Atelier Totori: The Adventurer of Arland - Test, Rollenspiel, PlayStation3, PS_Vita
Mama, wo bist du?
Im Gegensatz zu Atelier Rorona muss man allerdings nicht alle drei Monate bestimmte Erzeugnisse abliefern, um einer Laborschließung zu entgehen, sondern lediglich nach drei Jahren einen vorgegebenen Abenteurerrang erreicht haben. Doch nicht nur der Terminkalender lässt einem dieses Mal mehr Freiheiten, sondern auch die Art und Weise wie man die Karriereleiter empor klimmt. Neben alchemistischen Tätigkeiten führen auch fleißiges Erkunden, Sammeln und Jagen zu Beförderungen.
Die Gestaltung des Arbeitsalltags fällt dadurch etwas individueller aus, auch wenn man im Prinzip kaum etwas anderes tut als im Vorgänger. Will man seine Mutter finden, muss man auch hier effektiv planen und darf keine Zeit vertrödeln. Die Uhr tickt zwar eher unauffällig, aber gnadenlos. Selbst Kämpfe und Ernteversuche kosten neuerdings wertvolle Tage - alchemistische Experimente, Ortwechsel und regenerative Erholungspausen sowieso.
Altbekanntes neu verpackt
Die Wahl zwischen englischer oder japanischer Sprachausgabe steht hingegen allen zur Verfügung, auf deutsche Untertitel muss man allerdings erneut verzichten. Die Story kocht trotz zahlreicher, aber meist belangloser Dialoge jedoch sowieso auf Sparflamme und auch die Charaktere sind trotz eines gewissen Charmes sehr schablonenhaft. Immerhin kann man Beziehungen gezielt pflegen, um besondere Ereignisse und Spielenden zu erleben. Der Wiederspielwert hält sich aber trotz alternativer Erfahrungen und einiger transferierbarer Daten in Grenzen.
Stressige Langeweile
Von letzteren gibt es aber nur sehr wenige, während das Verwenden von Gegenständen wie Heiltränken oder Bomben Alchemisten vorbehalten bleibt. Ansonsten können Verbündete wie gewohnt auf Knopfdruck nachsetzen oder Angriffe auf Totori abfangen - das war's. Die Gegner sind bis auf ein paar, in der Regel optionale Bosse eher harmlos. Wer Kämpfen zu oft aus dem Weg geht, sein Alchemiestudium zu sehr vernachlässigt oder zu wenig an seiner Ausrüstung feilt, läuft jedoch Gefahr irgendwann ins Hintertreffen zu geraten und aufgrund des Zeitdrucks gegen Ende trotz aller Bemühungen kein Land mehr zu sehen.
Dann wird aus Spannung schnell Frust, auch wenn man zur Not alte Spielstände reaktivieren oder weitere Durchgänge mit Startvorteilen absolvieren kann. Im Prinzip hätte man den Termindruck aber auch einfach weg und die Spieler ihr eigenes Tempo bestimmen lassen können. Die sich auf die Größe der Spielwelt und mögliche Ereignisse auswirkenden Beförderungen hätten trotzdem Relevanz gehabt, nur dass man eben auch mal ganz entspannt hätte herumreisen, Rohstoffe sammeln oder im Labor experimentieren können.
Die Lizenz als Abenteurerin läuft nach spätestens fünf Jahren ab und damit auch die Suche nach Totoris Mutter. Angestaubte Inszenierung |
Auf Entwicklerseite hätte man hingegen ruhig mehr Zeit in die Präsentation investieren können: Neben der seichten Story wirkt nämlich auch die Kulisse alles andere als berauschend. Die im Anime-Stil gestalteten Figuren können sich ja noch sehen lassen, auch wenn die Animationen teils sehr plump und hölzern wirken. Aber die trostlosen Schauplätze hätten schon zu PS2-Zeiten keinen Blumentopf gewonnen. Auch die Gegner sind alles andere als imposant und Ausrüstungswechsel machen sich nur bei den Waffen optisch bemerkbar.
Insgesamt gibt es aber ohnehin nur drei Ausrüstungsplätze und die Charakterentwicklung verläuft quasi automatisch. Man bestimmt durch seine Aktionen lediglich, ob man Erfahrung als Abenteurer (Kämpfe) oder Alchemist (Synthese) sammelt. Neben situationsbezogenen Tutorien und Notizbucheinträgen gibt es auch praktische Nachschlagewerke über Fauna, Flora und Charaktere. Auch die Landkarte hält wichtige Informationen zu örtlichen Gegnern und Rohstoffen parat, was vor allem bei Sammel- und Jagdaufträgen für Komfort sorgt. Nach Spielende schaltet man zudem einige Extras wie Artwork-Galerien, Jukebox oder Synchronsprecherkommentare frei - letztere aber leider nur auf japanisch...
Fazit
Im Vergleich zu Atelier Rorona hat sich trotz neuer Aufgaben, Schauplätze und Charaktere eigentlich nichts gravierendes geändert. Nach wie vor gilt es die Spielwelt zu erkunden, Zutaten für Alchemierezepte zu sammeln, Gegner zu bezwingen und in einem vorgegebenen Zeitrahmen bestimmte Aufgaben zu meistern. Nur muss dieses Mal kein Labor, sondern Totoris verschollene Mutter gerettet werden. Wer schon mit Rorona nicht warm wurde, wird auch den Nöten ihres Lehrling nichts abgewinnen können, während Fans einmal mehr solide, aber unspektakulär unterhalten werden. Die grafische Inszenierung kocht nach wie vor auf Sparflamme, die Kämpfe sind ziemlich dröge und der erzählerische Rahmen kaum der Rede wert. Immerhin gibt es wieder jede Menge zu sammeln und synthetisieren, Freundschaften zu pflegen sowie unterschiedliche Enden zu erleben. Von rosigen Atelier Iris-Zeiten ist aber auch Totoris Auftritt weit entfernt.
Pro
- Sammel- & Erkundungsreize
- Beziehungs- & Charakterpflege
Kontra
- laue Story
- angestaubte Technik
- dröges Kampfsystem