Haunt - Test, Action-Adventure, 360

Haunt
25.01.2012, Jens Bischoff

Test: Haunt

Mit Rise of Nightmares kamen Kinect bereits letzten Sommer erste Horrorweihen zuteil. Doch Alpträume bekam man dabei in erster Line von der fuchteligen Steuerung oder der trashigen Inszenierung. Kriegt Parappa the Rapper-Erfinder Masaya Matsuura das mit Haunt besser hin?

Man betritt das Spukschloss nur mit einer Taschenlampe bewaffnet.
Bei Haunt wird man in ein leer stehendes Herrenhaus gelockt, dessen einstiger Besitzer in den gerahmten Gemälden des Anwesens gefangen zu sein scheint. Jedenfalls bittet er den Spieler, ihm aus seiner misslichen Lage zu helfen, indem er für ihn von Geistern entwendete Flaschen zurückbringt, um eine geheimnisvolle Maschine in Gang zu setzen.

Die Geistervilla

Auf der Suche nach den fehlenden Flaschen gilt es zahlreiche Hindernisse und Gefahren zu meistern sowie lediglich mit einer Taschenlampe bewaffnet einer Reihe von Gespenstern entgegen zu treten. Manchmal muss man ihnen einfach rechtzeitig ausweichen oder eine Weile regungslos verharren, um erst gar nicht ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

Kommt es hingegen zum Kampf, wird nicht heillos drauflos geboxt, sondern anhand gegnerspezifischer Reaktionstests um den Sieg gerungen. Dabei müssen immer erst ein paar Defensivmanöver gemeistert werden, bevor man selbst zum Gegenschlag ausholen

Die Kämpfe gegen die Geister des Hauses sind kreativ konstruiert.
darf, um dem kurz benommenen Gegner eins überzubraten oder ihn mit einem satten Tritt gegen die nächste Wand zu schmettern.

Kreatives Ringen

Je nach Widersacher sind andere Techniken gefragt, die von physischen Block- und Ausweichmanövern über gezielte Blendattacken mit der Taschenlampe bis hin zu lautstarker Gegenwehr reichen. Neben der Kamera wird nämlich auch das Mikro genutzt und das nicht nur beim Kämpfen. So gibt es Schlösser mit Sprachaktivierung, Barrieren, die auf akustische Reize reagieren sowie geräuschempfindliche Fallen.

Auch man selbst muss sich hin und wieder die Ohren zuhalten, um betäubenden Lärmattacken zu entgehen, die Augen verdecken, um nicht geblendet zu werden oder die Nase verschließen, um keine giftigen Dämpfe einzuatmen. Sowohl Kinect-Kamera als auch -Mikrofon werden kreativ eingesetzt, wobei auch eigene Aktionen wie z. B. das Schütteln der Taschenlampe bei einem Wackelkontakt stimmungsvoll umgesetzt wurden.

Das Rätseldesign gefällt, das Lösen wird einem jedoch sehr einfach gemacht.
Die Ton- und Gestenerkennung erweist sich als erstaunlich präzise, auch wenn man nicht gänzlich vor Fehlinterpretationen gefeit bleibt. Doch selbst unverschuldet verpatzte Abwehrmanöver sind nicht allzu tragisch, da Heilungen und Extraleben reichlich vorhanden sind. Sehr gut gelungen ist auch die freie Fortbewegung durch dynamisches Auf-der-Stelle-treten. So kann man problemlos schleichen als auch rennen, während man mit der Taschenlampe die Richtung vorgibt.

Auf Schritt und Tritt

Objekte, mit denen man interagieren kann, sind farblich deutlich hervorgehoben, was natürlich praktisch ist, aber auch Erkundungsreize nimmt. Findige Entdecker stoßen zwar auch abseits blinkender Schränke, Türen und Schubladen auf witzige Extras und aufschlussreiche Schriftstücke, aber hier hätte man wesentlich mehr Möglichkeiten zum Herumstöbern bieten können. Auch bei den Rätseln geht es meistens nur darum, bestimmte Gegenstände aufzuspüren und von A nach B zu bringen - wobei es auch hier  löbliche Ausnahmen gibt, von denen man gern mehr gesehen hätte.

Fazit

Mit Haunt ist Parappa the Rapper-Schöpfer Masaya Matsuura ein überraschend solider Kinect-Spuk geglückt, der das Zubehör clever und präzise nutzt, um den Spieler mit Witz und Charme durch eine leer stehende Geistervilla zu lotsen. Wirklich Angst bekommt man bei der eher für die ganze Familie angelegten Gespensterjagd zwar nicht, aber hier und da ein mulmiges Gefühl, gespanntes Kribbeln oder plötzliches Zusammenzucken ist schon drin. Auch Kämpfe, Rätsel und Rahmenhandlung halten bei Laune. Insgesamt hätte es zwar ruhig mehr zu erforschen, knobeln und entdecken geben können - aber für drei, vier Stunden werden vor allem junge Gruselfans ordentlich unterhalten.

Wertung

360

Angenehm kreativer, aber auch sehr kurzer und simpler Kinect-Spuk für die ganze Familie.