Lego Star Wars 3: The Clone Wars - Test, Action-Adventure, 360, PSP, Wii, PC, NDS, PlayStation3, 3DS
Etwas, das man einem Star Wars-Spiel noch nie vorwerfen konnte: Dass es schlecht klingt. Auch Lego Star Wars 3: The Clone Wars (ab 1,39€ bei
Brandneue Klotzwelten
Auch die Levels verabschieden sich zu einem großen Teil vom reinen Lego-Look der Vorgänger und präsentieren sich überaus stimmungsvoll - in Lego Star Wars 3: The Clone Wars (TCW) wird viel mit Dunkelheit, Schatten und beweglichen Lichtquellen gearbeitet, es gibt zudem sehr gute Vorder- und Tiefenunschärfen. Kurz gesagt, und man entschuldige mir bitte das vorhersehbare Wortspiel: Da haben die Entwickler mal so richtig rangeklotzt!
Je nachdem, welches Lego-Spiel man in den letzten sechs Jahren in der Hand hatte, war es ein bisschen anders: Star Wars und Batman gingen mehr in Richtung Action, Indiana Jones und Harry Potter waren in knoblerischer Mission unterwegs. TCW gehört zur ersten Gruppe: Allein die brandneuen Massenschlachten, in denen mehrere Dutzend Klonkrieger gleichzeitig auf dem Bildschirm herumwuseln, sind dafür ein deutliches Zeichen.
Aber gleichzeitig erweitert es die Reihe um ein inhaltliches Element, das genau wie sein Pendant aus Brütal Legend die Fangemeinde spalten dürfte: Basenbau und -eroberung! Nein, das hier ist nicht Lego Command & Conquer, aber es geht in die Richtung.Legos ex Machina
In manchen Missionen schweigt das Laserschwert, und Aufgabe des Spielers ist es, alle roten (also vom Feind besetzten) Punkte einzunehmen. Man muss nur alle im roten Kreis befindlichen Gegner-Gebäude zerstören, schon gehört einem das Gebiet. Das Problem: Man kann die nicht einfach kaputt kloppen, jedenfalls nicht alle. Manche sind nämlich mit einem Schutzschild gesichert, andere glänzen silbern oder gülden - da braucht es spezielle Waffen oder Truppen. Um die zu produzieren, errichtet man in einem eroberten Gebiet bestimmte Gebäude; je mehr Feindesland man erobert hat, desto mehr darf man selbst errichten. Mit dem Bau ist es aber noch nicht getan, denn man muss die Eroberung selbst leiten: Man wählt Kanonenziele aus oder leitet als Commander die Truppen ins Schlachtfeld.
Das wäre aufgrund der simplen Struktur prinzipiell eine Bereicherung, wenn es nicht an heftigen Problemen leiden würde. Z.B. darf man immer nur ein Gebäude eines Typs errichten. Benötigt man also Raketenwerfertruppen, um goldene Kanonen auszuschalten, kann man sie nur an einer Stelle bauen. Da sich das Schlachtfeld tendenziell immer nach hinten schiebt und die Truppen leicht kaputt gehen, muss man als Commander also ständig hin und her rennen, um Nachschub zu holen. Oder man reißt das Gebäude ab und errichtet es an anderer Stelle dauernd neu - auch keine optimale Lösung. Außerdem leiden die Truppen unter KI-Schluckauf: So ist es mir im Test ein paar Mal passiert, dass sie einfach aufgehört haben auf ein klar definiertes Ziel zu schießen, und sich lieber einem neuen (sogar einmal per Schutzschild gesicherten, also nicht verwundbaren) zuwandten. Das lässt sich zwar manuell korrigieren, aber trotzdem: Was soll das?
Die Stunde der Bauherren
Von dieser zweifelhaften Idee abgesehen bleibt Traveller's Tales seinen Wurzeln treu: Da wäre der legendäre Lego-Humor, der in den toll inszenierten Zwischensequenzen teilweise wunderbar albern rüberkommt - mal machen sich Anakin und ein Klonsoldat über das Konzept »Frau am Steuer« lustig, mal muss man per Machtnutzung den Müll rausbringen, mal entfaltet sich aufgrund von Jedi-Gefuchtel eine Kaffeemaschine. Und natürlich ist das Durchspielen der Kampagne wie üblich nur der halbe Spaß: Bestimmte Bereiche der Raumschiffe (die als Hub dienen) lassen sich erst mit einer Mindestzahl an goldenen Steinen öffnen; diese (sowie rote Klötze, Minikits oder massenhaft Star Wars-Figuren) zu finden ist ebenso Ehrensache für den Fan wie wahnwitziger Zeitfresser. Allein, dass es abhängig vom Sternensystem, in dem
man sich befindet, unterschiedliche Raumschlachten zu kämpfen gibt, zeugt von der Liebe zum Detail. Und natürlich präsentieren auch die Missionen selbst beim ersten Durchspielen nur einen Bruchteil ihres Potenzials. Erst beim zweiten, dritten oder vierten Versuch im Freien Spiel, wenn man ein vielseitig einsetzbares Team dabei hat, entlockt man den Levels all ihre Geheimnisse. Wie gewohnt dürfen das zwei Spieler gleichzeitig machen: Der Freund kann jederzeit ein- und aussteigen, leider nur lokal. Allerdings ist der Splitscreen gewohnt vorbildlich - abhängig davon, wo sich die beiden Figuren befinden, passt sich der Bildschirmausschnitt dynamisch an. Ein ähnlicher Effekt wird auch im normalen Solospiel verwendet: Gelegentlich sind die Figuren räumlich getrennt. Schaltet man zwischen ihnen hin und her, schält sich der Bildschirm beeindruckend herum.Gut im Bilde
Die Struktur ist dieses Mal nicht linear: Es gibt drei Hauptstränge (Count Dooku, General Grievous, Asajj Ventress), zwischen deren Missionen man beliebig wechseln kann - lediglich innerhalb der Stränge muss man eine Reihenfolge einhalten. Die Geschichte folgt ich erster Linie den Geschehnissen der beiden ersten Clone Wars-Staffeln sowie des Films, allerdings gibt es auch Überschneidungen mit Star Wars Episode 2: Angriff der Klonkrieger. In unregelmäßigen Abständen liefert man sich Bosskämpfe: Ein paar Mal zu oft gegen General Grievous, aber auch teilweise sehr coole - wie z.B. eine sehr »Aliens«-kompatible Begegnung.
Gut mobilisierte Jedi
Technisch nehmen sich die Fassungen für PC, 360 und PS3 fast gar nichts: Auf dem PC gibt es optionales Anti-Aliasing, bessere Tiefenunschärfe und Motion Blur (der in der deutschen Fassung immer noch sehr waghalsig »Unklare Bewegung« heißt), ansonsten ist das Gezeigte identisch. Auf der Wii muss man in Sachen Auflösung, Texturdetails und Effekte natürlich drei Schritte zurückgehen, inhaltlich geht allerdings auch diese Fassung keine Kompromisse ein.
Fazit
Ich bin wirklich erstaunt, wie viel Verbesserungspotenzial Traveller's Tales aus der mittlerweile doch recht vorhersehbaren Lego-Reihe herausgekitzelt hat: Lange kritisierte Nervstücke wie die Vehikel-Steuerung flutschen jetzt einfach so, die Massenschlachten sehen saucool aus, die Szenen-Parodien sind zum Teil grandios - und die Grafik ist besser als je zuvor! Außerdem ist die Kampagne wieder mal bemerkenswert umfangreich geraten; wenn man die in gut zwölf Stunden durchrast, hat man gerade mal die Hälfte des Spiels gesehen. Allerdings war die dunkle Seite in den Entwicklern ebenso stark wie die helle: Da wären Sachen wie die abermalige Abwesenheit eines Online-Modus' (der Splitscreen-Koop ist wieder mal vorbildlich), die neue Truppenkontrolle ist unnötig fummelig und von KI-Aussetzern geplagt. Aber am nervigsten finde ich den neuen Basenbau: Dieses Pseudo-RTS hat mir schon Brütal Legend kaputt gemacht - damals konnte das außer Tim Schafer und Michael Krosta doch keiner wirklich leiden, oder? Da wie hier wirkt es ebenso deplatziert wie überstrapaziert - und hier zieht es auch gleich noch den Arcade-Modus mit runter. Nichts gegen Innovationen in bewährten Spieleserien, aber manchmal schießen Entwickler mit ihren Ambitionen deutlich über das Ziel hinaus. Von diesem Malus abgesehen bietet The Clone Wars Lego-Spaß auf gewohnt hohem Niveau. Aber mich ärgert dieser unnötige dunkle Fleck sehr.
Pro
- toller Humor
- cool (und teilweise sehr albern) inszenierte Zwischensequenzen
- sehr gute Grafik
- einfache Steuerung
- vorbildlicher Koop-Modus
- sehr abwechslungsreiches Missionsdesign
- exzellenter Soundtrack
Kontra
- teilweise übertrieben viel Basenbau
- gelegentlich unübersichtliche Kameraführung
- fummelige Truppenkontrolle
- uninteressanter Arcade-Modus