Silverfall - Wächter der Elemente - Test, Rollenspiel, PC

Silverfall - Wächter der Elemente
27.02.2008, Benjamin Schmädig

Test: Silverfall - Wächter der Elemente

Auch wenn die Glanzzeit dieser Spieleplattform verstrichen scheint: Actionrollenspieler werden am PC nach wie vor prächtig bedient. Und das, obwohl die meisten Titel selbst heute noch ihrem acht Jahre alten Urahn nacheifern, anstatt für frischen Wind zu sorgen. Einer dieser Kandidaten war Silverfall, dessen schön gezeichnete Fantasywelt von vielen störenden Kleinigkeiten ins spielerische Mittelfeld gezogen wurde. Jetzt wird die Geschichte weiter erzählt - und will die alten Fehler vergessen machen...

Das Schöne an Wächter der Elemente: Es spinnt den roten Faden um das Schicksal von Nelwe nahtlos weiter. Wenn ihr wollt, macht ihr deshalb mit euren Level 45-Helden dort weiter, wo ihr die Welt verlassen habt. Ist euer Alter Ego noch nicht so weit entwickelt, dürft ihr zunächst auch die Geschichte des Hauptprogramms beenden. Oder ihr bastelt einen Charakter, der dann über die notwendige Erfahrung verfügt und ausschließlich die Handlung des

Willkommen zurück in Nelwe - Monte Cristos noch immer vom Krieg gezeichneten Welt.
Add-Ons erlebt. Ob mit oder ohne vorhandenem Silverfall: Die Erweiterung läuft eigenständig und könnte deshalb auch für Einsteiger interessant sein. Jedenfalls dann, wenn sie viel Geduld für den zähen Einstieg mitbringen.

Jetzt auch bissig und zäh

Denn der Anfang ist langwierig. Schließlich muss sich jeder, der nicht einen bestehenden Charakter in das Abenteuer führt, zunächst mit den zahlreichen Fertigkeiten seines neu geschaffenen Helden vertraut machen. Es dauert einfach, bis man eine Figur kennt, mit der man nicht über viele Stunden gewachsen ist! Wer es so macht wie ich und eine der neuen Rassen wählt, liest deshalb erst ausführlich, was er mit seinen zahlreichen Fähigkeiten überhaupt anstellen kann, bevor er acht davon mit gutem Gewissen in die Schnellstartleiste rücken kann. Zwei zusätzliche Rassen stehen zur Auswahl: Zwerge und Eidechsenmenschen. Erstere kennt man als bissige, zähe Axtschwinger und davon weicht auch Monte Cristo nicht ab. Letztere sind große, schnelle Zweihandduellisten, die sich bei Bedarf in noch größere und natürlich kräftigere Wesen verwandeln.

Doch auch falls ihr euch für eine der bekannten Rassen entscheidet, müsst ihr als Silverfall-Frischling Zeit für den Einstieg mitbringen. Die 

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Viva la Bequemlichkeit!

So funktioniert das neue MenüErweiterung verzichtet nämlich auf eine interaktive Lehrstunde. Vielmehr lässt sie euch durch lange Texte klicken - erst danach dürft ihr das Gelesene anwenden. Hoffentlich erinnert ihr euch dann noch an alle notwendigen Schritte, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen... Im Selbststudium geht's schneller: Immerhin haben die Entwickler ihre Benutzeroberfläche vereinfacht, so dass sich Neulinge schneller zu Recht finden. Nicht zuletzt könnt ihr die Menüflächen jetzt frei auf dem Bildschirm platzieren.

Ihr habt euch trotzdem verklickt oder aus Unwissenheit auf die falschen Fähigkeiten gesetzt? Dann besucht den neuen Talentmeister, um gegen Gebühr sämtliche Attribute zu verändern. Sehr löblich, denn so verhindert Silverfall nicht nur anfänglichem Frust, sondern bietet eine erfreulich offene Charakterentwicklung! Glück im Unglück: Weil ihr auch im Add-On sehr schnell sehr viel Zaster einsackt, dürft ihr nach Lust und Laune herumprobieren. Im Gegenzug bleibt das Sammeln von Waffen und Rüstungen allerdings weiterhin vergleichsweise

Yeah! Eine der zwei neuen Rassen, ein Echsenmensch hat Spaß am Abenteuer.
bedeutungslos, weil ihr euch beim Händler jederzeit hochwertige Ausrüstung leisten könnt. Im Zweifelsfall baut ihr den gewünschten Speer oder Kettenpanzer einfach selbst zusammen.

Schließlich führt Wächter der Elemente das Handwerk ein: Verteilt genug Punkte auf das Herstellen von Waffen oder deren Verzauberung und schon dürft ihr eure Ausrüstung im Eigenbau erstellen. Die Art des erforderlichen Gegenstands lässt sich dabei ebenso bestimmen wie dessen Farbe oder Größe und mit zusätzlichen Teilen wird z.B. aus einem Brustpanzer fast eine Ganzkörperrüstung. Wer ein Objekt zusätzlich stärken möchte, kann vier Zauber auf einen Gegenstand legen - gegen ausreichend Gold, versteht sich. Die Art des Zaubers bleibt dabei dem Zufall überlassen. Bastler bekommen mit der Erweiterung somit viel zu tun und das Abgrasen der Umgebung lohnt jetzt mehr, weil es nicht nur Monster zu erledigen, sondern auch Materialien zu sammeln gilt.

Handarbeit

Apropos Monster: Segnete ihr das Zeitliche, müsst ihr nicht mehr zum Ort eures Ablebens zurückkehren, um die verlorene Ausrüstung zu bekommen. In Wächter behält euer Alter Ego alles, was es zum Zeitpunkt des Todes bei sich trug. Weitere sinnvolle Änderungen sind die inzwischen überall vorhandene Minikarte sowie die Möglichkeit, von jedem Punkt aus in eine Ortschaft oder eine Höhle zu teleportieren. Die Orientierung wird damit leichter, unnötige Laufwege fallen weg. Wofür ich vor allem deshalb dankbar bin, weil Nelwe um 20 Karten erweitert wurde - ebenso viele Monster und etliche Gegenstände natürlich eingeschlossen.

Und schließlich dürfen Abenteurer ab sofort auch in jeder Siedlung bis zu zwei Gefährten ansprechen, die sie bei ihrer Reise unterstützen: Ähnlich wie in Guild Wars warten in allen Dörfern hilfsbereite Recken jeder Klasse auf ihren Einsatz. Allerdings schafft es Monte Cristo noch immer nicht, den Begleitern ein echtes Eigenleben einzuhauchen. Die Mitstreiter kommentieren zwar hin und

Freundlich grinst der Zwerg zum Freund, bissig kennt ihn nur der Feind.
wieder das Geschehen, sind ansonsten jedoch schweigende Mitläufer. Ärgerlich übrigens, dass meine Heldin oft genug nicht an ihren Begleitern vorbei läuft, wenn ich einen Wegpunkt hinter den beiden anklicke. Fast unmöglich wird ihr das Pfadfinden, sobald zusätzlich die von ihr beschworenen Kreaturen die Sicht blockieren. Ich bin gemütlicher Klick-Abenteurer und erwarte einfach, dass nicht nur die optionale Tastatursteuerung tadellos funktioniert.

Mit Kleinigkeiten verschenkt?

Zumal das nicht die einzige Kinderkrankheit ist, an der das Add-On krankt. Hin und wieder schweben Figuren in der Luft, etliche tote Monster bleiben nach ihrem Ableben wie versteinert stehen, das Inventar ist trotz Unterteilung in vier Kategorien noch immer ein Hort unsortierten Hausrats, ihr steckt mitunter fest, weil das Programm einen erledigten Zwischengegner nicht als Toten erkennt und nicht zuletzt stürzte unsere Verkaufsversion auf zwei vollkommen verschiedenen Rechnern regelmäßig ab. Letztendlich wäre es auch schön gewesen, wenn Monte Cristo Neu- und Wiedereinsteiger an die Hand genommen und ihnen einen Abriss der bisherigen Ereignisse spendiert hätte. Vielleicht spielt das aber gar keine Rolle, denn die Erzählung bleibt trotz des eigentlich spannenden Konflikts zwischen Natur und Technik ohnehin sehr bodenständig. Schließlich unterscheiden sich die Aufträge für Technik-Fans und Naturfreunde kaum und das eigene Tun hat auf die Umwelt nur marginale Auswirkungen. Zum größten Teil bestimmt schon der gewählte Charakter das Aussehen von Silverfall und seiner Umgebung - viel mehr tut sich in Nelwe nicht.   

Fazit

Eine übersichtliche Benutzeroberfläche: hervorragend! Eigenes Erstellen von Gegenständen: prima! Kleine Verbesserungen wie die durchgehende Minikarte oder das jederzeit mögliche Teleportieren: super! Ich kann meine Fähigkeiten jederzeit fast komplett ändern: klasse! Aber: Das alles ist Feinschliff, der dem Originaltitel schon per Patch gut getan hätte. Für die Erweiterung hätte ich mir allerdings gewünscht, dass Monte Cristo den nur theoretisch spannenden Konflikt zwischen Natur und Technik erzählerisch vertieft, dass Neulinge oder Wiedereinsteiger einen Abriss aus Nelwes Historie zumindest lesen dürfen, dass die Gewöhnung an den geforderten fortgeschrittenen Charakter leichter fällt, dass ich das Inventar endlich sortieren kann und dass Wächter der Elemente wenigstens zuverlässig läuft, wenn es denn schon offensichtliche Bugs gibt. Kurz gesagt: Nein, Monte Cristo merzt nicht genug der störenden Kleinigkeiten aus, um Silverfall mit Wächter der Elemente einen Schritt nach vorn zu bringen. So ist es auch mit der Erweiterung vor allem die schön gezeichnete Comicwelt, die das fantasievolle, im Kern aber gewöhnliche Nelwe interessant macht.

Pro

  • neue Handwerksfähigkeiten
  • Fähigkeiten jederzeit veränderbar
  • übersichtliche, verschiebbare Menüflächen
  • nach Ableben bleiben alle Gegenstände im Inventar
  • Teleportieren zu Siedlungen/Dungeons von überall möglich
  • in jeder Ortschaft warten Gefährten
  • Minikarte auch in Dungeons

Kontra

  • regelmäßige Abstürze, unterschiedliche Bugs
  • ausgesprochen unübersichtliches Inventar
  • unnötig langwierige Einarbeitung
  • Handwerksfähigkeiten müssen in Schnellstartleiste gezogen werden
  • Tote bleiben häufig stehen
  • unauffällige Geschichte
  • Unterschied Natur-Technik zu inkonsequent

Wertung

PC

Neue Karten, neue Monster, Änderungen im Detail - aber kaum echte Verbesserungen.