie verbessern kann, Schriftrollen, die gelernte Fertigkeiten aufwerten, Geld, mit dem man im Laden Medizin und vorübergehende Power-Ups erstehen kann oder seltene Exemplare für seine Figurensammlung, die sich ebenfalls im Laden erwerben oder via Drahtlos-Link mit Freunden tauschen lassen. Auch für den Abschluss einer Episode mit entsprechend hohem Rang erhält man mitunter Sammelfiguren, die in bestimmter Kombination individuelle Sets bilden, die sich als Dioramen betrachten lassen.

Neuerdings werden einige Bossfights in klassischer Beat'em-Up-Manier bestritten, was zusätzliche Abwechslung bringt.
Spielerische Vorteile bringt einem der Sammelwahn zwar nicht, aber wer drauf steht, bekommt jede Menge Anreize sich auch über das Spielende hinaus noch mit dem Titel zu beschäftigen, alle versteckten Schätze zu finden, bessere Ränge zu erzielen und nebenbei seine Charaktere bis ans Limit aufzumotzen, was in späteren Bonusepisoden durchaus hilfreich ist.

Neben dem Story-Modus wartet Origins 2 auch mit einem Survival-Modus auf, bei dem es verschiedene Bossfight-Serien zu überleben gilt, die es auf hohen Stufen ganz schön in sich haben, wenn man seine Recken nicht stark genug trainiert hat. Wer will, darf sich dieser Herausforderung auch zu zweit stellen - ein netter, wenn auch nicht allzu langlebiger Bonus. Im Story-Modus sind kooperative Einsätze hingegen leider tabu. Nett gemeint, aber spielerisch eher belanglos sind auch die neuen Quicktime-Events während mancher Story-Sequenzen. Diese sorgen zwar für etwas Interaktion beim Filme gucken, entbehren aber jeglichem Anspruch: Ein Stylus-Symbol weist rechtzeitig auf eine bevorstehende Interaktion hin, dann leuchtet auf dem Touchscreen mehrere Sekunden ein Kreis, den man antippen muss, und weiter geht's mit der Sequenz - ein Reaktionstest, den selbst strunzbesoffene Grobmotoriker im Schlaf meistern...

Neue Spielelemente

Interessanter sind da schon die gelegentlich als klassische 2D-Beat'em-Ups ausgefochtenen Bossfights oder die Säulenklettereien am Quittenturm, die nicht nur weit fordernder sind, sondern auch für willkommene Abwechslung im sonst weitestgehend vertrauten Action-Adventure-Alltag sorgen. Die aktiven Flugabschnitte des Vorgängers sind hingegen nicht mehr mit von der Partie. Was leider auch komplett gekappt wurde, ist die Möglichkeit, die Kamera für eine bessere Übersicht manuell zu justieren. Das war zwar auch beim Vorgänger nur sehr eingeschränkt möglich, brachte teilweise aber entscheidende Vorteile, um feindliche Schützen besser anvisieren zu können und sich Sprünge ins Ungewisse zu sparen. So wird man leider immer wieder von Gegnern getroffen, die man gar nicht sieht, oder muss zu Sprüngen ansetzen, deren Erfolg fraglich ist.

Immerhin hält sich der Energieverlust nach verpatzten Sprüngen einmal mehr in Grenzen und es gibt nach wie vor eine hilfreiche Kartenfunktion, die einem beim Bewältigen der an sich gut designten Schauplätze unter die Arme greift sowie ein Radar, das einem teils bei der Zielsuche hilft - auch wenn diese Funktion leider erneut viel zu selten und kreativ genutzt wird.

Es gibt zahlreiche Sammelobjekte wie Figuren und Hintergründe, die sich zu dreidimensionalen Dioramen zusammensetzen lassen.
Schön gemacht sind hingegen wieder die Spiel begleitenden Tutorien, die einem jede neu erlernte Fertigkeit für jede Steuerungsart in Wort und Bild erklären und anschließend in der Praxis ausprobieren und jederzeit im Spielmenü zurück ins Gedächtnis rufen lassen. Auch die Speicherpunkte sind meist fair verteilt, obgleich der unveränderbare Schwierigkeitsgrad nicht sehr ausgewogen wirkt. So gibt es schon kurz nach Beginn ein paar echte Fruststellen, während die allgemeine Herausforderung mit der Zeit eher abnimmt als ansteigt.

Licht und Schatten

Insgesamt ist der Schwierigkeitsgrad meiner Ansicht nach ein Stück höher als noch im ersten Teil, ohne einen jedoch vor schier unlösbare Aufgaben zu stellen. Trotzdem kam ich teils ganz schön ins Schwitzen und das bei einem Spiel, das sich in erster Linie an jüngere Spieler richtet. Vor allem die Inventarsperre bei manchen Kämpfen erfordert teils starke Nerven - von hakeligen Sprungstafetten über bewegliche Plattformen oder Gegneransammlungen mit einem tickenden Countdown im Nacken ganz zu schweigen. Grafisch bewegt sich Origins 2 etwa auf dem Niveau des zwei Jahre alten Vorgängers, kann sich aber nach wie vor sehen lassen. Auch die Soundkulisse weiß zu gefallen und bietet zudem deutlich mehr Sprachausgabe als in Teil eins - allerdings nur auf englisch. Die deutschen Untertitel sind leider nicht ganz fehlerfrei, aber insgesamt solide, der Spielumfang trotz einiger Streckungen und Wiederholungen angenehm üppig.   

Fazit

Origins 2 setzt auf die Tugenden des Vorgängers und merzt gleichzeitig einige Kritikpunkte konsequent aus: Statt mit fragwürdiger KI-Partnerin ist man nun allein unterwegs und das nicht nur in einer, sondern in insgesamt sechs verschiedenen Rollen. Gegnerische Verletzungen werden nicht länger mit schwammiger Pflasteroptik, sondern mit klassischen Energieleisten angezeigt. Wer keine Lust auf hakelige Stylus-Manöver hat, kann auch mit Tastensteuerung oder einer Mischung aus beidem in den Kampf ziehen. Der Umfang hat nochmals leicht zugelegt und den neuen, wenn auch unspektakulären Survival-Modus darf man sogar kooperativ angehen. So weit, so gut. Allerdings ist nicht alles besser geworden. Story und Humor haben in meinen Augen spürbar nachgelassen. Auch die Übersichtlichkeit hat durch den Wegfall jeglicher Kamerajustierung nochmals Federn gelassen. Sprungautomatik und Bildrate wirken ebenfalls noch immer nicht optimal, die neuen Quicktime-Events völlig redundant. Darüber hinaus ist der Schwierigkeitsgrad wesentlich unausgewogener. Das facettenreiche Kampfsystem und der abwechslungsreiche Spielverlauf machen aber nach wie vor Laune, während die gelungenen Sammel- und Upgrade-Reize ungemein motivieren. Unterm Strich ist also auch Origins 2 ein gutes Action-Adventure, an dem nicht nur DragonBall-Fans ihre Freude haben werden. Die Faszination darüber ist aber nicht mehr so groß wie noch vor zwei Jahren, da zu viel recycelt wurde und nicht alle Neuerungen auch Verbesserungen darstellen.

Pro

  • üppiger Umfang
  • humorvolle Präsentation
  • motivierende Sammelreize
  • facettenreiches Kampfsystem
  • abwechslungsreicher Spielverlauf
  • sechs spiel- & aufrüstbare Charaktere

Kontra

  • vergleichsweise maue Story
  • mitunter hakelige Sprungautomatik
  • durchwachsener Schwierigkeitsgrad

Wertung

NDS

Motivierendes und abwechslungsreiches Action-Adventure, das trotz Verbesserungen nicht ganz an Witz und Faszination des Vorgängers heran reicht.