Dead Space (2008) - Test, Shooter, 360, PlayStation5, Wii, iPhone, XboxSeriesX, PlayStation3, PC

Dead Space (2008)
04.05.2011, Paul Kautz

Test: Dead Space (2008)

Die Geschichte der mobilen Version von Dead Space ist eine voller Mysterien - das größte davon ist die Frage, warum das Spiel bereits seit Januar in jedem AppStore der Welt verfügbar war, nur nicht im deutschen, den es erst ein paar Monate darauf besuchte? Nun, sei's drum, mittlerweile ist es ja da. Aber hat sich all die Warterei auch gelohnt?

Der gute alte Plasmacutter in Aktion: Die fachgerechte Absäbelung einzelne Nekromorphen-Teile ist nach wie vor eine der Säulen des Dead Space-Spieldesigns.
Dead Space zählt für mich immer noch zu den beeindruckendsten Spielerlebnissen des Jahres 2008: Die exzellente Präsentation, die wunderbar morbide Atmosphäre, die markante Sounduntermalung, die sorgfältig platzierten Schreckmomente, die fiese Action - all das und mehr weckten bei mir immer wieder Erinnerungen an das 1995er BioForge, einen meiner interaktiven Favoriten aller Zeiten. Und um jetzt gleich mal zum Fazit zu springen: Natürlich ist es unmöglich, so ein Gesamtkunstwerk 1:1 auf eine Plattform wie das iPhone (resp. iPod touch und iPad) umzusetzen. Das Display ist viel kleiner, die Steuerung anders, das Spielgefühl schon vom Ansatz her weniger episch. Wenn das mal keine klassischen Voraussetzungen für einen Konvertierungs-Flop sind!

Der einsame Vandale

Und der hätte mit Sicherheit auch seinen Auftritt gehabt, wenn die australischen Entwickler IronMonkey Studios (die mittlerweile zu EA gehören) einfach eine Umsetzung vollzogen hätten. Haben sie aber nicht. Das geht schon bei der Geschichte los: Die spielt zwischen Dead Space und Dead Space 2; man schlüpft nicht in den Anzug von Isaac Clarke, sondern in den eines anderen Ingenieurs, der den Codenamen »Vandal« trägt und für die Unitology einige Sabotageaufträge auf der Minenkolonie »Sprawl« übernehmen soll. Er darf niemandem seinen richtigen Namen sagen, seine Stimme wird verzerrt - hmmmm, was da wohl los ist?

In erster Linie sind natürlich die Nekromorphen los, denen man, Plasma Cutter sei Dank, die gut gespitzten Arme und Beine strategisch abballern kann und muss. Darüber hinaus stehen einem noch weitere Waffen (inkl. einer Plasmasäge), der bewährte Fußstampfer und die Nutzung von Stase und Kinese zur Verfügung. Wie von den großen Versionen bekannt, verdeckt kein HUD das Spielfeld, alle nötigen Informationen (Lebensenergie, Stase-Vorrat, Munition) finden sich direkt auf den Waffen bzw. Vandals Anzug.

Gemütlich unter Feinden

Das Spielerlebnis der großen Fassungen wurde ohne größere Abstriche auf die iPlattformen-Übertragen - hier verlangsamt gerade eine Stase-Ladung das schnelle Zuschnappen der Türen.
Die Steuerung setzt auf eine Mischung aus virtuellen Sticks und Gesten: Die Positionen der Sticks sind nicht fest definiert, sondern passen sich immer der Daumenhaltung des Spielers an - die linke Seite dient der Bewegungskontrolle, die rechte dem Blickwinkel. Möchte man etwas aufsammeln, tippt man es einfach an, das Stampfen bzw. Zersägen erfolgt mittels eines eingeblendeten Aufwärts- bzw. Abwärtswischers. Die Nutzung der Feuerwaffen ist etwas fummeliger: Man tippt ins Bild, um sie auszurüsten, sucht mittels rechtem Daumen das Ziel und tippt nochmals zum Abfeuern. In jedem Fall ist die Kontrolle gewöhnungsbedürftig träge: Vandal bewegt und dreht sich sehr gemütlich (auch wenn man ihm mit einem forschen 180°-Schlenker Beine machen kann); gerade in Situationen, in denen sehr mit drei oder mehr Nekromorphen gleichzeitig hantieren muss, wünscht man sich ein unterstützendes Autotargeting sehnlich herbei. Immerhin wird man mit den Feinheiten der Kontrolle nicht allein gelassen: Ein ausführliches Tutorial bringt einem die Anwendung von Stase oder Säge gemütlich bei, ein automatisches Speichersystem sichert den Spielstand zuverlässig aller paar Minuten.

Das Original war eine exzellente Mischung aus brachialer Action und cleveren Puzzles - Letztere mussten beim Sprung aufs iGerät deutlich Federn lassen. Zwar finden sich immer wieder mal kleinere Kopfkrauler (sowie kurze Ausflüge in die Schwerelosigkeit), aber den Großteil der komplett linearen vier bis fünf Durchspielstunden verbringt man mit dem Zerlegen der Gegner. Hat man die zwölf Kapitel gemeistert und damit den Übergang zu Dead Space 2 geschafft, gibt's nicht nur einen höheren Schwierigkeitsgrad, sondern auch die Möglichkeit, ein neues Spiel mit der bislang gefundenen Ausrüstung zu beginnen.

Die Hölle in den Ohren

Technisch spielt Dead Space ganz vorne mit: Auf allen Plattformen gibt's glaubwürdiges Leveldesign und tolle Animationen zu sehen, auf dem iPad 2 warten die besten Texturen und Anti-Aliasing.
Technisch ist Dead Space ein mittelschweres Wunder: Dass die iPlattformen zu exzellenter Grafik fähig sind, haben in der Vergangenheit schon Spiele wie Rage, Infinity Blade oder Real Racing 2 zur Genüge bewiesen. Dead Space fügt sich problemlos in diese Reihen ein, denn die düstere Grafik mit ihren beeindruckenden Lichteffekten und weichen Animationen ist schon auf normalen iPhones bzw. iPod touch sehr beeindruckend. Nochmal eine Stufe besser wird es auf dem iPad; die Version für iPhone 4 bietet die knackigste Auflösung. Und Besitzer eines iPad 2 kommen in den Genuss der besten Texturen sowie durchgehenden Anti-Aliasing, ohne dass es auch nur zu einem kleinen Ruckler kommt! Zu beachten gilt allerdings, dass Dead Space keine Universal App ist. Sprich: Will man es auf iPhone und iPad zocken, wird man zwei Mal zur Kasse gebeten.

Noch beeindruckender als die Grafik ist allerdings die Soundkulisse, jedenfalls wenn man gute Kopfhörer in den Ausgang stöpselt: Gekreische, Gepumpe, Gezische, Gefiepe - hier wird jedes Register der Nervenspannung gezogen. Es gibt sogar einige fiese Psycho-Spielchen, die an die Gemeinheiten von Psycho Mantis in Metal Gear Solid auf der PlayStation erinnern! Dazu ertönt durchgehende und qualitativ sehr hochwertige, allerdings nur englische Sprachausgabe - optional von Untertiteln (auch Deutsch) begleitet. Und natürlich wummert über dem Ganzen die wummernde Musikbegleitung von Jason Graves (siehe Soundtrack-Special), die allerdings Stücke aus Dead Space 2 recycelt.

Fazit

Als ich von Dead Space für iPhone hörte, hatte ich in der Tat Angst - Angst davor, Minispieldreck wie Dead Space: Ignition serviert zu bekommen. Meine Furcht stellte sich dankbarerweise als unbegründet heraus, denn das Spiel der IronMonkey Studios wird dem ruhmreichen Namen zwar nicht in jeder Hinsicht, aber doch mehr als genug gerecht. Was dem Gruselspaß höhere Wertungsweihen verweigert, ist in erster Linie die Steuerung - zwar haben die Entwickler die Touch-Kontrolle ganz ordentlich genutzt, träge bleibt das Ganze aber leider trotzdem. Außerdem wurde der Puzzle-Anteil im Vergleich zu den großen Brüdern deutlich zurückgekurbelt. Nichtsdestotrotz (oder gerade deswegen) sollte sich kein Freund mobiler Action diesen Gruselspaß entgehen lassen: Allein die Präsentation ist über alle Zweifel erhaben, und auch wenn aufgrund der kleineren Bildschirme kein echter Grusel aufkommen kann - spielt man mit guten Kopfhörern im Dunkeln, treibt einem auch dieses Dead Space zuverlässig den kalten Schweiß auf die Stirn!

Pro

  • brillante Präsentation
  • exzellente Soundkulisse
  • gute Gestensteuerung

Kontra

  • träge Steuerung
  • etwas Autotargeting wäre hilfreich

Wertung

iPhone

Der Horror kommt auch im Kleinformat sehr gut rüber - allerdings steht die träge Steuerung dem optimalen Genuss im Weg.