Atelier Totori: The Adventurer of Arland - Test, Rollenspiel, PlayStation3, PS_Vita

Atelier Totori: The Adventurer of Arland
07.10.2011, Jens Bischoff

Test: Atelier Totori: The Adventurer of Arland

Wer bereits an Atelier Rorona Gefallen fand, darf auch deren Lehrling Totori auf einem alchemistischen Abenteuer quer durch Arland begleiten. Was die Fortsetzung besser oder schlechter macht, verrät der Test.

Die Gilde bietet neben Laboraufgaben für Alchemisten auch Sammel- und Jagdgesuche für aufstrebende Abenteurer an.
Die jüngste Atelier-Episode erzählt die Geschichte von Roronas Lehrling Totori, deren Mutter, eine erfahrenen Abenteurerin, seit Jahren vermisst und von allen für tot gehalten wird. Nur Totori ist fest davon überzeugt, dass sie noch am Leben ist. Um nach ihr zu suchen, will sie selbst Abenteurerin werden, was jedoch einer speziellen Lizenz bedarf, die maximal fünf Jahre gültig ist, wenn man entsprechende Auflagen erfüllt.

Mama, wo bist du?

Im Gegensatz zu Atelier Rorona muss man allerdings nicht alle drei Monate bestimmte Erzeugnisse abliefern, um einer Laborschließung zu entgehen, sondern lediglich nach drei Jahren einen vorgegebenen Abenteurerrang erreicht haben. Doch nicht nur der Terminkalender lässt einem dieses Mal mehr Freiheiten, sondern auch die Art und Weise wie man die Karriereleiter empor klimmt. Neben alchemistischen Tätigkeiten führen auch fleißiges Erkunden, Sammeln und Jagen zu Beförderungen.

Die Gestaltung des Arbeitsalltags fällt dadurch etwas individueller aus, auch wenn man im Prinzip kaum etwas anderes tut als im Vorgänger. Will man seine Mutter finden, muss man auch hier effektiv planen und darf keine Zeit vertrödeln. Die Uhr tickt zwar eher unauffällig, aber gnadenlos. Selbst Kämpfe und Ernteversuche kosten neuerdings wertvolle Tage - alchemistische Experimente, Ortwechsel und regenerative Erholungspausen sowieso.

Altbekanntes neu verpackt

Zwar gibt es einige deutschtümliche Namen und Bezeichnungen, das Spiel selbst wurde jedoch nicht übersetzt.
Im Ausgleich muss man seinen bis zu zwei frei wählbaren Begleitern wenigstens keinen Sold mehr bezahlen. Allerdings sind Umgruppierungen oft mit lästigen Reisen verbunden, da sich sämtliche Charaktere nur in ihrem jeweiligen Heimatort einladen lassen. Manche kennt man bereits aus dem Vorgänger, andere sind neu und wer will, kann den Rekrutierungskreis auch durch kostenpflichtige DLC-Charaktere noch erweitern. Zusätzliche Musikstücke können ebenfalls im PlayStation Store erworben werden.

Die Wahl zwischen englischer oder japanischer Sprachausgabe steht hingegen allen zur Verfügung, auf deutsche Untertitel muss man allerdings erneut verzichten. Die Story kocht trotz zahlreicher, aber meist belangloser Dialoge jedoch sowieso auf Sparflamme und auch die Charaktere sind trotz eines gewissen Charmes sehr schablonenhaft. Immerhin kann man Beziehungen gezielt pflegen, um besondere Ereignisse und Spielenden zu erleben. Der Wiederspielwert hält sich aber trotz alternativer Erfahrungen und einiger transferierbarer Daten in Grenzen.

Die rundenbasierten Kämpfe sind nach wie vor sehr eintönig, auch wenn die neue Zugfolgenanzeige etwas mehr Taktik erlaubt.
Das Erkunden der stetig wachsenden Spielwelt ist ja beim ersten Mal noch ganz unterhaltsam, das Kämpfen und Beschaffen von Zutaten an den immer gleichen Erntepunkten wird aber schnell langweilig. In den rundenbasierten Gefechten kann man dank Zugfolgenleiste zwar nun etwas besser taktieren, die Aktionsmöglichkeiten sind jedoch nach wie vor bescheiden: Man kann angreifen, sich verteidigen, zur Flucht blasen oder charakterspezifische Spezialfertigkeiten einsetzen, die nun statt Lebensenergie Mana verbrauchen.

Stressige Langeweile

Von letzteren gibt es aber nur sehr wenige, während das Verwenden von Gegenständen wie Heiltränken oder Bomben Alchemisten vorbehalten bleibt. Ansonsten können Verbündete wie gewohnt auf Knopfdruck nachsetzen oder Angriffe auf Totori abfangen - das war's. Die Gegner sind bis auf ein paar, in der Regel optionale Bosse eher harmlos. Wer Kämpfen zu oft aus dem Weg geht, sein Alchemiestudium zu sehr vernachlässigt oder zu wenig an seiner Ausrüstung feilt, läuft jedoch Gefahr irgendwann ins Hintertreffen zu geraten und aufgrund des Zeitdrucks gegen Ende trotz aller Bemühungen kein Land mehr zu sehen.

Dann wird aus Spannung schnell Frust, auch wenn man zur Not alte Spielstände reaktivieren oder weitere Durchgänge mit Startvorteilen absolvieren kann. Im Prinzip hätte man den Termindruck aber auch einfach weg und die Spieler ihr eigenes Tempo bestimmen lassen können. Die sich auf die Größe der Spielwelt und mögliche Ereignisse auswirkenden Beförderungen hätten trotzdem Relevanz gehabt, nur dass man eben auch mal ganz entspannt hätte herumreisen, Rohstoffe sammeln oder im Labor experimentieren können.

Die Lizenz als Abenteurerin läuft nach spätestens fünf Jahren ab und damit auch die Suche nach Totoris Mutter.

Angestaubte Inszenierung

Auf Entwicklerseite hätte man hingegen ruhig mehr Zeit in die Präsentation investieren können: Neben der seichten Story wirkt nämlich auch die Kulisse alles andere als berauschend. Die im Anime-Stil gestalteten Figuren können sich ja noch sehen lassen, auch wenn die Animationen teils sehr plump und hölzern wirken. Aber die trostlosen Schauplätze hätten schon zu PS2-Zeiten keinen Blumentopf gewonnen. Auch die Gegner sind alles andere als imposant und Ausrüstungswechsel machen sich nur bei den Waffen optisch bemerkbar.

Insgesamt gibt es aber ohnehin nur drei Ausrüstungsplätze und die Charakterentwicklung verläuft quasi automatisch. Man bestimmt durch seine Aktionen lediglich, ob man Erfahrung als Abenteurer (Kämpfe) oder Alchemist (Synthese) sammelt. Neben situationsbezogenen Tutorien und Notizbucheinträgen gibt es auch praktische Nachschlagewerke über Fauna, Flora und Charaktere. Auch die Landkarte hält wichtige Informationen zu örtlichen Gegnern und Rohstoffen parat, was vor allem bei Sammel- und Jagdaufträgen für Komfort sorgt. Nach Spielende schaltet man zudem einige Extras wie Artwork-Galerien, Jukebox oder Synchronsprecherkommentare frei - letztere aber leider nur auf japanisch...

Fazit

Im Vergleich zu Atelier Rorona hat sich trotz neuer Aufgaben, Schauplätze und Charaktere eigentlich nichts gravierendes geändert. Nach wie vor gilt es die Spielwelt zu erkunden, Zutaten für Alchemierezepte zu sammeln, Gegner zu bezwingen und in einem vorgegebenen Zeitrahmen bestimmte Aufgaben zu meistern. Nur muss dieses Mal kein Labor, sondern Totoris verschollene Mutter gerettet werden. Wer schon mit Rorona nicht warm wurde, wird auch den Nöten ihres Lehrling nichts abgewinnen können, während Fans einmal mehr solide, aber unspektakulär unterhalten werden. Die grafische Inszenierung kocht nach wie vor auf Sparflamme, die Kämpfe sind ziemlich dröge und der erzählerische Rahmen kaum der Rede wert. Immerhin gibt es wieder jede Menge zu sammeln und synthetisieren, Freundschaften zu pflegen sowie unterschiedliche Enden zu erleben. Von rosigen Atelier Iris-Zeiten ist aber auch Totoris Auftritt weit entfernt.

Pro

  • Sammel- & Erkundungsreize
  • Beziehungs- & Charakterpflege

Kontra

  • laue Story
  • angestaubte Technik
  • dröges Kampfsystem

Wertung

PlayStation3

Unspektakuläres Alchemisten-Abenteuer für stressresistente Jäger und Sammler.