Q.U.B.E. - Test, Logik & Kreativität, PC, PlayStation3, PlayStation4, Wii_U, XboxOne

Q.U.B.E.
19.01.2012, Paul Kautz

Test: Q.U.B.E.

Thema heute: Errate das Spiel! Man erwacht ohne eine Ahnung, was man hier zu suchen hat, in einer sterilen Gegend, offensichtlich eine Testumgebung. Es gibt keine Hinweise zur Vorgehensweise, aber dafür offensichtlich die Möglichkeit, die Umgebung auf beeindruckende Weise zu manipulieren. Gravitation und Würfel spielen eine große Rolle. Das ist einfach, oder? Portal, ganz klar! Määäääääääääp! Falsch.

Das Spielziel: Verschiedenfarbige Würfel müssen manipuliert werden, um weiter zu kommen.
Die Ähnlichkeiten mit Valves Ego-Puzzler sind auf den ersten, zweiten und auch dritten Blick überwältigend. Und das aus gutem Grund, denn die Entwickler Toxic Games machen kein Hehl aus ihrer Hommage. Allerdings ist sie in erster Linie stilistischer Natur, denn spielerisch geht QUBE einen anderen Weg. Während man da mit Namen gebenden Portalen um sich schmeißt, geht es hier darum, mittels An- und Abstoßung Würfel zu beeinflussen, um einen Raum nach dem anderen zu durchqueren.

Eine Welt voller Würfel

Verschiedene Farben verleihen den deutlich aus der sonst grauweißen Umgebung hervor stechenden Objekten spezifische Eigenschaften: Rote Würfel können ein- und ausgefahren werden, blaue dienen als Sprungbretter, gelbe erzeugen Treppen. Grüne Kuben lassen sich verschieben, die Benutzung eines lila Schalters dreht den dazu gehörigen Levelteil um 90°. Später kommen auch noch Bälle ins Spiel, die man über geschickte und gut getimte Würfel-Manipulation ins Ziel leiten muss, außerdem muss man Lichtstrahlen umleiten, die Farbe von Objekten ändern oder mit Magneten hantieren. Klingt für den Anfang überwältigend, ist es aber nicht, da man ganz gemütlich über Simpelpuzzles an neue Besonderheiten herangeführt wird.

Schnell werden die Puzzles mehrstufig und herausfordernd. Später immer wieder auch frustierend.
Jeder, der die Portal-Teile durchgespielt hat, dürfte bestätigen können, dass da nicht alles glänzt: Manche Puzzles sind haarsträubend schwer, erfordern übermenschliche Reflexe oder sind einfach doof designt. Das ist hier nicht anders. Manche halbe Stunde in der QUBE-Welt fühlt sich weniger nach intelligentem Puzzler als vielmehr Schikane beim Pyramidenbau an - ich empfehle zum Abgewöhnen den Abschnitt mit den Magneten und den rotweißen Teilen. Mittelclever auch die Idee, einen Levelteil komplett abzudunkeln, woraufhin man auf Trial and Error angewiesen ist. Es ist grundsätzlich eine gute Idee, die Puzzles mit jedem Raum komplexer werden zu lassen, aber die britischen Entwickler sind hier teilweise über das Ziel hinaus geschossen. Was Portal in solchen Situationen zuverlässig rettete, waren die staubtrockenen Kommentare von GLaDOS oder das alberne Gebrabbel von Wheatley. In QUBE gibt es nichts dergleichen: Eine Handlung wird bestenfalls angedeutet, es gibt kein einziges gesprochenes oder wenigstens gehüsteltes Wort - sondern nur dich, die fließend ineinander übergehenden Puzzles und den Ärger, den sie gelegentlich mit sich bringen. Dich allein, wohlgemerkt, denn ein Mehrspielermodus ist ebenfalls nicht vorhanden.

Allein, allein...

Das Artdesign ist minimalistisch und stilvoll. Freunde der Demoszene dürften am ehesten daran Gefallen finden.
In Sachen Technik dürfte man die meisten Freude mit QUBE haben, wenn man der Demoszene nicht abgeneigt ist: Die Umgebung besteht aus schattierten Würfeln, die teilweise wild herumwabbeln. Dazu gibt es ebenso subtile wie elegante Lichteffekte und eine über weite Teile brauchbare Physikengine - die allerdings bei der Benutzung der Bälle immer wieder für komische Bewegungen sorgt. Der Sphären-Soundtrack dringt entspannt aus den Boxen und erinnert ein wenig an die luftigen Klänge aus Mirror's Edge. Und die Steuerung könnte einfacher kaum sein: WASD + Leertaste + beide Mausohren = alles im Griff, auf Wunsch auch mit dem 360-Pad. Allerdings ist die Bewegung etwas träge, was spätestens bei erwähnten Nervpuzzles oder auf schnelle Reflexe setzenden Abschnitten für Frust sorgen kann.

Fazit

Rein spielerisch hat QUBE mit Portal trotz einiger Gemeinsamkeiten nichts zu tun. Und dennoch fällt es wahnsinnig schwer, nicht andauernd Parallelen zu unserem Spiel des Jahres 2011 zu ziehen - so sehr haben sich die britischen Indie-Entwickler beim Design der Umgebung und der allgemeinen Präsentation »inspirieren« lassen. Hier wie da ist man Testsubjekt in einzigartiger, steriler (und mysteriöser) Umgebung. Hier wie da beeinflusst man seine Umwelt auf kreative Art und Weise - nur eben nicht mit Portalen, sondern mit verschwurbelter Schwerkraft. Hier wie da kommt es nicht nur auf den Grips, sondern immer wieder auch blitzschnelle Reflexe an. Hier wie da ist nach wenigen Stunden Schluss. Doch anders als bei Portal ist man hier ganz allein: Es gibt keinen Humor, keinen Zynismus, keine Kuchenlüge - nur (aufgrund der schwammigen Steuerung teilweise frustrierende) Puzzles und sonst nichts. Das ist für den flotten Kinnkneter zwischendurch prima, aber für längerfristiges Vergnügen ist man beim großen Vorbild besser aufgehoben.

Wertung

PC

Cleverer Ego-Puzzler, der seine Portal-Wurzeln nie richtig los wird und gelegentlich unnötig frustriert.