Army Corps of Hell - Test, Arcade-Action, PS_Vita
Irgendwie kommt mir das bekannt vor: Als böser Herrscher der Unterwelt befehlige ich eine Horde unterwürfiger Kobolde, die ich bis an die Zähne bewaffnet auf meine Gegner hetzen kann. Richtig: Overlord! Das strategische Action-Adventure mit Humor und einer gesunden Portion Taktik konnte 2007 einen Gold-Award einheimsen. Die 2009 erschienene Fortsetzung rutschte in den "befriedigenden" Bereich ab. Doch das ist nicht das einzige Spiel, an das mich Army Corps of Hell (ACoH) erinnert. Denn auch Pikmin, Shigeru Miyamotos höchst gelungene GameCube-Strategie, strahlt immer wieder durch die von Klonkobolden und ebenso abwechslungsarmen Gegnern bevölkerte Kulisse.
Brütal Pikmins Overlord
Allerdings hat man sich diese Titel nur grob als Vorbild genommen und sämtliche Inhalte, die über den Kampf hinausgehen, entfernt. Es gibt keine Rätsel, die Welten sind nicht offen und das Geschehen noch passiver als ich es bei Overlord oder Pikmin in Erinnerung habe - obwohl dieser mit schrammelnden Speed-Gitarren unterlegte Abstieg in die Spielehölle eigentlich deutlich actionlastiger ist.
Man steuert seine Truppen durch kleine Arenen, erledigt alle Gegner, nimmt die Brücke zur nächsten Arena, wenn man den letzten Feind erledigt hat und beginnt dort einen weiteren Kampf. Undsoweiterundsofort. In späteren Abschnitten werden die Feinde zwar zahlreicher, es gibt mehr Zwischenbosse und man muss auch auf tödliche Hindernisse wie z.B. Stromzäune oder Feuerspucker achten. Dennoch mag kein rechter Spaß aufkommen.
Reduziert aufs Wesentliche
Nur die Endbosse machen die Gefechte spannend. In bester Arcade-Manier haben sie verschiedene Stufen und entsprechende Angriffsmuster, die man beobachten und kontern muss. Aber auch hier kommt man bis auf wenige Ausnahmen mit den Soldaten und dem Massenangriff weiter. Es besteht viel zu selten Bedarf, die durchaus potenten Speerträger oder die Magier zu nutzen. Auf dem Feld der Ehre gefallene Kobolde kann man innerhalb eines großzügigen Zeitfensters durch Drüberlaufen reanimieren und sie wieder der Armee zufügen – oder man nutzt die ebenso großzügig verteilten Gefängnisse als Koboldspender und tauscht seine leicht verdienten Kristalle gegen Truppennachschub ein.
Spannung und Alchemie
Zwischen den Abschnitten kann man die eingesammelten Rohstoffe im Alchemielabor für die Erforschung neuer Waffen, Rüstungsgegenstände und temporärer Boni wie Kampfverstärkern oder Wiederbelebung ausgeben. Doch auch damit kommen keine taktischen Herausforderungen ins Spiel.
PSP oder Vita?
Denn auch was Gyro-Steuerung oder Touchscreen und –Pad betrifft, kocht die Dämonenarmee auf Sparflamme: In seltenen Fällen (beim Einsatz der Extras) muss man das Berührungspad auf der Rückseite im Rhythmus antippen. Das ist weder fordernd, einfallsreich noch spannend.
Apropos spannend oder einfallsreich: Das kann man auch nicht zum Metal-Soundtrack sagen, der mich irgendwann nur noch genervt hat. Was mich wirklich erschreckte, da ich heftigen Gitarren normalerweise viel abgewinnen kann.
Fazit
Bereits nach den ersten Videos schien klar zu sein: Hinter Army Corps of Hell steckt ein Pikmin-Overlord-Klon auf Speed mit Heavy Metal-Gitarren und viel Pixelblut. Was die Videos nicht verrieten: Nahezu alles, was Pikmin und Overlord interessant gemacht hat, fehlt hier. Es gibt keine Rätsel, man muss auf eine offene Welt verzichten und von Taktik kann man trotz dreier Truppentypen nur träumen. Was bleibt, ist langweilige Action-Strategie mit Heavy Metal-Gitarren, Aufrüstungsmöglichkeiten sowie Technik auf durchschnittlichem PSP-Niveau. Ledigich die interessanten Bosskämpfe und die Aufrüstung der Truppen retten das Spiel vor dem Absturz. Schade: Hier wurde ein interessantes Konzept geopfert, um schnell einen Titel für die Vita-Premiere rauszufeuern.