Swordigo - Test, Plattformer, iPhone, iPad

Swordigo
30.05.2012, Paul Kautz

Test: Swordigo

"Junger Bursche, rette die Welt vor dem Bösen. Hier, ein Schwert!" - mehr Motivation braucht ein echter Abenteurer nicht, um durch eine Welt voller Schwertern, Magie und dunkler Kreaturen zu ziehen. Okay, in diesem Fall braucht’s noch ein iPhone.

Ein großes Land, ein junger Welt, ein gut geschliffenes Schwert, die Mächte des Bösen gegen einen - was braucht man mehr für Abenteuer-Spaß der alten Schule?
Träume: wirr. Meister: tot. Kreaturen der Finsternis: überrennen das Land. Schwert: simpel, aber solide. Die Mission: den Frieden zurück bringen. Dazu rennt der jugendliche Held von links nach rechts und von oben nach unten über grüne Wiesen und durch dunkle Dungeons, schlitzt Spinnen, Fledermäuse und Golems auf, springt über jede Menge Plattformen, verteilt Feuerbälle oder magische Bomben und löst das eine oder andere kleine Puzzle. Jeder erledigte Feind gibt Erfahrungspunkte, die in regelmäßigen Abständen dafür sorgen, dass man sich selbst mehr Lebensenergie oder mehr Durchschlagskraft erteilen darf. Und das Ganze wird aus einer seitlichen Perspektive gezeigt. Habe ich beim Benutzen dieses Trittschalters gerade ein fröhlich klingelndes Jingle gehört? Hat da jemand gerade "Zelda" gesagt?

Öffne dich, Land der Magie!

Das Wort „Inspiration" wäre eigentlich fast schon ein Euphemismus: Entwickler Touch Foo hat sich Nintendos Grünzipfelreihe offensichtlich sehr genau angesehen und viele Ideen daraus in Swordigo integriert. Aber auch die Metroid-Spiele standen zumindest in einer Hinsicht Pate: Der großen Welt, die sich nach und nach öffnet. Hat man anfangs gerade mal einen lumpigen Feuerball im oktarin leuchtenden Sackerl, darf man später

Erledigte Gegner geben einem Erfahrungspunkte, die man in mehr Lebensenergie oder höhere Durchschlagskraft investieren darf.
u.a. magische Bomben legen – und erhält so Zugang zu vorher zwar bereits sicht-, aber nicht betretbaren Bereichen. Und da sich in diesen gerne mal extraschwere Dungeons in Kombination mit besonders wertvoller Beute befinden, wird durch diese Idee die Spielzeit von normalerweise acht bis zehn Stunden nochmals erheblich gestreckt.

Aber das dürfte für viele ohnehin nur eine ungefähre Schätzung sein, denn der Schwierigkeitsgrad ist nicht ohne: Das liegt weniger an den normalen Gegnern, mit denen kommt man im Normalfall locker klar - ganz besonders, da das Kampfsystem sehr einfach ist und locker von der Hand geht. Nein, der eigentliche Anspruch ergibt sich zum einen aus den gerade später enorm fiesen Bosskämpfern sowie den zum Teil sehr nach Pixelperfektion schreienden Sprungeinlagen. Was auf Touch-Plattformen im Normalfall ein potenzieller Kandidat für "Unpräziser Mist!-Schreie" ist. Nicht so hier: Die Steuerung sitzt punktgenau; Sprints, Doppelsprung, Attacke, Magie - alles flutscht beeindruckend gut. Darüber hinaus darf man noch das Steuerungs-Layout seinen Wünschen anpassen.

Da freut sich der Finger

Trotzdem wird man wieder und wieder draufgehen - gut, dass das Rettungs-System so fair ist: Jeder Tod kostet ein halbes Lebensenergie-Herz. So lange man noch einen Vorrat davon hat, geht es nach dem Ableben an fast derselben Stelle weiter. Erst wenn alles aufgebraucht ist, wird man zum letzten Speicherpunkt versetzt:

Nicht nur in den düsteren Dungeons lauern viele Gefahren - Swordigo ist zum Teil sehr anspruchsvoll!
Das sind Portale, an denen man immer wieder mal vorbei kommt. Normalerweise dienen sie dazu, schnell zwischen weiter auseinander liegenden Orten zu reisen - aber sie werden auch als Checkpunkte genutzt. Leider nicht immer optimal: Gerade wenn man bei Bosskämpfen draufgeht, darf man immer wieder mal unnötig lange Laufwege nochmals hinter sich bringen. Immerhin bleiben geöffnete Türen auch offen; bereits geleistete Arbeit muss also nicht wiederholt werden.

Technisch ist Swordigo... okay. Brauchbar. Fernab von hübsch. Aber das muss es auch nicht sein: Die simplen Figürchen, die einfach aufgebauten Levels, die kräftigen Farben - alles erfüllt seinen Zweck. Das gilt auch für die Musik, auch wenn mir die allzu künstlich scheppernden Orchesterklänge mit der Zeit auf die Nerven gingen.

Fazit

Oldschool-Abenteurer, zücke dein Flammenschwert! Swordigo ist zwar auf den ersten Blick simpel und hässlich, offenbart unter der schlaffen Hülle aber ein bemerkenswert kompetentes und fesselndes Abenteuer, das in mehr als nur einer Hinsicht an frühere Zeldas erinnert: Viel Kampf, viel Erforschen, das eine oder andere Puzzle, eine sich auf das Nötigste beschränkende Handlung - und nicht zu vergessen ein mächtiger Umfang! Und obwohl gerade Plattformer dankbare Opfer für die Steuerungsproblematik auf Touchscreens sind, überraschen die Entwickler von Touch Foo mit einer punktgenauen Kontrolle wie bei einem Cave-Shooter. Das ist auch wichtig, denn Swordigo ist zum Teil mörderisch schwer. Spätestens ab der Mitte werden die Kämpfe enorm anspruchsvoll, die Sprungeinlagen zum Teil unheimlich fordernd. Also Vorsicht vor Bissspuren auf dem Display! Wer damit kein Problem hat, der bekommt eine richtig gute Herausforderung für unterwegs.

Wertung

iPhone

Motivierendes Oldschool-Plattform-Abenteuer mit großer Spielwelt, punktgenauer Steuerung und herausforderndem Schwierigkeitsgrad.

iPad

Die iPad-Version ist inhaltsgleich zur iPhone-Version, bietet aber etwas mehr Übersicht.