Yakuza 4 - Test, Action-Adventure, PlayStation4, XboxOne, PlayStation3

Yakuza 4
24.03.2011, Benjamin Schmädig

Test: Yakuza 4

Mehr als 20 Stunden hatte ich gespielt - mehr als 20 Stunden voller Action, Minispiele und quirliger Gangster-Geschichten. Dann plötzlich der Schnitt in die Vergangenheit: Regen plätschert auf graue Pflastersteine. Dunkle Mäntel schälen sich aus schwarzen Limousinen. Sie verschwinden in einer kleinen Tür. Es dauert keine Minute, bis ein grimmiges Gesicht die Tür zur Seite schiebt. Drei Pistolen stecken in seinem Anzug, zwei hält er in den Händen, eine klemmt zwischen den Zähnen - Takeshi Kitano könnte das dreckige Ringen und Treten und Schießen kaum besser inszenieren, nach dessen Ende der Mörder auf seine Todesstrafe wartet. Erst 25 Jahre später findet er den Weg zurück in das normale Leben. Es ist der perfekte Augenblick für einen Neuanfang!

Als ich an der Seite von Kazuma Kiryu zum ersten Mal in Tokio besuchte - fünf Jahre ist das her - war ich noch nicht richtig angekommen. So hochkarätig das Drama um die Yakuza, die japanische Mafia, schon damals inszeniert wurde, so sperrig waren die Kämpfe anfangs, so leer wirkten die Kulissen manchmal. Die Rede ist natürlich nicht vom echten Tokio. Die Rede ist von Segas frei erfundenem Kamurocho: einem Stadtteil der Landeshauptstadt, der dem realen Vergnügungsviertel Kabukicho nachempfunden wurde. Und genau wie in Kabukicho tobt in Kamurocho das bunte Leben: Karaoke-Theken, noble Restaurants, laute Musik, Spielhöllen, Kneipen, Massagestudios, Striptease-Bars, Bowling-Bahnen, Hotels und jede Menge eigensinniger Charakterköpfe - wer Yakuza spielt, verliert sich im farbenfrohen Glitzern des aufregenden Nachtlebens.

Striptease, Tanz und Bowling-Bahn

Als ich Tokio zum zweiten Mal besuchte, hatte sich Kamurocho schon verändert: Ich sah noch mehr Etablissements und erlebte noch mehr Geschichten. Serienheld Kazuma Kiryu trieb sich außerdem nicht nur in Tokio, sondern auch in Osaka herum. Ansonsten änderte sich nichts. Und genau so war es auch beim dritten Abstecher: Erstmals auf PS3 zeichnete Sega die Vorlage Kabukicho zwar verblüffend originalgetreu nach - erweiterte spielerisch jedoch nur Altbekanntes. Noch immer bahnten sich beinharte Prügeleien an, nachdem die Streithähne mit viel Geschrei ihre Hemden vom Oberkörper rissen. Noch immer dankten wichtige Handlungsträger mit minutenlangen Monologen ab. Noch immer spielte man Roulette, verabredete sich mit aufgetakelten Hostessen und löste die Probleme skurriler Nebenfiguren mit dem Verprügeln von Kleinganoven. Mehr als vorher betonte Yakuza 3 dabei die verspielte Vielfalt den naiven des Vergnügungsviertels. Eine sympathische Naivität prägte etliche Unterhaltungen. Und irgendwie - vielleicht ist es einfach nur das eine Jahr, das ich seitdem älter bin - suhlt sich Yakuza jetzt noch stärker in dieser liebenswerten Einfältigkeit.

Die vierte Episode beginnt mit Shun Akiyama, einem neuen Protagonisten, der eine kleine Agentur inmitten von Kamurocho betreibt: Über "Sky Finance" leiht er in Not Geratenen Geld. Seine Kunden müssen lediglich einen Test bestehen - einen Test, den sich Akiyama meist aus dem Bauch heraus ausdenkt. Klingt abstrus? Ist es auch. Doch hinter dem merkwürdigen Vorgehen steckt Methode, denn ihm geht es nicht um Geld. Vielmehr will er die Menschen wieder auf den richtigen Weg bringen. Deshalb sollen die Tests zeigen, ob sie aus eigener Kraft aus ihrer Misere herausfinden können. Immerhin musste sich Akiyama ebenfalls aus dem Dreck ziehen, nachdem er obdachlos wurde; es gelang ihm mit einer Million Yen, die plötzlich vom Himmel fielen. Geld kann also helfen, laufen müsse trotzdem jeder alleine. Weise? Auf seine verquere moralinsaure Art und Weise irgendwie schon.

An allen Fronten

Eines Tages überschlagen sich die Ereignisse: Die schüchterne Lili bittet Shun um Kredit, der gerät noch dazu in den Zwist zweier Yakuza-Familien und die Handlanger anderer Kreditagenturen wollen ihm sein "Keine Zinsen"-Konzept mit Gewalt austreiben. Und schon flaniere ich wieder über das Pflaster Kamurochos: Der stimmungsvolle Regen, dessen Pfützen die grellen Neonlichter der Reklame spiegeln ist neu - alles andere ist vertraut. Die schiere Flut der Reklametafeln glitzert beinahe märchenhaft. Und Shun Akiyama trägt nicht nur ein rotes Hemd, das an die Farbwahl Kazuma Kiryus erinnert - auch spielerisch tritt er in die Fußstapfen seines Vorgängers: Entweder folgt er dem roten Faden des geradlinigen Gangster-Thrillers oder er vertreibt sich die Zeit in dem lebendigen Vergnügungsviertel. Passanten erteilen ihm in Textfenster-Dialogen kleine Nebenmissionen, die meist im Faustkampf mit dreisten, merkwürdigen oder eigentlich netten Zeitgenossen enden. Auf der Bowling-Bahn, im Arcade-Shooter, am Billardtisch, auf dem Golfplatz und anderswo geht's um Punkte. Zocker setzen beim Roulette, Poker, Blackjack oder etlichen weiteren Glücksspielen ihr Vermögen aufs Spiel.           

Entspannung findet Akiyama bei einer Massage, in einer heißen Quelle oder dem anschließenden Tischtennisspiel. Kein Witz: Je länger eine Partie dauert, desto weiter rutscht der Bademantel der Gegenspielerin herunter - per Schultertaste erhascht man während der Ballwechsel einen Zeitlupen-Zoom auf... die näheren Details. Am Hafen wird geangelt und ein Besuch im Restaurant, einer Sushi-Bar oder bei Smile Burger stellt verlorene Gesundheit wieder her. Natürlich könnte Akiyama schnurstracks das markierte Ziel ansteuern, die nächste Filmszene erleben, den nächsten großen Kampf austragen. Die eigentliche Attraktion in Kamurocho ist aber das lebendige und enorm umfangreiche Stadtviertel selbst. Yakuza bleibt die geografisch kleinste, spielerisch jedoch mit Abstand umfangreichste Spielwiese des virtuellen Zeitvertreibs! Unterbrochen wird der grandiose Minispiel-Reigen nur von häufigen und erneut viel zu einfachen Zufallskämpfen. Lediglich die für die Handlung wichtigen Prügeleien sind mitunter eine Herausforderung. Yakuza-Profis beginnen deshalb auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad.

Hör gut zu!

Nicht zuletzt hält auch Shun nach Schlüsseln Ausschau, in deren Schließfächern mal mehr, mal weniger hilfreiche Gegenstände wie Schutzwesten, Heiltränke, Materialien zum Bau von Waffen, Parfüm oder teure Schmuckstücke liegen. Schmuck? Unheimlich wichtig! Denn anders als im empfindlich gekürzten Vorgänger, stehen diesmal auch in der westlichen Version die Türen der so genannten Cabaret Clubs offen. In diesen sucht sich Akiyama ein Mädchen aus, mit dem er flirten möchte und versucht es zu beeindrucken, indem er beim belanglosen Small-Talk immer wieder die richtige von drei möglichen Antworten gibt. Er sollte außerdem die richtigen Getränke und Speisen bestellen,

Serienheld Kazuma Kiryu kommt erst richtig ins Spiel, wenn der rote Faden aufs Finale zu rollt.
Parfüm auftragen und gelegentlich ein teures Geschenk mitbringen. Hat man die Gunst des Fräuleins erobert, darf man die Gute noch in ein Restaurant, zum Karaoko, Dartspielen oder in eine der zahlreichen anderen Lokalitäten ausführen. Die Vorlieben und Abneigungen der Mädchen erfährt man, indem man ihrem Small-Talk Aufmerksamkeit schenkt - echte Nerds brauchen keine echten Dates!

Zu allem Testosteron-Überfluss besitzt Shun außerdem seinen eigenen Cabaret Club, in dem er dafür sorgt, dass seine Hostessen den Wünschen der Kunden entsprechen. Das kann er entweder einem Angestellten überlassen oder er frisiert die Damen einfach selbst, kleidet sie an, verpasst ihnen das passende Make-up und stattet sie mit Uhren, Ketten, künstlichen Nägeln oder Ringen aus. Vergesst Rollenspiele - das hier ist Charaktererstellung für, äh, Männer! Zumal die Gesichter der Frauen sowohl technisch als auch ästhetisch ausgesprochen überzeugend aussehen. Mitunter wusste ich zwar nicht, welche Accessoires, Kleider oder Schminken eigentlich dazu beitragen, aus einer "niedlichen" eine "hinreißende" Frau zu machen - umso stolzer war ich dafür, als Akiyama irgendwann meinte: "Miuki macht einen hervorragenden Job."

Elegant oder bunt?

Nein, neu ist hier das Wenigste. Die meisten Minispiele kenne ich seit Jahren in- und auswendig. Dass ich zum ersten Mal über die Dächer Kamurochos laufe, eine Tiefgarage erkunde, in unterirdischen Tunneln grabe oder ein paar neue Gassen entdecke, erweitert im Grunde nur den Umfang. Es ist klasse, dass es für zahlreiche Geschicklichkeitsspiele Onlineranglisten gibt! Zugunsten des internationalen Vergleichs hat Sega sogar daran gedacht, den aus Yakuza 3 bekannten Vorgänger des Arcade-Shooters Boxcelios 2 noch einmal anzubieten. Abgesehen davon wirkt u.a. das Baseball-Minispiel jetzt ausgeklügelter, weil man für die maximale Punktzahl nicht nur im richtigen Moment schlagen, sondern auch bestimmte Ziele treffen muss. Doch das sind Kleinigkeiten. Teil vier erscheint ein Jahr nach Yakuza 3 - es ist nur natürlich, dass die Neuerungen deshalb dem behutsamen Feinschliff vieler Sportspiele gleichen.         

Es wurde Zeit für jene düstere Filmszene, mit der der zweite Protagonist seinen mörderischen Einstand gibt. Unheilschwanger und desillusioniert bebt ein tiefer Bass, als die Laufschrift erzählt, wie der 18-fache Mörder Taiga Saejima jahrelang auf seine Hinrichtung wartet - ein zu allem entschlossener Yakuza, der von einem Freund betrogen wurde und endlich erfährt, was damals wirklich geschah. Wie gut Sega ein solches Drama inszenieren kann!

Kürzungen?

Zeit für Veränderung!

Im Gegensatz zu Yakuza 3 wurde Teil vier nicht um empfindliche Inhalte beschnitten. Es fehlt lediglich ein Minispiel im Club Sega - ein Wissensquiz, bei dem Fragen rund um Japan im Mittelpunkt stehen.Wie schwer die Last auf Taigas Schultern liegt, wie spitzfindig mancher Bösewicht grinsen kann: Eine hervorragende Mimik fängt die Feinheiten menschlicher Emotionen ein. Wie gut es tut, wenn Yakuza erwachsen ist. Als Taiga freikommt, kann er der Serie ein neues Gesicht verleihen!

Und schwermütig stapft Taiga durch Tokios Straßen; kein Vergleich zu Akiyamas behänden Schritten im vorherigen Kapitel. Der stämmige Bär braucht eine Weile, bevor er im Kampf zu einem Schlag ausholt. An Shuns flinke Kombos, die selbst Kazumas schnelle Angriffe "überholen", ist auf einmal nicht zu denken. Umso mächtiger schlagen Taigas Pranken zu, nachdem er seine Attacken aufgeladen hat. Eine gelungene Abwechslung! Zumal Sega auch die Entwicklung der Fähigkeiten vereinfacht, denn jetzt erhalte ich mit jedem Levelaufstieg drei Punkte und benötige unterschiedliche viele Punkte für das Erlernen neuer Techniken. Alle vier Charaktere nutzen dabei das gleiche System und bauen unabhängige voneinander ihre Fähigkeiten aus.

In einer Virtual Reality-Maschine wiederholen sie zudem Kämpfe gegen markante Feinde und lernen auf diesem Weg Techniken, die sie in der Charakterentwicklung nicht trainieren. Eine andere Entwicklungsmöglichkeit ist das Aufspüren besonderer Momente: Man beobachtet etwa, wie ein Ehekrach zum Martial Arts-Spektakel wird und schon kommt Taiga die Idee zu einer neuen Technik. Nicht zuletzt werfen mir einige Menschen in Kamurochos Straßen irgendwelche Gegenstände zu, wenn ich in ihrem Straßenzug angegriffen werde. So entledigt man sich im Handumdrehen eines Gegners - aber nur, falls man den Helfern zuvor einen Gefallen erwies: Obdachlose wünschen sich ein alkoholisches Getränk, Barbesitzer freuen sich über den mehrmaligen Besuch ihrer Theke. Genaues Hinsehen und fleißiges Erkunden werden also stets belohnt.

Virtua Fighter

Alle Figuren können außerdem bis zu drei eigene Waffen tragen, wobei Pistolen und Gewehre nur Nebenrollen spielen. Denn im Vordergrund steht das brutale Verdreschen der zahlreichen Feinde. Yakuza 4 (ab 37,50€ bei kaufen) inszeniert Verletzungen und spritzendes Blut sogar noch gnadenloser als seine Vorgänger. Nach dem Kampf wanken die Gegner nahezu unversehrt weiter, entschuldigen sich und ziehen brav ihres Weges. Davor werden allerdings schonungslos Gesichter getreten, Rücken zerschlagen und Bäuche gequetscht. Gewaltige Finisher - wahlweise mit oder ohne Waffe - drücken den Prügeleien endgültig ihren Stempel auf. Wie gehabt baut ein findiger Tüftler in einem kleinen Hinterhaus dabei aus einfachen Nunchuks oder banalen Holzstöcken mächtige Waffen, falls man entsprechende Materialien besorgt.                 

Vier verschiedene Protagonisten, vier verschiedene Kampfstile: eine ausgefallene Idee? Ja - aber nur auf dem Papier. Unterm Strich gleichen sich die Akteure nämlich zu sehr, als dass man frischen Wind spüren würde. Bestenfalls weht eine kühle Brise. Seit fünf Jahren lösen die gleichen Tasten die gleichen Angriffsketten aus und bis auf Abstriche gilt das auch für die diesjährigen Figuren.

Vorher - nachher: So sieht Charakterentwicklung für Männer aus!
Ich lasse mich nach wie vor unheimlich gerne vom Testosteron in die knallharten Schlägereien führen. Ausgerechnet mit dem "kleinen" PSP-Yakuza und seinen taktischen Kämpfen hatte ich in diesem Jahr allerdings deutlich mehr Spaß.

Wie aus tausendundeiner Nacht

Man kann auch nicht darüber hinweg sehen, dass die technisch ohnehin sehr rustikale Kulisse mit jedem Jahr an Glanz verliert. Immerhin verwendet Sega diese Technik schon zum dritten Mal in Folge, während Yakuza 4 in unseren Breiten nicht nur mit einem Jahr Verspätung erscheint - inzwischen zeigen Red Dead Redemption und Assassin's Creed: Brotherhood  auch offene Welten, die Kamurocho eine grafische Generation voraus scheinen. Keine Frage: Das Lichtermeer des fiktiven Tokios ist vor allem nachts so bezaubernd wie tausendundeine Popkultur-Nacht! Immer wieder laufe ich mit bedächtiger Ruhe durch die farbenfrohen Straßen und genieße das elektrisierende Nachtleben - auch im vierten Yakuza, auch nach mehreren Dutzend Stunden Spielzeit. Gäbe es nur nicht die steifen Bewegungen einiger Figuren. Wäre da nur nicht die Gewissheit, das alles schon dreimal ausführlich gesehen zu haben.

Und dann schafft nicht einmal die vielversprechende Episode mit Taiga Saejima den Sprung vom konstruierten Mafia-Theater zum großen Yakuza-Kino. Wie auch? Binnen weniger Minuten wird aus einer richtig miesen Nebenfigur Taigas bester Kumpel und dessen Ableben so pathetisch inszeniert, das ich mit roten Wangen aufs Bild starrte. Und Tajga Saejima selbst? Was geschieht mit dem mehrfachen Mörder, der aus Überzeugung Yakuza sein wollte? Wenige Worte reichen und er ist geläutert. Ausgerechnet Kazuma argumentiert den Schwerverbrecher so hanebüchen ins rechte Licht... Traut euch doch: Baut doch einen streitbaren Antihelden auf, der meine Moralvorstellungen mit nachvollziehbaren Motiven ins Wanken bringt! An diesem Punkt verflog jedenfalls mein Glauben an das ganz große Drama. Daran können auch die folgenden Kapitel nicht rütteln, in denen erst ein junger Polizist und schließlich auch Kazuma das Zepter übernehmen.

Das Ende des Glaubens

Wie einfältig schon die Weisheiten Akiyamas ganz zu Beginn daherkommen... Da redet er sich z.B. den Mund fusselig, dass eine Firma eher Personal abbauen müsse, bevor sie gänzlich pleite ginge - sein Kunde und eine weiterer Charakter wiederholen den schlauen Kniff anschließend mehrmals. Es ist nicht schlimm, dass hier fast ausschließlich in Textfenstern gesprochen wird. Es ist aber ein schlechtes Zeichen, wenn sich selbst ein großer Fan wie ich irgendwann wünscht, das hanebüchene Geplapper wäre endlich vorüber.

Das Yakuza-typische Gequassel tut nicht weh. Es ist herzlich, wird oft genug mit einem zwinkernden Auge vorgetragen - meist lese ich auch diesmal gerne mit. Man lernt schräge Vögel lieben und schmierige Halunken hassen. Viele Texte sind allerdings bezeichnend für die unreife Art und Weise, mit der das große Gangsterdrama zum vierten Mal vorgetragen wird. Anstrengend konstruierte Handlungsbögen und unglaublich viel Pathos geben sich die Klinke in die Hand. Yakuza 4 wirkt, als wären Geschichte und Nebenstränge von pubertierenden Halbstarken verfasst worden: Das Frauenbild vom kichernden, allzeit bereiten Busenwunder ist jedenfalls eine Katastrophe und manche Drehbuchwendung so haarig, dass jede Logik das Handtuch schmeißt. Ich bin auch diesmal in dem spannenden Thriller und der naiven Spielwiese versunken - so langsam muss aber auch Yakuza in den Zeitgeist hinein wachsen werden und moderne Wege des Geschichtenerzählens finden. Hoffentlich ist das in Japan bald erscheinende Yakuza of the End nur ein Lückenfüller, bevor Sega die große Serie generalüberholt!             

Fazit

Yakuza versteht den Spaß am Spiel als oberstes Prinzip - und tut verdammt gut daran. Denn genau so muss der viel zitierte offene Sandkasten aussehen! Und weil der westlichen Fassung des Vorgängers das Flirten mit Hostessen fehlte, gibt mir die fast vollständige Yakuza 4-Lokalisierung genug Anreiz, mich noch einmal stundenlang in den Etablissements des fiktiven Tokios herumzutreiben. Sogar meinen eigenen Club darf ich diesmal führen! Die Onlineranglisten der zahlreichen Minispiele halten mich zusätzlich auf Trab. Doch leider verpasst Sega den Augenblick, an dem sich ein Neuanfang geradezu aufdrängt. Denn obwohl sich im vierten Yakuza erstmals die Wege von gleich vier Protagonisten kreuzen, bleibt doch alles beim Alten - sowohl spielerisch als auch technisch und erzählerisch. Fast alle Minispiele hat man schon gesehen, die brutalen Prügeleien gibt es genau so seit fünf Jahren, Kamurocho kenne ich längst wie meine Westentasche. Und so sehr ich die sympathischen Albernheiten liebe, über die mich die Yakuza-Serie schmunzeln lässt, so sehr wünschte ich, sie würde sich dort ernst nehmen, wo sie großes Gangsterdrama ist. Stattdessen rumpelt der hervorragend inszenierte Thriller recht ungeniert über einige absurde Drehbuchkonstruktionen. So gut die Gratwanderung zwischen großem Kino und naiver Spielwiese oft gelingt, so sehr weigert sich Yakuza, den Kinderschuhen zu entwachsen. Sega, es war schön in Kamurocho - es ist Zeit für einen Neuanfang!

Pro

  • spielerisch ausgesprochen umfangreich...
  • erzählerisch mal sehr stark, mal sympathisch albern...
  • viele farbenfrohe, detaillierte Oberflächen...
  • vier verschiedene Figuren...
  • Onlineranglisten für etliche Minispiele
  • einige hervorragende Filmszenen mit toller Mimik
  • zahlreiche kleine Geschichten abseits der Handlung
  • ausgesprochen brachiale Faustkämpfe
  • einfache Waffen kaufen, verbessern und reparieren
  • umfangreiche und übersichtliche Entwicklung von Fähigkeiten

Kontra

  • - ... ohne irgendwelche nennenswerten Neuerungen- ... stellenweise aber auch pubertär und einfallslos- ... einer übertrieben bunten, technisch mäßigen Kulisse- ... die im Grunde alle das gleiche tun
  • häufige Zufallskämpfe durchweg zu einfach
  • viele zeitlich unmögliche Abfolgen in Nebenmissionen

Wertung

PlayStation3

Pool, Poker und Striptease: Noch einmal kehrt Sega nach Kamurocho zurück - wo sich trotz vier unterschiedlicher Protagonisten kaum etwas verändert hat.

Kommentare
johndoe945852

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Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 13 Jahren
johndoe945852

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vor 13 Jahren
johndoe945852

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