Men of War: Assault Squad - Test, Taktik & Strategie, PC

Men of War: Assault Squad
11.03.2011, Bodo Naser

Test: Men of War: Assault Squad

Noch jemand Lust auf ne Portion Zweiter Weltkrieg? Nicht mehr ganz taufrisch aber dafür schön hart, wie es die Veteranen mögen. Dann wäre vielleicht Men of War: Assault Squad (ab 4,21€ bei kaufen) was, das 1C im Mai veröffentlichen will. Bei uns gibt's jetzt schon den Test zum militärischen Taktikspiel.

Man kämpft mal wieder im Zweiten Weltkrieg.

Der 2. Weltkrieg sollte langsam in Frieden ruhen dürfen. Nicht weil was vertuscht werden soll, sondern weil er gametechnisch langweilt.
Ich sehe schon die Leute abwinken, nach dem Motto: "Bleib mir damit vom Hals! Vielleicht irgendwann in 100 Jahren, wenn wir Spiele wie Blitzkrieg, Panzers und wie sie alle hießen, hoffentlich vergessen haben." Tatsächlich kann man sich fragen, ob den Entwicklern von 1C wirklich nix Besseres eingefallen ist?

Lang ist's her...

Immerhin beginnt der Krieg mal nicht an West- oder Ostfront, sondern in jener fernen Inselwelt, die sich Japan nach Pearl Harbour zusammen geraubt hatte. Nun ist es an den US-Marines, die Inseln eine nach der anderen wieder zurück zu erobern. Diese Schlachten im Pazifik hat man noch nicht so oft gespielt wie ihr Gegenstück in Europa, in das man erst im späteren Verlauf zurück kehrt. Und sie erinnern angenehm an Steven Spielbergs Serie "The Pacfic", die den Krieg erst kürzlich ungeschönt beleuchtete. Allen, die lieber im Westen kommandieren wollen, sei gesagt: Im Solospiel kann man neben den Amis auch Deutschland, England und Russland anführen, wobei jeder drei Schlachten ficht. Schließlich ist sogar Japan dran, allerdings in der schwachen Endphase, als sich das Kaiserreich gegen die Sowjets wehren musste.

Das jederzeit pausierbare Echtzeit-Taktikspiel

Vormarsch im Inselparadies. An den ersten Schlachten ist das pazifische Setting das, was etwas überrascht. Aber schon in der zweiten Schlacht geht's in die Normandie. 
läuft recht vertraut ab: Man hat eine feste Truppe, kann verlassene Fahrzeuge und Waffen benutzen und muss bestimmte Orte auf der Karte einnehmen, die Siegpunkte bringen. Dabei handelt es sich um schwer bewachte Sandsackbarrieren des Feindes, die mit Stacheldraht, Bunkern und MG-Nestern gespickt sind. Diese muss man erst mühsam niederkämpfen, um endlich den Sieg zu feiern. Dort wechselt dann die Landesflagge, je länger man bleibt. Irgendwann gehört einem der Posten, man wird gelobt und bekommt ein neues Ziel. Am Ende jeder Mission muss man ein größeres Ziel besetzen wie einen Flughafen oder eine Kaserne. Die Karten sind übersichtlich und erreichen nie das weitläufige Ausmaß wie etwa bei Officers; genug Raum für eigenes Vorgehen bieten sie dennoch.

Wenig Überraschendes

Für die Punkte kann man sich Nachschub in Form von Panzern, Infanterie oder Bombardements bestellen, der quasi unendlich ist. Bei der gut versorgten US-Armee mag das noch angehen, aber Deutsche oder Japaner hatten eigentlich weit weniger Nachschub, gerade weil die Schlachten hier gegen Kriegsende spielen. Immerhin kann man nicht unendlich Panzer bestellen, da es immer wieder eine Wartezeit gibt. Zudem sind diese auch nicht derartig überlegen, da es eine effiziente Panzerabwehr gibt. So hat jeder Trupp eine Haftladung, die auch den dicksten Panzer zur Strecke bringt. Außerdem gibt es noch die Spezialisten, die für die Tanks zuständig sind. Ansonsten gibt es nicht nur normale Landser, sondern auch Experten wie Sniper oder Sanitäter.

Ein Gutes hat Men of War auf jeden Fall,

Die Japaner unten machen das Richtige, sie verstecken sich im Graben. Sonst ist ihr virtuelles Dasein noch kürzer als eh schon.  
denn einfach sind die Schlachten nicht. Da die KI immer wieder geschickt versucht, Gegenattacken zu starten, kommt man sogar mal ins Schwitzen. Wenn man einen Übergang über einen Fluss wagt, weil man glaubt, da seien weniger Feinde, kann man sein blaues Wunder erleben. Wer den Feind aufschreckt, sieht ihn Truppen aus dem hinteren Bereich an den Punkt verschieben. Flugs ist dann der ganze Graben bestückt, sie wehren sich und man hat schwere Verluste. Ganz schön clever, die Computer-Generäle. Und das schon auf Schwierigkeitsstufe "normal" der vier wählbaren.

Der Feind wehrt sich

Da die eigenen Soldaten fallen wie die Fliegen, gibt es nur ein Mittel - immer schön unten bleiben. Wer schon beim Militär war, weiß freilich, dass Deckung das Überleben sichert. Hier ist die Bedienung sehr durchdacht, denn wenn man mit dem Mauszeiger übers virtuelle Gelände streicht, werden allerhand Möglichkeiten angeboten, wo die Kampfgruppe in Stellung gegen kann. Das geht von der einfachen Hecke über einen Schützengraben bis zum Panzerwrack, hinter dem man sich versteckt. Doch nichts ist sicher, da vieles zerstört werden kann. Wenn ein entsprechend großes Kaliber auf die Stellung ballert, werden die Soldaten trotzdem verletzt, fallen zu Boden und brauchen medizinische Hilfe.

                        

Optisch gibt es wenig auszusetzen, denn alles wirkt recht authentisch:

Soldaten, Waffen und Umgebung, alles wirkt wie aus einem Guss. Doch die Schlachten hängen etwas in der Luft, da ein Storykorsett fehlt.    
Die Fahrzeuge der frühen 40er Jahre, die alte Ausrüstung und die Waffen aus Opas Krieg. Letztere darf man sogar bei jedem einfachen Soldaten plündern, um etwa die eigenen Vorräte an Handgranaten wieder aufzufüllen. Auch der Beschuss von Fahrzeugen wird überzeugend dargestellt. Wenn eine Granate einschlägt, fliegt alles in Luft; wenn man hingegen mit der MP auf nen Laster ballert, fliegt der erst nach und nach auseinander, um schließlich zu explodieren. Zudem gibt es verschieden dicke Panzerung, vom einfachen Jeep bis zum schweren Panzer.

Authentischer Eindruck

Technisch ist Men of War auf der Höhe der Zeit, aber bei der Präsentation hat man sich manches gespart, das man zwar nicht unbedingt braucht, aber doch gern hätte. Eine verbundene Kampagne gibt es hier ebenso wenig wie einen Storyfaden, der durchs schmucklose Spiel führen könnte. Stattdessen gibt es nur schnöde aneinandergereihte Missionen, bei denen nicht viel erklärt wird. So wachsen einem die eigenen Männer natürlich auch nicht ans Herz, was auch besser ist, da sie vielleicht ohnehin bald den virtuellen Heldentod sterben.

Dass man mal ein extra Passwort für den Multiplayer eingeben muss, soll vorkommen, aber dann sollte es auch reibungslos gehen. Hier ist es die unselige Kombination von Passwort und Gamespy-Zugang, die für Unmut sorgt. Denn wenn man sich dafür anmeldet, muss man seine E-Mail einragen, ohne @ zu verwenden, was ne Kunst für sich ist. Scheinbar hängt das mit der fehlenden Lokalisierung zusammen, da das Spiel erst noch auf Deutsch erscheint. Schafft man es vielleicht irgendwann nach 800 Jahren doch, tummeln sich erstaunlich viele Mitspieler auf den Servern, die das Kunststück auch hingekriegt haben.

Ausgeschlossen

Übrigens ist das nicht das Einzige, was einen vom Spielen ausschließen kann. Denn gleich zu Beginn lädt das Spiel nicht, weil eine bestimmte Datei fehlt. Ging uns auf zwei Rechnern so (Win XP und 7), so dass einige andere dieses Problem auch haben dürften. Es fehlt schlicht die geeignete Datei msvcr71.dll. Wohl dem, der die dann wie wir von den Entwicklern bekommt, dann darf er endlich loskämpfen. Fragt sich nur, wie Ottonormal-Spieler das managt? Angeblich soll die Installation von C+ was bringen, was es aber bei uns nicht tat.

Läuft der Multiplayer dann irgendwann,

Die Kämpfe im Singleplayer sind taktischer, dafür hat man im Multiplayer mehr Möglichkeiten.
können hier bis zu 16 Spieler gegeneinander antreten, was einzeln aber auch im Team geht. Es gibt vier verschiedene Modi, wovon der Skrimish aus der Kampagne stammt und alle 16 Szenarien zu mehreren spielbar sind. Dann gibt es noch einen Zweikampf-, Angriffszonen- und Frontlinien-Modus, bei dem eine Zeit abläuft. Gewonnen hat auch mal der, der zuerst 100 Punkte erreicht. In der Regel sollte man aber die Zonen besetzen, da sie einen stetig mit Punkten für den wichtigen Nachschub versorgen.

Multiplayer

Der Multiplayer ist nicht ganz so taktisch, auch weil das Können der menschlichen Gegner stark schwankt. Da hat man mal einen Kameraden, der ständig mit seinen Schützenpanzer dämlich in den Hof fährt, nur damit sie von unserer versteckten Infanterie gesprengt werden, und dann wieder einen, der einen selbst ins Abwehrfeuer laufen lässt. Denn auch hier ist Umsicht angesagt, damit man kein Kanonenfutter wird. Immerhin kann man hier mal die vielgerühmten Eliteeinheiten kaufen, die man sonst erst gegen Ende des Spiels sieht: Panzergrenadiere, Marines und Fallschirmjäger, die etwas besser kämpfen als die normalen Soldaten. Allerdings überleben auch sie nicht lang in diesem Höllenfeuer.

         

Fazit

Eigentlich wäre Men of War: Assault Squad gar nicht so schlecht, da es den ganzen Hobby-General in einem fordert. Wenn man sich unter schweren Verlusten mühsam durch die feindlichen Linien gekämpft hat, nur rauchende Wracks zurück lässt und endlich die letzte Stellung einnimmt, ist man schon froh, es geschafft zu haben. Allerdings leidet dieser positive Eindruck unter dem mittlerweile völlig uninteressanten Weltkriegsszenario, der Unzugänglichkeit und schmucklosen Aufmachung des Spiels. Die KI hält zwar schön dagegen und greift sogar geschickt an, aber man kann quasi unendlich viel Nachschub bestellen - wenn auch nicht auf einmal. Den braucht man auch, denn die Soldaten sterben rascher, als einem lieb ist, so dass ein beständiger Fluss an neuen Truppen sprudeln muss. Das mag realistisch sein, aber für ein Taktikspiel, in dem der einzelne Elitesoldat zählen soll, ist das eher Gift. Noch wird Men of War: Assault Squad zudem von einigen Fehlern geplagt, die den Zugang zum Multiplayer erschweren. So bleibt trotz guter Ansätze hinsichtlich der Deckung und cleveren KI nur ein befriedigender Eindruck haften.

Pro

  • beinharte Kämpfe
  • clevere KI
  • Deckung ist elementar
  • feindliche Waffen nehmen

Kontra

  • 2. Weltkrieg reizt keinen mehr
  • Nachschub endet nie
  • Truppe kann nicht mitgenommen werden
  • Soldaten sind Kanonenfutter

Wertung

PC

Gähn - schon wieder Zweiter Weltkrieg! Auch wenn die KI einen hier auf Trab hält und die Schlachten fordernd macht.