Donkey Kong: Jet Race - Test, Rennspiel, Wii, GameCube
Es gibt gewisse Dinge, über die darf man keine Witze machen - oder besser »kann«, denn ein Affe mit Krawatte und umgeschnalltem Raketenbongo-Gürtel lässt nicht mehr viel Platz für Jokes. Bongos? Ja, dieses Spiel sollte ursprünglich auf dem GameCube erscheinen: Ein Klopfer auf die linke Bongo = ein Schlenker nach links. Klopfer auf rechts = Schlenker nach rechts. Gas gegeben wird per Bongotrommel-Gewitter, und ein eleganter Sprung in affige Höhen wird durch synchrones Batschen auf beide Felle erzielt.
Raketenaffen voran!
Wie hat man sich das in der Praxis vorzustellen? Fangen wir mit der Theorie an, denn die ist sehr einfach: Zum Beschleunigen müsst ihr Nunchuk und Wii-Remote rhythmisch rauf- und runterschütteln, zum Kurvenfliegen nur das entsprechende linke oder rechte Eingabegerät. Beide gleichzeitig nach oben bewirken einen Sprung, und habt ihr genug Bananen eingesammelt, zieht ihr den Analogstick zurück, wartet einen Moment, bis sich euer rasender Held aufgeladen hat und lasst den Stick zurückschnalzen, woraufhin Gleiches auf dem Bildschirm passiert - in Form eines für ein paar Sekunden rasenden und vermutlich aufgrund des Vitamin-Overkills alles in seinem Weg zerhauenden Flugaffen.
Theorie kontra Praxis
Klingt simpel, nicht? Wie gesagt - in der Theorie ist das auch so. Nur leider ist die Praxis von dieser Idealvorstellung so weit entfernt wie Donkey Kong von der Wahl zur Miss Universum: Denn das Gefuchtel ist ungenauer als die Wettervorhersage; einfaches Beschleunigen endet in ungewollten Sprüngen, unerwartetem Linksabbiegen und genereller Konfusion in Verbindung mit rasant anschwellender Frustration. Es könnte so einfach sein: Gas auf B, Lenkung auf Analogstick, Sprung meinetwegen per Remote-Rüttler. Isses aber nich: Es musste ja unbedingt eine Fuchtel-only-Kontrolle sein... aargh!
Ihr seid abgeschreckt? Aus gutem Grund, aber Jet Race hat auch seine guten Seiten: Die Präsentation ist bunt und sympathisch, Affen und Reptilien sind putzig designt und animiert, die Levels orientieren sich an bekannten Donkey Kong-Lokalitäten - besonders die liebevolle Unterwasserwelt hat's mir angetan. Insgesamt kommt die
Kulisse aber nie über eine Durchschnittlichkeit hinaus; selbst auf dem GameCube würde das Gezeigte bestenfalls im Mittelfeld spielen. Und was sich die Entwickler bei dem krümeligen Unschärfeeffekt gedacht haben, wissen auch nur sie. Mal ganz abgesehen davon, dass das Ganze bei aufwändigeren Szenen wie dem erwähnten Untersee-Abschnitt heftig ins Ruckeln gerät...Bananen für Candy
Ihr glaubt immer noch an das Gute im Primaten? Dann habt ihr bestimmt von den unterhaltsamen Spielmodi gehört, von denen zwei besonders wichtig sind: Der »Dschungel Grand Prix« stürzt euch in den Kampf gegen bis zu sieben Gegner aus Programmcode oder drei aus Fleisch und Blut. Hier spielt ihr nicht nur weitere Figuren frei (anfangs sind nur sechs von 16 verfügbar), sondern auch neue Levels und höhere Schwierigkeitsgrade - all das nützt euch auch im Einzelrennen oder dem Kampf gegen die Uhr. Die zweite interessante Spielvariante nennt sich »Candys Missionen« und serviert euch vier Gruppen à acht Herausforderungen, in denen ihr innerhalb eines Rennens jeweils eine bestimmte Menge Fässer zerkloppen, Bananen sammeln, Gegner umhauen oder Supermoves auslösen müsst. Und weil ihr scheinbar immer noch nicht so richtig abgeschreckt seid, mache ich euch noch schnell mit der KI vertraut, die all das verkörpert, was den Begriff »Gummiband« so schön hassenswert macht.
Fazit
Obwohl ich ein großer Fan von skurrilen Eingabegeräten bin, war ich nie der beste Freund der Bongos: In Donkey Konga ergaben die Plastikklopper ja zumindest stilistisch noch Sinn, aber bei Jungle Beat war für mich Schluss mit innovativ - irgendwo sind für mich Grenzen der Steuerbarkeit erreicht, alles darüber hinaus wird zum Selbstzweck und dient lediglich dazu, das Ego allzu ambitionierter Entwickler zu kitzeln. Tadaaaa - wir präsentieren Donkey Kong Jet Race: Eine Art Mario Kart in der Luft, mit Affen samt Bongos. Nur ohne Bongos, stattdessen mit einer Fuchtelsteuerung, die die Bezeichnung »schwammig« nicht mehr verdient hat - über weite Teile fühlt man sich weniger als Affe mit Raketenbongos, sondern vielmehr wie eine betrunkene Flipperkugel mit Fell. Mit konventioneller Steuerung wäre das Spiel kein Hit, aber wenigstens ganz unterhaltsam gewesen; gute Spielmodi und nette Präsentation sind ja immer gern gesehen. So allerdings bleibt es ein Beispiel dafür, wie man mit verhunzter Steuerung ein ganzes Spiel versauen kann. Vom guten Namen des Protagonisten ganz zu schweigen...
Pro
- viele Spielmodi
- putzige Figuren
Kontra
- missratene Steuerung
- extrem simple Grafik
- unfaire Gummiband-KI