God of War: Chains of Olympus - Test, Action-Adventure, PSP

God of War: Chains of Olympus
07.03.2008, Paul Kautz

Test: God of War: Chains of Olympus

Der PS2 wird ja schon seit Jahren nachgesagt, in den letzten Zügen zu liegen - und dennoch weigert sich der schwarze Kasten beharrlich, den Weg aller GameCubes und Xboxen zu gehen. Einen beachtlichen Teil zu diesem Altersstarrsinn hat ein kahlköpfiger, hellhäutiger, spaßbefreiter Spartaner zu tun, der bereits in zwei Abenteuern unter Beweis gestellt hat, was für Power noch in dem alten Kasten steckt. Und obwohl der kleine Bruder der PS2 noch nicht so viele Jahre auf dem Buckel hat, tut Kratos das auch auf der PSP. Und wie!

Achja, Kratos - der legt sich auch mit jedem an: In God of War war der Titel gebende Kriegsgott Ares der Erzfeind, im Nachfolger ging's gar Göttervater Zeus persönlich an den Bart. Aber wie kam es zu all dem Ärger, woher rührte all die Aggression? Chains of Olympus (CoO) beantwortet diese und weitere Fragen, indem es dem Spieler das Prequel zu den bisherigen Abenteuern liefert: Keine Bange, ihr schlitzt euch nicht als Baby-Kratos durch die Armeen der Spielmonster, der olle Spartaner wurde bereits von Ares gerettet, die Chaosklingen sind solide mit seinen Unterarmen verschweißt, er ist der

Ich seh viel besser aus als du: Technisch ist God of War jedem anderen PSP-Spiel olymphoch überlegen!
schlitzende Wasserträger der griechischen Götter. Alles beginnt in der hellenischen Stadt Attica, die von der persischen Armee überrannt wird - und wie wir alle wissen, geht es grundsätzlich nicht gut, wenn sich Perser mit Spartanern anlegen. Nach diesem Ausflug in sterbliche Gefilde wird es mystisch, denn ein gigantischer Feuerball rast über den Himmel und schlägt auf der Erde ein, woraufhin dieselbe in Dunkelheit getaucht wird: Helios, Gott der Sonne, ist verschwunden, woraufhin Morpheus, Gott des Traumes, die Chance nutzt, alles und jeden in einen düsteren Schlummer zu schicken. Kratos' Mission ist klar: Helios muss gefunden, Morpheus aufgehalten werden! Klingt einfacher, als es ist, denn die griesgrämigen Titanen haben natürlich auch mal wieder ihre Finger im Spiel...

Brachiale Chaosklingen? Check.

Die wahlweise englisch oder deutsch vorgetragene Story wird wie gewohnt über eine Mischung aus Render-Comics und Echtzeit-Filmchen präsentiert. Und während die qualitativ durchweg in Bestform sind, mangelt es der Geschichte an Substanz: Sie wirkt wie im Zeitraffer präsentiert, es gibt nur knappe Infos - da sind wir von den PS2-Göttern Besseres gewohnt. Wie z.B. das Spielprinzip, das erstaunlich detailgetreu auf die PSP übertragen wurde: Kratos kann laufen, doppelspringen, Ausweichrollen machen und mit erwähnten Chaosklingen kombofaches Leid und Verderben unter seinen Feinden säen. Mit starken und schwachen Hieben, die sich zu herrlich durchschlagenden Manövern verbinden lassen, fallen die dummen und oft nachwachsenden Gegner, von Zombiesoldaten und Harpyien über Monster-Säbelzahntiger und Medusen zu ausgewachsenen Zyklopen, reihenweise im Dutzendpack. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn der Serientradition

Die Chaosklingen sind nach wie vor Kratos' beste Freunde: Mittels verheerender Kombos sorgt er für Furcht und Schrecken unter seinen Feinden.
entsprechend erwarten euch viele Arena-Kämpfe: Während ein steinerner Antik-Fahrstuhl quälend langsam ein Stockwerk nach dem anderen abschabt, schmettern gefühlte 200 Harpyien auf euch ein, an anderer Stelle legt ihr euch mit drei Zyklopen gleichzeitig an, während zusätzlich noch Lanzen schwingende Skelette für Ärger sorgen.

Dieser Bedrohung steht ihr nicht nur mit euren treuen Chaosklingen, sondern auch mit Magie entgegen: Der »Efreet« ist z.B. ein fieser, feurig zuhauender Flammendämon, das »Light of Dawn« erlaubt euch, einen Feuerball auf weit entfernte Gegner zu werfen. Alle Waffen und Magieformen lassen sich in mehreren Stufen aufmotzen, was rote »Orbs« erfordert, die ihr von getöteten Feinden, aus zerschmetterten Vasen oder teilweise gut versteckten Kisten bekommt. Allerdings werdet ihr es nicht schaffen, euer gesamtes Inventar bis zum Maximum auszurüsten - eine Gewichtung ist daher unvermeidlich, was nicht zuletzt gut für den Wiederspielwert ist.             

Quicktime Reactions? Check.

Ohnehin sollte euer »Ich zocke Spiele gerne mehrmals«-Gen ausgeprägt sein, denn CoO ist kurz, sehr kurz: Das erste Durchspielen sollte nicht mehr als fünf Stunden in Anspruch nehmen, probiert man es hinterher nochmals auf einem höheren Schwierigkeitsgrad, sollte man es in weniger als drei schaffen, wenn man weiß, was man tut. Für ein Konsolenspiel wäre das extrem wenig, für einen Handheld-Titel hingegen ist es okay - zumal das Spiel strikt linear aufgebaut ist. Allerdings haben die Entwickler den Handheldgedanken wohl verworfen, als sie das Speichersystem des PS2-Vorbilds einfach übernommen

Da drücken wir mal ein Auge zu: Größere Gegner können mittels Quicktime Reactions nachhaltig außer Gefecht gesetzt werden. Wenn da nur nicht der mistige Analognippel wäre...
haben: Wie gewohnt dürft ihr nur an leuchtenden Altären den Spielstand sichern - ärgerlicherweise liegen die teilweise eine halbe Spielstunde auseinander, was dem mobilen Konzept ein bisschen im Weg steht. Immerhin gibt es viele und darüber hinaus auch dankbarerweise intelligent platzierte Checkpunkte - wie z.B. nicht nur vor, sondern auch nach größeren Gefechten.

Die Steuerung ist im Großen und Ganzen unverändert, erforderte mangels zweitem Analogstick und fehlender L2/R2-Knöpfe natürlich etwas Anpassung. So weicht ihr z.B. mittels Druck auf L, R und dem Analoghebelchen aus, auch die Sprungrolle erfolgt über diese Dreierkombo. Es werden mehr Tastenkombinationen von euch verlangt, was zwar etwas mehr Gewöhnung verlangt, aber nach kurzer Zeit sehr gut funktioniert. Das größte Ärgernis ist mal wieder der Analognippel, der in den serientypischen »Quicktime Reactions« unnötig viele und unnötig frustrierende Auftritte feiert: Bei Bossen und teilweise auch bei normalen Gegnern müsst ihr immer wieder schnelle Richtungsangaben mit dem »Stickchen« machen, was einfach nicht präzise genug funktioniert - und damit öfter als nötig in die Hose geht. Immerhin kann man froh sein, dass es nicht mehr so viele Balance-Herausforderungen gibt.

Ein weiteres Markenzeichen der antiken Action ist die Tendenz zu fulminanten Bossfights - und auch in diesem Punkt gibt sich CoO keinerlei Blöße: Wenn man schon mal erwartungsvoll die Klingen anwärmt, weil ein mehrere Meter hoher Zyklop vor einem steht, und er dann völlig unerwartet von einem durch die Wand brechenden,

Der Efreet ist der Neuzugang im Magie-Kader: Ein mächtig durchschlagender Feuerdämon.
gigantischen Basilisken als schneller Energiespender verhapst wird, dann weiß man, dass man es mit einem echten God of War zu tun hat - denn natürlich entpuppt sich eben jener Basilisk mit seinem Feueratem, seinen gigantischen Klauen und seinen Kratos-großen Reißzähnen als viel würdigerer Endgegner. Und das ist gerade mal der erste Level. Später erwartet Kratos u.a. noch ein dicker Perserkönig, der die ganze Zeit nur Gold im Kopf hat, was nach dem Gefecht gegen den Spartaner durchaus wörtlich zu nehmen ist.

Gigantische Biester? Check.

Die Gefechte gegen die Zwischen- und Bossgegner laufen mit der bewährten Mischung aus Echtzeit-Gekloppe und Quicktime Reactions ab: Zuerst haut ihr dem Feind eine blutige Nase, woraufhin er sich benommen zurückzieht, was Kratos die Chance gibt, besonders viel Schaden anzurichten: Schnell müsst ihr eingeblendete Knöpfe und Richtungsangeben ausführen, woraufhin automatisch ablaufende Animationen der brachialen Sorte abgespult werden, die dem Feind eine Menge Lebensenergie entziehen - kennt man, liebt man.         

Nicht nur diese Kämpfe rechtfertigen eine 18er-Einstufung, auch wenn es dieses Mal weniger Blut und Splatter gibt als gewohnt: Zwar wird nicht eben mit roten Pixeln gespart, aber es flutet nicht mehr ganz so sehr wie gewohnt, es gibt weniger Zerstückelungen. Auch die Puzzle-Fraktion kommt dieses Mal etwas kürzer: Zwar gibt es nach wie vor mechanische Herausforderungen, ganz

Die typischen Arenakämpfe warten aller Nase lang: Teilweise stürmen Dutzende Gegner nacheinander und gleichzeitig auf euch ein!
besonders der umfangreiche Tempel des Helios bietet eine Menge davon, aber alles in allem ist CoO deutlich actionlastiger als die beiden Vorgänger. Nichtsdestotrotz werdet ihr auch hier Statuen auf Druckschalter schieben, tote Körper als Ballast benutzen und viele Hebel ziehen. Begleitet wird all das Schlitzen und Grübeln vom bombastischen Soundtrack, für den die Serie mittlerweile berühmt und geliebt ist: Da dröhnen die Hörner, da schmettert der Chor, da wummern die Pauken - wer dieses Spektakel nicht mit qualitativ hochwertigen Kopfhörern genießt, sollte das Spiel eigentlich nicht spielen dürfen.

Schon die ersten Screenshots ließen bei Technikfreaks die Alarmglocken schrillen, die von ein paar Monaten veröffentlichte Demo löste Sturmfluten von Sabber aus - und das endgültige Resultat hätte man so nie auf der PSP erwartet: Ich glaube, meine Kinnlade hätte sich nur noch tiefer in den Teppich gebohrt, wenn es eine 1:1-Umsetzung von Crysis auf der PSP gegeben hätte - und bis das passiert, markiert God of War das absolute Handheld-Grafik-Nonplusultra. In aller Kürze sieht das Spiel wie auf der PS2 aus - wo es ebenfalls schon eine technische Unmöglichkeit war. Alles, was die Konsolen-Fassungen so unglaublich machte, findet sich auch hier: Gigantische Prachtbauten, Irrsinns-Animationen, wunderschöne Unterwasser-Welten, weit herausgezoomte Kameraperspektiven, die vermutlich in erster Linie den Zweck haben, der technisch unterlegenen Konkurrenz ein Salzfass in die Wunde zu schütten -

Bloß keine falsche Bescheidenheit: Die Ausmaße eurer wundervoll animierten Widersacher sind teilweise atemberaubend!
bitte seht euch die Videos an, denn die technische Brillanz lässt sich kaum in Worte fassen. Viel einfacher ist es daher, auf die Negativpunkte hinzuweisen: Tradition ist Tradition, deswegen muss sich auch der PSP-Gott mit gelegentlichem Ruckeln und Tearing herumschlagen. Die manuell nicht verstellbare Kameraperspektive ist nicht immer optimal gewählt, der Schattenwurf ist merkwürdig (wenn Kratos springt, wird er unnatürlich vergrößert). Und all die Pracht hat natürlich ihren Preis: Dadurch, dass das Spiel nativ auf 333 MHz läuft und ständig von der UMD streamt, solltet ihr besser ein Ladegerät in ständiger Nähe haben - nach etwa zwei Stunden durchgehendem Spiel ist der Standard-Akku leergelutscht.

Griechische Lustsklavinnen? Check.

Oh, das Beste habe ich fast vergessen: Mit Ausnahme des Beginns bekommt ihr den Ladebildschirm im ganzen Spiel nicht ein Mal zu sehen. Wie das geht? Ich vermute, dass Entwickler Ready At Dawn den einen oder anderen Pakt mit dem Teufel hat; Spieldesignerseelen sollen ja viel wert sein. Das würde auch das obligatorische Sex-Minigame erklären, das natürlich ebenfalls seinen Weg auf die UMD gefunden hat: Wieder mit zwei großzügig entkleideten Griechinnen, wieder nur indirekt, wieder für Spartaner-Verhältnisse sehr kurz, wieder rote Orbs spendend. Dieses Mal allerdings nicht besonders gut versteckt.      

Fazit

Die Ready At Dawn-Studios haben's einfach drauf: Schon Daxter war technisch (und auch spielerisch, aber das klammere ich hier mal kurz aus) einer der besten PSP-Titel - God of War lässt das olle Wiesel im Vergleich aber wie einen Tetris-Verschnitt aussehen. Die Brillanz der Umsetzung kann man nicht oft genug in den höchsten Tönen loben; nahezu alles, was den Kriegsgott auf der PS2 auszeichnete, findet sich auch auf fast gleichem Niveau auf der PSP - das gilt auch für die spielerischen Elemente, was das Abenteuer umso beeindruckender macht. Überraschungen oder Innovationen solltet ihr allerdings keine erwarten, außer ein paar neuen Waffen sind den Entwicklern keine Neuerungen eingefallen. Darüber hinaus sind die Quicktime Reactions aufgrund des mistigen Analoghebels frustbehafteter als nötig, und nicht zuletzt ist das Spiel sehr kurz. Aber die Action, die in diesen paar Stunden den PSP-Bildschirm ziert, ist die beste, die ihr für lange Zeit auf dem Handheld sehen werdet. Das Kampfsystem wurde perfekt auf den Nervnippel übertragen, Kratos schlitzt und hackt sich flott und problemlos durch das prächtige Szenario, die Kämpfe sind fulminant in Szene gesetzt. Kurz gesagt: Chains of Olympus ist nicht nur eine brillante Technikdemo, sondern auch ein erstklassiges Actionspiel! Mir fällt kein guter und nicht mal wenigstens ein schlechter Grund ein, warum dieses Spiel nicht auch auf der PSP einschlagen sollte wie Kratos auf einen Zyklopen.

Pro

  • Irrsinns-Grafik
  • grandiose Action
  • fantastischer Soundtrack
  • lässiges, intuitives Kampfsystem
  • aufregende Bossfights
  • motivierende Wechsel zwischen Action und Puzzles

Kontra

  • durchschnittliche Story
  • sehr kurz
  • zu wenige Bosskämpfe für ein GoW
  • Quicktime Reactions aufgrund des Analog-Nippels unnötig fehlerbehaftet
  • nicht immer optimale Kameraführung

Wertung

PSP

Aufregende, motivierende und technisch brillante Action-Schnetzelei, die leider zu schnell vorbei ist.