Rhythm Thief & der Schatz des Kaisers - Test, Musik & Party, iPhone, 3DS, iPad

Rhythm Thief & der Schatz des Kaisers
12.04.2012, Paul Kautz

Test: Rhythm Thief & der Schatz des Kaisers

Ich habe den Rhythmus im Blut. Irgendeinen Rhythmus zumindest. Er ist gut genug für die Gitarre, er ist gut genug fürs Schlagzeug und er ist auf jeden Fall gut genug für Rhythm Thief. Obwohl hier gar nicht so viel davon gebraucht wird.

Es wird getanzt, Baby! Aber nicht nur - man muss im Takt der Musik auch Bälle treten, Brokkoli braten oder über Dächer flüchten.
Choreographien - bah! Es gibt nur wenige Dinge, die ich öder finde, als mehrere Personen, die in einer Gruppe identische Tanzmanöver aufführen. Ich bin daher sehr froh, dass diese spezielle »Unterhaltungsform« in Rhythm Thief und der Schatz des Kaisers (RT) nur selten vorkommt. Stattdessen muss man im Takt der Musik u.a. Steaks braten, Fußbälle kicken, sich hinter passend geschnittenen Büschen verstecken oder als französisch bellender Hund Fondue (»Woeuf!«) nahrhafte Fleischbrocken aus der Luft fischen. Dabei dient nicht nur das Touchpad als Eingabe, sondern auch mal die Digibuttons, das Steuerkreuz oder auch der 3DS an sich, der in bestimmte Richtungen gedreht werden muss. Je nach Leistung gibt es hinterher eine schlechte bis sehr gute Note in der Auswertung - wer mit seinem Resultat nicht zufrieden ist, kann gerne nochmal loslegen oder sich das Leben mit optionalen Items etwas leichter machen.

Das zuckende Bein an der Seine

Neben den typischen Takt-Tests bietet RT auch diverse Minigames: Mal muss man als blondgelockte Marie in einer Art simplem Violin Hero die Noten von Bachs Suite #3 in D-Dur treffen. Mal Klang- oder Farbenpuzzles lösen. Oder mal einen Safe mit guter Reaktion öffnen. Das ist alles sehr simpel gehalten und in manchen Fällen auch optional. Trotzdem sollte man sich keine Herausforderung entgehen lassen. Falls eine Aufgabe wider Erwarten zu schwer sein sollte, kommen die erwähnten Items ins Spiel - u.a. kann man eines erwerben, mit dem Fehler in den Reaktionsspielchen nicht so harsch

Die Steuerung ist normalerweise sehr präzise - nur die Gyroskop-Spielereien nerven mit Ungenauigkeit.
bewertet werden. Allerdings sind die kaum nötig, das Spiel ist im Großen und Ganzen sehr einfach. Die Steuerung ist präzise und intuitiv, mit einer Ausnahme: Den Gyroskop-Wackeleien, die mit ihrer Ungenauigkeit nerven. Immerhin muss man Sega für die Weitsicht dankbar sein, bei diesen automatisch den 3D-Effekt abzuschalten.

Um die Items bezahlen zu können, braucht man Medaillen - und die findet man sprichwörtlich überall. Denn die Zeit zwischen den Geschicklichkeitstests verbringt man damit, in Professor-Layton-ähnlicher Art und Weise kreuz und quer durch Paris zu rennen - oder zumindest der verklärten »Romantischste Stadt der Welt«-Version davon. Hier kann man nicht nur einen Blick auf die schön gepinselten Straßen und Attraktionen wie Eiffelturm, Notre Dame, Sacre Coeur oder den Louvre werfen, sondern auch mit den herumstehenden Leuten ein Schwätzchen führen. Oder eben mit dem Stylus wie ein Wahnsinniger auf dem Touchpad herumstupsen. In fast jedem Bild verstecken sich Objekte: Medaillen, Teile des Soundtracks, »Phantomnoten« (die man nur aufspürt, indem man ein verstecktes Do-Re-Mi spielt) - oder Dinge, die Geräusche von sich geben. Ja, man kann verdammt viel aufzeichnen: Schnarchender Sicherheitsmann, Springbrunnen, Schiff, Küken, Hummel, Wassertropfen oder Polizeiauto. Diese Audioelemente benötigt man nicht nur für einige Puzzles (etwa, wenn man ein Baby mit dem Geräusch einer Rassel beruhigen oder einen Langschläfer mit dem Schrei eines Gockels wecken muss), sondern auch für den Instrumentenbauer. Das Spiel-im-Spiel-Prinzip wird in RT exzessiv gelebt.

Tanz dich reich!

Die Handlung ist ebenso albern wie fröhlich und außerdem sehr ansehnlich präsentiert.
Ach ja, eine Handlung gibt es auch: Napoleon Bonaparte wurde wiederbelebt und terrorisiert nun die Seine-Metropole. Wer stellt sich ihm in den Weg? Der leicht an einen Anime-Harry Potter erinnernde Raphael, der eine geheime Identität als tanzverliebter Dieb »Phantom R« hat. Okay, das Ganze ist hochgradig albern, aber auch mit zwinkerndem Auge und sehr schönen 2D- und 3D-Bildern präsentiert. Es gibt sehr viele Dialoge auf dem Touchscreen, oftmals auch von englischer Sprachausgabe (auch in der dt. Version) begleitet, dazu kommen gut animierte 3D-Anime sowie gelegentliche Echtzeit-Cutscenes. Einfach liebenswert. Sehr interessant ist auch die Musikwahl: Wie für ein Rhythmusspiel üblich gibt es hier einen tiefen Tauchgang quer durch alle Genres - Jazz, Dance, Lounge, Big Beat oder Klassik erklingen in angenehm hoher Qualität.

Anfangs ist das Hauptmenü erschreckend leer, schon nach einigen Spielstunden gibt es hier weitaus mehr als nur die Kampagne zu begutachten: Bereits gemeisterte (und danach für Medaillen gekaufte) Rhythmusspiele dürfen im Endlosmodus gespielt werden, wobei nur drei Fehler erlaubt sind - eine klassische Highscorejagd. Außerdem dürfen zwei Spieler gegeneinander antreten, wobei netterweise nur ein Modul benötigt wird. Auch StreetPass wird genutzt: Trifft man auf einen anderen Spieler, tritt man gegen ihn an. Besiegt man ihn, steht seine Figur künftig als Fan in den Straßen von Paris herum. Verliert man, verzieht er sich wieder.

Fazit

Machen wir’s kurz: So viel Spaß hatte ich mit einem mobilen Rhythmusspiel seit Elite Beat Agents nicht mehr! Rhythm Thief ist albern, leichtfüßig, niedlich, fesselnd und vor allem sehr unterhaltsam. Die Handlung ist ebenso amüsant wie überdreht, die Präsentation ansehnlich, die Musik sehr abwechslungsreich und qualitativ hochwertig - außerdem gibt es wahnsinnig viel zu entdecken und freizuspielen. Allerdings ist das Ganze größtenteils anspruchslos: Die meisten Rhythmusspielchen sind ein Klacks und werden nur dann herausfordernd, wenn man sich selbst dazu zwingt, sie fehlerlos zu meistern. Auch die Puzzles und Geschicklichkeitstests sind dem fortgeschrittenen Spieler nur ein Schulterzucken wert. Außerdem liegt zwischen den Herausforderungen teilweise sehr viel Hin- und Hergerenne, wodurch die Spielzeit künstlich gestreckt wird. Aber diesen verlorenen Minuten dürfte man kaum hinterher weinen - dafür macht die Rhythmusklauerei einfach viel zu viel Spaß!

Wertung

3DS

Etwas zu leicht, aber sonst ein großer Spaß: Der geklaute Rhythmus bringt viel Unterhaltung in das virtuelle Paris.