Autumn Dynasty - Test, Taktik & Strategie, iPad
Ein Hauch von Okami
Diese intuitive Touch-Steuerung und der chinesische Tuschestil passen wunderbar zusammen. Sehr gelungen sind die Wolkenbewegungen: Sie ziehen sowohl auf der Weltkarte als auch in den Krisenregionen wie ein dunkler Hauch über den Bildschirm. Der Name des Spiels ist Programm, denn man führt mit General Li für das Imperium des Herbstes einen langwierigen Krieg gegen innere und äußere Feinde – überall lauern Verräter, Banditen und Barbaren, die rote Banner tragen.
Lebendiges Gemälde für Feldherren
Die Übersicht ist wichtig, denn abseits von Schere, Stein und Papier muss man auf diesem Feldzug auch andere strategische Faktoren sowie klassische Aufbauprinzipien beachten. Erst in späteren Schlachten, wenn man dutzende Truppentypen befehligt, kann man sich schonmal in der Hektik vertippen. Aber: Das Spiel ist pausierbar, das Tempo regelbar.
Die Landschaft beeinflusst nicht nur das Marschtempo, sondern gewährt auch Kampfboni und ermöglicht z.B. das Verstecken im Wald. Außerdem beherrscht nahezu jede Einheit eine Spezialfähigkeit: Speerkämpfer können Hinterhalte legen, so dass heran rückende Truppen in einem Bereich um sie herum stark verlangsamt werden. So sind diese dann leichte Beute für dahinter postierte Bogenschützen. Diese können sich wiederum auf einen festen Schusswinkel auf der Karte konzentrieren, so dass sie mehr Schaden anrichten – eine von vielen guten Ideen.
Echtzeitgefechte und Basisbau
Schade ist, dass man nicht frei bauen kann und dass erfahrene Truppen nicht in die nächste Mission übernommen werden – so kann man keine Veteranen entwickeln. Aber dafür darf man mit der Zeit weitere Fähigkeiten für seine Truppen freischalten, die von Feuer bis Sabotage immer mehr Sonderaktionen einsetzen. Der Schwierigkeitsgrad ist einstellbar, aber auf normal bereits anspruchsvoll, denn man wird des Öfteren von mehreren Seiten angegriffen – außerdem setzt die KI gemischte Waffengattungen ein, so dass das stumpfe Kontern oder einseitige Bauen nicht möglich ist.
Schwache Story, starker Umfang
Auch der Umfang stimmt: Wer die Kampagne beendet hat, kann sich noch gegen drei KI-Stufen im Skirmish austoben – zehn Karten warten auf Duellanten. Über GameCenter kann man zudem in Online-Schlachten gegen einen Spieler ziehen, auf Wunsch die Sprachkommunikation aktivieren und sowohl Gefechte suchen als auch erstellen. Wer sich lokal bekriegen will, kann das über Bluetooth tun.
Fazit
Ich habe lange auf Echtzeitstrategie gewartet, die sowohl die intuitive Steuerung des iPad als auch den Anspruch des Genres vereint. Jetzt wurde aus einem Studentenprojekt endlich ein tolles Spiel – Glückwunsch an Touch Dimensions! Hier kann ich meine Truppen bequem und überaus akkurat manövrieren, muss nicht nur auf Schere, Stein und Papier im Gefecht, sondern auch auf grundlegende Aufbauprinzipen sowie militärische Spezialmanöver achten – es gibt je nach Gelände Verlangsamungen, gemeine Hinterhalte und eine fordernde KI. Hinzu kommt ein wunderbarer Tuschestil, der mich umgehend an Okami erinnert, wenn man seine Pinselmanöver in die Landschaft malt: Man hat fast das Gefühl, auf einem Gemälde zu taktieren. Auch wenn man freies Bauen und Veteranenbildung genauso vermisst wie eine packende Story, rundet der Umfang samt Skirmish und Multiplayer ein sehr gutes Strategiespiel ab.
Pro
- anspruchsvolle Echtzeit-Strategie
- Kampagne, Skirmish & Multiplayer
- hunderte Kämpfer in den Schlachten
- edler Tuschestil, zoombare Karten
- intuitive Steuerung der Truppen
- gutes Schere-Stein-Papier-Prinzip
- Spezialfähigkeiten einsetzen
- Deckung, Hinterhalte, Verlangsamungen
- Dialoge überspringbar
Kontra
- schwache Story
- etwas zu eintönige Illustrationen
- kein erfahrenen Truppen mitnehmen
- Gebäude nur an festen Plätzen errichten