Cars 2 - Test, Rennspiel, 360, PC, PSP, PlayStation3, NDS, 3DS, Wii

Cars 2
22.07.2011, Mathias Oertel

Test: Cars 2

Kein Erfolg versprechender Film bleibt ohne dazugehöriges Spiel. Allerdings ließ die Qualität in letzter Zeit häufig zu wünschen übrig. Eine der erwähnenswerten Ausnahmen war Toy Story 3, seinerzeit produziert vom Disney-internen Avalanche Software-Studio. Der Arbeitgeber schien gleichsam zufrieden mit dem Ergebnis, denn für die Umsetzung des neuen Pixar-Streifen Cars 2 (ab 37,94€ bei kaufen) wurde ebenfalls das Team aus Utah beauftragt. Dann kann ja eigentlich nichts schief gehen, oder?

Ich mag Pixar-Filme. Von den Toy Stories über die Unglaublichen bis Findet Nemo und Wall-E werde ich nicht müde, die Animationsfilme anzuschauen und freue mich nach dem letzten Trailer wahnsinnig auf das keltische Abenteuer Brave. Nur mit einem Film habe ich echte Probleme: Cars. Für mein Empfinden der schwächste Streifen im Portfolio, konnte ich mich nicht mit den Figuren anfreunden. Und auch die technische Qualität, in der das KfZ-Epos den anderen Pixar-Produktionen in nichts nachsteht, schafft es nicht, mich eines Besseren zu belehren. Cars und ich werden keine Freunde mehr.

Das schwarze Schaf

Da meine Sympathie für die animierten Flitzer sich auf der Leinwand in Grenzen hält, bin ich auch skeptisch, was Cars 2 betrifft. Es funkt einfach nicht. Aber das muss kein Problem darstellen: Ich habe auch hier wieder die Hoffnung, dass die Spielumsetzung für unkomplizierten Spaß sorgen kann.

Allerdings muss ich auch sagen, dass ich ungeachtet dessen mit der Familie einige vergnügliche Stunden mit den diversen Spielen zum ersten Cars-Film zugebracht habe, bei denen mich das Charakterdesign überraschenderweise nicht so störte.

Mit jener Hoffnung liege ich auch nicht falsch. Denn Cars 2 weiß als Spiel zu unterhalten - was angesichts der Vorbilder, die Avalanche carsifiziert hat, nicht verwunderlich ist: Der eigentlichen Mechanik liegt Mario Kart zugrunde, das mit ein wenig Wheelman und einer Prise WipEout angereichert wird.

Mario Cars

Sprich: Die offene Welt, die den Vorgänger geprägt hat, wurde komplett eliminiert und stattdessen mit haufenweise Rundkursrennen in abwechslungsreichen Umgebungen ersetzt. Dabei hat Avalanche im Rahmen der Möglichkeiten sogar vergleichsweise viele Variationen der Rennmechanik eingebaut. Neben den normalen Start-/Zielrennen gibt es z.B. auch eine Version mit Waffeneinsatz, wobei die zur Verfügung stehenden Power-Ups das übliche Spektrum abbilden: Raketen, Maschinengewehr, Öl usw.

In der  "Jäger"-Variante muss man so viele Gegner wie möglich von der Strecke pusten, während man beim "Überleben" mit dem Aufsammeln von Batterien dafür sorgen muss, dass einem die Schildenergie nicht ausgeht. Auch die anderen Rennvarianten sind passabel gelungen und schaffen so eine runde Mischung, die allerdings auch angesichts des eher unten angesetzten Schwierigkeitsgrades vornehmlich jüngere Spieler ansprechen dürfte.

Alternativ kann man sich mit maximal vier Spielern (am PC zu zweit) in dezidierten Mehrspieler-Modi versuchen, die aber abseits der Norm (Kampfarena sowie eine Capture The Flag-Variante) keinerlei Überraschung bieten. Online kann man leider auf keinem System antreten, wodurch der sich mit mehreren Spielern einstellende Unterhaltungswert eine Minderung erfährt.

Lightning McQueen wandelt auf den Spuren von Mario Kart, ohne dessen mechanische Qualität zu erreichen.
Hinsichtlich der Steuerung zeigt sich Cars 2 gleichermaßen solide wie eingängig. Allerdings sollte man am PC und Wii dem Pad den Vorzug geben. Sowohl Tastatur als auch die Remote-/Nunchuk-Steuerung an der Nintendo-Konsole bleiben langfristig zu ungenau. Immerhin werden auf Wii sowohl Classic Controller als auch das GameCube-Pad unterstützt.

Mechanisch solide

Hat man schließlich alle Nuancen der Kontrollmechanismen erlernt und kann über Rückwärtsfahren, Sprünge oder das Fahren auf zwei Rädern (am besten durch dafür vorgesehene Tore) den Turbo aufladen, kommt es zu interessanten Duellen auf dem Asphalt - insofern man gegen menschliche Kontrahenten antritt. Die KI ist hinsichtlich des Anforderungsgrades bis auf wenige Ausnahmen auf die angepeilte jüngere Zielgruppe zugeschnitten, verzichtet aber immerhin auf übermäßige "Gummiband"-Mechanik, wenn man in Führung liegen sollte.

Dafür nutzt sie die auf den zahlreichen Strecken vorhandenen Abkürzungen und weiß auch die verfügbaren Power-Ups gut einzusetzen - zumindest so weit, dass ein Hauch von Spannung aufkommt, wenn man solo unterwegs ist. Allerdings beherrscht die KI nicht die aus dem Spiel Wheelman entliehene Fähigkeit, seine Widersacher mit einem Karosserie-Check aus dem Weg zu räumen - was angesichts des nötigen Timings auch für menschliche Fahrer die größte Herausforderung darstellt.

Und so sehr man Avalanche auch anrechnen kann, dass sie das Mario Kart-Prinzip nicht verhunzt haben, können Lightning McQueen und seine Hochglanz-Kollegen höchstens in den Mehrspieler-Duellen dafür sorgen, dass ein Hauch des immergrünen Klassikers durch die farbenfrohen Kulissen weht. Der Rest ist biedere Durchschnittskost, die ohne die Lizenz im Rücken sehr schnell komplett in Vergessenheit geraten würde. Es hätte auch nicht geschadet, wie bei Mario Kart eine Karte oder sonstige Einblendungen einzubauen, auf der man seine Position in Relation zu den anderen Wagen  sieht. Oder eine zeitliche Abstands-Anzeige. Man sieht nur, auf welcher Position man sich gerade befindet – und das ist gerade mal das Nötigste.

Immerhin leistet sich Avalanche technisch keine groben Schnitzer - außer auf dem PC. Ausgerechnet auf dem System, das in der Theorie über die mächtigste Hardware verfügt, bleiben die meisten Wünsche offen. Zwar gibt man sich sehr sparsam, was die verbaute Hardware betrifft (es reicht ein 3 GHz Pentium 4-Prozessor mit 2 GB RAM und einer nVidia FX6600 bzw. vergleichbare AMD- oder ATI-Gerätschaften), doch das Spiel hinterlässt auch auf stärkeren Systemen einen gerade mal durchschnittlichen Eindruck.

Technisch wankelmütig

Das Charakterdesign sowie die Animationen sind gelungen, der Rest der Kulisse ist durchschnittlich.
Die Animationen der Fahrzeuge brauchen sich zwar wie bei den Konsolen-Systemen vor denen ihrer Filmkollegen kaum zu verstecken, doch die Streckentexturen wirken am PC nicht so frisch und klar wie z.B. auf 360 oder PS3. Zudem gibt es vermehrt Pop-Ups, die auch nicht vom cleveren Streckendesign kaschiert werden können. Und beim Start des "Superturbos" kommt der Rechenknecht kurz, aber spürbar ins Stocken, bevor die Post abgeht.

Auf Konsolen ist von den meisten dieser Mankos nichts zu spüren. Dass die Wii-Version erfahrungsgemäß im direkten Vergleich den schwächsten Eindruck hinterlässt, ist zwangsläufig. Aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten, wird die Technik hier ebenso gut ausgenutzt wie bei den Sony- oder Microsoft-Konsolen. Was unter dem Strich jedoch auch nur nett anzuschauende, aber letztlich höchst durchschnittliche Kulissen bedeutet.

Stein des Anstoßes ist vor allem die Abmischung: Während Sprachausgabe, Hüpfgeräusche und Waffeneinsatz zumeist klar aus den Lautsprechern schallen, muss man sich schon verdammt anstrengen, um quietschende Reifen beim Driften oder gar Motorengeräusche wahrzunehmen - und das ist bei einem Rennspiel fatal.

Probleme über alle Systeme hinweg hat die Akustik: Ärgerlich ist u.a., dass die englische Sprachversion, die einige der Original-Sprecher beinhaltet, nicht den Sprung auf die Disc geschafft hat - obwohl die deutsche Lokalisierung durchweg gut ist.

Fazit

Prinzipiell ist es keine schlechte Idee, sich konzeptionell für das Spiel zum neuen Pixar-Film an der Mario Kart-Rezeptur entlang zu hangeln. Und Avalanche leistet sich inhaltlich abseits der schwachen KI innerhalb des sich vornehmlich an eine jüngere Zielgruppe richtenden Schwierigkeitsgrades keine groben Schnitzer. Strecken- und Fahrzeugauswahl gehen in Ordnung, die Waffen-Upgrades passen thematisch und die Steuerung gibt sich mit Ausnahme der Tastatur am PC sowie der Remote-/Nunchuk-Kombo auf Wii keine Blöße - und in diesen beiden Fällen kann man sich mit einem entsprechenden Pad helfen. Und dennoch mag sich bei mir der Spaß nicht einstellen. Dies liegt teilweise an der größtenteils merkwürdig abgemischten Akustik, teils auch daran, dass die Rennaction unter dem Strich höchst durchschnittlich ihre bewaffneten und unbewaffneten Runden zieht. Die farbenfrohe, aber dennoch meist biedere Kulisse, bei der nur die nett animierten Boliden auffallen, hat ebenfalls ihren Anteil daran. Cars 2 ist ein klassischer Fall von "kann man, muss man aber nicht spielen", wobei jüngere Spieler tendenziell zumindest kurzzeitig mehr Freude daran haben, mit Lightning McQueen und seinen Freunden ihre Runden zu drehen.

Pro

  • viel freispielbar (Fahrzeuge, Strecken)
  • eingängige, gut reagierende Steuerung
  • gelungenes Figurendesign
  • gute Animationen
  • interessantes Streckendesign mit Abkürzungen
  • abwechslungsreiche Rennvariationen
  • Fahrzeuge in drei Klassen

Kontra

  • häufig schwachbrüstige Akustik (Motoren)
  • unausgewogene Soundabmischung
  • Standard-Remote-Steurerung ungenau (Wii)
  • sehr leicht
  • keine Karte bzw. Positions-Abstands-Anzeige/-Übersicht
  • keine Online-Modi
  • PC-Version technisch unsauber (Pop-Ups, grobe Qualm-Effekte)
  • nur durchschnittliche Kulisse

Wertung

360

Cars 2 setzt auf das Mario Kart-Prinzip, schafft es aber nicht, die Qualität des Vorbildes zu erreichen. Soundmacken trüben den Gesamteindruck zusätzlich.

PC

Solide Unterhaltung ohne Höhepunkte. Aber ausgerechnet am PC hat die ohnehin meist nur durchschnittliche Kulisse dieses Mario Kart-Klons technische Probleme.

PlayStation3

Cars à la Mario Kart mit niedrigem Schwierigkeitsgrad und akustischen Problemen. Solide Unterhaltung, aber kein Spiel für die sprichwörtliche einsame Insel.

Wii

Das Vorbild Mario Kart wurde passabel umgesetzt, doch von der Qualität der Klempner-Raserei ist man noch ein Stück entfernt.