Doods großes Abenteuer - Test, Geschicklichkeit, Wii
Vor dem Spiel dürfen Hobby-Künstler sich im simpel gehaltenen Malkasten austoben: Ich habe meinem zu Beginn schneeweißen Helden z.B. zwei rote Dreamcast-Kringel als Augen verpasst und die geräumigen Segelohren mit ein paar zusätzlichen Glubschaugen verziert. Das Ergebnis hat sogar beim Horror-gestählten Mathias für irritierte Blicke gesorgt, aber das soll mich nicht stören. Ich mag meinen kleinen Quasimodo - und dass ich auch seine Gegner anpinseln darf. Auch die zu Beginn noch konturlosen Giraffen, Löwen und sogar die durch die Levels schwebenden Stachelkugeln warten darauf, nach und nach verziert zu werden. Leider können mangels Internet-Unterstützung keine Kunstwerke weltweit getauscht werden. Außerdem lassen sich einfache Striche nicht immer so leicht ziehen, wie ich es mir vorstelle. Im beim Tablet mitgelieferten Malkasten und im Spiel Pictionary funktioniert das etwas besser.
Held Marke Eigenbau
Das Kernstück des Titels sind vier Geschicklichkeits-Disziplinen, welche sich von Anfang an auswählen lassen. »Stiftpanik« funktioniert ähnlich wie der DS-Titel Go! Go! Cosmo Cops: Per Knopfdruck läuft oder hüpft mein selbstgezeichneter Jump-n-Run-Held in die Richtung, welche ich mit dem Cursor vorgebe. Zeichne ich eine Linie unter ihm, fungiert sie als Trampolin und schleudert nach oben. Kritzle ich schnell genug neue Striche in die Luft, erreiche ich so auch höher gelegene Plattformen. Berühre ich einen Tintentropfen, ändert sich die Steuerungsmethode: Dann kann ich die patrouillierenden Killeräffchen direkt mit der Stylus-Spitze mit Farbe vollkleistern und so kurzzeitig betäuben. Sammle ich ein zweites Symbol ein, kann ich nicht mehr attackieren, aber wieder Trampoline zeichnen. Dieser gelegentliche Wechsel ist ein Bestandteil der kleinen Schalter-Rätsel, welche an manchen Stellen in die Levels eingeflochten wurden.
Die zweite Disziplin »Rollen und springen« ist eine Art zweidimensionaler Sonic-Klon: Neige ich das komplette Tablet mit der darin steckenden Fernbedienung, nimmt mein Held Fahrt auf und kugelt durch Loopings und seine Feinde. Die kniffligste Spielvariante trägt den Titel »Blasenprobleme«: Ähnlich wie beim »Heißen Draht« balanciere ich eine zerbrechliche Seifenblase durch ein schmales Labyrinth. Bei Kontakt mit der Wand zerbricht die Hülle. Die glänzende Kugel folgt direkt der Bewegung meines Stylus, wodurch ich ab und zu den Rand erreiche und den Stift umsetzen muss. Etwas gutmütiger reagiert meine kugelrund mit Helium aufgeblasene Figur in »Ballonwahnsinn«. Sie darf die meisten Wände berühren. Während ich sie wie in Super Mario Sunshine mit einem Ventilator zwischen den Hindernissen hindurch puste, wird sie aber trotzdem von einer Reihe schlecht gelaunter Widersacher angegriffen. Bringen sie das Helium-Männchen zum Platzen, ist das allerdings auch kein Malheur. Wie in den anderen Disziplinen besitze ich unendlich viele Leben und darf an Ort und Stelle weiter machen - und zwar ohne knifflige Rücksetzpunkte. Die einzige Sanktion ist ein kleiner Punktabzug.
Konkurrenz für den Igel?
Fazit
Streng genommen ist der Titel ein kleiner Etikettenschwindel: »Doods großes Abenteuer« ist mit seinen 60 Levels weder besonders umfangreich, noch werden die vier Geschicklichkeits-Übungen von einer nennenswerten Geschichte zusammengehalten. Stattdessen wirkt schon das Hauptmenü so lieblos hingeschludert wie eine stinknormale Minispielsammlung. Zum Glück können die Spielchen inhaltlich etwas mehr überzeugen. Vor allem die gut funktionierende Steuerung mit dem Zeichen-Tablet sorgt für ein frisches Spielgefühl – auch wenn die Entwickler im Grunde nur ein paar vom DS bekannte Konzepte kopiert haben. Ich hätte mir allerdings knackigere Rätsel sowie einen höheren Schwierigkeitsgrad gewünscht - der Titel richtet sich klar an jüngere Spieler. Wer möchte, kann immerhin Highscores aufstellen, allerdings nur lokal. Das Anmalen von Levels und Figuren ist ein lustiges Extra, wirkt aber mangels Internet-Anbindung im Vergleich zu Community-Titeln wie LittleBigPlanet 2 oder Blast Works reichlich veraltet.
Pro
- unverbrauchte Steuerungskonzepte…
- kurzweilige, gut funktionierende Geschicklichkeits-Tests
- vier Spielvarianten
- Held, Gegner und Levels frei anmalen
Kontra
- …welche aber lediglich bekannte Spiele nachahmen
- keine Rahmenhandlung
- nur einfache Schalter-Rätsel
- etwas karge Kulissen
- keinerlei Online-Unterstützung
- seicht vor sich hin plätschernde Musik
- nervige Soundeffekte bei jedem Sprung