Ghost Squad - Test, Shooter, Wii

Ghost Squad
31.01.2008, Jens Bischoff

Test: Ghost Squad

Nach Link's Crossbow Training und Resident Evil: The Umbrella Chronicles liefert Sega mit Ghost Squad (ab 17,78€ bei kaufen) den dritten Einsatz für euren Wii Zapper. Natürlich könnt ihr auch mit der Remote auf bleihaltige Terroristenjagd gehen, aber das schnörkellos umgesetzte Spielhallenoriginal von 2004 schreit geradezu nach einer handlichen Plastikwumme. Aber macht die nicht mehr ganz frische Fadenkreuz-Action überhaupt Spaß?

Es verschlägt es euch als Teil eines Anti-Terror-Kommandos an drei Schauplätze, die jede Menge bleihaltige Auseinandersetzungen zu bieten haben. Manchmal werden Konfrontationen aber auch im Nahkampf entschieden. Wie im Lightgun-Original aus der Spielhalle bewegt ihr euch dabei auf Schienen durch gegnerverseuchte Levels. 

Kein Augenschmaus: Grafik und Effekte sind gelinde gesagt bescheiden...
Allerdings haben die Schienen in Ghost Squad sehr viele Weichen, die ihr an bestimmten Schlüsselpunkten selbst stellen dürft. Ihr entscheidet nicht nur, welchen Weg ihr gehen wollt, sondern auch ob ihr eine Bombe entschärfen, Geiseln befreien, Rauchgranaten und Thermosichtgeräte einsetzen oder zum Scharfschützengewehr greifen wollt.

Kurze Fahrt, viele Weichen

Es kommen im Verlauf eurer Karriere sogar noch weitere Verzweigungen hinzu, so dass ihr auch nach mehreren Durchgängen noch Neues entdeckt. Darüber hinaus könnt ihr nach erfolgreichem Meistern jedes der drei Szenarien, den Level des jeweiligen Schauplatzes steigern, was nochmals kleinere Veränderungen im Spielverlauf mit sich bringt. Auch der Schwierigkeitsgrad lässt sich generell in mehreren Stufen regulieren. Zudem gibt es eine Hand voll Trainingsaufgaben wie Zielscheibenschießen. Der Clou sind aber wohl die freispielbaren Fun-Mods, bei denen ihr plötzlich als Ninjas oder Beachboys unterwegs seid und mit Wurfsternen oder Wasserspritzpistolen Jagd auf entsprechend angepasste Gegner macht - leicht veränderte Kulissen inklusive.

Dennoch ist der Umfang an sich äußerst mau. Egal wie man es dreht und wendet, es sind immer dieselben drei Missionen, die zusammen nicht länger als eine halbe Stunde dauern und trotz aller Variationen stets nach dem gleichen Schema ablaufen und mit dem selben Bosskampf enden. Und selbst wenn man sich die Mühe macht, alle vorhandenen Verzweigungen einzuschlagen, dauert es nicht lange, bis man alles gesehen und erreicht hat. Fairerweise muss man zwar sagen, dass der Wiederspielwert im Gegensatz zum Umfang sehr hoch ist, da man eine ganze Reihe an Extrawaffen und Bonus-Outfits Freispielen kann, aber den immer selben Spielverlauf wertet das nur geringfügig auf.

Auch die Story ist viel zu hanebüchen, um mehr über die albernen Einsätze und Charaktere erfahren zu wollen. Die englische Synchro ist Trash pur, während die deutschen Texteinblendungen oft unfreiwillig als undurchsichtige Deckung für eure Gegner dienen.

Alle erwischt: An manchen Stellen dürft ihr auch zum Scharfschützengewehr greifen.
Selbst grafisch ist Ghost Squad alles andere als ein Hingucker: Die Charaktermodelle sind unglaublich plump, die Texturen völlig verwaschen, die Animationen äußerst hölzern und die Effekte geradezu vorsintflutlich.

Augen zu und durch

Immerhin dürfen bis zu vier Remote- oder Wii Zapper-Schützen gleichzeitig ran. Auch allein mit zwei bzw. zu zweit mit vier Fernbedienungen einen auf John Woo zu machen, ist problemlos möglich. Die Steuerung ist nämlich denkbar simpel und grundsolide. Ihr habt einen Abzugsknopf, eine Taste für Spezialaktionen und könnt die Feuerrate eurer aktuellen Knarre variieren. Nachgeladen wird durch kurzes Zielen abseits des Bildschirms, Power-Ups wie Rüstungen, Magazinvergrößerungen oder Zielstabilisatoren sammelt ihr einfach durch Abschießen auf. Auch feindliche Wurfgeschosse u. ä. können von euch abgeschossen, Deckungen und Gegenstände zum Teil zerstört und Extrapunkte durch besonders schnelle Treffer, erfolgreiche Kopfschüsse oder Munition sparende Gruppen-Kills verdient werden.

Die Gewaltdarstellung ist aber völlig harmlos: Kein Ragdoll, keine Schadenstexturen, kein Gliedmaßenverlust, kein Tropfen Blut und Leichen lösen sich umgehend in Luft auf. Dennoch hat die USK das Spiel erst ab 18 freigegeben. Wesentlich unverständlicher ist allerdings die Tatsache, dass Sega für Ghost Squad hierzulande trotz leichter Preisermäßigung doppelt so viel verlangt wie in den USA - dadurch wiegt der geringe Umfang natürlich doppelt so schwer...  

Fazit

Ghost Squad ist wie alle Lightgun-Shooter ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite macht es gerade im Team oder einem der freispielbaren Fun-Mods eine Menge Spaß, auf unkomplizierte Terroristenjagd zu gehen. Auf der anderen Seite ist es trotz alternativer Routen, eingestreuter Spezialaufgaben sowie sich dezent verändernder Levels immer dasselbe. Und für die gerade mal drei verfügbaren Missionen braucht man keine halbe Stunde. Danach ist die Luft bereits merklich raus, auch wenn der Wiederspielwert aufgrund zahlreicher Variations- und Freispielmöglichkeiten recht hoch ist. Es ist durchaus motivierend immer wieder nachzusetzen, seinen Rang zu erhöhen sowie Zugang zu neuen Waffen, Wegen und Outfits zu erhalten. Aber die im Gegensatz zu Umbrella Chronicles schon nach kurzer Zeit deutlich spürbaren Abnutzungserscheinungen lassen sich nicht schön reden. Umfang und Abwechslung sind einfach zu gering, die Handlung völlig hanebüchen, die Präsentation extrem billig und die Technik absolut unspektakulär. Für zwischendurch oder als leicht zugängliches Partyvergnügen bekommt ihr kurzweilige Trash-Gaudi, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Ob euch das reicht, um gut 40 Euro locker zu machen, müsst ihr selbst entscheiden - US-Spieler müssen jedenfalls gerade mal halb so viel berappen.

Pro

  • witzige Mods
  • kurzweilige Balleraction
  • zahlreiche Wegverzweigungen
  • Multiplayer für bis zu vier Teilnehmer

Kontra

  • geringer Umfang
  • billige Präsentation
  • altbackene Technik

Wertung

Wii

Solide, aber technisch schlichte und inhaltlich mickrige Fadenkreuz-Action aus der Spielhalle.