Machinarium - Test, Adventure, PC, iPad, PlayStation4, Linux, iPhone, PS_Vita, Mac, Android, Wii, PlayStation3

Machinarium
21.09.2011, Jan Wöbbeking

Test: Machinarium

Vor zwei Jahren eroberte ein rostiger kleiner Roboter die Herzen der Adventure-Spieler. Jetzt hat der Indie-Sympathieträger aus Tschechien endlich den Sprung auf Apples Tablet geschafft. Wer sich durch die wunderhübsch gezeichneten Schrottplatzwelten rätseln möchte, muss allerdings ein iPad 2 besitzen – das Vorgängermodell wird nicht unterstützt.

Bis auf das verschobene Inventarfenster und ein paar andere Details hat sich inhaltlich nichts geändert: Auch iPad-Besitzer tapsen mit dem knuffigen Roboter-Helden Josef durch eine ebenso verrostete wie verschnörkelte Science-Fiction-Kulisse und lösen klassische Umgebungsrätsel. Ähnlich wie der Klassiker Gobliiins kommt das Abenteuer ohne Dialoge aus. Stattdessen werden die Gespräche der piepsenden Blechkameraden in Sprechblasen mit kleinen Skizzen symbolisiert. Wie in den Vorgängern Samorost 1 und 2 geht man auf eine Entdeckungsreise durch eine skurrile Welt, welche ihre Geheimnisse nur langsam preisgibt. Näheres zu Geschichte und Spielmechanik findet ihr in unserem Test des PC-Originals. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Änderungen.

Praktisch: Josefs Körper lässt sich zu einer langen Metallröhre ausfahren. Oder man quetscht ihn auf Minaturgröße zusammen und watschelt durch kleine Schlupflöcher.

Atmosphärische Entdeckungsreise

Statt das Spiel aufwändig umzusetzen, setzt Amanita Adobes plattformunabhängige Laufzeit-Umgebung AIR ein. Die leicht modifizierte Version des Flash-Spiels hatte offenbar Probleme mit der alten Hardware. Auch auf unserem iPad 2 verliefen die ersten Minuten nicht problemlos: Schon auf dem ersten Bild fehlten einige Sprechblasen und diverse Objekte reagierten nicht auf unseren Fingerdruck. Außerdem verschwand ein Spielstand einfach im Nirvana. Problematisch ist außerdem, dass man aus dem laufenden Spiel nicht mehr zum Start-Bildschirm gelangt. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn man dank eines Bugs feststeckt und einfach nur ein neues Spiel starten möchte. Das Problem lässt sich umgehen, indem man das Multitasking-Menü des iPad 2 mit einem Doppel-Tipp öffnet und das im Hintergrund laufende Spiel schließt. Beim nächsten Spielstart bekommt man das Hauptmenü dann endlich wieder zu Gesicht.



Nach einigen Startschwierigkeiten lief das Spiel dann aber. Auf dem Schreibtisch kommen die detailverliebten Kulissen sogar noch besser zur Geltung als auf dem PC-Screen – es ist fast, als würde man sich durch einen aufwändig gezeichneten Bildband blättern. Die Steuerung flutscht dagegen nicht ganz so gut wie mit der Maus: Meist klappt das Antippen problemlos, doch einige Objekte musste ich erst mehrmals betatschen, bis sie reagierten. Gerade in einem Adventure, das so stark auf Entdeckungsreize setzt, hätte Amanita das System noch etwas verfeinern sollen. Das gilt umso mehr, weil die Entwickler auf eine Hotspot-Hilfe verzichten und zudem bei der Interaktion eigene Wege gehen: Um manche Schaltkästen oder Gegenstände zu erreichen, muss der Held erst in dessen Nähe laufen (oder seinen röhrenförmigen Blechkörper dorthin ausfahren).



Rätselspaß mit technischen Hindernissen

Fazit

Das hat der kleine Josef nicht verdient: Schade, dass ausgerechnet ein derart charmantes Adventure wie Machinarium keine fehlerfreie mobile Umsetzung bekommt – und dass Besitzer des ersten iPad gleich ganz außen vor bleiben. Die wunderhübsch verschnörkelten Blech-Kulissen passen prima zum Tablet-Bildschirm, doch leider flutscht das Antippen der Gegenstände nicht ganz so problemlos wie mit der Maus. Auch ein paar kleine Bugs zehren an den Nerven: Zu Beginn wussten wir mitunter nicht, ob die Entwickler etwas geändert haben oder uns ein Fehler am Antippen eines Gegenstandes hindert. Wenn man sich davon nicht abschrecken lässt, entfaltet das Spiel aber trotzdem noch fast die gleiche Faszination wie vorm PC: Es ist unheimlich entspannend und faszinierend, durch die skurrile Welt zu stapfen, während einem der kleine Protagonist mehr und mehr ans Herz wächst.

Pro

  • unterhaltsame Umgebungs-Rätsel
  • detailverliebt gezeichnete Endzeit-Kulissen
  • knuddliger Held
  • fast menschliche Maschinen
  • Köpfchen gefragt

Kontra

  • diverse kleine Bugs funken dazwischen
  • mitunter fummelige Steuerung
  • manches schwer zu finden
  • zum Verständnis nur Piktogramme
  • Story kommt nur schwer in Gang

Wertung

iPad

Ein paar kleine Bugs und Steuerungs-Macken nerven, können den Spaß an der unheimlich charmanten Entdeckungsreise aber nur leicht trüben.