Rosenkönig - Test, Brettspiel, iPad, Spielkultur, iPhone
Krieg auf der Insel
Man führt unter iOS entweder in der Kampagne, dem Multiplayer (wahlweise online oder lokal per Bluetooth) oder dem einfachen schnellen Spiel die weiße Rose Yorks oder die rote Rose Lancasters in das taktische Rundenduell. Jeder Spieler setzt abwechselnd einen der 52 Steine auf die ansehnliche Karte, indem er auf die entsprechende Karte tippt. Das Design knüpft an das edle Flair des Brettspiels an und bietet kleine Animationen am Rande. Die mittelalterliche Musik ist allerdings auf Dauer viel zu eintönig; sie kann jedoch genau so abgeschaltet werden wie die Zugeffekte.
Es geht im schnellen Spiel um die Herrschaft über 88 Gebiete zwischen neun mal neun Feldern - ein umfangreiches Regelwerk erklärt das Prinzip mit anschaulichen Beispielen. Allerdings ist es nicht interaktiv, was Einsteigern missfallen könnte. Das Besondere und der wesentliche Unterschied zu reinen Strategieklassikern: Man darf erstens nicht frei überall hin setzen, sondern zieht Zugkarten, und kann zweitens über je vier Heldenkarten feindliche Steine durch eigene ersetzen. Das sorgt zum einen für einen gewissen Glücksfaktor, zum anderen aber auch für erhöhte Spannung, da sich die Lage über einen geschickten Angriff plötzlich ändern kann - es kommt zu einem taktischen Hin und Her, zu einem Besetzen und Rauben, das die wechselhaften Rosenkriege sehr schön symbolisiert.
Die Macht der Gebiete
Das Schöne an der iOS-Variante: Das ganze Kopfrechnen entfällt, denn es gibt jederzeit einen Zwischenstand – sehr komfortabel und durchaus spannungsfördernd, wenn man erkennt, dass man gerade mal einen Punkt zurückliegt. Die KI kann sich bereits auf dem mittleren der drei verfügbaren Schwierigkeitsgrade sehen lassen, denn sie nutzt clever die Ritter und Potenzierungen.
Was bringen die Ritter? Sie fungieren als Joker: Wenn man sie einsetzt, kann man gegnerische Steine umdrehen, so dass sie die eigene Farbe zeigen – auch da übernimmt der Computer die Anzeige der möglichen Felder. So kann man mit einem Zug aus einem zusammen hängenden Gebiet des Gegners einen Flickenteppich machen und ihm wertvolle Punkte rauben. Ob er danach mit einem Helden zurückschlägt? Falls er noch einen hat! Denn es gibt ja nur vier davon und die sollte man clever, möglichst gegen Ende des Spiels einsetzen, bevor die Punkte aller Gebiete für die Ermittlung des Siegers addiert werden.
Fazit
Ich kann diese Umsetzung wärmstens empfehlen! Brettspiele funktionieren auf dem iPad ohnehin sehr gut, weil die große Oberfläche mit ihrer Berührungsfunktion quasi einen Tisch nachahmt. Und Rosenkönig wurde bis auf das fehlende interaktive Tutorial sowie die eintönige Musik vorbildlich umgesetzt, auch für iPhone: Es ist ein zeitloser Klassiker, den man immer wieder zocken kann, weil man in zehn bis fünfzehn Minuten sehr viel taktische Spannung mit einem kleinen Glücksfaktor erlebt. Aufgrund der knackigen KI lohnt sich das Spiel zudem für Solisten. Auch unter iOS kommt es zu einem packenden Hin und Her zwischen Lancaster und York – nur dass einem hier das Kopfrechnen erspart bleibt und man sowohl Kampagne als auch Highscore dazu bekommt.