Elemental: War of Magic - Test, Taktik & Strategie, PC

Elemental: War of Magic
05.11.2010, Bodo Naser

Test: Elemental: War of Magic

Muss ein Spiel in erster Linie gut spielbar sein oder reicht es, dass es gut gemeint ist? Ambitioniert ist Elemental: War of Magic ohne Frage. In dem von Stardock (Galactic Civilizations 2) entwickelten Spiel kann man den Aufstieg seines eigenen Fantasy-Reichs von der Pike auf leiten. So weit, so viel versprechend. Allerdings hapert es leider an der Ausführung.

Nichtsahnend entscheide ich mich bei Strategiespielen meist zuerst für die Kampagne,

Heroe ohne Biss. Der eigene Held kann zwar aufsteigen, lernt Magie und bekommt neue Ausrüstung, bleibt aber seltsam blass. 
ohne dass ich dafür einen triftigen Grund anführen könnte. Vielleicht, weil sie theoretisch das spannendste Spielerlebnis bieten soll, das mit einem erzählerischen Rahmen weit übers normale Aufbauen hinaus geht. Dass dies nicht immer so sein muss, weiß ich freilich auch. Wie viele langweilige Feldzüge habe ich schon ausgesessen, nur um endlich weiter zu kommen, um bessere Waffen und neue Truppen zu erhalten? Hätte ich das also nicht schon geahnt, wüsste ich es spätestens seit Elemental. Denn obwohl es eine Kampagne mit Story bietet, ist sie alles andere als das Schmuckstück dieses Spiels.

Krönung der Schöpfung

Wählt man sie dennoch, beginnt man bescheiden, von allen verlassen und weit entfernt von zu Hause mit einem recht farblosen Helden. Als das Abenteuer beginnt, endet sein Leben beinahe in einem gestrandeten Schiff. Der Anführer wurde verraten und ist an einer fremden Küste gelandet. Für den Anfang gar nicht schlecht, weil die Neugier geweckt wird, jedoch geht die Geschichte weit weniger spannend weiter: Seine Aufgabe ist es, in sein Heimatland zurück zu kommen, was weniger persönlich abläuft als vielmehr staatstragend. Es ist nämlich nicht so einfach, denn auf dem Weg zum Heimatziel sind nicht alle Wesen freundlich gesonnen. So trifft er auf fremde Völker, deren Vertrauen er sich erarbeiten muss.

Alles beginnt in der Kampagne als auch im freien Spiel mit der ersten Siedlung.

Städtchen am Ende der Welt. Die erste Siedlung ist winzig, wächst aber bei guter Führung recht schnell und gewinnt an Einfluss.   
Sie ist wenig mehr als ein Bretterverhau am Ende der Welt, der von ein paar Unentwegten bewohnt wird. Allerdings wächst der Ort recht schnell, was den Einflussbereich vergrößert. Hier wird man gleich an Civilization erinnert, denn die Stadt wird nur größer, wenn die Leute was zu beißen haben. Neben Nahrung gibt es auch noch andere Ressourcen wie Baustoffe, Erz und Gold, die man erst durch die entsprechenden Bauten fördern kann. In der Kampagne lernt man das alles von den Leuten, auf die man in der eher kahlen Landschaft trifft und die man in die Party aufnehmen kann. Das ersetzt das Erforschen, das nur außerhalb der engen Kampagne funktioniert.

Ein Hauch von Civilization

So weit, so bekannt, allerdings ist die Kampagne nicht gerade anspruchsvoll. Die Feinde, die direkt neben dem Dorf im Erdloch hausen, sind schnell besiegt, so dass man nicht mal in den Kampfmodus mit seinen etwas groß geratenen Hexfeldern umschalten müsste. Manchmal beißt einer der Krieger ins Gras, aber das ist auch nicht so schlimm, da sich rasch Ersatz findet. Zudem vermisst man die eigenen Leute nicht, da die Helden nur wenig Format haben. Der Eindruck einer gewissen Austauschbarkeit bestätigt sich auch noch anhand der englischen Texte, die in die Kampagne ebenso öde wie schwer verständlich sind. Man klickt sie eher weg als sie zu lesen.

Dennoch könnte es eigentlich so weiter gehen,

Der Nebel der Kriegs macht durchaus Sinn, aber die Welt sollte nicht nur aus ihm bestehen.
bis man alles gesehen hat, aber dann wird das in Kapitel eingeteilte Fantasy-Abenteuer jäh beendet. Irgendwann stürzt die Kampagne unvermutet ab, nachdem die Performance mit steigender Spieldauer immer schlechter wurde. Da gibt's dann nur noch Einzelbilder, weil das Spiel hängt. An der Darstellung kann es jedenfalls nicht liegen, da die eher bieder geraten ist. Weder Helden noch Gebäude oder Landschaft sorgen für echte Augenöffner, auch wenn der Nebel des Krieges für genug unentdecktes Land sorgt, das man erforschen kann.

Feldzug zum Abgewöhnen

Der regelmäßige Absturz lässt sich allein durch einen 200 MB schweren Patch beheben, den man mit der beiliegenden Software herunterladen kann. Dieses entfernt an Steam erinnernde Programm von Stardock ist eher eine unerwünschte Last als eine gut gemeinte Hilfe, da es nervige Gratiswerbung auf den Rechner zaubert. Aber man braucht es, denn bloßes Neuladen hilft da leider nicht, da Fehler von der umfangreichen Autosave-Funktion gleich mit abgespeichert werden. So wird schon mal eine Welt geladen, die nur aus Nebel zu bestehen scheint, der sich aber nicht lüftet. Nie war ein Update besser, denn es verwandelt Elemental in ein neues Spiel.

                  

Eigentlich ist die Kampagne auch nicht das Schmuckstück von Elemental,

In der freien Partie ist der Start zwar auch mickrig, aber man darf von Anfang an viel mehr.  
sondern der freie Modus mit seinen immer frischen Zufallswelten. Hier kann man sich unendlich viele Welten erschaffen lassen, die für Wiederspielbarkeit sorgen. Sie unterscheiden sich nicht nur durch Parameter wie Größe, Artefakte oder Einwohner, sondern man kann noch sein eigenes Volk kreieren. Sollte es kampfstark sein oder doch lieber gewieft im Handeln? Dann noch Feinde gewählt und los geht's. Nicht nur das erinnert gleich an Galactic Civilization, man kann auch gleich neue Städte gründen, was an die neuen Kolonien dort erinnert.

Freier und besser

Auch hier startet man recht bescheiden, aber alles ist viel interessanter. Von Anfang an kämpft man auch gegen anspruchsvolle Monster, erforscht neues Wissen und verhandelt mit anderen Nationen. Die Kämpfe gegen Banditen, Bären oder Finsterlinge sind sogar zu verlieren, da der aus mehreren gewählte Held für manche Quest noch schwach ist, denn er steigt erst im Lauge der Zeit auf. Und da man seine Lieben selbst ausgesucht hat, will man sie natürlich auch nicht verlieren. Allerdings knabbert die größer werdende Welt doch an er Rechnerleistung, weshalb ältere Computer, die aber noch die Mindestanforderungen erfüllen, schnell an ihre Grenzen stoßen. Es kommt zum Ruckeln sowie zu Aussetzern, die einen nicht mehr weiterspielen lassen.

Wichtigste Änderung gegenüber der Kampagne

Bildung für die Spitzohren. Im freien Spiel darf man endlich Neues erforschen, das in fünf große Bereiche eingeteilt ist.
 ist die Erforschung neuen Wissens, die quasi von Beginn an möglich ist. Da gibt es zweierlei Erfindungen, von denen die ersten die Hauptbereiche Zivilisation, Abenteuer, Magie, Diplomatie und Militär betrifft. Trifft man einen Lehrer, kann man gleich loslegen. Denn hier sind es nicht die Gebäude, die die Forschung ermöglichen, sondern die Begleiter. Schulen oder Kloster sorgen hingegen für die entsprechenden Punkte, die dann zum wissenschaftlichen Durchbruch führen. Einzelne Projekte wie den Hafen kann man aber nicht erfinden, da nur grob der Bereich gewählt wird.

Fantastisches Wissen

Der zweite Punkt, bei dem man was erforschen kann, ist die Zauberei. Wie oben angesprochen wird dort nur grob die Richtung der Magie festgelegt, aber hier bestimmt man wie im Rollenspiel, was der eigene Held für arkane Fähigkeiten besitzen soll. Jeder Held hat ein Zauberbuch, aus dem sich konkret einzelne Sprüche auswählen lassen, die recht verschieden wirken: Es gibt welche, die das bebaubare Land planieren, es gibt Feuerbälle für den Kampf oder Panzerung gegen feindliche Magie für die Helden. Zudem werden die Sprüche immer wirkungsvoller, da es mehrere Stufen gibt. Auch hier braucht man für die Forschung einen Magier in der Gruppe.

Immer wieder kommt es zum Kampf, wenn man auf der Weltkarte auf Unholde trifft.

Trotz gewohnter Rundenkämpfe kommt man sich auf den Schlachtfeldern irgendwie verloren vor.  
Das ist immer dann der Fall, wenn man eine kampfbetonten Quest löst, ein Monster beseitigt oder im Krieg mit den Nachbarn ist. Allerdings sieht man nur das, was im Bereich der Helden, Späher oder der Orte liegt. Entscheidet man sich dafür, den Kampf selbst zu führen, schaltet das Spiel auf die kleine Karte, die in Hexfeldern eingeteilt ist. Auf dem leer wirkenden Areal trifft man auf die Hand voll Feinde, der man sich nähert. Hat man sie erreicht, kommt es zum üblichen Austausch von Kampfhandlungen und Zaubern - je nachdem, wie oft ein Kämpfer angreifen darf.

Hex-Schlachten

Die Kämpfe wirken seltsam blass, was sicher nicht nur an der eher durchschnittlichen Grafik liegt. Vergleicht man sie mit den opulenten Schlachten etwa von Disciples 3, kommen sie einem vor, als wären sie gerade mal mit dem Nötigsten ausgestattet. Es ist eine sehr entschlackte Variante des Rundenkampfes, die hier geboren wird. Man läuft auf den Feind zu, zaubert ein wenig und schlägt mit der zuvor gekauften Waffe zu. Seltsam, dass Stardock das als erfahrenes Team nicht ansehnlicher und anspruchsvoller hinbekommt. Der Schwerpunkt des Spiels liegt eher auf dem Erkunden und Verhandeln als auf packenden Gefechten. Auch hier kommt es ohne Patch zu Aussetzern, etwa wenn plötzlich die Kämpfer oder die Schrift fehlen.

       

Ebenfalls recht oberflächlich bleibt die Diplomatie:

Das Verhandeln mit KI hat so seine Tücken, auch weil sie in etwa so wenig flexibel agiert wie dieser Händler. 
Man kann zwar Verträge schließen, Krieg erklären und miteinander handeln, aber sonderlich ausgefeilt und vor allem nützlich ist das Ganze nicht. Man kann zwar einen Nichtangriffspakt schließen, kommt aber auch ohne ihn aus. Zudem sind die Verhandlungspartner wenig menschlich, da sie keine Eigenheiten besitzen. Es ist auch egal, mit welchem Volk man verhandelt, da sie alle gleich auftreten. Dabei war Stardock bei Galactic Civilzation 2 schon viel weiter, denn dort hatte die Diplomatie einen größeren Stellenwert.

Schwache Verhandlungen

Immerhin ist es konsequent, dass man erst Sachen erforschen muss, um sie einsetzen zu können. So kann man erst über die Gründung einer Dynastie verhandeln, wenn man mit der Forschung so weit ist. Eine Heirat ist die ultimative Möglichkeit, um die Beziehungen zu einem Gegner zu verbessern. Allerdings sind die Aktionen der KI nicht immer nachvollziehbar, weshalb die diplomatische Arbeit oft umsonst ist. Die Beziehungen verschlechtern sich und man wird plötzlich angegriffen, ohne zu wissen, was man falsch gemacht hat.

Leider ist auch dieser bessere Teil des Spiels von Bugs durchsetzt, die die Spielbarkeit nicht unerheblich beeinträchtigen. Es ist fast unmöglich, auf einen grünen Zweig zu kommen: So kann man immer nur ein paar Minuten spielen, weil der freie Teil dann einfach abraucht. Aufgrund der Komplexität von Elemental reicht das freilich nicht, um ein gescheites Reich aufzubauen. Auch hier ist der Patch unumgänglich, der zudem Neues wie bessere Menüs oder Übersichtlichkeit bringt.

Vermurkst durch Bugs

Auch der Mehrspieler funktioniert nur mir dem Patch, da man die neueste Version braucht, um sich auf dem Server anmelden zu können. Theoretisch ist dann ein Spiel gegen bis zu 16 menschliche Gegner möglich, was aber stark übertrieben ist. Denn in der Realität spielt man allenfalls zu zweit, da kaum Mitspieler online sind. Elemental leidet also wie alle Strategiespiele von kleinen Entwicklern darunter, dass sich trotz integrierter Online-Lobby keine Mitspieler finden. Immerhin gibt es die Möglichkeit, dort online gegen die KI zu spielen, was sich mit der freien Partie vergleichen lässt. Allerdings ist das kaum mit einer Multiplayer-Erfahrung gegen menschliche Kontrahenten zu vergleichen.

Mehrspieler mit Tücken

  

Fazit

Ich habe mehr von Elemental: War of Magic erwartet, denn von Stardock ist man einfach Besseres gewöhnt. Der erste Ausflug der unabhängigen Entwickler in Welt der Fantasy leidet an zahlreichen Bugs, Abstürzen und Performanceproblemen, die diese rundenbasierte Strategie auf längere Sicht unspielbar machen. Davon abgesehen bietet es zwar eine Reichsgründung in immer wieder neuen Zufallswelten, wo man sich behaupten muss. Man erkundet dann Land und Leute, während man Städte gründet, mit Fremden verhandelt und Neues erfindet. Aber selbst wenn man sich mal alle Bugs wegdenken würde, böte das Spiel allenfalls durchschnittlichen Spaß. Denn es ist weit weniger komplex, was die begrenzten Möglichkeiten der Forschung, den mangelnden Anspruch der Kämpfe oder das nicht nachvollziehbare Verhalten der Nachbarn anbetrifft. Letztlich ist auch die Heldenfigur der Kampagne austauschbar, da sie einem trotz interessanter Rollenspielelemente wie Aufstieg, Gefolge oder Ausrüstung fremd bleibt. Während man bei Galactic Civilzation 2 aus gleichem Hause nicht aufhören konnte, das All zu erforschen, wird dieser oberflächliche Mix aus Strategie und Abenteuer schnell fade.

Pro

  • Fantasy-Reich & Dynastie aufbauen
  • jede Welt spielt sich anders

Kontra

  • ohne Update unspielbar- langweilige Kampagne
  • austauschbarer Held 
  • unerklärliche Abstürze
  • begrenzte Forschung
  • unerklärliche KI-Reaktionen
  • Kämpfe sind viel zu oberflächlich- kaum diplomatische Möglichkeiten
  • schlechte Performance trotz...
  • biederer Grafik

Wertung

PC

Hinterlässt keinen guten Eindruck, auch weil es in der Urform von zahllosen Bugs geplagt wird.