Das Geheimnis von Dragonville: May's Mystery - Test, Adventure, PlayStation4, PC, NDS, Switch

Das Geheimnis von Dragonville: May's Mystery
03.08.2011, Jan Wöbbeking

Test: Das Geheimnis von Dragonville: May's Mystery

Professor Layton bekommt Gesellschaft: Mehr als elf Millionen Mal haben sich die rätsellastigen DS-Adventures von Luke und dem Professor laut Entwickler Level 5 schon verkauft – kein Wunder also, dass auch die Konkurrenz ein Stück vom Kuchen abhaben möchte. Ein Großteil der japanischen Klone hat es bisher nicht nach Europa geschafft. Anders sieht es bei „Das Geheimnis von Dragonville: May’s Mystery“ aus: Rondomedia hat das Spiel des serbischen Teams V5Play jetzt nach Deutschland gebracht.

Allerlei verschrobene Gestalten versorgen May mit neuen Rätseln.

Professor May-ton?

Schon das Cover erinnert verblüffend ans Vorbild: Zu sehen sind ein ellenlanger Titel in goldener Schrift sowie jede Menge Rätsel-Symbole. Daneben schweben die Portraits der beiden Protagonisten – welche hier natürlich nicht Luke & Layton, sondern Tery & May Stery heißen. Im deutsch synchronisierten Intro unternehmen die beiden Geschwister einen Ausflug im Heißluftballon, bis ein Gewitter aufzieht und ihr propellergetriebenes Luftschiff zum Absturz bringt.

Als May wieder zu Bewusstsein kommt, findet sie an der Absturzstelle nur einen mysteriösen Brief von ihrem Bruder, der sie ins Städtchen Dragonville lockt. Als Vorbild für ihre Architektur stand offenbar das London aus Professor Layton 3 Pate: Zwischen beschaulichen Reihenhäusern schlängeln sich monströse Rohrleitungen über die Gassen – und auch Mays Gesprächspartner erweisen sich als reichlich skurril.

Der ehemalige Bürgermeister Arthur Doyle lungert unrasiert und mit zerfetztem Hemd in einer dunklen Ecke herum und weist May in die Besonderheiten des verschlafenen Städchens ein. Seit sein tyrannischer Nachfolger die Macht an sich gerissen hat, geschehen mysteriöse Dinge: Einige Haustiere wurden in den „Crypto-Zoo“ verschleppt und von den Kindern des Ortes fehlt ebenfalls jede Spur. Also begibt May sich auf die Suche nach ihrem verschollenen Bruder, was sie zunächst zum Museum für Ballonabstürze führt.

Urige Typen und finstere Gestalten

Zwielichtige Zeitgenossen wie der dreckig grinsende Schwarzmarkt-Händler Sammy Bing haben sich mit der neuen Situation arrangiert und erstatten dem neuen Machthaber Bericht. Außer natürlich, wenn May sich bereit erklärt, für ihn eine Rätselaufgabe zu lösen: Wie in Laytons Abenteuern schaltet das Spiel auf einen Knobel-Bildschirm um, sobald alle Dialogzeilen piepsend im Textkasten ausgeschrieben wurden. Ab und zu gibt’s auch ein paar gut synchroniserte Zwischensequenzen zu sehen. Sie leiden allerdings unter einer ebenso knarzigen Soundqualität wie die Musikuntermalung.

Anders als auf diesen Screenshots wurden sämtliche Texte und Filmchen des Spiels eingedeutscht.

In Sammy Bings Rätsel soll May eine Hütte umdrehen, damit sein Hund vor der prallen Sonne geschützt wird. Statt ein echtes Holzhäuschen zu verschieben, muss ich aber nur drei Streichhölzchen umlegen, damit der Eingang der stilisierten Hundehütte auf die schattige Seite verlagert wird. Hier offenbart sich die größte Schwäche des Spiels: Die Lösung fiel mir auf Anhieb ein.

Schwankende Rätsel-Qualität

Doch das Verschieben der Hölzchen gestaltet sich unerwartet fummelig, denn die Figur wird nur dann akzeptiert, wenn die Stäbchen millimetergenau an ihrem neuen Platz liegen. Das ist vor allem deshalb ärgerlich, weil ich bei manchen Aufgaben nicht wusste, ob meine Lösung falsch war oder ich sie einfach nicht wie vorgesehen eingegeben habe. Auch manche falsch übersetzte Begriffe wie „Zahl“ statt „Ziffer“ führen bei Logik- und Rechenaufgaben in die Irre.

Der Großteil der Puzzles leidet glücklicherweise nicht unter den beschriebenen Problemen und gestaltet sich recht unterhaltsam: Es müssen Gewichte sortiert, eckige Lippenstift-Fragmente geometrisch korrekt auf einem Affenkopf-Bild platziert werden und vieles mehr. Notfalls hilft mir ein zweistufiges - mal mehr, mal weniger nützliches - Hilfe-System auf die Sprünge. Für die Tipps muss ich allerdings erst einmal meine in Standard- und Bonus-Rätseln verdienten Münzen ausgeben. Leider gehört auch das Absuchen einiger öder Wimmelbilder zum Programm. Mehr Spaß machen die einfachen Rhythmus-Spielchen, in denen zu beschwingten Melodien im Takt auf den Bildschirm geklopft wird.

Hinweise für Bares

Fazit

Für einen Debüt-Titel schlägt sich May’s Mystery gar nicht so schlecht. Bislang verdiente V5play seine Brötchen mit Grafik-Software - und auch im Layton-Klon des serbischen Entwicklers ist das Design die größte Stärke. Die Figuren und Kulissen wurden zwar nicht so detailverliebt gezeichnet wie Lukes und Laytons Welt, trotzdem besitzen die Einwohner von Dragonville einen urigen Charme. Die Fantasiewelt ist sogar noch einen Deut surrealer geraten und erinnert an Kinderbücher wie Momo von Michael Ende. Trotzdem wirkt selten etwas so ausgefeilt wie beim Rätsel-Professor. Die Bewohner z.B. sind in Gesprächen deutlich kürzer angebunden und auch die mehrstufigen Tipps wurden nicht so clever formuliert.  Das größte Manko ist aber die mitunter fummelige Handhabung: Manche Rätsel werden ungewollt zur frustrierend harten Nuss, weil die Steuerung dazwischen funkt oder aber der Sinn durch schlecht übersetzte Einleitungstexte entstellt wird. Zum Glück leiden nur einige der Aufgaben darunter. Der ordentlich gelungene Löwenanteil der 270 Kopfnüsse sorgt zusammen mit der Geschichte für einen angenehmen Rätselfluss. Als kleiner Lückenfüller bis zum Herbst taugt das Spiel also allemal; mehr sollten Layton-Fans aber nicht erwarten.

Pro

  • skurrile Geschichte
  • charmant gezeichnete Figuren
  • vier Welten mit über 270 Rätseln
  • eingängige geheimnisvolle Melodien
  • sinnvolles zweistufiges Hilfe-System

Kontra

  • gelegentlich missverständliche Formulierungen
  • teils fummelige Bedienung
  • öde Wimmelbild-Minispiele
  • knarzige Soundqualität
  • Tipps nicht immer hilfreich

Wertung

NDS

Keine Konkurrenz für den Professor: May Stery bietet eine charmant gezeichnete Fantasiewelt, doch die Rätsel wirken bei weitem nicht so ausgefeilt.