Zombie Driver - Test, Arcade-Action, 360, PlayStation3, XboxOne, PC

Zombie Driver
12.08.2010, Mathias Oertel

Test: Zombie Driver

Ende letzten Jahres wurde auf Steam ein kleiner Titel namens Zombie Driver (ab 14,99€ bei kaufen) veröffentlicht, der lange unter dem Radar der deutschen Publisher blieb. Da man aber bei rondomedia vermutet, dass Untote immer ein probates Zugpferd sind, gibt es die leicht an den Klassiker Carmageddon erinnernde Mischung aus Rennspiel und Action hierzulande nun auch auf Disc.

In einer Großstadt eines fiktiven Amerikas wird durch einen Unfall in einer Fabrik für Biowaffen der Ausnahmezustand ausgerufen. Die Bevölkerung verwandelt sich in Zombies, es gibt nur wenige Überlebende. Die muss man in diesem Spiel retten - als namenloser Fahrer, der nur eine Waffe hat: Das Fahrzeug, in dem er sitzt und das man aus der einzigen, etwa 20 Meter über dem Boden befindlichen Kameraperspektive durch eine schicke, aber durchschnittliche 3D-Welt steuert.

Rezept für einen Spaß-Cocktail?

Viel Feind, wenig Abwechslung: Mit seinem Vehikel sieht man sich haufenweise Feinden gegenüber - bis zum Ende.
Genauer gesagt derer sieben, die man im Laufe der insgesamt 17 Missionen freischalten kann. Diese unterscheiden sich in Punkten wie Fassungsvermögen, Geschwindigkeit, Panzerung und Rammen, lassen sich jedoch gegen bare Münze zumindest in den letzten drei Bereichen aufwerten.

Munition für die montierten Blei-, Napalm- oder Raketenspucker liegt ebenso in den relativ großräumigen Abschnitten verteilt wie sporadische Reparatursets, die beim Überfahren die Lebensleiste der Karosse wieder auffüllen. Geld, um sich die Upgrades zulegen zu können, bekommt man durch Abschluss der Missionen, die Zerstörung der Umgebung wie geparkte Autos (am besten mit Zombies in der Nähe, damit diese durch Kollateralschaden das Zeitliche segnen) oder Zäune und durch das Plattwalzen der Untoten-Wellen, die auf einen zu rauschen.

Zusätzlich können die Karren, deren Repertoire vom klassischen Taxi über Ambulanz-Wagen oder einen alten Bus mit satten 48 Plätzen bis hin zu einem an Mad Max erinnernden Vehikel reicht, noch mit Waffen ausgestattet werden.

Das klingt doch schon einmal nicht so schlecht - wenn man Fan von Zombiespielen oder Titeln ist, in denen unverhältnismäßig viele Zinnoberpixel ausgeschüttet werden. Die Mischung aus Micro Machines und Carmageddon geht auch tatsächlich auf. Zumindest im ersten Drittel: Man freut sich noch über neue Waffen, die neuen Fahrzeuge und auch darüber, dass man bei entsprechend hohem Tempo durch den Kontakt mit den Gegnerwellen nicht nur roten Asphalt zurücklässt, sondern die in die Dutzende gehenden Feinde mit einem netten "Flatsch" in ihre Einzelteile zerlegt, die noch kurz in der Umgebung umherkullern, bevor sie sich in Wohlgefallen auflösen.

Von A nach B nach C

Erst wenn die weiße Zielmarkierung zombiefrei ist, kommen die Überlebenden heraus, um gerettet zu werden.
Und spielt man Zombie Driver nur in wohl dosierten Minisitzungen von einem oder maximal zwei Abschnitten, bleibt eine gewisse Grundfaszination auch gewahrt. Sobald man jedoch länger am Stück spielt, werden die Limitierungen der Mechanik deutlich. Denn alle Waffen, alle Vehikel und alle Zombievertreter können nicht darüber hinweg täuschen, dass Missionsdesign und Anforderungsgrad sich von Aufgabe 1 bis Aufgabe 17 nicht großartig unterscheiden: Man fährt von A nach B, macht auf dem Weg alles platt (oder weicht den Gegnern aus), räumt dann das Evakuierungsgebiet frei, damit die Überlebenden sich aus dem Haus wagen, fährt dann entweder zurück zu A, um sie abzuliefern oder weiter zu C und danach zu D, räumt dort wieder das Gebiet frei usw.

Zwar versucht man hin und wieder durch Zeitlimits Abwechslung in den tristen Zombie-Überfahr-Alltag zu bringen, doch die vermeintliche Motivationsspritze entfaltet nicht ihre erhoffte Wirkung.  Denn spätestens bei bestimmten Fahrzeug-/Aufrüstungs-/Ausrüstungskombos muss man sich schon sehr ungeschickt anstellen, um von den Feinden überwältigt zu werden.

Alternativ zur "Story" kann man sich auch am Gemetzel versuchen, einer Arena-Auseinandersetzung, in der man sich immer stärker werdenden Gegnerwellen gegenübersieht, die man mit Hilfe der ausgeschütteten Belohnungen in Form von Waffenupgrades, Munition etc. wieder in die Hölle schickt. Nett, aber letztlich ebenso belanglos wie die Kampagne. Immerhin lässt sich festhalten, dass die Kontrolle über das Fahrzeug und die Waffensysteme sowohl in der Tastatur-/Mauskombo als auch per Pad überzeugend von der Hand geht und man auch die eingesetzte Physik beim Fahren, besonders beim Driften

Zum Waffenarsenal gehört auch ein Flammenwerfer...
spüren kann: Jedes Fahrzeug reagiert anders und hört sich auch anders an. Dass dieses Feature sowie der gitarrenlastige, aber dennoch unspektakuläre Soundtrack schon die Höhepunkte einer ansonsten sparsamen Akustik sind, macht zusätzlich deutlich, dass Zombie Driver letztlich nicht mehr als ein handwerklich sauberes "Alternativ"-Projekt ist.

Arena-Kämpfe und Preispolitik

Wie die Reaktion auf die deutsche Preispolitik von Publisher rondomedia aussieht, lässt sich nur erahnen. Denn während hierzulande ein offizielles Preisschild von 14,99 Euro auf der Packung prangt, schlägt das identische Spiel auf Steam nur mit 8,99 Euro zu Buche - und ich glaube mich zu erinnern, dass es sogar mal Anfang des Jahres eine Steamaktion gab, in der es noch billiger war. Denn abgesehen von der Hülle und eines festen Datenträgers (der nach Installation übrigens nicht mehr benötigt wird), bekommt man keinen Mehrwert. Das Infoblatt mit den Installations- und Startanweisungen ist die im Vergleich zur digitalen Distribution anfallenden zusätzlichen Kosten jedoch nicht wert. Immerhin bekommt man auch im Laden die ungeschnitte Version, die sich mit ihren Minimalanforderungen von 1,6 GHz-Prozessor und 128 MB-Grafikkarte sehr sparsam gibt. 

Fazit

Die nicht mit Pixelblut geizende Mischung aus Carmaggeddon und Micro Machines macht auf den ersten Blick nicht viel falsch: Das Konzept ist unterhaltsam und die technische Umsetzung ist abseits der hölzernen Animationen der Überlebenden handwerklich zwar nicht spektakulär, aber sauber und in sich stimmig - selbst wenn es nur eine Kameraperspektive gibt. Dennoch will nach kurzer Zeit der Funke nicht mehr überspringen: Die Missionen z.B. verlaufen zu eintönig. Die neuen Vehikel sowie die Aufrüstmöglichkeiten sorgen nur kurzzeitig für Abwechslung, bevor der langweilige Alltag einkehrt. Und der befriedigt mit seinen in alle Teile zerlegbaren Untoten und rotgefärbtem Asphalt vielleicht Gore-Fans. Doch viel mehr bietet Zombie Driver nicht. Man wartet also weiterhin auf eine moderne Variante des Klassikers Carmageddon und fragt sich, wieso rondomedia für die Box-Version im Vergleich zur digitalen Steam-Variante einen Preisaufschlag von gut 50 Prozent verlangt.

Pro

  • sieben aufrüstbare Fahrzeuge
  • leicht zugängliches Spielprinzip
  • gute Steuerung

Kontra

  • gleichförmiges Missionsdesign
  • Mechanik ohne Überraschungen
  • spartanische Soundkulisse
  • nur eine Kameraperspektive

Wertung

PC

Kurzzeitig kann die PS-Jagd auf Untote unterhalten, doch so schnell der Spaß kommt, so schnell geht er dank mangelnder Abwechslung auch wieder.