Galcon Fusion - Test, Taktik & Strategie, iPad, iPhone

Galcon Fusion
13.04.2011, Jörg Luibl

Test: Galcon Fusion

Es gibt Spiele, die sind für das iPad wie gemacht - vor allem jene, in denen es ruhig, elegant und präzise zur Sache geht. Aber rasante Strategie in Echtzeit? Punktgenaue Eroberungen von Planeten? Multiple Flottensteuerung und Mehrspielergefechte? Arcade-Taktik im Weltall? Das, was 2006 als "Galcon" als Independent-Strategie auf dem PC debütierte, macht erst auf dem Tablet einen Heidenspaß!

Was 2006 als "Galcon" auf dem PC debütierte, entwickelt auf iPhone und iPad sein volles Potenzial. 2009 heimste das Independent-Spiel einen Award als bestes mobiles Spiel ein.
Sie schwirren aus wie Bienen: Ein Schwarm glimmender gelber Dreiecke fliegt am oberen Bildschirmrand zu einem fetten feindlichen Planeten, gefolgt von einem weiteren, direkt darunter - von zwei Seiten nähern sich meine Jäger ihrem roten Ziel. Und zur Sicherheit schicke ich mit einem Fingerzeig noch eine dritte Abteilung durch das Weltall. Da sind immerhin über 60 Truppen stationiert, so komme ich auf mindestens 70, das muss reichen. Aha: Mein erste Welle erreicht ihr Ziel, es wummert in den Lautsprechern, die Zahl der Feinde sinkt bereits im Takt der Soundeffekte.

Der aggressive Schwarm

Aber was ist das? Gerade als meine dritte Jägerwelle den Widerstand des Planeten gebrochen und ihm die eigene gelbe Farbe aufgezwungen hat, werden meine Heimatbasen ihrerseits angegriffen - aus vier Richtungen! Jetzt schnell zurück und verteidigen? Ach was, direkt raus mit den Jägern! Meine Finger wischen über den Bildschirm, versuchen zu ordnen, aber schon nach wenigen Sekunden dominiert nicht mehr mein Gelb, sondern das Rot im Universum. Ich habe mich zu früh gefreut, nicht clever genug eingeteilt und erobert - die KI gewinnt mal wieder.

Auf den ersten Blick ein buntes Chaos, aber auf den zweiten gibt es eine taktische Ordnung.
Das Spielprinzip ist einfach: Man erobert Planeten, indem man mehr Einheiten dorthin fliegen lässt, als dort stationiert sind - 20 gegen 18, bleiben zwei Sieger übrig. Dazu zieht man mit einem Finger von einer Heimatbasis eine Route zum anvisierten Ziel oder tippt es einfach an; reichen die dort stationierten Truppen nicht aus, attackiert man von mehreren Planeten aus, bis man in der Überzahl ist. Man kann auch alle Planeten gleichzeitig aktivieren, um eine Riesenflotte auszusenden oder bereits fliegende Verbände zurückordern. Am Ende gewinnt im klassischen Modus derjenige, dessen Farbe als letzte im Universum dominiert.

Fingertaktik im Universum

Aber Vorsicht: Alles passiert in Galcon Fusion gleichzeitig. Und wer von drei, vier Planeten aus alle Jäger los schickt, lässt diese wertvollen Produktionsstätten schutzlos zurück. Daher sollte man den Prozentsatz der angreifenden Flotte anpassen, die zunächst bei 50% steht - so startet also nur die Hälfte der Jäger. Dieses defensive Verharren kann sich mittelfristig lohnen, denn wer einen Planeten hält, gewinnt dort mit der Zeit automatisch mehr Truppen. Und je größer der Planet, desto mehr Jäger produziert er. Es geht nicht immer darum, wer am schnellsten, sondern auch darum, wer am effizientesten erobert.

Über das Internet kann man Gefechte mit bis zu zwölf Leuten austragen.
Geschickte Angriffe von mehreren Orten sowie gleichzeitig clevere Produktion kann der Schlüssel zum Sieg sein. Dabei muss man auch die Wegstrecke beachten: Es dauert natürlich länger, von einem Ende des Alls an das gegenüber liegende zu fliegen - und in dieser Zeit können die Jäger nicht woanders eingreifen. Es kommt schnell zu einem Hin und Her von Eroberungen und Verlusten, wobei nicht nur die KI in ihren zehn Stufen fordert. Auch die alternativen Spielmodi sorgen für Anspruch: Mal muss man unter Zeitdruck alles erobern, mal zerstören sich Flotten schon bei Kontakt auf der Route, mal sieht man seine getarnten Feinde nicht oder muss nur einen ganz bestimmten Planeten erobern - acht Varianten stehen zur Wahl, die jeweils andere Spielweise verlangen. Davon sind zwar nicht alle genial, aber gerade Stealth und Assassin sind gelungen.

Futuristisches Hin und Her

Selbst wenn man seine eigene Bestmarke nicht mehr knacken kann oder will, wartet noch das Internet mit rasanten Gefechten. Und hier dreht Galcon Fusion richtig auf: Online kann man sich kleine Duelle liefern oder mit bis zu zwölf Leuten um Planeten kämpfen, entweder in Teams oder anarchisch gegen alle und jeden. Dann kommt es zwar zu einer wahren Farb- und Jägerexplosion auf dem Bildschirm, aber das macht aufgrund der knackigen Spielzeit und deftiger Flüche immer wieder Laune. Wer ehrgeiziger ist, kann sich auch in Ranglisten hochkämpfen; auch Spiele gegen PC-, Mac- und Linux-Strategen sind möglich.

Fazit

Vom DOS-Experiment zum iPad-Erfolg: Späte Glückwunsche an Phil Hassey! Es ist schon komisch: Galcon hat mich anno dazumal auf dem PC zwar neugierig gemacht, aber nicht so richtig gepackt - zu schnell war die Luft raus aus der Maus. Ganz anders auf dem iPad, denn hier entfaltet der Strategiesnack über die direkte Fingerkontrolle unwiderstehliche Reize. Das futuristische Artdesign gefällt, der Soundtrack ist eine Wucht und das ebenso rasante wie einfache Spielprinzip fesselt für Wochen. Denn bei allem Arcadetempo gibt es genug strategische Tiefe, die KI fordert auf den höchsten Stufen auch Solisten und die Spieldmodi bieten interessante Varianten an. Das liegt aber vor allem daran, dass die Gefechte über das Internet so viel Spaß machen - egal ob in Teams oder im wilden Schlagabtausch. Schon nach wenigen Sekunden entstehen hier packende Duelle, die Übersicht, Taktik und knackige Flüche fordern. Es ist eines der besten Spiele, die man derzeit im AppStore finden kann.

Pro

  • rasante Fingertaktik im Weltall
  • überraschende taktische Tiefe
  • präzise Steuerung & Multitouchnutzung
  • futuristisches Artdesign
  • toller Soundtrack von Tim Inge
  • acht abwechslungsreiche Spielmodi
  • zehn Schwierigkeitsgrade
  • spannender Online-Modus für bis zu zwölf Spieler

Kontra

  • ein paar langweilige Spielmodi
  • Artdesign könnte mehr Varianten bieten

Wertung

iPad

Arcade-Tempo und strategische Tiefe? Ja, das geht sogar ausgezeichnet!

iPhone

Arcade-Tempo und strategische Tiefe? Ja, das geht sogar ausgezeichnet!