NHL 12 - Test, Sport, 360, PlayStation3
Nein, gibt es nicht. Das sehr gute Spielgefühl gleicht auf den ersten, zweiten und dritten Blick dem des Vorgängers. Wer NHL 11 (Wertung: 86%) kennt, wird sich sofort heimisch auf dem Eis fühlen und sich angesichts all der vertrauten Mechanismen fragen: Was ist hier neu? Es gibt nämlich kaum relevante Steuerungsänderungen - egal ob im Angriff oder der Verteidigung, egal ob beim Deke oder beim Bodycheck. Und weder hinsichtlich der Mimik noch der Animationen bemerkt man relevante Unterschiede. Hat man überhaupt ein aktuelleres NHL im Schacht? Die Frage muss man sich stellen, wenn man dieses Vergleichsvideo zwischen den Boston Bruins und den Pittsburgh Penguins ansieht – die Lupe nicht vergessen.
Auf der Stelle skaten
Natürlich erkennt man an vielem Kleinkram am Rande, dass das NHL 12 (ab 4,90€ bei
Schlagschüsse 1.5
Was sollen all die nervigen Klammern? Sie sollen klar machen, dass die sichtbaren kleinen Schritte noch keine Schritte zur Perfektion sind und dass es für alle Zusätze eine Einschränkung gibt. Die neue „Full-Contact-Physik-Engine“ ist lange nicht so mächtig wie sie sich anhört. Es würde mich nicht wundern, wenn es in NHL 13 eine verbesserte „Real-Full-Contact-Physik-Engine“ gibt. Es ist also noch reichlich Luft nach oben, was Pässe, Bewegungen, Kollisionen und Vollkontakt angeht. Auch das Figurenverhalten kann nicht ohne Haken gelobt werden: Einerseits ist es schön, dass sich die Offensiv-KI besser freiskatet als letztes Jahr, bis hin zur optimalen Position für den jeweiligen Spielertyp – Scharfschützen lauern lieber etwas weiter hinten, Torjäger preschen für den Abstauber nach vorne.
Aber dafür ist die Defensiv-KI inklusive Torwart im Be A Pro-Modus extrem anfällig für kurze Pässe vor dem Kasten – manchmal landet ein einfacher Pass in sicherer Spielsituation nicht sicher beim Verteidiger, sondern erst an dessen Stock und dann im Netz. Außerdem neigen die Torhüter in der Karriere zu seltsamen Pässen ins leere Eck und es kommt immer noch zu automatischen Reihenwechseln in so ungünstigen Situationen, dass daraus ärgerliche Tore und Niederlagen entstehen. Hier hat Electronic Arts noch viel Arbeit vor sich, denn der Be A Pro-Modus wirkt über weite Strecken immer noch zu steril.
Defensive Schwächen & Karriere
Leider will der Funke beim einzigen neuen Modus, dem der Legenden, nicht überspringen: Im Gegensatz zum kommenden NBA 2K12 verpasst es NHL nämlich, seine elf großen, nacheinander freizuspielenden Stars wie etwa Mario Lemieux oder Wayne Gretzky so zu inszenieren, dass ihre Karriere für einen Moment lebendig werden würde (etwa mit historischen Kommentaren oder Grafikfiltern) – man spielt im Grunde eine stinknormale Be A Pro-Karriere mit einer berühmten Polygonfigur; nur dass das Ganze "Be-A-Legend" heißt und als neues Feature verkauft wird. Schade, da war mehr drin!
Fazit
Es kracht, es scheppert, es rockt - das ist das aktuell beste Eishockeyspiel. Ist ja auch kein Wunder, denn die Konkurrenz von 2K Sports wurde vom Eis gefegt. Das lag nicht an den offiziellen Lizenzen, sondern an der stetig gesteigerten Qualität dieses Sportspiels: Die Entwickler trafen den Nerv der rasanten Puckjagd einfach immer besser. Ruht man sich jetzt im zweiten Jahr ohne Verfolger im Nacken aus? Denn im Gegensatz zu NHL 11, das sich gegenüber NHL 10 deutlich gesteigert hatte, muss man hier schon ganz genau hinschauen, um Fortschritte zu erkennen. Das Spielgefühl ist nahezu identisch, die Steuerung ist dieselbe, die Kulisse ebenfalls. Ja, die Torhüter werden aktiver integriert. Ja, die Kollisionsphysik wirkt etwas authentischer. Und ja, die Offensiv-KI skatet sich besser frei. Aber warum hat man nicht auch das Pass-System verfeinert? Warum gibt es so viele dämliche Rückpass-Tore der Defensiv-KI? Warum kann man den Einsatz der Dekes noch immer nicht gezielt trainieren? Warum ist gerade der neue Legenden-Modus so schrecklich langweilig? Und wieso kommt es zu sporadischen Abstürzen während Karriere und Saison? NHL inszeniert immer noch tollen Sport. Aber dieses Jahr skatet es so auf auf der Stelle, dass man nichts verpasst, wenn man den Vorgänger weiter spielt.
Pro
- klasse Arena-Atmosphäre
- bessere Torwarteinbindung
- besserer Körpereinsatz beim Abdrängen
- neues Spiel unter freiem Himmel
- vielfältigere Kollisionen & Abpraller
- leicht verbesserter Be A Pro-Modus
- zig Online- & Offline-Spielmodi
- sehr guter Netzcode
Kontra
- Defensiv
- & Torwart-KI mit dämlichen Patzern
- man vermisst weitere Pass-Finessen
- Be A Pro-Modus fehlen Emotionen
- steriler neuer Be A Legend-Modus
- Physik nicht immer ganz überzeugend
- kein gedrucktes Handbuch mehr
- sporadische Abstürze