Super Mario 3D Land - Test, Plattformer, 3DS
Ich beneide den Klempner wirklich nicht: So wie ich ihn einschätze, will er eigentlich nur seine Ruhe und vielleicht hier und da gemütlich ein verstopftes Klo reparieren. Aber nö, ständig lässt sich diese olle Luftbirne Peach von Bowser entführen. Natürlich muss Mario jedes Mal zur Hilfe eilen, sich sagen lassen, dass die Prinzessin leider in einem anderen Schloss ist, Bowser wieder und wieder in eine Lavagrube fallen lassen (was offensichtlich nie Folgen hat) - und am Ende gibt's bestenfalls einen Kuchen statt heißer Blaublutdankbarkeit. Warum tut man sich das wieder und wieder an, fragt man sich als Mario und Spieler. Die Antwort: Weil die Geschichte komplett wurscht ist und das Ganze einfach wahnsinnig viel Spaß macht!
Welten voller Freude
Der Spaß liegt nicht nur darin begründet, dass Mario punktgenau und »Jucheee!«, »Wheeee!« und »Jippiiiie!« schreiend durch die Botanik von Super Mario 3D Land (ab 23,73€ bei
Dem Tod von der Schippe gejuchzt
Acht Welten à vier bis fünf Levels, die größtenteils nicht besonders lang sind - das klingt jetzt erstmal nicht nach viel. Und tatsächlich dauert ein reines Durchrennen auch nicht mehr als sechs Stunden. Aber Serienkenner schütteln zurecht den Kopf: Da ist noch weitaus mehr! Zum einen gibt es in jedem Level drei große goldene Münzen, so genannte »Sternenmedaillen« - die teilweise ziemlich gut versteckt sind. Diese Superklunker sollte man nicht ignorieren, denn mit ihnen schaltet man zusätzliche Levels sowie in den letzten beiden Welten die Bosskämpfe frei. Und natürlich wecken sie den Ehrgeiz: »Kann ja wohl nicht sein, dass ich das blöde Ding nicht finde, das muss doch hier irgendwo...« – und zack, schon wird die Spielzeit deutlich gestreckt. Außerdem ist das Durchspielen bekanntermaßen erst der Anfang: Hat man die achte Welt hinter sich gebracht, werden die Spezialwelten geöffnet. Komplett neue Levels mit deutlich mehr Gegnern, brandneuen Herausforderungen und frischen Extras. Also quasi ein zweites Spiel, das darüber hinaus deutlich anspruchsvoller als die erste Kampagne ist.
Denn die folgt dem in letzter Zeit leider teilweise sehr deutlich spürbaren »Es darf für niemanden zu schwer sein«-Credo Nintendos: Die Zeitlimits sind übergroßzügig, es wird nach jedem Level automatisch gespeichert, es regnet Extraleben an allen Ecken und Enden! Levelendfahne ganz oben erwischt: Leben. 100 Münzen: Leben. Ein herumstehender Toad: hat meist ein Leben für einen. Mehr als fünf Gegner mit dem Superstern-Extra umgerannt: Leben. Notenserie vollständig verfolgt: Leben. Fünf rote Münzen aufgesammelt: Leben. Stachelige Echse zerlegt: Leben. Leben, Leben, Leben! Und dabei gibt es nur wenige Möglichkeiten, diese wirklich loszuwerden. Klar rennt man mal als Mini-Mario in einen Gegner oder stürzt in den Tod, aber selbst diese Schrecken verlieren schnell ihre Zähne, wenn man sieht, wie leicht es einem Nintendo wirklich machen will: Passiert man als kleiner Mario eine Checkpunkt-Fahne, wird man automatisch vergrößert. Geht man drauf, beginnt man nicht klein, sondern gleich als Super Mario. Geht man fünf Mal hintereinander im gleichen Abschnitt drauf, bekommt man einen Unverwundbarkeits-Anzug spendiert. Und versagt man gar zehn Mal, erhält man magische Flügel, die einen direkt zum Levelende befördern. Kurz gesagt: Scheitern ist eigentlich unmöglich.
Neben den eigentlichen Levels warten auf der Welten-Übersicht auf Boni: Zum einen die bekannten Toad-Häuser, in denen befreundete Miis Geschenke für einen haben. Zum anderen so genannte »Rätselboxen«: Der Name ist aber leicht irre führend, denn zu rätseln gibt es hier nichts. Stattdessen muss man schnellstmöglich alle Extras im Raum aufsammeln, darunter Goldmünzen und Sternenmedaillen, gelegentlich gibt's auch Extraleben, weil man von denen scheinbar nie genug haben kann. Die Rätselboxen sind auch Teil der StreetPass-Unterstützung: Trifft man auf andere Spieler, werden Boxen und Geschenke getauscht. Die SP-Nutzung ist hier also genauso dünn wie die Anleitung, die nur in Kurzform der Spielepackung beiliegt - die eigentliche Gebrauchsanweisung, so man sie denn benötigt, findet sich ausschließlich in elektronischer Form auf dem Modul.
Zurück zum Flugschwanz!
Dass nicht Super Mario Land, sondern Super Mario Bros. 3 der Entwicklung Pate stand, merkt man nicht zuletzt am Tanuki-Anzug, der ein Wiedersehen feiert: Mario verkleidet sich als japanischer Marderhund, kann schweben und (zumindest nach dem ersten Durchspielen) auch wieder zur steinernen Statue werden. Auch viele Gegner haben die Vorteile des Anzugs zu schätzen gelernt, so trifft man immer wieder auf Goombas, Bullet Bills oder grimmige Stampfer mit dem typischen Ringelschwanz. Die restlichen Extras sind ebenfalls bekannt: Pilz, Feuerblume, Bumerang-Anzug, Superstern oder Propellerkiste warten auf ihren Einsatz. Übrigens nur für einen Spieler: Es gibt keinerlei Multiplayermodus.
Auf den ersten Blick mag die Kulisse schlicht erscheinen, aber man sollte sich nicht täuschen lassen - hier wartet eines der technisch beeindruckendsten 3DS-Spiele überhaupt! Das liegt nicht nur an den kunterbunten Levels, den ständig flüssig wechselnden Kameraperspektiven, den witzigen Physik-Spielereien und den tollen Effekten (mein Liebling: die wunderbar blubbernde Lava) - sondern vor allem an dem fabelhaften 3D-Effekt! Bis jetzt gibt es kaum ein Spiel, das wirklich von den 3D-Fähigkeiten des 3DS profitiert - das Ganze sieht man etwas plastischer oder räumlicher aus, aber mehr meist auch nicht. Nicht so hier: Natürlich kann man das Ganze auch in 2D genießen - aber man sollte es nicht! Es gibt wunderbar viele 3D-Spielereien (wie Pusteblumen, Seifenblasen oder Feuerwerk), viele Levels sind herrlich raumtief aufgebaut. Und selbst Kleinigkeiten wie die 2D-Bilder zwischen den Welten (die man übrigens zum Wackeln bringen kann) verfügen über bemerkenswerte Tiefe. Nintendo ging sogar so weit, im Spiel selbst noch mal einen 3D-Schalter einzubauen, der den Levels auf Wunsch noch etwas mehr Tiefe verleiht. Kurz gesagt: Wer hier den Schalter auf »2D« stellt, der verpasst wirklich etwas!
Schnauzbart in neuer Dimension
Der Gewinn der zusätzlichen Dimension kommt natürlich mit einem Preis daher. Zum einen wird die Akkulaufzeit des 3DS nochmals verkürzt, zum anderen gibt es gelegentliche Übersichtsprobleme, die gerade zu Beginn dafür sorgen können, dass man sich ungewollt in einem bodenlosen Graben wiederfindet. Außerdem ist Mario etwas träger als früher unterwegs - ein notwendiger Kniefall vor der sonst tadellosen 3D-Steuerung.
Fazit
Spaß. Einfach nur Spaß. Herrlich verspielter, alberner, abwechslungsreicher, teilweise wunderschöner Spaß. Das ist Super Mario 3D Land. Endlich mal wieder ein Spiel, das meinen 3DS-Akku wieder und wieder an den Rand der roten Panik getrieben hat. Die Präsentation ist eine Wucht, das kleine Mario-Spiel braucht sich in Sachen Kulisse und Abwechslungsreichtum derselben keine Sekunde lang vor Super Mario Galaxy zu verstecken. Ganz im Gegenteil: Die cleveren, teilweise absurd kreativ designten Levels stehen meiner Meinung nach sogar noch eine Stufe über dem Wii-Bruder. Dazu kommt noch eine fabelhafte 3D-Nutzung - SMB3D ist tatsächlich eines der ganz wenigen 3DS-Spiele, bei denen man etwas verpasst, wenn man den 3D-Schalter ganz nach unten drückt. Spielerisch müssen die Superlative leider etwas zurückgefahren werden: Das Design ist sehr klassisch, der Großvater Super Mario Bros. 3 stand überdeutlich Pate. Klar bestimmen wunderbar abstruse Ideen das Leveldesign, aber der Spielkern bleibt sehr vorhersehbar. Und verdammt einfach: Nach dem ersten Durchspielen war mein Lebenszähler dreistellig, es gibt massig der mittlerweile leider Nintendo-typischen Vereinfachungen - New Super Mario Bros. war deutlich anspruchsvoller. Was bleibt, ist ein herrlich ideen- und abwechslungsreicher Hüpfspaß, dem das letzte bisschen Brillanz fehlt, das frühere Abenteuer nicht nur groß, sondern erhaben machte. Was nichts daran ändert, dass es ein unausweichliches Muss für alle Jump-n-Run-Fans ist!
Pro
- niedliche Präsentation
- sehr schöne 3D-Nutzung
- kreatives Leveldesign
- abwechslungsreiche Welten
- wunderbarer Soundtrack
- viele versteckte Boni
- motivierende Suche nach Sternenmedaillen
- teilweise abgefahrene Kameraperspektiven
- großer Umfang für Forschernaturen
Kontra
- kinderleicht
- rudimentäre StreetPass-Nutzung
- altbekanntes Spielprinzip
- gelegentliche Übersichtsprobleme
- keinerlei Mehrspielermodus