Unreal Tournament 3 - Test, Shooter, 360, PlayStation3, PC

Unreal Tournament 3
18.02.2008, Paul Kautz

Test: Unreal Tournament 3

Wenn es jemals einen Preis in der Kategorie »Blödeste deutsche Sprachausgabe« gäbe, dann würde das Ende letzten Jahres auf dem PC veröffentlichte Unreal Tournament 3 (ab 14,99€ bei kaufen) diese Trophäe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für lange Zeit über dem heimischen Kamin glänzen lassen. Doch von diesem Ohrenbluten-Fauxpas abgesehen bot das Spiel neben gewohnt fantastischer Grafik auch hervorragende Mehrspieleraction. Und all das findet sich nun auch auf der PS3.

Welche Nachricht wollt ihr zuerst lesen, die gute oder die schlechte? Na schön, die gute zuerst: Unreal Tournament 3 entspricht auf der PS3 fast in allen Belangen seinem PC-Pendant (dessen ausführlichen Test ihr an dieser Stelle findet). »Fast« steht hier für weniger mögliche Spieler (16 statt 32) sowie weniger Standard-Karten (28 statt 42). Ansonsten ist alles drin und alles dran - alle Fahrzeuge, alle Waffen, alle Spielmodi. Neben den obligatorischen Deathmatch- und Capture The Flag-Varianten tut sich vor allem der »Kriegsführung«-Modus hervor, der zwar im Grunde eine Mischung aus »Assault« und »Onslaught« früherer Teile ist, aber die Quintessenz beider perfektioniert: Zwei Teams treten gegeneinander an, um den Energiekern des Feindes zu zerstören. Das geht nicht einfach so, denn vorher muss der »Primärknoten« der anderen erobert werden, indem zuerst seine Verteidigungshülle zerbröselt

Inhaltlich entspricht das Konsolen-UT3 zum überwiegenden Teil dem PC-Vorbild...
und er dann mit der aus dem Vorgängern bekannten Linkgun auf die eigene Farbe »umpolarisiert« wurde - oder es wird eine Energiekugel eingeschmuggelt, die das Umfärben sofort erledigt. Allerdings hat deren Träger mit erheblichen Nachteilen zu kämpfen. So oder so, erst danach ist es möglich, dem Widersacher tatsächlich an den Kragen zu gehen - klar, dass heiße Gefechte um die Primärknoten entstehen, ebenfalls klar, dass hier gut koordinierte Teamarbeit im Vordergrund stehen muss.

The Return of »Greife deinen Primärknoten an!«

Die schlechte Nachricht ist, dass das Spiel auch in den Nachteilen der PC-Fassung spurgenau folgt. In erster Linie betrifft das die bescheuerte Story in der Kampagne, die nur von der grausamen deutschen Sprachausgabe getoppt wird - ein kleiner Trost ist immerhin, dass die Sprüche im englischen Original auch nicht besser sind. Aber wenigstens cooler klingen. Wie auch immer: Als langes Tutorial, das den Spieler auf den harten Online-Alltag vorbereitet, erledigt die Kampagne ihren Job sehr gut - und die Story kann man ja als F-Movie-Rahmen mitnehmen. Darüber hinaus sind die Bots mehr als kompetent, und problemlos fähig, den durchschnittlichen Spieler ordentlich aus den futuristischen Latschen zu hauen. Darüber hinaus müssen Käufer der deutschen Fassung natürlich auch mit den bekannten Schnitten leben: Kein Blut, kein Gore weit und breit.

Technisch ist die PS3-Version nach all dem Gejammer und Gezeter um Unreal Engine und PlayStation 3 eine bemerkenswerte Überraschung: Das Spiel sieht fast genauso gut aus wie auf dem PC! Der auffälligste Unterschied ist das üble Texturen poppen zu Rundenbeginn, das zwar den Spielfluss nicht stört, aber ziemlich hässlich aussieht. Epic bietet im Optionsmenü die Möglichkeit, das Spiel auf Festplatte zu installieren, was diesem Problem entgegen wirken sowie den Ladezeiten Feuer unterm Hintern machen soll. Nach fünf Minuten Installation konnte ich als einzige Änderung allerdings gut zwei Gigabyte weniger auf der Platte ausmachen: Die Ladezeiten betragen pro Karte nach wie vor zwischen zehn und 20 Sekunden, die Texturen blubbern nach wie vor ins Bild. Davon abgesehen sind Levelarchitektur, Figurendesign und Effekte nach wie vor eine Augenweide, das 

...und auch technisch kann sich das Spiel absolut sehen lassen!
Ganze läuft über weite Teile mit konstanten 30fps - lediglich bei voller Bot-Zahl und aufwändigen Effekten geht die Framerate dezent in die Knie, wird aber nie unspielbar langsam. Im Mehrspielermodus (per PSN oder LAN) ist mir kein Slowdown aufgefallen, dafür wird er immer wieder mal von Lags geplagt: Besonders beim schnellen Spiel wählt das System immer wieder Server mit hohem Ping, bei denen zwischen Feuer und tatsächlichem Abschuss schon mal eine halbe Sekunde vergeht - das ist natürlich nicht Sinn der Sache. Daher empfiehlt es sich, lieber manuell auf die Suche zu gehen, der interne Browser leistet dabei gute Dienste.

Geschniegelt und gebügelt

Mit dem könnt ihr auch entscheiden, ob ihr lieber mit reinen Pad-Spielern spielen, oder auch gegen Nutzer von Maus und Tastatur antreten wollt: Per USB können beide Eingabegeräte angeschlossen werden, was dem PC-Spielgefühl zwar nahe kommt, aber etwas träger ist. Ohnehin gibt es nicht viel Grund, das Pad aus der Hand zu legen: Die Steuerung funktioniert wunderbar schnell und präzise, das rasante Drehen wird einem dank intelligenter Beschleunigung leicht gemacht. Masochistisch veranlagte Sony-Freunde dürfen sogar die Bewegungssensoren aktivieren und per Wank-Steuerung die Redeemer-Geschosse und das Hoverboard kontrollieren. Vertraut uns: Tut es nicht!    

Fazit

Auf der einen Seite: Rasante Action. Auf der anderen: ein Gamepad. Lassen sich diese beiden so widersprüchlich scheinenden Dinge miteinander kombinieren? Jauser! Es flutscht nicht auf Anhieb wie auf dem PC, aber nach kurzer Einspielzeit, und an dieser Stelle gewinnt die Kampagne ihre Existenzberechtigung, steuern sich Minigun, Flak-Cannon und Hoverboard genauso flüssig wie beim großen Bruder! Die Action geht saftig ab, das Design ist nach wie vor ebenso abgefahren wie detailverliebt - Unreal Tournament 3 ist auch auf der PS3 ein Gewinner. Allerdings hat es auch hier mit Call of Duty 4, Team Fortress 2 und im weitesten Sinne auch Warhawk drei hervorragende Konkurrenten, von denen der Erstgenannte neben einem brillanten Mehrspielermodus auch noch eine ebenso fantastische Solisten-Kampagne bietet. Für Fans klassischer, »konservativer« Deathmatch-Action ist UT3 dennoch eine wunderbare Wahl, denn es bleibt den bewährten Serientraditionen treu. Aber viel mehr gibt es auch nicht.

Pro

  • beeindruckende, meist flüssige Grafik
  • rasante Mehrspieleraction
  • flotte und präzise Pad-Steuerung
  • viele toll designte Karten
  • motivierender »Kriegsführung«-Modus
  • gute Gegner-KI
  • exzellente Soundeffekte

Kontra

  • gelegentliche Lags
  • im Grunde ein grafisches Update früherer Teile
  • lächerliche deutsche Sprachausgabe
  • aufgesetzt wirkender Kampagnenmodus
  • mäßige Fahrzeug-KI

Wertung

PlayStation3

Ein unterhaltsamer, ansehnlicher, rasanter Mehrspieler-Shooter!