Perry Rhodan - Test, Adventure, PC

Perry Rhodan
28.02.2008, Bodo Naser

Test: Perry Rhodan

Das Spiel zu Perry Rhodan (ab 4,99€ bei kaufen) ist endlich da. Darin entpuppt sich der Groschenromanheld als durchaus sympathischer Abenteurer, der sogar Sinn für Humor hat - wer hätte das gedacht! Und die Vorzeichen stehen gut: Das "Perryversum" ist so ausgefeilt, wie man sich das als Fan der Romane wünscht. Ob Weltdesign und Witz ausreichen, um das Leben des Raumfahrers unterhaltsam und spannend zu gestalten?

Eigentlich ist der ehemalige Astronaut Perry Rhodan nicht der ideale Adventure-Held, denn er ist viel zu mächtig. Er stellt eher den klassischen Prototypen eines Helden dar, wie sie früher einmal waren, als harmlose Comics noch unterm

Perry Rhodan ist bei weitem nicht der Überheld, wie er in den Heftchen dargestellt wird. Er ist auf ganz profane Dinge angewiesen, um weiter zu kommen. 
Ladentisch gehandelt wurden. Ein Kerl ohne Ecken und Kanten, dem alle Frauen zu Füßen liegen und der stets alles im Griff hat. Eine Art Superman des Weltalls. Ein sympathischer Antiheld, dem die Herzen der Spieler sofort zufliegen, sieht allerdings anders aus - eher schon wie Guybrush Threepwood. Trotz der übermenschlichen Aura schaffen es die Macher des Spiels doch irgendwie, den Superhelden menschlich erscheinen zu lassen.

Sympathischer Übermensch

Das liegt sicher daran, dass das Spiel humorvoller ist, als das bierernste Thema vermuten lässt. Schon in der Anfangsequenz gibt es zahlreiche Seitenhiebe auf die Allmacht des einstigen Raumfahrers, der von allen abgeschnitten ist. Zu seinem eigenen Schutz wurde er in der solaren Residenz eingeschlossen, nachdem es einen Angriff auf die Erde gab. Innenminister Reginald Bull hat das angeordnet. Keiner gehorcht dem Residenten so recht und das Wartungspersonal ist eher unmotiviert. Da gibt es den feisten Positroniker, der lieber Fußball anschaut, als zu reparieren. Auch im zweiten Kapitel darf sich Perry Rhodan nicht zu erkennen geben, da sonst alles auffliegt. Der Trick ist also, dass er seine Macht nicht gebrauchen darf. Er ist reduziert auf die Kräfte eines gewöhnlichen Menschen wie du und ich - und den spielt man manchmal gerne.

Perrys Freundin Mondra Diamond wurde entführt. Das Brisante daran ist, dass die Agentin an einer Ausstellung über ein mysteriöses Urvolk, die engelhaften Illochim, arbeitete. Wissenschaftler halten die mythischen Wesen nur für ein

Was führen die finsteren Arkoniden im Schilde? Nichts Gutes, denn sie wollen mal wieder das All unterjochen.
esoterisches Hirngespinst. Dabei ist sie wohl allen Unkenrufen zum Trotz auf ein uraltes Artefakt gestoßen, das große Macht verheißt, wenn man es als Technologie nutzt. Klar, dass es viele haben wollen, allen voran ein paar finstere Aliens, wie die machthungrigen Arkoniden, die Darth Vader und Co. alle Ehre machen würden. Wie kann ein einzelner Terraner sie stoppen? Die Handlung klingt ein wenig nach den ewiggleichen Heftchen der Romanreihe, wird aber durchaus spannend erzählt.

Spannende Story

Die Fans der Romanreihe dürfte es freuen, dass das Adventure all das bietet, was sie sich wünschen: Eine ausgefeilte Welt ("Perryversum"), pseudotechnisches Gehabe vom Feinsten und finsterste Verschwörungen. Dafür steht Robert Feldhoff, der die Story ersonnen hat und der auch als Originalautor der deutschen Romanreihe bekannt ist. Für die Fans gibt es teils humorige Ausflüge in die Welt der Romane wie etwa knuddelverrückte Aliens, die wirklich anhänglich sind und die ihr in der Waringer-Akademie trefft. Bloß weg, heißt da die Devise! Alle anderen dürfen darüber glücklich sein, dass das Abenteuer auch ohne vertiefte Kenntnisse der Materie spielbar ist. Für Science-Fiction solltet ihr euch aber schon grob interessieren, um wirklich Spaß zu haben.

Das bis auf wenige Schnitzer einfach und gut zu bedienende Adventure bietet teilweise echte Kopfnüsse, was echte Rätselrecken freuen dürfte. Zwar gibt es auch hier recht einfach zu meisternde Aufgaben, bei denen es mit einem Gegenstand aus dem Inventar getan ist - etwa, wenn ihr dem verkaterten Studenten in der Akademie einen Kaffee spendiert, der es in sich hat. Zuvor müsst ihr freilich noch eine besondere Zutat beimischen, die eine fleischfressende Pflanze absondert. Gar nicht einfach, wenn Perry nicht zum Futter werden soll... Wenn ihr was über eine Sache wissen möchtet, müsst ihr nur die Infoterminals benutzen, die überall herum stehen. Auch Pläne, Bauteile und Personen sind übrigens Teil des Inventars, da ihr darüber auch kommuniziert. Natürlich lassen sich Dinge dort auch kombinieren.

Knackige Rätselei

Aber es gibt auch Rätsel, bei denen es zur Sache geht, etwa wenn ihr ein Fluggerät durch einen Schacht lotsen müsst, ohne dass ihr was seht. Keine Angst, das ist keine Actionpassage, denn es geht per Fernbedienung in Schritten, so dass ihr

Rätsel erwarten euch an jeder Ecke. Insbesondere auch im Museum für Völkerverständigung, wo Mondras Ausstellung geplant war.
 nebenher romulanisches Ale trinken könnt. Solche komplexeren Aufgaben sind meist an den Schlüsselstellen der teils recht langen Kapitel versteckt. Hier dringt Perry in ein geheimes Labor vor. Dass die Rätsel überhaupt was sind, liegt auch daran, dass Perry, der eigentlich unsterblich ist, seine Fähigkeiten kaum einsetzen kann. Er kann sich zwar verwandeln, aber das nützt er kaum. Hilfe bekommt er von einem mysteriösen Hacker, der ihm schon mal ein Fluchtfahrzeug besorgt. Wer steckt dahinter?

Manche der Aufgaben ist leider mit großem Laufaufwand verbunden, da ihr immer wieder hin- und hergehen müsst, um euch zu unterhalten. Da hilft auch die Vorschau auf den nächsten Raum wenig, nur eine Schnellreisetaste würde was bringen, die es nicht gibt. Immerhin dürft ihr per Klick sofort in den nächsten Raum wechseln. Leider sind manche Sachen auf den ersten Blick schlecht zu finden, was die Anzeige der Hotspots verhindert, die sie aber nur grob anzeigt. Obwohl ihr innerhalb der Kapitel frei umherstreifen dürft, ist das Adventure natürlich linear. Wer sich daran stößt, dass man immer alles haarklein und hübsch nacheinander machen muss, sollte es nicht spielen. Nur wenn ihr immer jeden anklickt, alles fragt und jeden Gegenstand berücksichtigt, kommt ihr weiter.

                     

Auch die fünf unterschiedlichen Science-Fiction-Welten, können sich sehen lassen: Sie bestehen aus futuristisch gezeichneten Hintergründen, vor denen die 3D-Akteure agieren. Da gibt es steinerne Statuen, riesenhafte Maschinen und

Die Mädels sehen vielleicht schnuckelig aus, dienen aber nicht nur als Staffage. Sie haben wichtige Tipps für Perry.  
gigantomanische Bauten zu bewundern. Ihr lauft durch die solare Residenz, eine Universität der Zukunft und ein menschenleeres Museum. Man merkt der lebendig wirkenden Architektur auf Schritt und Tritt an, dass mehr dahinter steckt. Insbesondere die animierten Figuren wurden verbessert, denn sie wirken nun viel lebensechter als noch in der Vorschau. Man kann sie jetzt auch aus der Nähe anschauen, ohne dass man was an den Augen bekommt. Die Mädels sehen sogar sexy aus in ihren engen Raumanzügen.

Lebendige Planeten

Unendliche Weiten, ein neuer Schöpfungsmythos und jeden Menge offener Fragen - das furiose Intro macht eindeutig Lust auf das Spiel und es ist nicht die letzte gelungene Rendersequenz. Obwohl es noch viel mehr sein könnten, denn die normalen geskripteten Szenen sind in Spielgrafik gehalten. Auch die Musik, die einen so richtig reinzieht, ist durchaus filmreif. Passend zu jeder Szene führt sie durchs Spiel: Als ihr die Leiche des zwielichtigen Forschers Martel entdeckt, schwenkt sie ins Dramatische um. Perry kommt unter Mordverdacht.

Überall stehen teils außerirdische Wesen herum, mit denen ihr euch unterhalten könnt. Insgesamt sind es fast 80

Ein echtes Universum könnte nicht vielfältiger sein. Merkwürdigkeiten gibt es überall zu bestaunen. 
Charaktere. Manche davon verhalten sich reichlich seltsam, wie etwa die Blue, die mit ihren tellerförmigen Köpfen was gegen Terraner haben. Ein Gespräch mit ihnen, das nicht im Gekeife endet, ist daher gar nicht einfach. Wie einen Zugang finden? Dialoge beginnen übrigens ganz automatisch, wenn das Symbol angezeigt wird. Echtes Multiple-Choice gibt es also nicht. Ihr könnt aber Themen wählen, über die ihr reden wollt, etwa indem ihr jemand über eine Person ausfragt. Das ist möglich, da wichtige Charaktere und Ideen auch im Inventar landen.

Seltsame Geschöpfe

Auch stimmlich weiß das Adventure durch Professionalität zu überzeugen, denn es gibt nur ganz wenig Sprecher, die nicht so markant sind. Perry Rhodan ist perfekt besetzt, denn er klingt engagiert und doch spöttisch. Auch alle anderen Hauptcharaktere können sich hören lassen, wie etwa der Wissenschaftler Daellian, der seit seinem Unfall ein Leben als schwebendes Gehirn wie bei Captain Future fristet. Aus seinen Worten ist die Tragik seines Daseins als zwar forschender aber auch ewiglebender Geist zu hören. Perry macht sogar noch ein aufmunterndes Späßchen mit ihm. Viele Stimmen sind aus dem Fernsehen bekannt und wenn im Spiel Nachrichten laufen, sind sogar Nachrichtensprecher zu hören.

     

Fazit

Ich hätte nicht gedacht, dass mir Perry Rhodan so viel Spaß machen würde. Es handelt sich nicht nur um ein Adventure für Romanfans, sondern um ein ausgewachsenes Abenteuer made in Germany. Es ist höchst professionell gemacht und muss sich nicht vor Star Wars, Star Trek und Co. verstecken. Es ist zwar nicht so kultig wie Space Quest, hat aber erstaunlicherweise auch seine witzigen Seiten. Der Held ist beileibe kein abgehobener Science-Fiction-Hero, sondern ein menschlicher Typ, der Sinn für Humor hat. Die Story ist spannend erzählt, so dass man immer wissen will, was die mythischen Illochim, die finsteren Arkoniden und den geheimnisvollen Hacker verbindet. Die Rätsel sind ausnahmsweise mal nicht alle so einfach gemacht, dass sie jeder gleich auf Anhieb schafft. Da ist durchaus was zum echten Knobeln dabei, was teils sogar an die Indiana Jones-Reihe erinnert. Leider ist das einmal mehr mit viel Hin- und Herlaufen verbunden und manches ist trotz praktischer Hotspotanzeige schwer zu finden. Zu bestaunen gibt es eine futuristisch gezeichnete Kulisse, die mit teils riesenhaften Bauten, großen Objekten und weiten Hallen aufwartet. Bewohnt wird sie von seltsamen Wesen, mit denen ihr auch kommunizieren könnt - wenn ihr es denn schafft. Wer also schon lange auf ein gescheites Science-Fiction-Adventure wartet, der kann hier zugreifen.

Pro

  • mysteriöse Story
  • spannend erzählt
  • ausgefeilte Welt ("Perryversum")
  • Held ist nicht übermächtig
  • fordernde Rätsel
  • durchaus auch lustig

Kontra

  • viel hin
  • und herlaufen
  • teils öde Hol
  • und Bringdienste
  • bisweilen zu schwer
  • recht linear

Wertung

PC

Ein gutes Sci-Fi-Abenteuer aus deutschen Landen, das sich sehen lassen kann.