Resident Evil: The Mercenaries 3D - Test, Action-Adventure, 3DS

Resident Evil: The Mercenaries 3D
01.07.2011, Paul Kautz

Test: Resident Evil: The Mercenaries 3D

Eine gewisse Ironie ist ja schon dabei: Vor sechs Jahren musste Resident Evil 4 hierzulande noch geschnitten werden - die Jugendschützer wollten hiesigen Spielern den Bonusmodus »The Mercenaries« einfach nicht zumuten. Und jetzt ist daraus ein eigenständiges Spiel geworden. Die Frage, ob man sich das wirklich zumuten kann, bleibt trotzdem - aber aus einem anderen Grund.

Ein einsamer Mann steht in einem spanischen Dorf. Drei Waffen hat er dabei, einige Heilkräuter sowie ein paar Granaten - und er ist nicht allein. Endlose Gegnerwellen werfen sich ihm geistlos in den Weg, im Sekundentakt fallen diese Freaks vor ihm in den düsteren andalusischen Staub. Pausenlos werden die Waffen nachgeladen, entfalten die Kräuter ihre heilende Wirkung an den erlittenen Wunden. Immer mächtiger werden die Feinde, immer größer wird ihre Zahl - oh, das Zeitlimit ist abgelaufen. Na gut.

Der junge Mann und die Untoten

Resident Evil: The Mercenaries 3D (ab 25,07€ bei kaufen) (Resi M) ist kein Resident Evil. Jedenfalls nicht im klassischen Sinne. Die Serie definierte sich immer über mehr oder weniger subtilen Horror, um die Angst im Nacken angesichts der gnadenlosen Gegner, dem omnipräsenten Munitionsmangel sowie der meist recht käsigen, aber irgendwie doch fesselnden Handlung. All das gibt es hier nicht: Die Gegner sind Fallobst, das einzig und allein dafür da ist, den Punkte-Multiplikator hoch zu jagen, Munition liegt massenhaft herum, eine Geschichte gibt es nicht. Nur gut zwei Dutzend Einzelmissionen, in denen man innerhalb des Zeitlimits so viele Feinde wie möglich zerlegen muss. Ganz »The Mercenaries« eben, der Bonus-Modus, der in Resi 4 seinen Anfang nahm. Trotz 18er Freigabe hier übrigens fast komplett blutleer.

Recycling wird groß geschrieben: Jeglichen Inhalt kennt man bereits aus Resident Evil 4 und 5, es gibt keine neuen Inhalte - nur frische »Skills«, die man seinen Kämpfern zuweisen kann.
Anfangs hat man lediglich drei von acht Figuren zur Auswahl: Chris Redfield, Jill Valentine und den maskierten Söldner Hunk. Die fünf anderen, darunter Albert Wesker und Rebecca Chambers, müssen erst freigeschaltet werden. Alle spielen sich gleich, haben aber unterschiedliche Waffen und Nahkampfattacken. Die Wummen lassen sich auch unter den Kämpfern wechseln, aber entweder spielt man diese Fähigkeiten frei oder investiert pro Nase zehn »Play Coins«. Jede Figur verfügt über ein Alternativkostüm, das aber ebenfalls erst freigespielt werden muss.

Ich bin unbesiegbar!

Ein weiterer zu findender Bonus: die »Skills«. Das sind kleine Spielverbesserungen, vergleichbar mit den »Perks« aus dem Online-Modus von Call of Duty: Modern Warfare. Diese sorgen u.a. für mehr Waffenschaden, stabilisieren den Rückstsoß, machen das Heilspray effektiver oder verhindern Sofortkills seitens der dickeren Gegner. Allerdings werden diese Skills, die mit fortschreitender Anwendung immer besser werden, nur sehr langsam freigeschaltet, außerdem darf man maximal drei gleichzeitig mit sich herumtragen.

Zwei Spieler dürfen lokal und online kooperativ auf Untoten-Jagd gehen - allerdings nur in wenigen ausgewählten Levels.
Wie gesagt gibt es keine Geschichte, jeder Level besteht nur aus dem Spieler, den Gegnern und dem Zeitlimit - das man mit kreativen Kills sowie speziellen Items verlängern kann. Ist es ausgelaufen, wird die Leistung nach dem üblichen Resi-System von »D« (schlecht) bis »SS« (ganz doll super) bewertet - allerdings nur lokal, Online-Ranglisten gibt es nicht. Was umso unverständlich ist angesichts der Tatsache, dass ein Online-Modus sehr wohl vorhanden ist: Sowohl lokal als auch übers Internet dürfen zwei Spieler gleichzeitig auf Zombie-Jagd gehen, was in beiden Fällen auch unkompliziert und über weite Teile lagfrei funktioniert - allerdings brauchen beide nachvollziehbarerweise je ein Spielmodul. Ärgerlich ist allerdings, dass nicht mal die Hälfte der Levels kooperativ spielbar ist; nur ausgewählte Abschnitte sind für mehrere Jäger gedacht. Ebenfalls doof, auch wenn das nur die Online-Variante betrifft: Es gibt keine Kommunikations-Möglichkeit - in einem Spiel, in dem es sehr stark auf ein sich gut absprechendes Team ankommt, ist das natürlich suboptimal.

Wiedersehen macht Freude?

Die letzten Resi-Teile waren in einer Hinsicht ziemlich berüchtigt - nämlich in dem Stillsteh-Zwang beim Schießen. Das hat sich mittlerweile geändert: Wenn man möchte, kann man nun beim Zielen (entweder aus der Ego- oder Schulteransicht) hin und her laufen, allerdings bleibt die Waffenposition dabei in jedem Fall fixiert. Das ist zwar einerseits eine willkommene Neuerung, fühlt sich andererseits in diesem Spiel auch irgendwie fremd an, weswegen Zombie-Jäger alter Schule auch darauf verzichten können. Die werden sowieso ein Déjà-vu nach dem anderen haben, denn ausnahmslos jeder Inhalt wurde aus Resi 4&5 recycelt: Alle Spielfiguren kennt man, alle Levels, alle Waffen, alle Bonusgegenstände, einfach alles. Selbst die Gegner kommen direkt aus der Zweitverwertungstonne: Die Sensenschwinger, die Ziegenkopf-Hoschis, die Zombie-Bauerntölpel, die kreischenden Hausfrauen, die Riesenaxthammer-Schwinger oder die Doppelkettensägen-Wahnsinnigen.

Wenn es bei Resi M ein herausragendes Merkmal gibt, dann ist es die Technik. Das Schlechte vorweg: In der Distanz sehen die Gegner furchtbar aus; grob und hoppelig animiert - kommen sie allerdings näher, gewinnen sie erheblich an Details und

Technisch ist The Mercenaries 3D ein Schmuckstück auf dem 3DS: Levels, Gegner und Effekte sind über weite Teile erstklassig.
Bewegungen. Und der Rest ist für den 3DS schlicht der Hammer: Die detailreich designten Levels, die abwechslungsreichen Figuren, die weichen Animationen, die wuchtigen Effekte - beeindruckend, höchst beeindruckend. Der 3D-Effekt verleiht den kleinen Arenen eine solide Tiefe, ohne zu ablenkend zu wirken oder einen negativen Einfluss auf die Framerate zu haben. Das wäre allerdings auch sehr doof, denn die ist ohnehin nicht die stabilste: Bei vielen Feinden im Bild und der einen oder anderen Explosion spürt man deutlich, wie die Geschwindigkeit in die Knie geht.

Da strahlt der Handheld

Ein Wort zur im Vorfeld lang diskutierten Speicherproblematik: Ja, Resi M hat nur einen Spielstand, der ausschließlich automatisch gesichert wird und sich nicht zurücksetzen lässt - das ist sogar dem Handbüchlein einen knappen Satz wert. Den Neukäufer betrifft das präzise Null, der Gebrauchtkäufer bekommt aber u.U. ein Spiel, in dem jede Figur, jede Waffe, jeder Level, jede Klamotte und jeder Skill bereits freigeschaltet ist. Was grundsätzlich nicht schlimm ist, denn das Hauptaugenmerk des Spiels liegt in der optimalen Durchforstung jedes Levels. Aber das Freispielen der Extras macht trotzdem einen nicht unerheblichen Teil der Motivation aus - und dass Capcom diese bereitwillig beschneidet, ist schon sehr merkwürdig.

Fazit

Aus einem ursprünglich kostenlosen Bonus-Modus wird ein Vollpreisspiel - kann das gut gehen? Wenn man The Mercenaries 3D als reine Highscore-Jagd betrachtet, dann schon: Die ständige Suche nach der Verbesserung der Bewertung, der optimalen Level-Laufzeit und dem schnellsten Weg, dem Bossgegner die Doppelkettensäge über den Scheitel zu ziehen, ist am 3DS genau reizvoll wie seinerzeit an den Konsolen. Das Problem ist nur, dass das Spiel darüber hinaus nichts zu bieten hat: Alle Inhalte wurden aus den Teilen 4 und 5 recycelt, es gibt keinerlei Handlung, selbst der Koop-Modus ist halbgar - nicht mal die Hälfte der Levels ist im Team spielbar, eine Online-Kommunikationsmöglichkeit gibt es ebenso wenig wie Internet-Ranglisten. Was bleibt, ist ein technisch beeindruckender, spielerisch mickriger Action-Happen für die schnelle Ballerei zwischendurch, der kaum imstande sein dürfte, die Wartezeit bis Revelations zu überbrücken.

Pro

  • sehr gute Präsentation
  • tolles Leveldesign
  • lokal und online spielbar
  • solider Online-Modus

Kontra

  • extrem simples Spielprinzip
  • sehr kurze Abschnitte
  • nur wenige Koop-Levels
  • keine Online-Ranglisten
  • keine Online-Kommunikationsmöglichkeit

Wertung

3DS

Eine simple Arcade-Ballerei, die schnell an Reiz verliert - sowohl allein als auch kooperativ.