Breach (2011) - Test, Shooter, 360, PC

Breach (2011)
03.02.2011, Jens Bischoff

Test: Breach (2011)

Mit Breach haben Atomic Games einen ambitionierten Online-Shooter für schmale Geldbeutel produziert, der seit kurzem via Xbox Live Arcade bezogen werden kann. Neben der Möglichkeit, die weitläufigen Spielumgebungen nachhaltig in Mitleidenschaft zu ziehen, kann man auch in verschiedene Rollen schlüpfen, fleißig Erfahrungspunkte sammeln und seine Ausrüstung weit reichend modifizieren. Ernst zu nehmende Konkurrenz für Battlefield & Co?

Auch wenn Breach als reiner Online-Shooter konzipiert wurde, vermisst man zumindest grundlegende Offline-Funktionen wie Klassentutorien, Trainingspartien gegen KI-Bots oder lokale Splitscreen-Geplänkel. Doch auch online muss man einige ärgerliche Einschränkungen in Kauf nehmen: Allem voran den Umstand, dass es gerade mal fünf Maps gibt, von denen sich zwei lediglich dadurch unterscheiden, dass sie in Sonnenschein bzw. Mondlicht getaucht sind. immerhin sind die vier Einsatzorte sehr weitläufig angelegt und bieten zahlreiche Deckungsmöglichkeiten, die man größtenteils auch zerstören kann.

Destruktiver Online-Spielplatz

Eine hoch gelegene Scharfschützenstellung mit einem gezielten Schuss aus der Panzerfaust in die Tiefe stürzen zu lassen oder sich eines unachtsamen Eindringlings mit einer gut platzierten Salve durch den brüchigen Holzboden zu entledigen, macht schon Laune - auch wenn die audiovisuelle Präsentation alles andere als vom Hocker haut. Dafür stimmen Bildrate und Sichtweite, wenn man von einigen lästigen Verzögerungen bei erfolgreichen Eliminierungen einmal absieht.

Weit schlimmer sind jedenfalls die recht häufigen und oft massiven Lags, die vermutlich durch schlechte Verbindungsqualität des Host-Spielers verursacht werden. Blöderweise gibt es aber keinerlei Ping-Angaben bei der Spielsuche, so dass das Finden einer flüssigen Partie zum reinen Glücksspiel verkommt. Aber auch sonst ist das Matchmaking ziemlich dürftig.

Es gibt zwar ein aktives Deckungssystem; durch die zerstörbaren Spielumgebungen kann man sich aber kaum irgendwo dauerhaft in Sicherheit wägen.
Man kann lediglich nach bevorzugten Spielmodi suchen und bei der Auswahl einsehen, wie viele Spieler vorhanden sind und ob Sonderfunktionen wie Hardcore-Modus oder Friendly Fire aktiviert wurden. Wie weit die Partie fortgeschritten ist, ob Freunde unter den Mitspielern sind oder welche Ränge die Teilnehmer haben, wird nicht angezeigt.

Spielsuche mit Hindernissen

Gerade dass Spieler unterschiedlichster Ränge bunt durcheinander gemischt werden, sorgt immer wieder für Frust. Neulinge mit Standardausrüstung kämpfen gegen Veteranen mit allerlei Hightech-Gadgets jedenfalls meist auf verlorenem Posten und wer Pech hat, landet in einer durch Spielausstiege völlig aus dem Gleichgewicht geratenen Partie, in der man sich zusammen mit einem Rookie einer Übermacht hoch dekorierter Elitekämpfer gegenübersieht. Nervig ist auch, dass wenn der Host das Spiel verlässt, nicht immer ein Nachfolger bestimmt wird und die Partie oft einfach beendet wird oder es zwar mit neuem Host weitergeht, die Teams aber bei zu vielen Aussteigern nicht neu formiert werden und das Kräfteverhältnis gänzlich in Schieflage gerät.     

Schade ist auch, dass der Spielfortschritt äußerst zäh vonstatten geht. Erfahrungspunkte werden klassenweise und sehr spärlich vergeben, obwohl sie nicht nur für Rangaufstiege, sondern auch als Zahlungsmittel im Ausrüstungsladen dienen.

Im Spielmodus Bergung muss man herrenlose Kanister in Sicherheit bringen, während einem Teamkameraden Rückendeckung geben.
Bis man sich halbwegs ordentliche Waffen, Erweiterungen, Hilfsmittel und Spezialfertigkeiten leisten kann, vergeht eine Menge Zeit, in der man kaum Fortschritte macht. Allein für ein nur geringfügig besseres Visier braucht man umgerechnet hundert erfolgreiche Feindeliminierungen, für bessere Waffen teils das Zehnfache, wobei man sie dann noch nicht einmal besitzt, sondern lediglich zum Kauf freigeschaltet hat.

Karriere im Schneckentempo

Trotzdem ist die Hatz nach immer besserer Ausrüstung natürlich sehr motivierend - vor allem da man sich irgendwann auch Highlights wie Hightech-Schalldämpfer und -Visiere, bionische Ohren, Sprintstiefel oder Scharfschützen- und Minendetektoren leisten kann. Manche Extras sind für alle Klassen einsetzbar, andere wiederum exklusiv. Bei jedem Respawn kann man zwischen Rifleman, Gunner, Sniper, Support und später auch Recon wählen, die Ausrüstung festlegen und das Erscheinungsbild bestimmen - bei Letzterem sind die Möglichkeiten aber leider sehr beschränkt.

Bei den Spielmodi werden sowohl klassische Varianten wie Team-Deathmatch, Domination oder Last Man Standing als auch leicht abgeänderte Versionen wie Bergung (eine Art Capture the Flag mit Kanistern) oder Konvoi (Eskortieren bzw. Aufhalten eines Transportverbands) geboten, bei denen bis zu 16 Teilnehmer mitmischen dürfen. 

Im Spielmodus Konvoi gilt es einen Transportverband zu eskortieren bzw. aufzuhalten - die Fahrzeug-Geschütze können dabei von verteidigenden Spielern bemannt werden.
Es gibt auch einen zuschaltbaren Hardcore-Modus, bei dem man ohne HUD-Komfort wie eine Minikarte, auf der gefallene Teamkameraden oder durch verräterische Schüsse markierte Feindschützen angezeigt werden, auskommen muss. Auch die ansonsten im Todesfall aktivierte Kill-Cam, die Todesschütze und Aufenthaltsort preis gibt, bleibt hier abgeschaltet, während die Lebensenergie bei erfolgreichen Treffern wesentlich schneller abnimmt.

Vertrautes Terrain

Auf den Karten können teils auch stationäre sowie auf Fahrzeugen (Konvoi) montierte Geschütze bemannt, Bomben gelegt, Haftminen angebracht oder Einweg-Panzerfäuste aus Munitionsdepots entnommen werden. Zudem gibt es Nahkampfattacken, ein aktives Deckungssystem, konditionsabhängige Sprinteinlagen, verschiedene Feuermodi sowie die Möglichkeit Blindfeuer aus sicherer Deckung heraus abzugeben. Ansonsten wird traditionelle, weitestgehend schnörkellose Ego-Shooter-Kost geboten - Team-Voice-Chat und Online-Ranglisten inklusive.  

Fazit

Auch wenn Breach der Vollpreis-Konkurrenz in punkto Umfang, Präsentation und Spielkomfort teils deutlich hinterher hinkt, machen die Teamgefechte in den weitläufigen Bergregionen durchaus Laune. Das Zerstören von Deckungen und feindlichen Stellungen sorgt immer wieder für hämisches Grinsen, die Hatz nach Waffen-Upgrades, Spezialfertigkeiten und Hightech-Gimmicks weiß zu motivieren. Allerdings geht der Spielfortschritt ungemein zäh vonstatten, während technische Unzulänglichkeiten wie massive Lags, plötzliche Spielabbrüche oder das dürftige Matchmaking an den Nerven zehren. Auch dass es gerade mal vier Karten gibt, ist auf Dauer ziemlich wenig - vom mickrigen Charaktereditor und nicht vorhandenen Splitscreen-, Bot- oder Tutorial-Funktionen ganz zu schweigen. Dafür gibt es einen interessanten Hardcore-Modus mit nur minimalem HUD, verringerter Lebensenergie und ohne verräterische Kill-Cam. Auch das Angebot an Klassen, Ausrüstung und Spielmodi geht in Ordnung. Für knapp 15 Euro wird man insgesamt ausreichend unterhalten.

Pro

  • weitläufige Schauplätze...
  • zerstörbare Umgebungsobjekte
  • motivierende Upgradehatz...

Kontra

  • ...aber nur vier Karten
  • oft massive Lags
  • ...aber sehr zäher Spielfortschritt
  • dürftiges Matchmaking

Wertung

360

Breach bietet durchaus unterhaltsame Online-Shooterkost - Umfang und Matchmaking lassen jedoch stark zu wünschen übrig.