Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen - Test, Sport, Wii, NDS

Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen
01.02.2008, Paul Kautz

Test: Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen

Am 28. März 2007 wurde die Spielewelt in ihren Grundfesten erschüttert: Wurde ein Veröffentlichungsdatum für Duke Nukem Forever bekanntgegeben? Shigeru Miyamoto zum Präsidenten des Universums erklärt? Fast: Mario & Sonic, die Ikonen von Sega und Nintendo, die Systemseller, die Erzfeinde - messen sich gemeinsam in olympischen Disziplinen! Sensation, Panik, wilde Tänze in den Straßen! Als das Game dann endlich auf Wii veröffentlicht wurde, entpuppte es sich als nicht perfekter, aber liebevoller, durchdachter und unterhaltsamer Spaß. Und das ist es auf dem DS auch.

Das liegt hauptsächlich daran, dass das DS-Spiel im Großen und Ganzen seinem großen Bruder entspricht: Klar, technisch müssen logischerweise Abstriche gemacht werden, auch die Steuerung ist nicht mehr ganz so fuchtelfreudig wie bisher, was aber auch Vorteile von Form von weniger Muskelkater mit sich bringt. Aber ansonsten ist alles drin: Alle Figuren, Disziplinen, Minigames, Spielvarianten. Aber beginnen wir mal von vorn: 16 Charaktere aus dem M&S-Universum treten im sportlichen Wettkampf gegeneinander an. Da trifft Mario auf Sonic, Luigi auf Tails, Peach auf Amy oder Bowser auf Dr. Eggman.

Erzfeinde? Ach Quatsch - nur konkurrierende Spitzenathleten!
Jede Figur hat leicht unterschiedliche Stärken und Schwächen bei Geschwindigkeit, Kraft, Fertigkeit und Ausdauer, was natürlich Auswirkungen auf die Erfolgschancen bei den Disziplinen hat - Flitzer sind somit z.B. beim 100m-Lauf besser aufgehoben als beim Trampolinspringen. Im Endeffekt wirken sich die Unterschiede aber nicht dramatisch auf den Spielverlauf aus, die Wahl ist also eher eine Sache der persönlichen Vorlieben. Das Spiel ist ohnehin eher für Anfänger gedacht, auf dem normalen Schwierigkeitsgrad müsst ihr schon enorme Faulheit an den Tag legen, um nicht spätestens beim zweiten Anlauf auf dem obersten Treppchen zu stehen.

Rubbelnd zum Gold!

Satte 24 Sportarten warten auf multitalentierte Stylus-Schwinger - hauptsächlich natürlich offizielle olympische Disziplinen wie Schwimmen, Bogenschießen, Tischtennis, Schießen, Radfahren, 400m Hürdenlauf, Hammerwerfen oder Speerwurf. Dazu kommen noch »Traum-Disziplinen«, die zwar auf den Standard-Varianten basieren, sie aber im Arcade-Stil auweiten - wie Power-Tischtennis mit Superschlägen. Wählt ihr eine Disziplin an, wird automatisch die Kontrolle erklärt, was aber meist nicht nötig ist, da sich viele Events sehr ähnlich steuern: Meist basiert sie darauf, den Stylus möglichst schnell auf dem Touchpad in die eine oder andere Richtung zu rubbeln. Bei manchen Sportarten kommen auch die anderen Tasten ins Spiel, so dass ihr z.B. beim Radfahren per L & R rhythmisch in die Polygonpedale tretet, selbst das Mikro wird hin und wieder gebraucht, um via Klatschen (oder Pusten, Husten oder Rülpsen - alles, was irgendein Geräusch macht, geht) das Publikum zum Rasen zu bringen. Dia Abfrage ist nicht immer präzise, speziell bei Disziplinen, in denen es um schnelle Eingaben geht (z.B. das Trampolin- oder Bockspringen), gibt es gelegentlich unnötigen Punktabzug, aber generell ist das Eingabesystem sehr einfach.

Der an sich simplen Thematik zum Trotz bietet das Spiel einen erstaunlichen Umfang: Die einfachsten Spielvariante ist das Einzelmatch, in dem man sich, nomen est omen, ein einzelnes Match nach dem anderen geben kann - immer auf der Hatz nach Highscores, und abhängig davon, welche Disziplinen bereits freigespielt sind. Hier kommt Modus zwei ins Spiel, der »Zirkel«: Vergleichbar mit dem Grand Prix aus Mario Kart DS turnt ihr hier durch immer umfangreichere und anspruchsvollere »Disziplin-Sammlungen«, die neue Sportarten und weitere Zirkel freischalten, sofern ihr es schafft, alle Sportarten zu meistern. Das kommt auch den »Missionen« zugute: Hier hat jede Figur fünf Aufgaben wie »Zerballere beim Schießen nur die roten Tontauben«, »Gewinne beim Tischtennis, ohne dem Gegner mehr als drei Punkte zu lassen« oder »Lasse dich beim Sprint nicht von einer bestimmten Figur überholen« - sehr interessant, sehr motivierend, sehr abwechslungsreich. Und da alle Spielvarianten ineinander verwoben sind, wird's auch nicht schnell langweilig.       

Missionar auf der Aschebahn

Was man vom Multiplayermodus nicht behaupten kann, jedenfalls was die Singlepak-Variante betrifft: Zwar ist es prinzipiell eine prima Sache, dass es diese Möglichkeit gibt (oder überhaupt einen Mehrspielermodus - hallo Asterix!), aber mit nur einem Modul dürfen maximal vier Spieler aus lediglich sechs Disziplinen wählen, mit denen sie nicht viel mehr anfangen

Die meisten Disziplinen werden mittels Stylus und Touchpad gesteuert - in manchen Fällen (wie beim Radfahren) kommen noch Digiknöpfe dazu. Was nicht immer positiv ist.
können, als sie Stück für Stück abzuklappern - keine Events möglich, keine Highscores, kein gar nix. All das gibt es, wenn jeder der vier ein eigenes Modul hat, was die Sache natürlich reizvoller macht. Schade nur, dass nicht online gegeneinander gespielt werden darf, aber immerhin dürft ihr eure Bestzeiten mit der Welt teilen.

Der Punkt »Galerie« ist ein unerwarteter Euphemismus: Wer sich dahinter eine Ansammlung mickrig aufgelöster Artworks vorstellt, könnte falscher kaum liegen. Stattdessen erwarten euch hier Infos rund um die olympischen Spiele, verpackt in nette Minigames wie Memory- und Breakout-Varianten. Zum einen werden hier Fragen wie »Wie jung war der jüngste olympische Teilnehmer?« gestellt, die durch erfolgreiches Lösen der Minigames beantwortet werden. Zum anderen spielt ihr hier neue Musikstücke aus Sonic- und Mario-Games für die Jukebox frei, die qualitativ erstaunlicherweise erheblich hochwertiger sind als die restliche Musik, die schrecklich künstlich vor sich her trötet. Die restliche Akustikfront besteht aus kleinen Sprachausgabe-Brocken, welche die Kombattanten und der Ansager von sich geben - meist auf Englisch, hin und wieder auch auf Deutsch, abhängig von der Systemeinstellung.

Der liebenswerte Spitzenathlet

Wie eingangs erwähnt ist Mario & Sonic auch auf dem DS technisch ein kleiner Knaller: Die Figuren sind liebevoll designt, putzig animiert und generell ebenso liebenswert wie knuddelig, während sie ohne den kleinsten Ruckler durch die glaubwürdig dargestellten Arenen düsen. Nach jeder erledigten Disziplin gibt's ein automatisches Replay, das allerdings nicht viel taugt: Meist werden die ohnehin schon im Spiel verwendeten Perspektiven recycelt, so dass man die bereits gesehenen Bilder nicht-interaktiv nochmals zu Gesicht bekommt - zur Fehleranalyse kaum zu gebrauchen.     

Fazit

Die DS-Fassung der unmöglich gedachten Kollaboration hat ihrem Wii-Bruder eine Sache voraus: Sie verursacht keinen Muskelkater; und falls doch, dann nur in der Stylus-Rubbelhand. Allerdings birgt sie auch eine neue Gefahr, nämlich das Totkratzen des Touchpads - das gute alte Decathlon war schließlich auch als Joystick-Killer berüchtigt. Aber davon abgesehen ist es nicht zuletzt technisch erstaunlich, wie nahe die kleine Version an der großen dran sind: Alle Disziplinen, alle Minigames, alle Figuren, alles ist drin - und im Gegensatz zum direkten Konkurrenten Asterix & Obelix bei den olympischen Spielen gibt’s hier auch einen soliden Mehrspielermodus. Nichtsdestotrotz ist nicht alles Gold: Viele Disziplinen sind gelungen, einige (wie das Radeln, Fechten und Kanufahren) ziemlich missraten - und generell ist der Anspruch sehr niedrig; nur wenige Sportarten sind nicht auf Anhieb erfolgreich zu meistern. Nichtsdestotrotz macht das Paket glücklich: Ein liebevoll designter, umfangreicher und motivierender Spaß für große und kleine Olympioniken.

Pro

  • + erfrischendes Design+ viele Figuren zur Auswahl+ flotte Grafik+ grundsätzlich einfache Steuerung...+ motivierender Missions-Modus+ unterhaltsame »Galerie«

Kontra

  • nicht immer präzise Bewegungserkennung
  • langweiliger Singlepak-Mehrspielermodus
  • viele sehr ähnliche Wettbewerbe
  • ...gelegentlich aber zuviel des Guten
  • sehr einfach

Wertung

NDS

Ein liebevoll designter, umfangreicher und motivierender Spaß für große und kleine Olympioniken.