Victoria 2: A House Divided - Test, Taktik & Strategie, PC
Blutige Sezession
Diese Schlachten lassen sich in Victoria 2: A Nation Devided nachspielen, wobei man Union oder Konföderierte wählen kann. Als Präsident des jeweiligen Landesteils muss man sich wie im Grundspiel um viele Belange kümmern, die von Handel über Parteien bis zur Steuer reichen. Hauptpunkt ist natürlich die Kriegführung, bei der man aus Brigaden bestehende Armeen kommandiert. Dabei lässt sich wie so oft bei Paradox Interactive die Historie verändern, denn man kann natürlich seinen ganz eigenen Kriegsverlauf spielen. Man kann Schlachten erleben, die nicht unbedingt dort stattfinden müssen, wo tatsächlich gekämpft wurde. Außerdem kann man seinen besten General Lee nach Westen verfrachten, wenn man die Front dort stärken möchte.
Startpunkt 1861
Außerdem gibt es selbständige Nord- und Südstaaten statt der vereinigten USA, die recht unterschiedlich entwickelt sind. So ist der Norden materiell vorne, während es im Süden militärisch versierter zugeht, was sich auch im unterschiedlichen Stand der Technik niederschlägt. Zudem hat die Union viel mehr Soldaten als die Konföderierten, was sich erst dann auswirkt, wenn der Krieg länger dauert. Man muss aber nicht die USA oder CSA nehmen, da auch wieder alle anderen Staaten spielbar sind, die es 1861 gab. Ein kleiner Nachteil ist, dass man immer schon im Krieg ist und nicht versuchen kann, das Blutvergießen mit klügerer Politik zu verhindern, indem etwa die US-Bundesregierung den Süden weniger provoziert.
Spezielle Ziele
Der Süden hat andere Ziele als die Seeherrschaft, denn bei ihm geht’s ums Überleben. Der Sklaven haltende Spieler muss seinerseits eine Baumwollproduktion von 500 erreichen, um King Cotton zu werden. Das lässt sich nur mit einer Effizienzsteigerung der Produktion erreichen, wozu verbesserte Anbaumethoden zählen. Allerdings muss man die erst erforschen, was Jahre dauert. Ein weiteres Problem ist, dass durch die Mobilmachung immer mehr Männer in den Krieg ziehen, weshalb die Produktion sinkt. So ist das Ziel sehr schwer zu erreichen, obwohl es zunächst leicht klingt. Schafft man das Ziel schließlich, steigt das Prestige, das wichtig für einen Sieg ist.
Bürgerkriegs-General
Auch die automatischen Schlachten sind fast unverändert, bei denen man immer noch zum Zuschauen verdammt ist, statt selbst zu agieren. Meist entscheidet die Masse der Einheiten über Sieg oder Niederlage, so dass schlecht geführte Massenheere eine kleine Elitetruppe wegfegen. Zwar gibt es zeitgenössische Offiziere wie Lee, Jackson oder Grant, die im winzigen Bild zu sehen sind, aber sie sind trotz der speziellen Fähigkeiten nicht entscheidend. Das führt leider dazu, dass die historischen Anfangserfolge der Südstaaten im Spiel kaum zu wiederholen sind, da der Norden immer mehr Einheiten ins Feld führt. Im Gegensatz zu historischen Wirklichkeit ist der Norden bevorzugt, so dass es fast keinen Spaß macht, die CSA zu nehmen. Als Nordstaatler kann man hingegen eine waschechte Invasion starten.
Wenig historisches Flair
Insbesondere bei der Politik fällt auf, dass es kaum Veränderungen gegenüber dem Grundspiel gibt. Zwar gibt es nun neue Splittergruppen, die über die bloßen Separatisten aus Victoria 2 hinausgehen, die immer noch vorkommen. Diese könnten in den Südstaaten etwa radikale Sklavereigegner sein, die alle Schwarzen befreien wollen. Allerdings treten diese Radikalen kaum mal auf, so dass man sich vor ihnen nicht fürchten muss. Die Sklaverei zu verbieten, ist dennoch nicht einfach, da man dafür eine Mehrheit braucht, deren Vorbereitung Jahrzehnte dauen kann. Zudem machen sie ein Drittel der Arbeitskräfte im Süden aus, die man nicht einfach aufgibt. So wird dieses Problem durchaus in vielen Facetten dargestellt.
Fazit
Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass Paradox für neue Szenarien sorgt, die einen noch mal Victoria 2 spielen lassen. Aber die Umsetzung müsste etwas kreativer und ergiebiger sein: Zwar sorgt der Krieg zwischen Nord- und Südstaaten für einen spannenden historischen Hintergrund, aber der könnte durchaus noch tiefer gehen. Man kann zwar wie im komplexen Grundspiel Präsident der Konföderierten oder Union sein, wobei man sich auch um die Kriegführung kümmert, aber man fühlt sich oft nicht als Macher. Das liegt daran, dass es statt spezieller Bürgerkriegsthemen oft nur den Standard des Grundspiels gibt, was insbesondere für die Erfindungen gilt, wo sich gar nichts geändert hat. Einzige Ausnahmen neben den zeitgenössischen Truppen sind die Ziele, die ebenfalls direkt aus der Zeit stammen. Die automatischen Schlachten begünstigen ein Massenheer, was Erfolge mit den unterlegenen Südstaaten so gut wie unmöglich macht. Berühmte Generäle wie Lee, Jackson oder Grant kommen zwar vor, sind aber leider nicht kriegsentscheidend. Der Umfang kann ebenfalls nicht überzeugen, da es mit den Südstaaten nur eine neue Nation und einen neuen Startpunkt 1861 gibt.