Samurai Warriors: Chronicles - Test, Action-Adventure, 3DS, NDS

Samurai Warriors: Chronicles
25.03.2011, Mathias Oertel

Test: Samurai Warriors: Chronicles

Frage: Wenn ein Publisher wie Koei auf den 3DS-Zug aufspringt, hat er was im Gepäck? Richtig: Einen Titel der "Warriors"-Serie! Können die Japaner mit ihrem Aushängeschild, das wie kein anderer Titel Massenschlachten zelebriert, auch auf der neuen Hardware punkten? Wir sind mit Samurai Warriors Chronicles über die dritte Dimension der Schlachtfelder gestürmt.

Koeis Warriors sind Koeis Warriors sind Koeis Warriors. Diese Abwandlung des bekannten Zitats von Gertrude Stein sollte eigentlich reichen, um die Mechanik von Samurai Warriors Chronicles zu erklären. Denn natürlich verlässt sich Koei bei seiner 3DS-Premiere auf Altbekanntes: Man ist mit einem Helden auf fernöstlichen, in diesem Fall japanischen Schlachtfeldern unterwegs (China wird von der Dynasty-Variante abgearbeitet). Die Dutzende Kämpfer, die auf einen zustürmen, hält man mit wildem Knopfgehämmer in Schach und treibt dabei den Kombo-Zähler in die Höhe. Hack & Slay in Reinkultur. So wie man es seit Jahren kennt.

Alles beim Alten

Allerdings versucht man, der Premiere in der dritten Dimension einige neue Facetten hinzuzufügen. Dazu gehört z.B. ein eigener Charakter, den man mit bis zu drei über den Touchscreen anwählbaren Mitläufern über die Felder der Ehre lenkt. Wieso allerdings eine Namenseingabe ohne jegliche Vorgaben und Zwänge möglich ist, kann ich nicht beantworten. Denn so kann es ja nach Fantasie des Spielers (oder dem Fehlen eben dieser) dazu kommen, dass Heidelinde oder Horst neben Kenshin Uesugi die gegnerischen Heere dezimiert und so für unfreiwillige Komik sorgt.

Inhaltlich gewichtiger (zumindest in der Theorie) ist die bereits angesprochene Möglichkeit, jederzeit auf einen der Mitstreiter umschalten zu können. Denn jeder Kämpfer verfügt über eigene Kombos und eine spezielle Waffe, was grundsätzlich interessant klingt. In der Praxis jedoch halten sich die Unterschiede zwischen den Figuren in Grenzen. Sie spielen sich alle zu ähnlich, um für Unterschiede oder gar ein taktisches Element zu sorgen, bei dem man darauf achten müsste, dass man den richtigen Kämpfer für die richtige Situation hat.

Auch die Schlachtfähigkeiten, besondere Eigenschaften, die aktiviert werden können und so z.B. die Musou-Anzeige für mächtige Angriffe mit einem Schlag auffüllen oder die Option, den Kameraden auf der Übersichtskarte eine neue Position zuzuweisen, zu der sie marschieren, klingen aufregender als sie letztlich sind. Denn letztlich muss man von all dem herzlich wenig nutzen. Grund dafür ist die höchst selten fordernde KI: Selbst wenn mehrere gegnerische Offiziere auf einen zustürmen, gerät man kaum in Verlegenheit.

Taktisches Potenzial

Mit den stets aktualisierten "Mini-Missionen" innerhalb der Schlacht wird ebenfalls eine Chance verschenkt. Einerseits nimmt man sie zwar gerne an, da sie häufig mit einem Zeitlimit oder den als Ausnahme die Regel bestätigenden seltenen fordernden Gegnern versehen sind und damit zumindest in Ansätzen vom Prügeleinerlei abweichen. Andererseits jedoch wird man gezwungen, immer wieder einen Blick vom 3D-Bildschirm hin zum Touchscreen zu werfen, auf dem sich die Karte mit den eingezeichneten Zielen befindet. Und letztlich nutzt man die Gelegenheit ohnehin nur, um den nächstpositionierten Recken auszuwählen, damit man Zeit spart.

Dennoch werden Veteranen sich schnell wohl fühlen und trotz aller kleinen und großen Mankos sowie der bekannt redundanten Mechanik Stunde um Stunde mit den Schlachten in Japan verbringen. Der typische "Warriors"-Sog zeigt auch hier Wirkung und wird nicht nur durch die eingängige Steuerung und die zahlreichen freispielbaren Waffen sowie Gegenstände gebildet - auch der 3D-Effekt sowie die Kulisse im Allgemeinen haben ihren Anteil daran.

Tiefenwirkung

Die Kulisse sticht besonders durch den gut umgesetzten 3D-Effekt mit starker Tiefendarstellung hervor, der spielerisch allerdings keine Wirkung zeigt.
Er überzeugt mit einer enormen Tiefensicht in den Bildschirm hinein, die ohne Geisterbilder oder sonstige Störfaktoren einen sehr sauberen Eindruck hinterlässt. Wenn das Team von Omega Force jetzt noch wie im Render-Intro dafür gesorgt hätte, dass auch der Bereich vor dem Bildschirm für Dreidimensionalität stärker genutzt würde, was leider nur bei einigen Musou-Attacken passiert, wären die Samurai-Chroniken innerhalb des Launch-Lineups eines der Paradebeispiele für saubere 3D-Programmierung.

Zumal die Engine sich abseits der für Serienverhältnisse geringen Anzahl von Gegnern auf dem Schirm keine Blöße gibt und mit all den positiven wie negativen Eigenschaften punktet, die man mit den Koei-Kriegern assoziiert: Klongegner, ein abseits der Hauptfiguren nicht gerade üppiges Animationsspektrum und schicke Effekte bei den Sonderattacken.

Akustisch setzt man auf einen nichtssagenden Musikmix mit treibenden Beats und fernöstlicher Instrumentierung, knackige Kampfgeräusche sowie umfangreiche japanische Sprachausgabe, die auch bei 3DS-Einstellung auf "Deutsch" nur in Englisch untertitelt wird. Doch nicht nur deswegen sind die mitunter zu langen Einleitungssequenzen vor jeder Schlacht sowie Unterhaltungen eine kleine Nervenbelastung. Denn sie können maximal (bei Texteinblendung parallel zur Sprache) abgekürzt, aber nie komplett übersprungen werden.   

Fazit

Samurai Warriors Chronicles ist innerhalb der systemumspannenden Massenschlachten-Knopfhämmereien sicherlich nicht der beste Vertreter seiner Art. Die KI ist der Rede nicht wert. Die sich anbietenden taktischen Möglichkeiten nutzen ihr Potenzial nicht aus. Die Kämpfer bzw. Kampfstile zeigen zu wenig Unterschiede. Dennoch liefert Koei trotz aller Mankos unter dem Strich einen gelungenen Beweis dafür ab, dass man mit minimalen Mechanismen ein Maximum an Unterhaltung aus dem 3DS kitzeln kann – wenngleich nur Warriors-Veteranen die Anstrengung zu schätzen wissen dürften. Denn auch wenn in der gelungenen Tiefe der dritten Dimension, die allerdings zu selten den Schritt aus dem Bildschirm heraus macht, nicht ganz so viele Gegner versammelt sind, wie man es sich wünscht oder wie man es von der Serie kennt, halten die Chroniken letztlich genau das, was der Name verspricht: Unkomplizierte Hack&Slay-Action ohne Schnörkel und mit einem ansprechenden Umfang ausgestattet. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass auch der nette 3D-Effekt, der über einen überraschend hohen Toleranzbereich verfügt, die spielerische Redundanz nicht verbergen kann.

Pro

  • eingängige Steuerung
  • ansprechender Umfang
  • gelungene visuelle Einbindung des 3D-Effektes
  • zahlreiche optionale Missionen
  • schicke Musou-Attacken
  • viel Freispielbares (Waffen, Bonus-Gegenstände)

Kontra

  • wenig Unterschiede bei den Kämpfern/Kampfstilen
  • reduziertes Massenschlacht-Gefühl
  • Gespräche/Einleitungen können nicht abgebrochen werden
  • taktisches Potenzial verpufft
  • keine deutschen Texte
  • mitunter hakelige Kameraführung

Wertung

NDS

Spielerisch bleiben die Samurai Krieger trotz interessanter Ansätze ihrer redundanten Linie treu, der 3D-Effekt ist gelungen, wirkt sich aber nicht auf das Spielgefühl aus.