Atlantis 3 - Test, Adventure, PC

Atlantis 3
15.10.2001, Bodo Naser

Test: Atlantis 3

Für Grafik-Adventures scheint im dritten Quartal dieses Jahres zugleich die Zeit der dritten Teile angebrochen. Erst neulich stürmte beispielsweise die dritte Fortsetzung von Genre-Führer Myst die Verkaufscharts. Nun liegt seit Ende September der dritte Teil der auch hierzulande beliebten Atlantis-Reihe der französischen Abenteuer-Schmiede Cryo vor. Ob Atlantis III ein würdiger Herausforderer für Myst III ist, erfahrt Ihr bei der Lektüre unserer Review.

Die algerische Ahaggar-Wüste im Jahre 2020: Eine junge hübsche Ägyptologin forscht hier - fernab des Nils - nach einer rätselhaften Kultstätte der Ägypter. Auf ihrer Suche trifft sie einen einheimischen Targi, der sie fortan bei ihrem gefährlichen Vorhaben schützt und begleitet. Schnell wird der Forscherin klar, dass eine Verbindung zum mythischen Kontinent Atlantis besteht. Von dort stammt nämlich ein mächtiges Artefakt, welches einst die Stadt Jerusalem vor einer Eroberung durch Pharao Shoshenq bewahrte - ein verzauberter Totenschädel. Diesen magischen Gegenstand gilt es nun zu finden, um ihm seine Rätsel zu entlocken. Eine geheimnisvolle Reise durch Zeit und Raum beginnt.

Story

Schon kurz nach der ersten Begegnung mit dem Targi übernehmt Ihr die Steuerung durch das Grafik-Adventure. Zunächst müsst Ihr den Zugang zum Bauwerk der Ägypter finden. Wie Euch der Targi zuvor mitgeteilt hat, muss dieses ganz in der Nähe eines stark bewachten Brunnens liegen. Behutsam und ganz leise bewegt Ihr Euch daher ausschließlich mittels Maussteuerung durch die karge Wüstenlandschaft. Der intelligente Mauszeiger zeigt Handlungs- oder Gesprächsmöglichkeiten ebenso an wie eine Richtungsänderung. Als die Wächter Euch schließlich im Dunkel angreifen wollen, ist zum Glück wiederum der Targi zu Stelle, um diese schnell mit seinem Krummdolch niederzumachen. Dann betretet Ihr eine dunkle Höhle voller geheimnisvoller Gerätschaften, deren Funktionsweise Ihr erst noch herausfinden müsst. Ein seltsamer Kreisel, den Ihr im Inventar bei Euch tragt, könnte etwas damit zu tun haben...

Gameplay

Im Laufe des Spieles müsst Ihr immer wieder Rätsel durch die Anwendung gefundener Gegenstände oder durch bloße Kombination (z.B. Drücken von Hebeln) lösen. Vom Schwierigkeitsgrad her gesehen liegt Atlantis III irgendwo im Bereich von mittel bis schwer. Damit ist das Spiel auch für Einsteiger geeignet. Es braucht den Vergleich mit dem komplizierteren Myst III aber nicht zu scheuen, da die Rätsel durchaus noch knackig genug sind. Die Steuerung von Atlantis III ist dabei ziemlich intuitiv: Überall gibt es etwas auszuprobieren, das Euch weiterbringen kann. Jedoch ist wie in den Vorgängern und beim Konkurrenten Myst III auch hier nicht möglich, sich frei durch die Lande zu bewegen. Zwar wird eine 360-Grad-Rundumsicht angeboten, die sich vollmundig "Omni-3D-Umgebung" nennt. Diese ist aber mitnichten frei, da nur vorgegebene Räume in bestimmter Reihenfolge betreten werden können. Der Spielverlauf ist daher stark linear. Nicht umsonst wird Atlantis III von Hersteller Cryo auch als "Interactive Movie" bezeichnet.

Die ansehnliche Grafik von Atlantis III kann jedoch nicht mit der von Myst III mithalten. Zu unscharf und verschwommen erscheinen oftmals die gerenderten Umgebungs-Grafiken. Trotz der "Omni-3D" genannten Kameraperspektive verfügt Atlantis III über keine echte 3D-Engine - eine 3D-Grafikkarte wird für das Adventure nicht benötigt. Besser als bei Myst III sind aber eindeutig die toll animierten Zwischensequenzen, die entfernt, nicht zuletzt wegen der weiblichen Hauptdarstellerin, fast ein wenig an den Final-Fantasy-Film erinnern. Dank dieser actionreichen Videos verdient das Spiel durchaus die Bezeichnung interaktiver Film.

Grafik

Der gelungene Soundtrack von David Rhodes unterstreicht die Filmatmosphäre mit spannungsreicher, der Situation angepasster Musik. Die deutsche Sprachausgabe mit Stimmensynchronisation trägt ebenfalls dazu bei, dass Ihr Euch mehr wie in einem Movie denn in einem Adventure fühlt.

Sound

Atlantis III ist deutlich actiongeladener als vergleichbare Konkurrenz-Produkte. Das bedeutet natürlich nicht, dass man Kämpfe durchführen muss oder dass gar besondere Schnelligkeit gefragt ist. Wie in jedem Adventure ist eher Köpfchen angesagt. Vielmehr ist der Ablauf der Story für sich schon actionreich: Eben saust Eure Heldin noch mit einem fliegenden, ägyptischen Segelboot durch die Lüfte und im nächsten Moment knobelt Ihr schon wieder mit Hochdruck an der Geschichte von Isis und Osiris. Der stimmige, altägyptische Look ist ebenfalls eines der atmosphärischen Highlights zu Beginn des Adventures. Doch damit nicht genug, denn das Spiel entführt Euch im späteren Verlauf auch noch in frostigere Gefilde und riesige, wundersame Gartenanlagen.

Atmosphäre

Pro:

  • altbewährtes Spielkonzept


  • ansehnliche Hintergrund-Grafik


  • viel Interaktion möglich


  • stimmige Atmosphäre


  • ägyptischer Look


  • actionreiche Zwischensequenzen


  • teils knifflige Rätsel


  • passender Soundtrack


  • auch für Einsteiger geeignet


  • Kontra:

  • keine echte 3D-Umgebung


  • teils unscharfe Grafik


  • wenig Innovatives


  • Vergleichbar mit:

    Atlantis I/II, Myst, Riven, Myst III, Amerzone, Schizm

    Fazit

    Atlantis III zeigt sich deutlich belebter als die teils steril wirkende Konkurrenz aus der Myst-Reihe. Immer wieder ist die Handlung durch Begegnungen und Dialoge mit geheimnisvollen Wesen aufgelockert. In Bezug auf die Hintergrund-Grafik hat Myst III aber deutlich die Nase vorn. Da beide Grafik-Adventures auf Altbewährtes setzen und sich vom Schwierigkeitsgrad her nicht viel schenken, sollten Freunde und v.a. Freundinnen des Genres sie am besten nacheinander zocken. Zuerst das grafisch bessere Myst III und dann hinterher das atmosphärisch dichtere Atlantis III. Letzteres dürfte eher Leute ansprechen, die auf Abenteuer-Geschichten wie die von Indiana Jones stehen.

    Wertung

    PC