Batman: Arkham City Lockdown - Test, Arcade-Action, iPad, iPhone

Batman: Arkham City Lockdown
13.12.2011, Paul Kautz

Test: Batman: Arkham City Lockdown

»Eine Umsetzung des gewaltigen Arkham City auf iOS-Geräten? Entwickelt von den Mortal Kombat-Machern? Äh? Welche Drogen waren da bitte im Spiel?« - diese Gedanken liegen nahe. Sie sind aber unberechtigt.

Die Kämpfe laufen zum größten Teil sehr simpel ab: Ausweichen, angreifen, parieren, angreifen, ausweichen, angreifen...
In aller Kürze: Mit Arkham City hat Lockdown außer den Figuren und dem generellen Szenario (nämlich Gotham City) nichts zu tun. Denn während das »Original« ein mächtiges Action-Adventure ist, ist die iOS-Umsetzung aus dem Hause Netherrealm ein Prügelspiel. Und zwar keines, bei dem man Knöpfchen drücken und Viertelkreise malen muss, sondern das sich sein Kampfsystem recht ungeniert bei Infinity Blade abgeguckt hat.

Zück das Langschwert, Batman!

Wie beim großen Schwertschwinger-Vorbild wird auch hier über auf den Touchscreen gepinselte Gesten gekämpft: Ein Tapser bewirkt eine Ausweichbewegung, Wischer nach links, rechts und oben ergeben Schlag- und Tritt-Kombinationen (von denen es leider sehr wenige gibt) - und mit etwas Timing kann man gegnerische Attacken über einen Strich von oben nach unten abwehren. All das lässt sich elegant kombinieren, so dass man z.B. aus einem Seitschritt heraus direkt in den Angriff übergehen kann. Anders als bei Infinity Blade ist hier nicht nur die Reaktion auf eine Attacke, sondern auch die allgemeine Offensive wirksam - allerdings blocken Gegner in dieser Variante schnell. Außerdem geraten sie immer wieder mal in Rage, visualisiert durch rot leuchtende Fäuste und Blitze über dem Kopf. In diesen Fällen kann man sie kurzzeitig nicht treffen, sondern nur ihren Angriffen ausweichen. Hin und wieder bekommt man auch die Möglichkeit, gezielt Körperteile anzugreifen, um so z.B. einen Bleirohrschwinger zu entwaffnen oder einen schnellen Takedown einzuleiten - das erfordert allerdings fledermausartige Reflexe.

Mit erspielten (oder gekauften) WayneTech-Punkten darf man Batmans Kampfwerte und Gadgets verbessern.
Für jeden Sieg erhält man Erfahrungspunkte, die für einen Rangaufstieg sorgen, welcher wiederum zu einem dicken »WayneTech«-Punktekonto führt. Diese darf man investieren, um Batman stärker zu machen, seine Lebensenergie zu erhöhen, seine Handschuhe elektrisch aufzuladen oder ihm einen praktischen Fledermausschwarm an die Seite zu stellen. All diese Extras sind in mehreren Stufen aufrüstbar, was viele Punkte kostet - ungeduldige Naturen können sich auch per kostspieligem InApp-Kauf zusätzliche Punkte für bare Münze kaufen. Die Extras liegen im Kampf links unten im HUD und können jederzeit eingesetzt werden, brauchen danach aber einige Zeit, um sich wieder aufzuladen.

Wo ist der God King?

Batmans Weg durch die Straßen, die Abwasserkanäle und über die Dächer von Gotham City ist relativ frei: In jedem Einsatzgebiet warten Missionen, die man in beliebiger Reihenfolge angehen darf. Hat man das Ganze ein Mal durchgespielt, darf man völlig frei durch die Stadt stromern. Jede Mission bietet unterschiedlich viele Gegner sowie einen anderen Anspruch. Nur der Bosskampf jedes Gebietes erfolgt immer erst am Ende: Der Kampf gegen Two-Face ist noch recht simples Gedresche, bei Solomon Grundy wird’s schon anspruchsvoller - zuerst flieht man in den Bildschirm hinein, dann wird ausgewichen und im richtigen Moment gekloppt. Die Schlacht gegen Deathstroke ist ein spannendes Vor-/Zurück-Spiel und der Kampf gegen den Joker - nun, wir wollen nicht zu viel verraten. Allerdings ist er der letzte des Spiels, danach geht das Ganze von vorn los, nur eben mit stärkeren Feinden. Das hätte man auch gleich »Batlines« nennen können...

Die Gefechte gegen die wenigen Bossgegner sind die einzigen, die wirklich herausfordernd sind - da sie in den meisten Fällen vom üblichen Kloppschema abweichen.
Die Kämpfe sind der Hauptteil von Lockdown, wobei es, frei nach Michael Dudikoff, immer gegen einzelne Widersacher zu Werke geht, selbst wenn mehrere in der Gegend rumstehen - die warten brav auf ihre Dresche. Ab und zu schmeißt Herr Fledermaus auch seinen Batarang nach einem Gegner - dessen Flug steuert man dann, indem man das iPhone oder iPad nach links und rechts neigt. Eine Geschichte oder Vergleichbares gibt es nicht, lediglich ein paar englisch gesprochene (und optional deutsch untertitelte) Echtzeit-Zwischensequenzen sowie immer gleiche Gegnersprüche, wenn sie auf Batman treffen.

Zeigt her eure Kleider

Technisch ist Lockdown nicht der beeindruckendste Auftritt der Fledermaus: Die ordentlich gestalteten Figuren sind gut animiert, die Kämpfe laufen flüssig ab - allerdings sind die Kulissen zum Teil sehr trist und matschig texturiert, was im krassen Gegensatz zu den ewig scheinenden Ladezeiten steht. Wer ein iPhone 4S oder ein iPad 2 hat, bekommt zwar keine besere Grafik, darf das Ganze aber, AirPlay vorausgesetzt, auch auf dem großen Fernseher genießen. Begleitet wird die Klopperei von einem exzellenten Soundtrack, was aber nicht verwundert, denn der kam schon beim »großen« Arkham City zum Einsatz - hier findet ihr unser dazu gehöriges Special.

Spürnasen dürften erfreut sein, dass es etwas Bonusmaterial gibt: Ein paar Wallpaper zum Verschönern des iOS-Geräts, drei englische Promo-Comics des dunklen Rächers, die man in Ruhe lesen kann sowie ein paar kurze Biographien der wichtigsten Figuren im Spiel. Außerdem darf man Batman neue Klamotten verleihen, die unterschiedliche Auswirkungen auf seine Gesundheit oder Geschwindigkeit haben - die aber für 79 Cent das Stück gekauft werden müssen.

Fazit

Auf der einen Seite finde ich es wirklich gut, dass die Netherrealm Studios nicht krampfhaft versucht haben, das Spielprinzip des großen Arkham City auf den Touchscreen zu übertragen - sowas geht ja meist gewaltig in die Hose. Stattdessen gibt es einen launigen Prügler, der die Vorteile der Plattform nutzt und mit präziser Steuerung punktet. Allerdings, und da sinkt der Freudepegel spürbar, ist das Resultat in vielerlei Hinsicht sehr simpel: Das von Infinity Blade abgekupferte Spielprinzip erreicht nicht mal ansatzweise dessen Tiefe, fast alle Kämpfe gegen immergleiche Standardgegner laufen identisch ab, die Zahl der möglichen Schlagkombinationen hält sich stark in Grenzen - lediglich die Bosskämpfe bringen zum Teil etwas Abwechslung in den Bat-Alltag. Technisch sind in erster Linie die gut animierten Figuren hervorhebenswert, der Rest ist teilweise sehr matschiger Durchschnitt. Außerdem finde ich die starke Betonung der In-App-Purchases ziemlich lästig, auch wenn sie natürlich komplett freiwillig sind. Das Resultat ist eine nette Klopperei für zwischendurch und alle, denen Infinity Blade 2 zu anspruchsvoll oder zu hübsch ist.

Wertung

iPad

Der dunkle Rächer kloppt sich durch das kürzeste Gotham aller Zeiten - für zwischendurch ganz unterhaltsam, auf Dauer allerdings zu simpel.

iPhone

Der dunkle Rächer kloppt sich durch das kürzeste Gotham aller Zeiten - für zwischendurch ganz unterhaltsam, auf Dauer allerdings zu simpel.