Scribblenauts Remix - Test, Logik & Kreativität, iPhone, iPad

Scribblenauts Remix
20.10.2011, Jan Wöbbeking

Test: Scribblenauts Remix

Vor einer Woche tauchte ein alter Bekannter im Appstore auf: Scribblenauts. Mit dem Remix hat Warner seinen innovativen DS-Knobler in einer abgespeckten Universal-Version auf iOS umgesetzt. Gehirnakrobaten können ihren Ideen nahezu freien Lauf lassen. Hackt man ein Wort ein, erscheint prompt das entsprechende Objekt auf der Bildfläche und hilft einem idealerweise bei der Lösung eines Rätsels.

Papierlöwen und fliegende gestreifte Badewannen

Tippt man ein Wort in die Tastatur, erscheint das entsprechende Objekt: Hier kämpft ein wütendes gepunktetes Boot gegen einen Ritter.

Wenn der kleine Timmy abends nicht schlafen kann, weil ein fieses Monster über seinem Bett lauert, tippe ich z.B. „Kleiner untoter Tyrannosaurus ein“ und schon erscheint das Reptil auf dem Schirm und lässt sich mit der Fingerspitze auf dem Dachboden absetzen. Ein Dino mit normalen Proportionen hätte nicht unter die Schräge gepasst, doch da ich das Adjektiv „klein“ hinzgefügt habe, klappt es. Der geschrumpfte Gigant beißt das schwächere Monster zu Tode und alles ist gut. Vor Zombie-Sauriern scheint Timmy sich nicht zu fürchten, also ist der Auftrag erfüllt. Zur Belohnung gibt’s einen „Starite“. Diese funkelnden Sterne schalten in den fünf Welten weitere Levels frei. Also laufe ich mit Maxwell zur Belohnung und sammle sie ein – Herausforderung abgeschlossen! Der Held mit der roten Mütze lässt sich ähnlich steuern wie auf dem DS: Berühre ich den Bildschirm, läuft er an die entsprechende Stelle. Berühre ich den Screen mit zwei Fingern, lässt sich die Kamera verschieben. Wer möchte, kann ähnlich wie in Teil 2 mit zwei virtuellen Analogsticks hantieren: Der linke steuert Maxwell, der rechte ändert die Perspektive. Die Steuerung funktioniert bis auf Ausnahmen also genau so gut wie in Teil 2. Auf dem großen Schirm des iPads klappt das naturgemäß etwas entspannter als auf iPhone und iPad, doch auch dort lässt sich das Knobel-Abenteuer gut bedienen. Natürlich hätte ich das Monster auch mit anderen angriffslustigen Viechern bekämpfen oder weglocken können – wenn das Spiel die Vokabeln kennt, kann man seine Gedanken freien Lauf lassen. Maxwell kann Tiere und Fahr- und Flugzeuge sogar als Fortbewegungsmittel nutzen, sofern sie kein angriffslustiges Gemüt besitzen. Einfach daneben stellen, tippen und schon sitzt man drauf.

In einem der anderen Rätsel muss ich ein paar Ägyptern beim Bau der Pyramiden helfen. Da Maxwell auch moderne Werkzeuge herbeizaubern kann, helfen hier ein Presslufthammer, ein Betonmischer und ein drittes Werkzeug weiter. Im Laufe eines Rätsels füllt der Bildschirm sich mit diversen Gegenständen - und zwar so lange,  bis eine kritische Menge erreicht ist. Dann lassen sich überflüssige Gegenstände löschen, indem man sie einfach zu dem kleinen Papierkorb-Symbol zieht und dort wegschmeißt - auch wenn man es dank ihres putzigen Designs manchmal kaum übers Herz bringt.

In diesem Rätsel verlangen die Astrologen nach Dingen, welche sie an Sternzeichen erinnern - wie Scorpione und Löwen. Setzt man das Adjektiv "freundlich" davor, fallen Raubtiere die Menschen nicht an.

Das „Remix“ im Titel deutete es an: Das Scribblenauts für iOS ist kein neues Spiel, sondern bietet laut Warner eine Mischung aus den beliebtesten Levels der beiden DS-Teile. In der Praxis sind leider nur 40 bekannte Puzzles und zehn neue Exemplare enthalten. Zum Vergleich: In Teil 1 waren es üppige 220, in Teil 2 immerhin noch 120 Stück. Sehr ärgerlich ist, dass die lustigen Action-Levels komplett gestrichen wurden. In diesen Herausforderungen für Experimentierfreudige bekam man keine exakte Aufgabenstellung, sondern musste einfach nur den Starite erreichen. Wenn der funkelnde Stern hinter ein paar Höhlen über einen Berg hing, konnte man sich z.B. mit einem erschaffenen Bagger durch die Wände graben und danach auf dem Rücken eines Flugsaurier ans Ziel flattern. Manchmal patrouillierte auf dem Weg dorthin ein Gegner, welchen man nicht töten durfte. Also musste man kreativ werden, um ihn z.B. einzusperren oder mit einem leckeren Gericht abzulenken. Kurz gesagt: In den Action-Levels wurde die Fantasie noch stärker gefordert als in den gewöhnlichen Exemplaren.

Sparpaket

Wer trotzdem frei herumexperimentieren möchte, kann das nach wie vor auf dem Spielplatz, welcher sich direkt nach dem Spielstart öffnet. Dort kann man nach Herzenslust Begriffe eintippen und mit den neuen Errungenschaften spielen. Bereichert werden die Experimente durch die Adjektive, welche in Teil 2 eingeführt wurden:  Der untote T-Rex aus Timmys Level verwandelt alles und jeden bei Berührung in einen Zombie. Ähnlich ist es bei Vampiren: Sie beißen alles, was ihnen in die Quere kommt – und schon spaziert ein weiterer Blutsauger über die Wiese. Um das zu umgehen, setzt man das Adjektiv „freundlicher“ vor das „Tyrannosaurus“ und schon stampft der gut gelaunte Dino oder Vampir friedlich durchs Level und tut keiner Flieg etwas zu leide. Das funktioniert natürlich auch andersherum: Ein aggressives rosa Fahrrad ist stärker als einer der ägyptischen Bauarbeiter und schreckt auch nicht davor zurück, ihn umzubringen.

Dezente Neuerungen

Auch allerlei Waffen kann Maxwell bedienen: Zieht man die Wumme zu Maxwell, nimmt er sie in die Hand. Ein Klick aufs Ziel und er ballert drauf los.

Neu dabei ist die Unterstützung des Gyro-Sensors: Wer das Gerät schüttelt, löscht sämtliche Gegenstände vom Schirm. Der gleiche Effekt lässt sich aber genauso schnell auf konventionelle Weise erzielen. Sinnvoller ist, dass der Speicherstand dank iOS-5-Kompatiblität auf iCloud-Servern abgelegt werden kann und man mit mehreren iPhones, -Pads und Pods darauf zugreifen darf. Altbekannte Probleme sind wieder einmal das begrenzte Vokabular und die nicht immer einwandfreie deutsche Übersetzung. Wenn ich der Hexe etwas Süßes in den Kessel schmeißen soll, kennt das Spiel nicht einmal solch grundlegende Begriffe wie Bonbon oder Zucker. Ähnlich inkonsequent verhält es sich mit religiösen Figuren: Gott existiert als langbärtiger Mann, der Teufel aber nicht – und das, obwohl man sogar eine kleine Hölle herbeizaubern kann. Auch beim Säubern der Militär-Latrinen musste ich lange raten: Wischmob, Lappen und Aufnehmer gab es nicht, ein Schrubber wurde aber akzeptiert. Ein wenig besser ist es in der englischen Fassung: Es gibt zwar keine Sprachwahl wie in den DS-Versionen, doch wenn man die entsprechende iOS-Einstellung ändert, kann man trotzdem in englischer Sprache zocken.

Fazit

Schade, dass sich Warner bei der iOS-Version so knausert: Scribblenauts Light wäre ein passenderer Titel gewesen. Die Umsetzung kostet zwar nur einen Bruchteil der DS-Vorgänger, doch von den insgesamt 340 Levels der Vorgänger wurden nur magere 40 Stück übernommen - und die zehn exklusiven Exemplare sind ebenfalls flott durchgezockt. Noch ärgerlicher ist, dass neben Editor und Level-Tausch auch die lustigen Action-Puzzles gestrichen wurden. Sie waren das Highlight der Vorgänger, weil man dort besonders frei herumexperimentieren konnte. Besitzer der DS-Teile könne sich die Anschaffung also getrost sparen. Wer das Spiel noch nicht kennt, sollte aber unbedingt hinein schnuppern. Das putzige Bastel-Design sieht nach wie vor klasse aus und das Prinzip wirkt immer noch frisch und faszinierend: Obwohl die Datenbank einige deutsche Wörter nicht kennt, kann man die Rätsel auf erstaunlich vielseitige Weise lösen und dank der Adjektive Unmengen abstruser Wesen und Dinge erschaffen.

Pro

  • kreative Spielidee
  • freies, experimentelles Knobeln
  • Fantasie wird belohnt
  • knuffiges Bastel-Design
  • beschwingte Musik
  • zwei Steuerungs-Varianten für Maxwell
  • Game-Center-Bestenliste
  • Sandkastenmodus zum Herumprobieren
  • dreistufiges Hinweis-System
  • Spielstand durch iCloud auf mehreren Geräten nutzbar

Kontra

  • die lustigen Action-Puzzles wurden komplett gestrichen
  • nur 50 Levels (DS-Vorgänger hatten 120 bzw. 220 Stück)
  • diverse Lücken im Vokabular
  • deutsche Lokalisierung mitunter fehlerhaft
  • ein paar zu mächtige Personen und Gegenstände
  • Musikstücke wiederholen sich zu oft
  • Editor und Leveltausch fehlen ebenfalls

Wertung

iPhone

Die iOS-Umsetzung des kreativen Knoblers wurde stark beschnitten - trotzdem fasziniert das frische Spielprinzip auch hier.

iPad

Die iOS-Umsetzung des kreativen Knoblers wurde stark beschnitten - trotzdem fasziniert das frische Spielprinzip auch hier.