Lucha Fury - Test, Prügeln & Kämpfen, 360, PlayStation3, PC

Lucha Fury
07.07.2011, Paul Kautz

Test: Lucha Fury

Wrestling ist schon merkwürdig genug, aber erst mit Lucha Libre wird es richtig abgefahren: Mexikanische Männer und Frauen in höchst bizarren Kostümen und Masken, mit viel Show und Tamtam, durch das Nicht-Insiderauge betrachtet das Resultat von viel zu viel Tequila. Aber selbst der würde nicht helfen, sich dieses thematisch verwandte Spiel schön zu saufen.

Lucha Fury ist ein wirklich hübsches Spiel: Die mexikanischen Umgebung sind abwechslungsreich, hell und fröhlich,  die Figuren ideenreich designt und ordentlich (wenn gelegentlich auch etwas hüftsteif) animiert. Außerdem dürfen sich bis zu vier Spieler gleichzeitig austoben.

Ayayayayayayyyyyyyy!

Das Artdesign ist das einzig Gelungene an dem Spiel - der Rest ist bestenfalls unterdurchschnittlich, schlimmstenfalls katastrophal.
Machen wir mal mit dem Multiplayermodus weiter: Vier Spieler ist ja schön und gut, aber die dürfen nur lokal loslegen, einen Online Modus gibt es nicht. Genauso wenig eine Möglichkeit, mal eben schnell einem Spiel beizutreten - man muss gemeinsam anfangen und aufhören, es sei denn, ein Teilnehmer scheidet vorher aufgrund eklatanter Heulkrämpfe aus. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist recht hoch, denn Entwickler Punchers Impact hat hier so ziemlich alles falsch gemacht, was man in einem scrollenden Beat-em-Up (einem Genre, das nun wirklich mehr als genug stolz glänzende Vorbilder hervorgebracht hat) falsch machen kann.

So. Das war's. Mehr Positives gibt es über dieses Spiel nicht zu sagen.

Es geht damit los, dass sich jeder der vier Kämpfer (ein fünfter ist freispielbar) standardmäßig langsamer bewegt als ein am Boden festgetackertes Faultier. Ja, man kann ihnen über die rechte Schultertaste Beine machen, aber dann wird aus der ungenauen Steuerung mit einem mal eine völlig furchtbare. Grandios ist auch die Idee, dem Spieler die Nutzung des rechten Analogsticks aufzuzwingen: Nein, gesteuert wird ganz normal mit dem linken. Aber bei vielen Gelegenheiten bekommt man von den Gegnern so eine geballert, dass der eigene Luchador benommen auf der Stelle stehen bleibt, und aus seiner Schmerztrance nur durch heftiges Rütteln des Sticks erweckt werden kann - des rechten Sticks, wohlgemerkt. Warum? Ist halt so. Allzu viel Zeit sollte man sich mit solchen Fragen allerdings nicht lassen, denn währenddessen wird man natürlich weiter angegriffen.

¡Aah! Mi corazón!

Brillant auch die Idee, dem Spieler elementare Dinge wie Würfe oder Blöcke einfach vorzuenthalten bzw. sie erst sehr spät zwischen den Missionen freischaltbar zu machen. Theoretisch darf man dann irgendwann Gegner in den Schwitzkasten nehmen oder einen mächtigen Sprungangriff loslassen, aber ganz ehrlich: braucht kein Schwein. Mittels Dauerfeuer auf die X-Taste wird man mit jedem Standardgegner fertig. Andere Tasten ins Spiel zu bringen ist auch insofern unnötig, als dass es eine spürbare Verzögerung zwischen Eingabe und Ausführung gibt - lange Kombos sind damit von vornherein zum Scheitern verurteilt. Haben einem die Attacken der dumpfbackigen Gegner Schaden zugefügt, hilft es, einfach eines der herumgackernden Hühner zu treten oder eine Kiste zu zerdeppern - sofern man aufgrund der miesen Kollisionsabfrage nicht mitten in den Trümmern hängen bleibt, springt dabei vielleicht eine heilsame Flasche Energiebrause raus. Immer wieder trifft man natürlich auch auf Bossgegner, die entweder in die Kategorie »lächerlich einfach« oder »nervender Nervsack« fallen. So oder so: Geht man irgendwo im Level drauf, geht es an den Anfang desselben zurück.

Fazit

Ich bin ehrlich entsetzt - entsetzt darüber, wie ein Beat-em-Up, das so toll aussieht, sich gleichzeitig so furchtbar spielen kann! Das Arrrrriba!-Artdesign ist wirklich sehr gelungen, die Comic-Umgebungen sind detailliert und stilsicher, die Figuren kreativ gestaltet. Und das war's auch schon mit den vorzeigbaren Pro-Punkten, denn als Brawler im klassischen Stil macht Lucha Fury so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann: Die Kämpfer steuern sich furchtbar träge und ungenau, die Kollisionsabfrage scheint einem Zufallsgenerator zu entspringen, es gibt massig Clippingfehler, die Ausführung der Kombos ist ungenau, die Bosskämpfe sind ideenlos, es gibt keinen Online-Modus, die lokale Variante muss gemeinsam begonnen und beendet werden - Drop In/Out existiert nicht. Was eine zeitgemäße Hommage an alte Final Fight/Streets of Rage-Tage hätte werden können, entpuppt sich als bedauernswerter Schrott in schöner Hülle. Und obwohl es günstig zu haben ist, empfehle ich, das Geld lieber in das unendlich viel bessere Castle Crashers oder in eine »Nacho Libre«-DVD zu investieren - die macht im gleichen Szenario weitaus mehr Spaß.

Pro

  • gelungenes Artdesign
  • Koop-Modus für vier Spieler

Kontra

  • träge, ungenaue Steuerung
  • lahme Laufgeschwindigkeit
  • nutzlose Kombos
  • stumpfes Spielprinzip
  • uninteressante Bosskämpfe
  • kein Online-Modus

Wertung

360

Was ein spaßiges Beat-em-Up hätte werden können, wurde zur Peinlichkeit für das ganze Genre - nur das gelungene Artdesign sticht hervor.