Gears of War 3 - Test, Shooter, 360, XboxOne

Gears of War 3
20.09.2011, Michael Krosta

Test: Gears of War 3

Die verheerenden Hammerschläge konnten die fiesen Locust nicht aufhalten. Auch der Plan, sie durch das Fluten ihrer Höhlen zu vernichten, ging nicht auf. Jetzt steht die Menschheit mit dem Rücken zur Wand und sieht sich auch noch mit einer neuen Bedrohung konfrontiert: Beendet Epic die Geschichte um Marcus Fenix mit einem würdigen Paukenschlag oder weicht die Faszination langsam einer Ernüchterung?

Das war's jetzt also! Nach etwa acht Stunden voller Action, Emotionen und Dramatik geht der Krieg zwischen der Menschheit und den Locust zu Ende. Entspannt lehne ich mich in meinen Stuhl zurück, nachdem ich zuvor die fünf Akte durchlebt habe und gebannt vor dem Fernseher saß. Es ist durchaus ein gelungener Abschluss: Alle wichtigen Fragen werden geklärt und nervende Cliffhanger gibt es keine - eine kleine Rarität in Zeiten des Fortsetzungs-Wahns. Jeder will sich doch eigentlich noch ein Türchen offenhalten, man weiß ja nie. Epic macht die Tür zu! Was nicht heißen soll, dass eine Rückkehr der Serie partout ausgeschlossen werden kann… Aber während ich die letzte Filmsequenz genieße und anschließend den Abspann auf mich wirken lasse, lasse ich die letzten Stunden Revue passieren und komme zu dem Schluss, dass die Mannen um Cliff Bleszinski der Serie ein würdiges Finale beschert haben. Ich bin zufrieden.

Das letzte Gefecht

Nach dem ersten Akt hätte ich nie gedacht, dass ich einen solchen Satz jemals schreiben würde, denn hier war Epics Shooter noch sehr weit von der Faszination entfernt, die sich später noch entfalten sollte. Der Einstieg als interaktive Traumsequenz mit inhaltlichen Bezügen zu den beiden Vorgängern ist noch eine tolle Idee, doch was im Anschluss folgt, ist ein reines Abklappern und Aneinanderreihen von simplen Schusswechseln der Marke 08/15. Das muss nicht grundsätzlich schlecht sein: Gears of War 3 (ab 19,98€ bei kaufen) setzt ebenfalls auf das bewährte Deckungssystem, reaktionsbasiertes Nachladen und die eingängige Steuerung, die die Serie schon immer ausgezeichnet hat. Wer sie kennt, wird sich auch hier sofort wieder zurechtfinden. Und es fühlt sich so gut an wie eh und je. Das Problem des ersten Akts besteht darin, dass Epic die erstklassige Mechanik mit zu viel Einheitsbrei serviert. Wenn man das leckerste Gourmet-Gericht ständig vorgesetzt bekommt, verliert man irgendwann den Appetit. Genau dieses Phänomen erlebt man auch hier: Die Action ist an sich nicht schlecht, aber man hat das Gefühl, das alles schon mal gesehen und erlebt zu haben. Da hilft es auch nicht viel, dass sich Marcus zwischendurch mal als Feuerwehrmann versuchen, mit dem Silverback in ein schwer bewaffnetes Exo-Skelett schlüpfen oder wild feuernd an einem Seil hinunter rutschen darf.

Lahmer Einstieg

Das Standard-Prinzip wird am Anfang zu selten aufgebrochen: Die meiste Zeit hechtet man zur nächsten Deckung, eliminiert alle Gegnerwellen, läuft ein paar Meter weiter und spult das gleiche Programm wieder ab. Es wirkt einfach unheimlich zäh. Und das führt selbst für Fans der Serie zu einer unerwartet frühen Ernüchterung, zumal auch die neueste Version der Unreal Engine noch nicht zeigt, was eigentlich in ihr steckt. Richtet man beim

Marcus Fenix sammelt seine Gefolgsleute zur letzten Schlacht.
Kampf auf dem Oberdeck des Schiffs z.B. seinen Blick gen Horizont, wird man feststellen, dass die Stadt im Hintergrund eigentlich nicht mehr ist als eine starre Papptapete. In solchen Momenten wirkt der Titel angesichts des hohen Entwicklungsaufwands und des Budgets ein wenig billig... 

Zumindest kann man in dieser Phase schon mal erste Bekanntschaft mit den „Leuchtenden“ sammeln. Diese neue Bedrohung gleicht auf den ersten Blick den Locust - mit dem Unterschied, dass ihre Körper seltsam gelblich leuchten, nach gezieltem Beschuss spektakulär zerplatzen und völlig neue Mutationen zum Vorschein bringen. Woher diese Spezies kommt und was es genau mit ihr auf sich hat, wird im Laufe der Kampagne geklärt - wir wollen ja nicht zu viel verraten. Doch keine Angst: Obwohl sich der Einstieg stark auf diese Biester konzentriert, feiern auch die Locust als Erzfeinde ein Comeback, zu dem sich neben neuen Variationen wie einem elektrisierenden Tausendfüßler, dem hinterhältigen Digger Boomer oder lebendigen Katapulten auch alte Bekannte wie die mächtigen Brumaks, Ticker sowie die spinnenartigen Corpser einfinden. Klar, dass sich angesichts der Geschichte der Serie Recycling nicht vermeiden lässt. Insgesamt sorgt man aber für ein gutes Verhältnis zwischen Wiederverwertung und Neuzugängen. Zum großen Finale fährt Epic ganz einfach alles auf, was die Feinde der Menschheit zu bieten haben - einige coole Überraschungen inklusive.

Sie leuchten...

Dass der Einstieg in den Kampagnen nicht gerade zu den Höhepunkten der Serie zählt, ist bekannt: Schon der Vorgänger brauchte etwas Zeit, um endlich in Schwung zu kommen, steigerte sich danach aber von Kapitel zu Kapitel. Dieser Teil braucht dafür etwas länger, nimmt dann aber spätestens Mitte des zweiten Akts ordentlich an Fahrt auf und wird endlichden hohen Erwartungen gerecht, die man in den Abschluss der Trilogie gesetzt hat. Alleine die haarsträubenden Abschnitte auf Schienen haben es in sich

Wer oder was steckt hinter den Leuchtenden?
und führen das Team um Marcus Fenix nicht nur hinter das Geschütz von gepanzerten Trucks, sondern auch in luftige Höhen und hinab in die Tiefen des Ozeans. Überhaupt wird Abwechslung groß geschrieben: Man stattet u.a. Coles zerstörter Heimatstadt Hanover einen Besuch ab, kapert ein Locust-Vehikel, verteidigt eine Festung der Menschen und landet auf einer mysteriösen Insel. Dabei vermag Epic nicht nur durch fulminante Action zu überzeugen, sondern sorgt in ruhigen Momenten auch für eine herrlich beklemmende Atmosphäre, wenn man z.B. das von Leid gezeichnete Leben der Menschen in den Lagern beobachtet oder durch eine Geisterstadt marschiert, in der nach den Hammerschlägen nur noch die Asche-Leichen die leblosen Straßen bevölkern und schon bei einer leichten Berührung zu Staub zerfallen. Selbst emotionale Augenblicke bleiben nicht außen vor.

Willkommen zur Achterbahnfahrt

Trotzdem entfacht Epic nicht mehr die ganz große Begeisterung der beiden Vorgänger, weil geniale Momente wie der Kampf gegen die Berserkerin (Teil 1) oder erinnerungswürdige Abschnitte wie der Kampf durch das Innere eines gigantischen Wurms (Teil 2) einfach fehlen oder sich nicht derart ins Gedächtnis einbrennen. Trotzdem werden neben den Standardgefechten immer wieder spielerische Höhepunkte und ein überzeugendes Maß an Abwechslung geboten, wenn man z.B. mit einem gut getimten Sprint den heftigen Mörser-Angriffen entkommen, am Geschütz die nahende Übermacht dezimieren oder in Pseudo-Stealthabschnitten verhindern muss, dass Locust-Wachen den Alarm auslösen.

Zusätzlich sorgt der eine oder andere Bosskampf dafür, dass der Puls noch weiter in die Höhe schnellt: So macht man u.a. die erneute Bekanntschaft mit einer Corpser-Mama und ihrer biestigen Brut, wo es zu einem erbitterten Duell in bester Aliens-Manier kommt. Leider halten sich diese fetten Gegner in Grenzen, doch zählen diese wenigen, aber imposanten Begegnungen mit den XXL-Monstern zu den großartigsten Momenten innerhalb der Kampagne.

Gigantische Bosse

Doch auch das Standard-Gemetzel hat es immer noch in sich: Neue Waffen wie Ein-Schuss, die abgesägte Schrotflinte oder der Retro-Lancer mit Bayonett-Aufsatz fügen sich wunderbar ins bekannte Arsenal ein, das mit seiner Auswahl aus Nah- und Fernkampfwaffen alles bietet, was man zur Rettung der Menschheit braucht. Dabei ist man nach wie vor nicht auf das Sortiment der KOR-Infanterie beschränkt, sondern greift z.B. auch zum Boomshot, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Auch der vernichtende Hammer der Morgenröte kommt bei einer möglichen Satellitenverbindung

Zwar gibt es vermehrt ruhige Momente, doch steht die Baller-Action weiterhin im Vordergrund
zu seinem tödlichen Einsatz und spielt vor allem im Finale eine entscheidende Rolle. Der Standard-Lancer ist und bleibt aber immer noch meine erste Wahl - vor allem auch deshalb, weil der brachiale Nahkampf mit der Kettensäge immer noch rockt und das Ding einfach hervorragend funktioniert.  

Nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch legt die Unreal Engine immer wieder ein paar Brikett nach. Dadurch weicht die anfängliche Ernüchterung immer mehr einer Begeisterung, was Epic noch aus der Hardware der Xbox 360 herausholt. Vor allem die grenzgenialen Lichteffekte haben es mir angetan: Ich habe in einem Spiel selten schönere Sonnenstrahlen gesehen als hier. Doch nicht nur im Bereich der Ausleuchtung, sondern auch bei der Darstellung von Partikel- und Raucheffekten hat die Engine offensichtlich ordentlich zugelegt. Selbst das nervige Nachladen von Texturschichten - ein bekanntes Unreal-Problem - hat man weitestgehend in den Griff bekommen. Hinzu kommt, dass es sich einfach wunderbar flüssig spielt, denn unabhängig von der oft hohen Gegneranzahl auf dem Bildschirm kommt die Darstellung nur selten ins Straucheln. Nur an den zahlreichen und fair verteilten Speicherpunkten kommt es immer wieder zu kurzen, aber heftigen Ruckeleinlagen, die den Spielfluss etwas stören. Besitzer von 3D-Fernsehern, die Microsoft im Gegensatz zu Sony bisher eher vernachlässigt hat, haben Grund zur Freude: Gears of War 3 kommt in stereoskopischem 3D daher und macht dabei eine glänzende Figur! Einzig das auffällige Tearing beeinträchtigt hier das Vergnügen leicht, doch wird man dafür mit einigen sehenswerten Effekten "aus dem TV heraus" entschädigt.

Überragende Technik?

Trotz der vielen Fortschritte hinsichtlich der Technik ist die Engine aber nicht perfekt: Neben der fehlenden Kantenglättung springen auch immer wieder Fehler bei der

Zwischendurch warten immer wieder XXL-Gegner - leider sind es insgesamt zu wenige.
Kollisionsabfrage ins Auge, wenn man mit seiner Figur halb in Wänden oder in Objekten wie Kisten verschwindet und wie ein Geist durch Locust-Leichen hindurch geht. Auch die eine oder andere Textur zeigt bei genauem Hinsehen ihr verwaschenes Gesicht, was im Eifer des Gefechts aber meistens nicht auffällt. Die Zerstörung der Umgebung wurde ebenfalls leicht ausgebaut, so dass man nicht nur explosive Objekte wie Fässer hochjagen und für tödliche Kettenreaktionen sorgen kann, sondern auch die Deckung wie Mauern mit gezieltenSchüssen zerbröseln lässt. Verglichen mit der Frostbite-Engine von DICE ("Battlefield: Bad Company") fällt die Zerstörung hier allerdings nur sehr rudimentär aus. Es wäre schön gewesen, wenn man die Umgebung öfter als alternative Waffe einsetzen könnte.

Nicht perfekt

Während sich die grafische Präsentation erst warm laufen muss, überzeugt der Klang von Anfang an: Wuchtige Explosionen bringen mit einem ordentlichen Subwoofer die Wände zum Wackeln, die mächtige Vulcan-Kanone dröhnt aus allen Kanälen und der epische Soundtrack aus der Feder von Steve Jablonsky untermalt das Geschehen wie immer passend. Alleine die überzeugende 5.1-Abmischung versetzt einen unmittelbar auf das Schlachtfeld! Selbst die deutsche Synchronisation ist insgesamt okay - nur die deutsche Stimme für Dom hätte man kaum unpassender auswählen können. Zum Glück befindet sich aber auch die englische Original-Tonspur auf der Disk, der die lokalisierte Fassung nicht das Wasser reichen kann. Schade nur, dass Sprache und Ton in den

Gears besitzt immer noch eines der besten und intuitivsten Deckungssysteme.
ansehnlichen Zwischensequenzen nicht immer synchron ablaufen. Das ist allerdings nur ein kleiner Dämpfer angesichts der hervorragenden Inszenierung, die mich - zumindest ab dem zweiten Akt - immer wieder ins Geschehen ziehen und mitreißen konnte.

Fantastischer Ton

Während man im Vorgänger maximal zu zweit die Kampagne bestreiten konnte, gibt es zum Abschluss der Trilogie die volle Koop-Dröhnung: Mit bis zu vier menschlichen KOR-Soldaten darf man es gemeinsam mit den Leuchtenden und der Locust-Brut online über Xbox Live oder im lokalen Netzwerk aufnehmen. Alternativ besteht erneut die Möglichkeit, auch im Splitscreen loszuziehen, allerdings wird hier die Anzahl auf zwei Teilnehmer begrenzt. Sowohl online als auch offline können Spieler jederzeit bei der Kampagne ein- oder aussteigen.

Die volle Koop-Dröhnung

Schön: Der Anforderungsgrad wird je nach Anzahl der Mitspieler angepasst. Ist man mit vier Leuten unterwegs, erwartet die Truppe bei gleichem Schwierigkeitsgrad eine deutlich größere Herausforderung als auf Solopfaden. Wir haben uns z.B. in einer Dreiergruppe an einem Endgegner die Zähne ausgebissen und ihn bestimmt 15 Minuten mit Dauerfeuer bearbeitet. Bei meinem Solo-Durchlauf war das Biest dagegen schon nach ca. fünf Minuten Geschichte.

Das mag auch daran liegen, dass die KI-Kameraden eine vorbildliche Unterstützung leisten. Zwar preschen sie teilweise etwas zu forsch nach vorne anstatt zu warten, doch sind sie nicht nur angenehm treffsicher, sondern zeigen auch tatsächlich so etwas wie Teamgeist. Liegt man nach zu vielen Treffern am Boden, dauert es nicht lange, bis Hilfe kommt und man wieder auf den Beinen steht. Stehen irgendwo Geschütze, zögert die

Weibliche Verstärkung: Auch die Damen müssen für den letzten Showdown zu den Waffen greifen.
KI nicht, sie zu benutzen, wenn der Spieler nicht darauf zugreifen will. Insgesamt also eine überzeugende Vorstellung der Begleiter, die fast schon ein bisschen zu stark ins Geschehen eingreifen. Angesichts dieser starken Unterstützung ist es keinWunder, dass Gears 3 etwas einfacher wirkt als seine Vorgänger. Zwar kann man den Schwierigkeitsgrad auch hier wieder in vier Stufen von lässig bis wahnsinnig anpassen, doch zumindest auf der normalen Stufe macht sich die Entlastung durch die KI-Mitstreiter deutlich bemerkbar.

Verlässliche Unterstützung

Etwas weniger "gebildet" zeigen sich die Locust und Leuchtenden, die zwar ebenfalls Deckung suchen und clever agieren, aber auch oft genug willenlos in ihren sicheren Tod stürmen. Die mangelnde Intelligenz wird in solchen Momenten auch gerne durch massenhaftes Auftreten oder schiere Stärke kaschiert. Wenn sich z.B. ein Mauler-Duo mit ihren mächtigen Schilden oder andere Boomer-Vertreter ihren Weg in Richtung des Quartetts bahnen, ist das gleich sehr viel bedrohlicher als eine ganze Horde vergleichsweise harmloser Dronen. Manchmal - meist beim Flankieren -  kommt es allerdings zu Totalaussetzern, bei denen die Gegner entweder gar nicht oder viel zu spät auf meine Anwesenheit reagieren. Solche Momente sind allerdings die Ausnahme.

Auch wenn die ganz großen Wow-Momente der Vergangenheit ausbleiben, lohnt sich die Anschaffung von Gears of War 3 schon allein aufgrund der verhältnismäßig umfangreichen Kampagne. Die gleiche Empfehlung kann ich aber auch Fans von Mehrspielerpartien aussprechen, die sich auch abseits der kooperativen Kampagne gemeinsam durch Feindeshorden kämpfen oder gegeneinander antreten wollen.

Horde 2.0 - ein Kracher!

Höhepunkt in der satten Auswahl an Modi ist die verbesserte Horde-Variante: Dabei gilt es, in einem Team von bis zu fünf Menschen insgesamt 50 Gegnerwellen zu überstehen, wobei jede zehnte von ihnen quasi Bosskämpfe mit ganz dicken Brocken darstellen. Dabei besteht das Ziel nicht mehr länger nur darin, alles wegzuballern. Epic hat dem Horde-Modus 2.0 ein Währungssystem spendiert, das mit jedem Kill oder jeder Unterstützung mehr virtuelles Geld auf das eigene Konto schaufelt. Und genau darin liegt der entscheidende Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger: Das Gesparte investiert man nämlich nicht nur in den Kauf von Munition, sondern auch in Befestigungsanlagen wie Stacheldraht, Papp-Attrappen zur Ablenkung, schwere Geschützanlagen und zig andere

Zwar gibt es bei der Kartenauswahl auch einige alte Bekannte, doch bieten auch die Neuzugänge hervorragende Schauplätze für gepflegte Mehrspieler-Sessions.

Dinge, mit denen man den Locust und Leuchtenden das Leben schwerer machen und sich gleichzeitig besser schützen kann. Mit der Zeit wird immer besseres Equipment angeboten - und das ist auch dringend nötig, denn was in späteren Wellen auf dem Bildschirm los ist, kann man nur als schieren Wahnsinn bezeichnen.

Im neuen Biest-Modus herrschen dann umgekehrte Verhältnisse: Hier versucht man in der Rolle der Locust, den verschanzten Menschen Welle für Welle das Leben zur Hölle zu machen. Insgesamt erinnert das Ganze an den Versus-Spaß von Left4Dead, denn auch hier wählt man aus einer Liste seinen favorisierten Locust für den Angriff aus, kämpft so gut es geht und landet bei einem vorzeitigen Tod, der vor allem bei den knuffigen Tickern schnell eintritt, wieder bei der Auswahl. Diese wird übrigens stetig erweitert, so dass man später auch Zugriff auf gewaltige Vertreter wie die Boomer bekommt. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich zwar den Horden-Modus vorziehen, doch auch diese Variante hat es in sich und sorgt zusätzlich für Abwechslung. Doch egal, für welchen Modus man sich entscheidet: Insgesamt stehen zehn Mehrspieler-Karten zur Auswahl, die wahlweise vom Host oder demokratisch per Abstimmung festgelegt werden.

Das Biest in mir

Die klassischen Versus-Modi sind ebenfalls an Bord: Neben dem klassischen Team Deathmatch steht mit dem Kriegsgebiet eine Variation zur Auswahl, bei dem jeder Spieler nur ein Leben pro Runde hat. Ähnlich sieht es bei der Hinrichtung aus, denn auch hier gilt die Begrenzung - zusätzlich gibt es Punkte nur dann, wenn man seine Gegner nicht nur durchsiebt, sondern auf Knopfdruck hinrichtet, wenn sie am Boden liegen und nur noch krabbeln können. Der Modus "Anführer fangen" ist ebenfalls selbsterklärend, genau wie König des Hügels, wo bestimmte Punkte auf den Karten eingenommen und gehalten werden müssen. Interessant ist noch die Wingman-Variante: Hier ziehen bis zu vier Zweier-Teams ins Gefecht und haben die Aufgabe, die jeweils anderen Teams zu eliminieren.

Menschen versus Locust

Wie gewohnt, lassen sich die Sessions mit vielen Optionen den eigenen Wünschen anpassen. So legt man u.a. die Verblutungszeit, Freundbeschuss oder den Waffen-Respawn fest. Selbst Bots lassen sich auf Wunsch zuschalten, um die Karten zu füllen, auf denen sich bis zu zehn Spieler herumtreiben können. Für zusätzliche Abwechslung sorgen die freischaltbaren

Brüder (und Schwestern) bis zum Ende!
Mutatoren, die von Spaß-Perks wie gigantischen Köpfen und Blümchen statt Blutfontänen über Vereinfachungen wie unendliche Munition bis hin zu anspruchsvollen Veränderungen wie den Zwang zum "aktiven Nachladen" reichen.

Neben Ranglisten- und Spaß-Matches hat man außerdem wieder die Möglichkeit, private Lobbys aufzusetzen, um sich mit Freunden auf den Schlachtfeldern auszutoben. Alle Leistungen innerhalb der Kampagne und den Mehrspieler-Modi werden neuerdings in einem globalen Rangsystem zusammengefasst, mit dem man einige Extras wie Waffen-Skins freischalten kann. Wer vornehmlich auf Punktejagd gehen will, darf die Kampagne sogar alternativ im Arcade-Stil durchspielen, wo jeder Kill ähnlich belohnt wird wie im Horden-Modus. Dazu gibt es massig Statistiken: Wer z.B. schon immer wissen wollte, wie viele Gegner welcher Art er wann und mit welcher Waffe zur Strecke gebracht hat, der wird hier fündig. Schön auch, dass man mittlerweile ganz einfach und unkompliziert seine Freunde direkt über das Hauptmenü für gemeinsame Sessions einladen kann - einfacher geht’s nicht. Sowohl was die Spielmodi als auch das Drumherum angeht, lässt der Mehrspielerteil kaum Wünsche offen. Und das Wichtigste: Auch der Netzcode ist erster Güte! Lags oder Verbindungsabbrüche traten während unserer Testläufe weder in öffentlichen Matches noch privaten Partien auf - so muss das sein und die frühe Beta hat sicher ihren Teil dazu beigetragen. Lob gebührt Epic außerdem dafür, dass man neben Xbox Live und den grafisch abgespeckten Duellen am geteilten Bildschirm auch die LAN-Fans nicht vergessen hat.

Das volle Programm

Fazit

Epic und Microsoft schließen (vorläufig) das Kapitel Gears of War und haben mich beim großen Finale der Serie nicht enttäuscht. Obwohl Marcus Fenix und seine Jungs ernüchternd ins letzte Gefecht starten, kann sich die umfangreiche Kampagne nach dem schwachen Einstieg bis zum dramatischen Ende konstant steigern und für die eine oder andere Überraschung sorgen. Vor allem kooperativ geht ordentlich die Post ab und man wird glänzend unterhalten. Die großen Wow-Effekte der Vergangenheit bleiben allerdings aus - Epic verlässt sich trotz neuer Waffen und Gegnertypen zu sehr auf das Bewährte, das nach all den Jahren nicht mehr die gleiche Faszination entfachen kann wie zur Premiere im Jahr 2006. Das gilt sowohl für die inhaltliche als auch die technische Seite: Zwar hat Epic die hauseigene Unreal Engine noch weiter aufgebohrt und sie auch noch 3D-fähig gemacht, doch angesichts der beeindruckenden Konkurrenz von Studios wie Naughty Dog, Guerilla Games oder DICE sticht man heute qualitativ nicht mehr so deutlich hervor wie damals. Allerdings ist Gears 3 trotz vereinzelter Ruckler, fehlerhafter Kollision sowie beschränkter Zerstörung unbestritten das ausgereifteste Spiel, das bisher mit der Unreal-Technologie entwickelt wurde. Im Mehrspielerbereich wird so ziemlich alles aufgefahren, was man sich nur wünschen kann: Der erweiterte Horde-Modus ist eine Wucht, die Versus-Matches spaßig wie eh und je und die neue Beast-Variante sorgt ebenfalls für Schadenfreude pur. Es ist ein würdiges und mitunter spektakuläres Finale, mit dem der Krieg zwischen der Menschheit und den Locust sein Ende findet.

Pro

  • starke & umfangreiche Kampagne...
  • z.T. prachtvolle & abwechslungsreiche Schauplätze
  • meist flüssige Darstellung...
  • zerstörbare Umgebung...
  • bewährtes Deckungssystem
  • insgesamt gute Sprecher...
  • ansprechendes Gegnerdesign
  • intensives Action-Erlebnis
  • krachende Soundeffekte
  • tolle Inszenierung
  • hervorragender Soundtrack
  • Koop-Modus für bis zu vier Spieler (Kampagne)
  • faire Speicherpunkte
  • klasse Bosskämpfe
  • sehr gute Kameraden-KI
  • erweitertes Waffenarsenal
  • globales Rangsystem mit zig Freischaltmöglichkeiten
  • motivierende Mehrspieler-Modi (vor allem Horde 2.0)
  • schicke Grafikeffekte (Rauch, Licht, etc.)
  • LAN (System Link)-Unterstützung
  • Splitscreen für zwei Spieler (lokal)
  • reibungsloser Ein- & Ausstieg (Koop-Kampagne)
  • Bots zuschaltbar (Versus-Modi)
  • diverse Mutatoren (Mehrspieler)

Kontra

  • ...aber vergleichsweise schwacher Einstieg
  • fehlerhafte Kollisionsabfragen
  • ...aber auch störende Ruckler (meist an Speicherpunkten)
  • ...aber längst nicht auf Frostbite-Niveau
  • Host wird nicht automatisch übertragen (Multiplayer)
  • ...mit wenigen Ausnahmen (z.B. dt. Stimme von Dom)
  • Ton und Bild nicht immer synchron in Zwischensequenzen

Wertung

360

Gears 3 ist ein würdiges Finale für eine großartige Action-Serie, die mittlerweile unter ersten Abnutzungserscheinungen leidet und sich vornehmlich im Mehrspielerbereich steigern kann.