Dead Nation - Test, Arcade-Action, PS_Vita, PlayStation4, PlayStation3
Die Welt gegen Zombies
Auch der späte Zombieritt lohnt sich: Das Team von Housemarque inszeniert ebenso düstere wie fordernde Zwei-Stick-Action, die gleichzeitiges Laufen in die eine und das Anvisieren einer anderen Richtung ermöglicht. Man kann die Kampagne entweder offline mit einem Kumpel oder online spielen, so dass man mit einem männlichen und weiblichen Charakter zu zweit unterwegs ist. Man bewegt seine Figur(en) über zehn Missionen hinweg durch menschenleere Straßen, Krankenhäuser oder Militäranlagen - überall liegen Trümmer, defekte Leuchtreklame flackert und zwielichtige Musik stimmt auf das kommende Grauen ein.
War das gerade ein Schmatzen? Die Stimmung ist angenehm morbide und bedrohlich: Lediglich das Licht der Taschenlampe erhellt einen Korridor in der Düsternis. Die Kamera wechselt ab und zu zwischen schräger Draufsicht und totaler Vogelperspektive, wenn es die Übersicht in engen Gassen verlangt; man kann allerdings keine Gebäude betreten und erkennt kaum die Einzelheiten der eigenen Rüstung. Die Kulisse sieht sehr gut aus, überall liegen Lumpen, Eimer und Krimskrams herum, es scheppert und Nebel wabert, das Licht der Taschenlampe enthüllt zig farben und Formen, deshalb wünscht man sich fast einen Zoom für noch mehr Durchblick.
Geräusche im Dunkeln
Dieser Raumgewinn kann lebenswichtig sein, denn es kann passieren, dass plötzlich Gullideckel in die Luft fliegen oder sich Lastwagentüren öffnen und ganze Horden an Zombies auf einen zustürmen - dann hilft kein Gewehr mehr, dann sollte man zur wild feuernden Maschinenpistole greifen, die ganze Wellen bei breiter Streuung nieder mäht. Richtig brenzlig wird es, wenn eine Horde durch den Zaun im Norden bricht und die andere aus einem Hauseingang im Süden kommt: Man wird des Öfteren von mehreren Seiten überrannt, muss ständig in Bewegung bleiben und clever seine Waffen wechseln - falls die noch Munition haben, denn lediglich das einfache Gewehr schießt endlos.
Umzingelt von Untoten
Auch wenn man es angesichts der düsteren Farbpalette kaum glauben mag: Die Entwickler nutzen für dieses Abenteuer dieselbe Engine wie für Super Stardust HD, haben sie allerdings um Ragdollphysik, Echtzeitbeleuchtung und natürlich jede Menge Blut und fliegende Köpfe angereichert - das Ergebnis erreicht zwar nicht die brillante Qualität eines Lara Croft and the Guardian of Light, aber ist sehr ansehnlich. Vor allem die Explosions- und Partikeleffekte sind klasse, aber auch das Leveldesign weiß trotz der Düsternis architektonische Akzente zu setzen - vom Nebel verhangenen Park bis zur Chinatowngegend mit bunten Girlanden.
Spinnenzombies und Einbahnstraßen
Das Ziel innerhalb der Missionen ist immer dasselbe: Komme von A nach B. Obwohl der Weg zum Ziel immer in packenden Gefechten gipfelt, hätte man sich etwas mehr Abwechslung gewünscht. Man kann einen Level zwar mit etwas Glück auch schnell abschließen, indem man sich möglichst direkt zum Ausgang bewegt, aber wesentlich motivierender wären alternative Routen oder auch Spielelemente wie kleine Umgebungsrätsel gewesen, die evtl. das Klettern oder die Vertikale ansprechen - man kann weder auf Autos noch Dächer oder Feuerleitern klettern. Es kommt zu selten vor, dass man mal einen Weg über einen Schalter frei machen muss. Immerhin sorgen die Zwischensequenzen in leicht animierten Standbildern für etwas erzählerische Auflockerung: Die Story um die mysteriöse Seuche und die mögliche Rettung ist zwar banal, aber es tauchen noch einige Charaktere auf und die Erzählung bewegt sich für Arcade-Action auf solidem Comicniveau.
Keine spektakulären Bosse
Trotzdem kommt die Taktik im Gelände sowie der Waffenwahl nicht zu kurz: Manchmal lohnt es, sich gezielt mit dem Rücken zur Wand in eine Sackgasse zu flüchten - vor allem, wenn man eine voll geladene Schrotflinte oder eine Klingenkanone besitzt, die quasi alles in vorderer Front köpft. Aber was macht man in einem Park? Ähnlich wie in Left4Dead kann man Autos anschießen und beobachten, wie die jaulende Alarmanlage die Zombies anlockt - ideal, um einen großen Pulk zusammen mit der Karre in die Luft zu jagen. Man kann sich quasi eine Route von Auto zu Auto bahnen, um die Zombies ins Verderben zu locken. Und die Explosionen sehen einfach klasse aus! Die Untoten reagieren auch auf Licht: Wer eine Leuchtfackel zündet, wird sie in Scharen dorthin strömen sehen - ideal, um danach eine Granate zu werfen. Ansonsten sollte man auf Heilpakete achten, um die Gesundheit aufzufrischen.
Der kombinierte Tod
Aber wer sich regelmäßig Nachschub an Granaten und Minen sowie Munition kauft und aufrüstet, hat vielleicht zu wenig Kaufkraft. Mit der Zeit tauchen nämlich immer größere Waffen vom Granatwerfer bis zur Stromkanone auf, die dutzende Zombies in Blitzketten töten kann, aber schonmal 100.000 Gold kostet. Leider kann man seine Rüstung an Kopf, Körper und Beinen nicht selbst verbessern. Hier ist man darauf angewiesen, innerhalb der Level neue Rüstungen mit verbesserten Werten in den Bereichen Kraft, Ausdauer und Agilität zu finden. Das sorgt zwar dafür, dass man die Level genauer abgrast, aber es wäre schöner gewesen, wenn man auch im Waffenladen gepanzerte Kleidung gefunden hätte.
Fazit
Dead Nation ist düster, gnadenlos und macht richtig Laune! Spätestens in den scheinbar aussichtslosen Momenten, die mich an den Spielfluss von Super Stardust HD erinnern, in dem man intuitiv das Richtige machen muss, kommt echtes Arcadeflair auf - jeder Waffenwechsel und jede Richtungsänderung kann lebenswichtig sein. Die Finnen inszenieren verdammt ansehnliche Zwei-Stick-Action zwischen waberndem Nebel und explodierenden Autos, die fast wie der kleine PSN-Bruder von Left4Dead anmutet. Aber sie vergessen zum einen spektakuläre Bosskämpfe und zum anderen mehr Abwechslung innerhalb der zehn Missionen: Man muss quasi immer von A nach B kommen, ohne alternative Routen oder Lösungen über mehr Umgebungsrätsel. So gewöhnt man sich an das immer gleiche Spielprinzip, zumal die Story nur einen leichten erzählerischen Rahmen anbietet und auch die Musik nicht aus dem klanglichen Zwielicht heraus kommt. Diese Kritikpunkte kosten zwar den Gold-Award, aber es bleibt bei überaus spannender Taktik und Feuersalvenwut im Gelände, zumal man sich den schier endlosen Horden auch zu zweit stellen kann - online oder offline.
Pro
- spannende Zwei-Stick-Action
- fordernder Massenansturm
- angenehm düsteres Leveldesign
- unterschiedliche Zombie-Arten
- Waffen in mehreren Bereichen aufrüsten
- Autos & Tanks als Waffe einsetzen
- coole Unterstützungswaffen
- klasse Explosions- & Partikeleffekte
- online & offline kooperativ spielbar
- fünf Schwierigkeitsgrade
- viele versteckte Kisten
Kontra
- keine Bosskämpfe
- keine alternativen Routen
- zu wenig Umgebungsrätsel
- Rüstungen nicht aufrüstbar
- keine Ausweichrolle, kein Klettern