Dancing Stage: Universe - Test, Musik & Party, 360

Dancing Stage: Universe
18.01.2008, Michael Krosta

Test: Dancing Stage: Universe

Im Bereich der Tanzmatten-Musikspiele mischt Konami mit der Dance Dance Revolution bzw. Dancing Stage-Serie seit jeher ganz vorne mit – und das auf allen gängigen Plattformen von PS2 bis Wii. Mit Dancing Stage Universe werden jetzt auch Xbox 360-Besitzer zum Tanzen und Kalorienverbrennen aufgefordert...

Ich hab schon in Samba de Amigo auf dem Dreamcast die Maracas geschwungen, mich in der Guitar Hero-Serie als Rockstar ausgetobt, hab zusammen mit Ulala in Space Channel 5 die Alien Invasion mit lässigen Tanzschritten abgewehrt und bin in EyeToy Groove auch selbst vor der Kamera rumgezappelt. Ja, Musikspiele sind mein Ding und ich fiebere jetzt schon ganz nervös dem Release von Rock Band entgegen. Eine Sache habe ich bisher allerdings immer ausgelassen: Tanzmattenspiele. Keine Ahnung, warum. Eine Neugier war immer da, aber es hat sich irgendwie nie ergeben. Aber was kann auch schon so schwer daran sein, Guitar Hero mit den Füßen zu spielen, indem man ein bisschen auf der Matte rumhüpft? Ich wollte es selbst herausfinden und habe deshalb ganz laut "Hier!" geschrien, als die Testversion von Dancing Stage Universe in der Redaktion eintrudelte. Jetzt, mit einem leichten Muskelkater in den Beinen, weiß ich: Ich hab die Sache total unterschätzt! Schon nach wenigen Tanz-Minuten kullerte der erste Schweißtropfen über meine Stirn - zehn Songs später war das T-Shirt klitschnass und mir wurde klar, dass ich mir meine Punkte für die Gamerscore bisher noch nie so hart verdienen musste. Dabei hab ich mich nur in der Basic-Stufe - und damit praktisch dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad - auf die Tanzmatte getraut.

Der Bildschirm wirkt mit zig Farbmustern und wilden Kamerafahrten manchmal etwas überladen.
Zum Spaß habe ich aber auch mal in höhere Stufen rein geschaut und konnte mir noch kurz an den Kopf fassen, bevor der Game Over-Bildschirm bei meinen grottigen Leistungen extrem schnell aufblitzte. Wer bitte soll diese wahnwitzigen Schrittfolgen meistern? Jackie Chan?

Unterschätzte Anstrengung

Dabei fängt alles so harmlos an: Im Basic Mode werdet ihr in vielen Tutorials langsam an das Spielprinzip heran geführt, das eigentlich noch das gleiche ist wie vor einigen Jahren und sich am einfachsten mit Guitar Hero vergleichen lässt. Im Gegensatz zu Activisions rockigem Musikspiel scrollen die Symbole allerdings von unten nach oben und ihr müsst im richtigen Moment und mit Taktgefühl die entsprechende Stelle auf der Tanzmatte berühren, wobei auch Kombinationen möglich sein und manche Noten länger gehalten werden müssen... Fühlt ihr euch nach den Einführungsschritten fit genug, geht es weiter zur Master Edition, wo sich die vielfältigen Spielmodi von Dancing Stage Universe offenbaren. Für ein kleines Tänzchen zwischendurch eignet sich der Game Mode, in dem ihr einfach zu einem der über 40 enthaltenen Songs im Schwierigkeitsgrad eurer Wahl loszappelt. Darunter befinden sich bekannte Titel wie Rock Steady von den All Saints, Girls von The Prodigy oder Hate To Say I Told You von The Hives inklusive den Originalvideos. Die meisten Tracks sind jedoch zum Teil recht wüste und unbekannte Techno- und Dance-Remixe, bei denen z.B. auch Musikthemen aus Castlevania verwurstet werden. Einige davon klingen ganz okay, doch bei den meisten Songs verspürte ich keine große Lust, mich zur gewöhnungsbedürftigen Musik zu bewegen. Es gibt gerade in Europa so viele klasse Dance-Titel - warum hat sich Konami nicht etwas mehr am musikalischen Angebot hiesiger Gefilde bedient? Zudem haben einige der bekannteren Hits mittlerweile auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel, so dass die Zusammenstellung nicht unbedingt up-to-date ist. Hinzu kommt, dass die Musikvideos bei den unbekannten Songs durch psychedelische Farbspiele und tanzende Anime-Mädels ersetzt werden, die teilweise zu stark vom Geschehen ablenken, so dass man schon mal in dem ganzen Farbrausch den Überblick verliert. Und wer zu oft daneben hüpft, für den ist der Tanzspaß ganz schnell vorbei und ein neuer Versuch muss gestartet

Bei den etwas bekannteren Songs laufen die Originalvideos im Hintergrund.
werden. Da hilft dann auch das Anfeuern der Anime-Girls nicht mehr, die übrigens nur Englisch sprechen. Die Bildschirmtexte wurden dagegen lokalisiert.

Übung macht den Meister

Alleine mag das Hüpfen auf der Tanzmatte ja schon spaßig sein, aber so richtig geht die Gaudi erst in der Gruppe los: Bis zu vier Tanzwütige schwingen hier das Tanzbein und können sich im Partymodus auslassen, in dem insgesamt zehn Variationen warten. Neben dem reinen Hüpfen für die Highscore geht es beim Minispiel Speed z.B. darum, den Song möglichst schnell zu beenden. Bomb ist dagegen an das Bombenspiel aus Buzz angelehnt und ihr müsst das explosive Gadget so schnell wie möglich durch korrekte Schrittfolgen an den nächsten Spieler weiter geben, bevor es hochgeht. Doch auch kooperatives Vorgehen ist gefragt, wenn ihr beim Sync-Modus im Idealfall gleichzeitig auf euren eigenen Tanzmatten reagiert. Selbst eine Variation, in der ich euch als Team mitten in den Songs abwechseln müsst, hat den Weg in den Partymodus gefunden. Damit wird Mehrspieler-Fans insgesamt eine reichliche Auswahl geboten, um sich auszutoben. Nicht zu vergessen, dass ihr euch auch über Xbox Live Gegner für gewertete oder freie Wettbewerbe suchen könnt. Auch hier findet ihr einige Variationen des Partymodes wie das Bombenspiel. 

Partyspiele

   

Die Travoltas unter euch, die lieber alleine die Tanzfläche unsicher machen, dürften dagegen im Quest Mode glücklich werden. Hier nehmt ihr an diversen Wettbewerben teil, die euch in Städte kreuz und quer durch die USA führen. Als Preise winken euch hier nicht nur Geldpreise, sondern auch neue Inhalte, die bei erfolgreichen Auftritten freigeschaltet werden. Allerdings müsst ihr euch die Teilnahmeberechtigungen erst erkaufen. Hinzu kommt, dass die Städte auch noch ein Besuchsgeld von euch verlangen und die Reise auch nicht umsonst ist. Ihr seht also, dass ihr die Preisgelder dringend benötigt... Doch mit wachsendem Können steigt nicht nur eure Popularität bei den Fans, sondern ihr könnt auch mehr Kohle für eure Leistung einsacken. Reicht euch das noch nicht, findet ihr im Challenge-Modus weitere Herausforderungen. So müsst ihr z.B. eine Mindesttrefferquote erfüllen, dürft nicht auf bestimmte Felder der Tanzmatte treten oder höchstens eine Kombo von zehn Schritten vollführen. Die Songs werden dabei für jede Herausforderung fest vorgegeben. Wer abgesehen von den Tutorials noch etwas Übung braucht, sollte den Trainingsmodus besuchen: Hier könnt ihr euch jeden Song einzeln vornehmen und euch langsam mit verschiedenen Geschwindigkeitsstufen herantasten und schwierige Stellen auch gezielt üben.

Mit bis zu vier Spielern darf abgezappelt werden.
Kalorienzähler haben zudem die Möglichkeit, den Workout-Modus zu aktivieren. Dabei wird Statistik über eure körperlichen Anstrengungen geführt und ihr erfahrt z.B., wie viele Kalorien ihr bei euren Hüpfeinlagen verbraucht.

Solo-Tänzer

Ihr habt bereits alle Schrittfolgen gemeistert und sucht neue Herausforderungen? Oder sind euch die vorgegebenen Tanzeinlagen zu langweilig und ihr würdet lieber nach eurer eigenen Nase zu den Songs bewegen? Kein Problem! Denn im Edit-Modus habt ihr die Möglichkeit, euch eigene Choreographien zu überlegen und diese abzuspeichern. Doch damit nicht genug: Auch Nachwuchs-Regisseure dürfen ihrer Kreativität freien Lauf lassen und eigene Musikvideos inszenieren. Dafür bedient ihr euch aus einem Pool hunderter Grafik- und Effektmuster, die ihr nach euren Wünschen mischen und dabei auch mit verschiedenen Kamerawinkeln herumspielen könnt. Wer es allerdings ganz ruhig angehen und sich nur zurücklehnen möchte, schmeißt einfach die Jukebox an, wo ihr euch zwei Playlisten mit Musikvideos zusammenstellen könnt, die nacheinander abgespielt werden.    

Regisseure und Choreographen gesucht

Fazit

Puh, ich war beim Testen von Dancing Stage Universe ein paar Mal ganz schön außer Atem... Für Neulinge sind die Anforderungen selbst in niedrigen Stufen teilweise nicht von schlechten Eltern. Und selbst wenn man sich durchtanzt, sind die Bewertungen oft vernichtend und gehen nur selten über ein D-Ranking hinaus. Aber so kennt man die Musikspiele von Konami - auch bei der DJ-Simulation Beatmania sind die Wertungen knallhart. Leider teilt Dancing Stage ein weiteres Merkmal der Konami-Kollegen: Die Songauswahl ist bis auf wenige, bekannte Tracks eher gewöhnungsbedürftig und trägt nicht unbedingt zur Tanzmotivation bei. Ich würde hier eher für etwas weniger, dafür aber bessere Musikstücke plädieren, die auch ruhig noch etwas moderner sein dürften! Und am besten würden zu diesen dann immer die Originalvideos auf den Bildschirm gebracht, denn die wilden Farbspielereien brachten mich manchmal total aus dem Konzept. Nichts zu meckern gibt es beim Umfang, denn sowohl für Solo-Tänzer als auch Tanzgruppen hält Konami eine riesige Auswahl an Modi bereit, die euch lange beschäftigen wird. Selbst wer nur Kalorien verbrennen will, bekommt im Workout-Modus die statistisch festgehaltene Bestätigung für seine Leistungen. Lob verdient auch die gut verarbeitete Tanzmatte, mit der ihr die bis zu acht Panels präzise treffen könnt - wenn ihr es drauf habt! Falls ihr also Nachschub für euren Hüpf-Tanz-Trieb sucht, liegt ihr mit Dancing Stage Universe richtig…

Pro

  • viele Songs...
  • großer Umfang
  • viele Partyspiele
  • Xbox Live-Tanzduelle
  • bis zur vier Tanzmatten möglich
  • Editieren von Schrittfolgen und Videos
  • gut verarbeitete Tanzmatte

Kontra

  • ...von denen viele unbekannt und gewöhnungsbedürftig sind
  • teilweise zu viele Effekte auf dem Bildschirm
  • hohe Anforderungen (selbst in niedrigen Stufen)

Wertung

360

Hier kommt ihr ins Schwitzen: Viele Modi, Xbox Live-Duelle und eine gut verarbeitete Tanzmatte sind eine gute Entschädigung für die teils schwachen Songs.