Stronghold 3 - Test, Taktik & Strategie, PC

Stronghold 3
02.11.2011, Bodo Naser

Test: Stronghold 3

Bereits beim mittelmäßigen Vorgänger haben sich die Firefly Studios nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nun ist Stronghold 3 (ab 10,10€ bei kaufen) erschienen, das einmal mehr die mittelalterliche Burgbelagerung  beschwört. Gelingt es dem Echtzeit-Strategiespiel dieses Mal, an den großen ersten Teil anzuknüpfen?

Wirklich fertig?

Nicht nur wegen der ganzen Bugs sondern auch wegen der schwachen Präsentation hinterlässt es keinen sattelfesten Eindruck.

Schon kurz nach Release hat sich gezeigt: Obwohl es bereits drei hektisch veröffentlichte Patches gibt, hinterlässt Stronghold 3 derzeit beileibe keinen fertigen Eindruck. Ein Problem bleibt, denn es  ist oft unklar, was überhaupt zu tun ist. Bei der ersten Mission weiß man zwar, dass eine Adelige aus einer zerstörten Burg befreit werden soll, aber der Rest bleibt seltsam nebulös. Es gibt zwar so komische Zeichen, die anzeigen sollen, wo's lang geht, aber eigentlich stiften sie nur Verwirrung. So wird beileibe nicht immer das dazugehörende Ereignis ausgelöst, wenn man an eine markierte Stelle kommt. Zudem ist unklar, ob man nun allein los soll, um zu suchen oder lieber die anderen Ritter mitnehmen, da der Text widersprüchlich ist. In der Instruktion ist nur vom Herrn die Rede; andererseits könnte man Mitstreiter brauchen, da man immer wieder attackiert wird.   

Darüber hinaus existieren immer noch eine Vielzahl von Bugs - einer sorgte sogar dafür, dass das Spiel beim Speichern abstürzte. Immerhin wurde das per Update gefixt, so dass man wenigstens speichern kann. Das Spiel stürzt dafür an anderer Stelle einfach unvermutet ab.

Zudem verhalten sich die Wölfe, gegen die man sich öfters verzweifelt wehrt, unrealistisch, denn sie kommen sogar eine Leiter hoch. Es ist noch einzusehen, dass die Viecher eine Treppe bezwingen, aber die Sprossen sind lächerlich. Zumal es auch noch höchst komisch aussieht, wenn sich die Wölfe den Holzturm quasi hochbeamen.  Das ist nur ein Beispiel von vielen Logikfehlern. Auch von gescheiter Einbettung kann keine Rede sein, da die Zwischensequenzen nur billig wirken. Der schwarz-weiß gepinselte Comic ist eines Vollpreisspiels schlicht unwürdig. Ebenso verhält es sich mit der Schrift, die hässlicher nicht sein könnte. Insgesamt hinterlässt das Spiel so nicht nur ein einen unfertigen, sondern auch noch einen billigen Eindruck.    

Fordernde Ökonomie

Bei den meisten Missionen muss man erst eine Siedlung aufbauen, was vertraut wirkt.

Bei Stronghold 3 gibt es zwei Kampagnen, deren Aufteilung sofort an Teil 1 erinnert: Man kann militärisch oder wirtschaftlich tätig werden, wobei vor allem der letztere Modus überzeugt, da er zumindest fordernd ist. Hier kämpft man weniger, stattdessen widmet man sich der Beschaffung von Rohstoffen und Essen. Laut Story-Fragmenten geht‘s darum, eine Abtei wieder aufzubauen, wofür man Steine, Holz und Korn braucht. Die Ressourcen sowie deren Gewinnung sind somit exakt jene, die auch schon in Stronghold vorkamen. Nicht jede Ware benötigt dabei eine Herstellungskette wie etwa Äpfel. Wer jedoch Brote in eine Kornkammer einlagern will, braucht Bauernhof, Mühle, Bäckerei und Arbeiter. Deren Zahl entspricht ebenfalls dem Vorgänger.

Auf wenn es sich vielleicht nicht so anhört, ist das spannender als gedacht. Der Herr muss sich ganz schön anstrengen, um die Ziele zu erfüllen. So kann man in der ersten Mission nicht einfach wild Holz und Steine einsammeln. Denn die Steinvorkommen sind anfangs gar nicht zugänglich, da sie zugewuchert sind. Man muss zudem mit nur einem Nahrungstyp auskommen, der auch noch von Missernten bedroht wird. Dann plagen einen noch Seuchen sowie Bären, denen man schleunigst mit Bewaffneten Herr werden sollte, da sie sonst die Holzfäller in Angst versetzen. Logischerweise ist das nicht gut für die Fällarbeiten, die möglichst rasch voran gehen sollten. Schließlich tickt die Uhr, was auch der Grund ist, warum man öfters neu starten muss.          

Militärisch durchwachsen

Da die Steuerung ein Graus ist, bewegen sich die Kämpen nur manchmal.

Der zweite Solo-Modus ist weniger gelungen, was sicher auch am missratenen Einstieg mit der Rettungsaktion liegt. Schon beim Kampf gegen den ominösen Schakal wird deutlich, dass die Steuerung für ein militärhistorisches Strategiespiel viel zu ungenau ist. Allein wie lange man braucht, bis man es mal geschafft hat, dass die Truppen endlich angreifen, ist ein Kapitel für sich. Es dauert eine Ewigkeit, bis die Kämpen sich in Bewegung setzen. Hinzu kommt eine teils schlechte KI, was die eigene Mannschaft betrifft. Zwar schießen Bogenschützen akkurat, wenn der Feind kommt, aber ihr gnädiger Herr steht nur daneben, und schaut  zu, wie die Gegner vorbeilaufen. Und das, obwohl er anfangs meist der einzige Kämpfer weit und breit ist - jedenfalls solange, bis man Mannschaftsunterkünfte gebaut hat.         

Zudem ist es mit der Unterscheidung zum Wirtschaftsteil  weniger her als gedacht, da man in der zweiten Mission die Truppen versorgen muss. Es gibt also kaum Unterschiede, da man auch im Wirtschaftsmodus die typisch mittelalterlichen Truppen wie Pikeniere, Armbrustschützen oder Schwertkämpfer aushebt. Zudem rächt sich, dass die Geschichte um den Schakal reine Nebensache ist. Derart oberflächlich erzählt kann die dünne Story auch nicht zum Weitermachen motivieren - da waren die Gegner im ersten Stronghold ganz andere Kaliber. Schakal bleibt ein Phantom, auch weil er nie gescheit dargestellt wird, da die Strichzeichnungen dafür nicht taugen. Die omnipräsenten Wölfe taugen schon mehr als Schreckgespenst, zumal sich das Volk vor ihnen fürchtet.

08/15-Belagerungen

Selbst die Belagerungen machen keinen echten Spaß, da sie einen kaum reizen.

Trotz grob geschnitzter Militärmissionen freut man sich doch auf die Belagerungen, weil sie früher das Herzstück waren, obwohl sie es heute nur teilweise verdient haben. Es gibt fünf historische Sturmangriffe (inkl. der Wartburg), bei denen man zwischen Angreifer und  Verteidiger wählen kann. Das stellt sich als nicht gerade viel heraus, da diese Karten (wie die restlichen auch) nicht sonderlich groß sind. Allerdings wird man hier den Eindruck nicht los, dass die Angreifer bei den nicht zu langen Schlachten im Vorteil sind. Sie haben eine Menge Katapulte und Rammen, die die Mauern schnell einreißen. Zudem sollte man in der Hektik nicht vergessen, das Tor zu schließen, denn sonst kommen all die Ritter noch schneller rein.

Hier macht sich außerdem unangenehm bemerkbar, dass es nur einen festen Schwierigkeitsgrad gibt. Bei den Belagerungen gäbe es doch einiges an der Balance zu verändern, um etwa als Verteidiger bessere Chancen zu haben. So kann man das Spiel nicht einfach schwerer oder leichter machen, wie man das sonst von Strategiespielen kennt. Man muss einfach so lange experimentieren, bis man es geschafft hat, was insbesondere Einsteiger rasch frustrieren dürfte.

Begrenzte Freiheit

Wieso gibt es im freien Modus nur schlappe zwei Karten?

Wer sich nicht in das Kampagnen-Korsett pressen lassen möchte, kann auch ein freies Spiel starten. Leider gibt es hier nur zwei Karten, was nun wirklich nicht viel ist. Vom grundsätzlichen Ablauf her gibt es keine großen Unterschiede zwischen freiem Spiel und Kampagnen-Mission, auch wenn man keine Ziele erreichen muss.  Allerdings ist auch hier der Bergfried vorgegeben, während man Rohstofflager und Kornkammer selber hinstellen darf. Dann hat man jedoch die volle Auswahl, womit man seine Bevölkerung ernähren möchte. Anders als in der Kampagne muss man keine Not leiden, denn es gibt zum Start Geld, Stein und Holz im Überfluss, so dass man schnell eine Burg gezimmert hat.

Auch das hat sich nicht verändert, denn damit neue Arbeiter kommen, sollte man es sich nicht mit dem Volk verscherzen. Volkes Meinung ist etwa davon geprägt, ob es was zu beißen gibt, die Steuern erträglich und genug Alkoholika da sind. Die Leute wandern also nur ein, wenn ihnen das Leben in der Burg etwas bietet und genug Wohnplätze da sind.  Immerhin hat sich hier ein bisschen was verändert, denn die Größe des Hauses wird nun durch die Nähe zum Bergfried bestimmt. Fehlt die Nahrung, wandern die Leute gnadenlos ab, wodurch mehr und mehr Betriebe ohne Arbeiter dastehen. Da hilft dann nur ein umfangreicher Essenskauf auf dem Markt, auch wenn dieser viel Geld kostet.

Trotz dreier Patches gibt es bislang nur einen der versprochenen Multiplayer-Modi, bei dem bis zu vier Leute online miteinander kämpfen können. Im Deathmatch kommt es ebenfalls darauf an, dass man sich schnell eine Siedlung mit Burg baut.  Hier gewinnt einfach der Burgherr, der am längsten durch hält, wobei man immerhin die Startbedingungen modifizieren darf.  Die anderen beiden Modi fehlen bislang, obwohl sie sicher interessant gewesen wären - gerade die Kingmaker-Variante wird vermisst, da sie mehr Möglichkeiten bietet. So herrscht bislang weitgehend Langweile, auch weil  es nur vier MP-Karten gibt. Auch online macht das Spiel einen höchst vorläufigen Eindruck.            

Eintöniger  Multiplayer

Fazit

Eigentlich hatte ich schon gar nicht mehr viel erwartet, aber selbst das unterbietet der dritte Teil der mittelalterlichen Reihe glatt noch. Das eigentliche Problem von Stronghold 3 sind noch nicht mal die ganzen Bugs und Abstürze, die zwar nervig, aber doch zu beseitigen sind. Aber wenn das Echtzeit-Strategiespiel dann irgendwann mal leidlich läuft, bietet es viel zu wenig fürs Geld. Da gibt es zwar den ziemlich fordernden, eher wirtschaftlichen Modus, wo man im Kampf gegen Viecher, Missernten und Uhr wie wild Rohstoffe sammelt. Aber auch den hat man irgendwann mal satt. Und dann kann man auf einen Militärmodus zurückgreifen, dessen lahm reagierende Steuerung eigentlich auf den Scheiterhaufen gehört. Zudem reagieren die Kämpfer in der Schlacht oft nicht und die Ziele sind im Detail unklar. Man kann alternativ die paar Belagerungen und freie Karten zocken, die aber viel zu einfach geraten sind - außerdem sind es verdammt wenige. Auch der Online-Multiplayer kann Hobby-Burgherrn nicht länger bei der Stange halten, da er derzeit nur einen Modus bietet. Stronghold 3 ist somit ein schwacher Aufwasch des ersten Teils, an den er aber nie ran reicht.       

Pro

  • zwei Kampagnen
  • spannender Wirtschaftsteil
  • Aufbau wirkt vertraut
  • Viecher bekämpfen
  • freier Modus

Kontra

  • immer noch Logikfehler
  • öfters Abstürze
  • schwache Militärkampagne
  • unklare Ziele
  • ungenaue Steuerung
  • fester Schwierigkeitsgrad
  • dumme eigene Truppen
  • farblose Gegner
  • nur ein Multiplayer-Modus
  • zu wenig Karten
  • billiger Look

Wertung

PC

Ziemlicher mauer Aufwasch von Stronghold 1, der zudem noch von Bugs geplagt wird.