Spare Parts - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation3

Spare Parts
31.01.2011, Jens Bischoff

Test: Spare Parts

Mit Spare Parts haben die Create-Schöpfer von EA Bright Light ein Robo-Abenteuer für Xbox Live Arcade und PlayStation Network produziert, in dem man sich allein oder gemeinsam auf Ersatzteilsuche für ein havariertes Raumschiff macht. Amüsanter Sammelspaß oder ein Fall für die Schrottpresse?

In Spare Parts übernimmt man die Rolle eines fleißigen Roboters, der im Auftrag des Bordcomputers Ersatzteile für ein manövrierunfähiges Raumschiff sammelt und dabei in Konflikt mit fiesen Rohstoffpiraten gerät. Die Story ist sicher nicht die originellste und wird während des Abenteuers auch eher stiefmütterlich behandelt, aber immerhin hat man eine logische Aufgabe sowie ein klares Feindbild und bekommt hin und wieder ein paar Sequenzen sowie solide deutsche Sprachausgabe serviert.

Roboter auf Beutezug

Im Mittelpunkt steht allerdings das Ausfindigmachen und Bergen von bis zu 100 verwertbaren Bauteilen, die über 17 Spielabschnitte verstreut sind - darunter auch das eigene Schiff. Die Schauplätze sind zwar ziemlich kompakt, bieten aber zahlreiche Ecken und Winkel, die teils erst mit entsprechender Ausrüstung erreichbar sind. Anfangs besitzt man lediglich einen Kraftarm, um schwere Objekte zu verschieben oder massive Hindernisse zu zerbröseln. Später erhält man aber auch Zugriff auf Magnetstiefel, mit denen man metallische Steilwände erklimmt, Raketenstiefel, um klaffende Abgründe zu passieren sowie einen Hebelarm, mit dem man diverse Apparaturen in Gang setzen kann.

Mithilfe einer spezielle Scan-Brille kann man erkennen, mit welchen Objekten man auf welche Weise interagieren kann. Auch Schwachstellen von Bossgegnern lassen sich damit bloßlegen.

Die Kämpfe bieten leider kaum Herausforderungen und verkommen schnell zu öden Button-Mash-Orgien.
Die einzelnen Ausrüstungsteile können auf Knopfdruck gewechselt und an Bord des eigenen Raumschiffs sogar verstärkt werden. Dadurch kann man z. B. Gegner per Hebelarm umprogrammieren, mittels Raketenschuhen in Brand stecken oder mit elektromagnetischen Wellen lähmen. Wirklich nötig sind diese Sonderfunktionen aber leider nicht, denn in der Regel reicht beharrliches Button-Mashing völlig aus, um jeden aufmüpfigen Widersacher in die Knie zu zwingen.

Harmlose Widersacher

Und sollte man trotzdem mal den Kürzeren ziehen, wird man beliebig oft an Ort und Stelle wiederbelebt, was lediglich ein paar Münzen kostet, die schnell wieder gesammelt sind. Doch selbst wenn die Kasse gerade leer ist, hat man nichts zu befürchten, da die Reanimationen dann einfach gratis sind. Die Kämpfe verlieren dadurch natürlich jegliche Bedrohung und Herausforderung. Auf der anderen Seite müssen junge oder ungeübte Spieler aber auch keinen Frust befürchten, wenn sie mal ohne ausreichendes Geldpolster den Löffel abgeben.

Aufgrund der stellenweise fragwürdigen Kollisionsabfrage und Kameraführung ist man aber auch als erfahrener Spieler oft froh über die gnädige Continue-Funktion. Denn auch wenn Level- und Aufgabendesign zum Erkunden und Experimentieren einladen, wird einem das erfolgreiche Navigieren und Interagieren oft unnötig schwer gemacht.

Die alles andere als berauschende Kameraführung kostet vor allem im Koop-Modus Nerven.
Ja, ich mag es, wenn man Lösungswege nicht auf dem Silbertablett serviert bekommt und eine Weile herumprobieren muss, um Hindernisse zu bewältigen oder Bossgegner klein zu kriegen. Wenn sich Erfolge aber eher willkürlich einstellen, weil Kamera oder Kollisionsabfrage zicken und Script-Ereignisse auf nicht nachvollziehbare Weise getriggert werden, schlägt die anfängliche Freude jedoch schnell ins Gegenteil um. Und genau das ist bei Spare Parts leider mehrfach der Fall...

Technische Mängel

Nichtsdestotrotz wird man von der ansonsten unkomplizierten Ersatzteilhatz mehrere Stunden ordentlich unterhalten. Vor allem, wenn man sich zu zweit ins Abenteuer stürzt, was sowohl off- als auch online möglich ist - kooperative Spezialmanöver und Bonusmissionen samt Online-Ranglisten inklusive. Einziger Wermutstropfen der Team-Action ist die oft noch problematischere Kamera, die sich immer nur starr auf einen Spieler konzentriert, statt beide Partner mit dynamischen Zooms und Schwenks als gleichberechtigtes Duo zu erfassen oder zumindest online jedem einen eigenen Blickwinkel zu spendieren. So ist ein Spieler stets im Nachteil und segnet, wenn er sich eine Weile außerhalb des Bildschirms befindet, automatisch das Zeitliche. Wenn's besonders dumm läuft, wird man sogar jenseits des aktuellen Bildausschnitts wiederbelebt und ist gleich wieder weg vom Fenster. Der Ärger darüber hält sich dank grenzenloser Wiederbelebungen zwar in Grenzen, aber elegant ist diese Lösung mit Sicherheit nicht...    

Fazit

Spare Parts ist eigentlich ein ganz amüsantes Action-Adventure mit gelungenen Puzzle-, Sammel- und Upgradereizen. Doch leider sorgen Unzulänglichkeiten bei Kameraführung, Kollisionsabfrage und Aufgabendesign immer wieder für Ärger. Das erfolgreiche Interagieren mit der scannbaren Spielumgebung klappt oft nicht so, wie es sollte, die vollautomatische Kamera birgt vor allem zu zweit jede Menge Frustpotential, während die von Button-Mashing dominierten Kämpfe schnell langweilen. Auch erzählerisch kocht das Abenteuer trotz guter deutscher Sprachausgabe auf Sparflamme, während Xbox-Besitzer das Spiel aufgrund eines Bugs, der auf der PS3 bereits gepatcht wurde, noch immer nicht komplett meistern können. Gefallen hat mir hingegen, dass es trotz der kompakten Spielabschnitte viel zu entdecken und experimentieren gibt. Wer ein Faible für sammellastige Koop-Einsätze wie Lego Star Wars & Co. hat, kommt durchaus auf seine Kosten. Wer eine Art Ratchet & Clank im Kleinformat erwartet, wird eher enttäuscht sein.

Pro

  • nette Such- & Sammelreize
  • aufrüstbare Roboterbauteile
  • kurzweiliger Koop-Modus (on- & offline)

Kontra

  • kaum vorhandene Story
  • hakelige Kollisionsabfrage
  • Kamera
  • & Orientierungsprobleme

Wertung

360

Sammellastiges Robo-Abenteuer mit Koop-Option, das leider mit einigen Übersichtsproblemen zu kämpfen hat.

PlayStation3

Sammellastiges Robo-Abenteuer mit Koop-Option, das leider mit einigen Übersichtsproblemen zu kämpfen hat.