Gravity Rush - Test, Action-Adventure, PS_Vita, PlayStation4
Es ist kein kreatives Kunstwerk - die Geschichte des namenlosen Mädchens, das seine Fähigkeiten Stück für Stück erlernen muss. Gravity Rush (ab 14,99€ bei
Aus allen Wolken
Und natürlich ist die märchenhafte Idylle in Gefahr, denn drei Teile der Stadt wurden glatt in eine andere Dimension verschleppt. Kinder wurden von ihren Familien getrennt und zu allem Überfluss treiben finstere Geschöpfe ihr Unwesen: wie Kreissägen wirbeln sie mit ihren dunklen Armen durch die Luft, manche staksen auf dünnen Beinen übers Pflaster, andere sind so groß wie ein ganzes Haus. Ist es ein Wunder, dass der Himmel die junge Unbekannte zur Rettung schickt?
Schließlich kann das Mädchen nicht nur Fußtritte austeilen, sondern auch fliegen. Genauer gesagt kann sie das Zentrum ihrer Schwerkraft in eine beliebige Richtung legen - ganz
Kat-ze
Genau genommen ist es übrigens nicht die Fähigkeit der Heldin selbst; vielmehr verleiht ihr eine Katze diese Fähigkeit. So wird das Mädchen denn auch Kat genannt. Kat gewöhnt sich schnell an ihren neuen Namen, richtet in einer stillgelegten Röhre ein kleines Zuhause (meinen Speicherpunkt) ein und sammelt rosafarbene Kristalle, um ihre neuen Fähigkeiten zu stärken. Die Kristalle sind vor allem auf den Dächern und unter der Stadt versteckt, so dass ich von Beginn an bemüht war, den Schwerkraftwechsel eingehend zu verinnerlichen.
Immerhin darf ich Kat frei durch alle Teile von Hekseville bewegen, die nicht in einer anderen Dimension gefangen gehalten werden. Auf diesem Weg erfährt sie in
Als Inspiration für das Vita-Spiel diente Toyama die Bewegungsfreiheit in Crackdown. Die weiten Sprünge des Superagenten dürften also die geistigen Vorfahren des freien Falls in Gravity Rush sein.kurzen Unterhaltungen vom Schicksal der Menschen und ihren Familien und findet natürlich den Weg zur nächsten Mission. Hin und wieder trifft sie sogar auf "Geister", deren traurige Geschichte ein wichtiges Kapitel der Erzählung aufdeckt. Wenn sie will, entdeckt sie so nach und nach ihre neue Heimat.
Kats Vater ist übrigens kein Geringerer als Keiichiro Toyama, der Schöpfer des ersten Silent Hill sowie der Siren-Serie.
Dennoch ist Gravity Rush ein geradliniges Abenteuer, weil Kat abseits der zentralen Handlung keine Kurzgeschichten erlebt und weil die Missionen wie die Perlen einer Kette aufeinander folgen. Ähnlich wie in Mafia vergrößert die Bewegungsfreiheit lediglich das Spielfeld. Schade, dass es insgesamt wenig zu entdecken gibt. Nur wenige Einwohner unterhalten sich mit Kat, es gibt keine Häuser, die sie betreten oder Händler, bei denen sie Erweiterungen kaufen könnte. Die Welt erzählt nicht genug von sich, um mehr als eine fantastische Kulisse zu sein.
Trotzdem: Das Erkunden ist wichtig, weil Kat nur auf diesem Weg die vielen Kristalle entdeckt, mit denen sie ihre Gesundheit vergrößert, ihren Angriff stärkt, ihre Fallgeschwindigkeit erhöht oder die Zeit verlängert, die sie mit verkehrter Schwerkraft fliegen kann. Zusätzlich darf sie Herausforderungen abschließen, für die sie je nach Ergebnis weitere Kristalle erhält. Dazu zählen Kämpfe oder Wettläufe gegen die Uhr .
Befreiungskampf
Dabei fängt es ganz harmlos an: Am Boden tritt Kat mit beherzter Sohle zu, richtet damit aber wenig Schaden an. Stärker ist sie, wenn sie auf einen Feind zu schlittert oder aus der Luft angreift. Es ist geradezu befreiend, nicht an den Boden gefesselt zu sein und nicht wie sonst gegen Angreifer vorzugehen, die sich nur auf einer Ebene bewegen. Sobald mir das freie Fliegen in Fleisch und Blut überging, habe ich das dynamische Hin und Her jedenfalls ausgiebig genossen!
Keine Überraschung: Über den Analogstick sehe ich mich um. Richtig gut gefällt mir, dass ich durch kleine Bewegungen der Vita präzise Korrekturen vornehmen und auf diesem
Kleine Hindernisse
Weniger gelungen ist das Schlittern über den Boden, denn obwohl sich Kat durch das Kippen der Vita recht zuverlässig in die Kurve legt, kommen ihr Zäune, Bänke oder Blumenkästen nicht nur oft in den Weg, sondern lenken sie häufig auch in eine andere Richtung. Hier fehlt mir die präzise Kontrolle über meine Heldin. Auch im Fliegen bringen mich kleine Hindernisse aus dem Konzept, wenn Kat während eines Angriffs etwa von einer schmalen Laterne aufgehalten wird. Ein Ärgernis ist das nicht, hin und wieder fällt es aber unangenehm auf.
Auch nach etlichen Stunden genieße ich die frische Bewegungsfreiheit noch in vollen Zügen, ich blättere mich auf dem Touchscreen wie durch einen Comic durch ihre Geschichte, ich belohne meine Sammellust mit Dutzenden Kristallen, ich freue mich, wenn Kat hin und
Endlich Nestflüchter
Doch immerhin: Irgendwann tut es das. Irgendwann führt Kats Weg für eine längere Zeit aus der Stadt hinaus. Dann wird das Fliegen plötzlich anspruchsvoller, die Kämpfe werden kniffliger. Dann musste ich verinnerlicht haben, wie ich das Mädchen blitzschnell durch die Luft wirbele, wann Kat Spezialangriffe einsetzen soll, wie lange sie fliegen kann und wie sie Schwachpunkte erreicht, wenn die Gegner empfindliche Stellen clever verstecken. Ich brauchte Taktik und Geschick, während ich mich in fantastische Tiefen fallen ließ - und das bislang beste Vitaspiel in vollen Zügen genießen konnte!
Fazit
Kats Abenteuer in Hekseville hat viel mit Mirror's Edge gemein: Beide Spiele fesseln mich mit ihrer ganz eigenen Art der Fortbewegung. Gravity Rush durchbricht sogar fast alle Grenzen in eine schier unendliche Freiheit - dass man diese Bewegungsfreiheit erst erlernen muss, macht sie nur glaubwürdiger und umso lohnenswerter. Es ist ungemein faszinierend, nicht einfach zu fliegen, sondern wie ein nasser Sack hunderte Meter in eine beliebige Richtung zu plumpsen, um dort auf einer Häuserwand quer stehen zu bleiben! Ähnlich wie Mirror's Edge fehlt zwar auch hier der letzte Schliff, denn viele Kämpfe gleichen sich und bis auf Kristalle gibt es wenig zu entdecken. Doch was an erzählerischen Facetten fehlt, macht der fantasiereiche Schauplatz wett. Und obwohl ich insgesamt eine größere spielerische Vielfalt vermisse, begeistert mich selbst nach Dutzenden Stunden noch die einzigartige Bewegungsfreiheit. "Der Himmel ist die Grenze", sagt eine englische Redewendung. Hier suche ich mir eine beliebige Grenze - und fliege einfach darauf zu...