Rune Factory: Oceans - Test, Rollenspiel, Wii, PlayStation3

Rune Factory: Oceans
05.07.2012, Jens Bischoff

Test: Rune Factory: Oceans

Rune Factory Oceans ist bereits der zweite Konsolenauftritt von Neverlands beliebter Mischung aus Harvest Moon-typischem Landwirtsdasein und auflockernden Dungeon-Streifzügen. Dieses Mal hat man sogar noch ein drittes Standbein als Seefahrer parat - eine gelungene Ergänzung?

Mit einem seetüchtigen Golem suchen Aden und Sonja nach einem Heilmittel für ihren Fluch.
Rune Factory Oceans entführt einen auf die kleine idyllische Insel Fenith, wo Kindheitsfreunde Aden und Sonja ein bescheidenes, einfaches Leben führen. Doch eines Tages trifft die beiden ein Fluch, der ihre heile Welt auf den Kopf stellt: Sonja verliert ihren Körper und fährt in den von Aden, der fortan nicht nur mit einer geistigen Untermieterin, sondern auch einer völlig veränderten Heimatinsel klar kommen muss.

Verfluchte Insulaner

Die Insel scheint zwar dieselbe, aber die Bewohner sind ihnen gänzlich fremd, die einst in Scharen über der Insel kreisenden Erzdrachen fast völlig verschwunden. Die Einheimischen nehmen den schizophrenen Sonderling jedoch warmherzig auf, versorgen ihn mit dem Nötigsten und gewähren ihm eine kostenlose Unterkunft.

Ein gepflanztes Samenkorn soll dem Neuankömmling Mut machen. Doch statt einer Blume wächst in Adens Garten über Nacht ein riesiger Golem heran, mit dem Aden in See stechen und dem Geheimnis des Fluchs auch andernorts auf den Grund gehen kann. Der Golem kann sogar versunkene Inseln zurück an die Oberfläche hieven, um dort Nachforschungen zu betreiben.

Grafisch sieht man dem Titel seine Wii-Herkunft deutlich an...
Unterwegs trifft Aden nicht nur auf rätselhafte Ruinen und Artefakte, sondern auch auf intervenierende Piraten und andere merkwürdige Gestalten. Hin und wieder gibt es sogar kurze Anime-Sequenzen zu bestaunen. Erzählerisch und dramaturgisch kocht Rune Factoy Oceans aber auf Sparflamme: Die Geschichte wird in kleinen, unscheinbaren Häppchen serviert, die Charaktere bleiben weitgehend blass, die nur sporadisch vertonten Dialoge belanglos, die kindischen Gegner austauschbar.

Blasse Odyssee

Auch grafisch gibt es kaum Grund zum Jubeln. Seine Wii-Vergangenheit kann Rune Factory Oceans nicht leugnen: Die Figuren sind klobig, die Texturen verwaschen und die Effekte geradezu vorsintflutlich. Trotzdem gibt es hier und da kleine, liebevolle Details sowie überzeugende Tages- und Jahreszeitenwechsel inklusiver saisonaler Ereignisse und Festivitäten. Da werden nicht nur Geburtstagskinder beschenkt, sondern auch Strandpartys arrangiert, Kostümfeste gefeiert und Wettbewerbe mit Ranglistenfunktion veranstaltet.

Die landwirtschaftliche Arbeit wurde deutlich gestrafft, wodurch mehr Zeit für andere Dinge bleibt.
Was wann ansteht, verrät der praktische Kalender, der neu in Erfahrung gebrachte Termine automatisch nachträgt. Im Gegensatz zu Rune Factory Frontier gibt es sogar eine Dorfkarte mit aktuellen Aufenthaltsorten der Bewohner, um schnell zu sehen, wo der Bär steppt oder bestimmte Personen abgeblieben sind. Wer regelmäßig Smalltalk führt, Geschenke macht und am Schwarzen Brett ausgeschriebene Gefälligkeiten erledigt, gewinnt nicht nur an Ansehen und Popularität, sondern kann später sogar heiraten und eine Familie gründen.

Zunächst muss man aber erst einmal die später ebenfalls spielbare Sonja aus seinem Körper bekommen, ein passendes Eigenheim vorweisen und fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft werden. Dazu bereist man mit seinem Golem das Meer und erforscht unbekannte Inseln, die nicht nur verschiedene Gegner und Schätze beheimaten, sondern

Mit dem Golem dringt man nach Upgrades auch in vormals unerreichbare Gebiete vor.
teils auch landwirtschaftlich nutzbar sind.

Ohne Fleiß kein Preis

Auf Fenith Island gibt es nämlich keinerlei Agrarwirtschaft, entsprechende Produkte müssen teuer eingeschifft werden. Und so verdingt sich Aden nebenher als seefahrender Bauer, der Felder und später auch Steinbrüche beackert. Das Bauerndasein wurde dabei deutlich gestrafft, so dass man noch mehr Zeit für andere Dinge hat. Statt mit unterschiedlichen Samen zu hantieren, Setzlinge zu wässern, Böden aufzulockern und Unkraut zu jäten schwingt man nur mehr einen magischen Zweig, der rasch und unkompliziert Pflanzen, Bäume oder Mineralien sprießen lässt.

Das Ergebnis hängt vom Klima und den eingesetzten Feldarbeitern ab, bei denen es sich um gefangene Monster handelt, die man auch als Erntehelfer, Kampfgefährten oder Stallvieh einsetzen kann, das Milch gibt, Eier legt oder andere Erzeugnisse liefert, so lange man für ausreichend Futter sorgt. Je besser man sich um sie kümmert, um so ergiebiger sind die Ausbeuten. Des Weiteren kann man auch wieder Werkstätten bauen, um neue Waffen, Rüstungen und Gerätschaften zu schmieden oder ein Labor errichten, um hilfreiche Arzneimittel zu mischen. Mit einer Einbauküche avanciert man zum

Beim Bergen versunkener Inseln und Tempel wird man immer wieder in Seekämpfe verstrickt.
Gourmetkoch und in der Schreinerei fertigt man neue Einrichtungsgegenstände.

Auf Hoher See entdeckt man mit seinem immer seetüchtigeren und auch kämpferisch in Aktion tretenden Golem hingegen nicht nur allerlei Inseln, sondern auch mehrstöckige Tempelanlagen, in denen besondere Gegner und Ereignisse warten, welche die Story vorantreiben. Dieses Mal gibt es sogar eine mitzeichnende Kartenfunktion. Darüber hinaus werden fleißig Materialien zur Weiterverarbeitung gesammelt, Hindernisse aus dem Weg geräumt sowie neue Helfer rekrutiert.

Wer sucht, der findet

In den mehrstöckigen Story-Dungeons gilt es auch Bosskämpfe zu meistern.
Gebremst wird der eigene Tatendrang eigentlich nur durch die mit jeder Aktion abnehmende Ausdauer und den am Ende jedes Tages nötigen Schlaf. Wer zu lange aufbleibt, bricht zusammen und wacht morgens lädiert oder krank auf. Den Spielstand sichern kann man nur in den eigenen vier Wänden. Allerdings kann man nicht sterben und sich jederzeit per Knopfdruck zum Ankerpunkt seines Golems oder direkt nach Hause teleportieren sowie Abkürzungen zu Ernteinseln oder in höhere Tempelstockwerke nutzen. Ein Campieren in den Dungeons wie im Handheld-Original ist aber nicht möglich.

Gegner strömen wie üblich aus zerstörbaren Monstergeneratoren à la Gauntlet und können gezähmt oder eliminiert werden. Das Kampfsystem präsentiert sich jedoch deutlich flotter und dynamischer als bisher. Man kann sich völlig frei bewegen, sprinten, springen, aus der Luft attackieren sowie je nach Ausrüstung und Fertigkeitsstufe verschiedene Kombos und Spezialangriffe ausführen statt behäbig rumzuschlurfen. Die Handhabung bleibt jedoch sehr simpel, die Möglichkeiten begrenzt.

Das Angeln ist eine der unterhaltsamsten Nebenbeschäftigungen.
Bei den Waffen hat man die Wahl zwischen diversen Schwertarten, Hämmern, Äxten, Speeren sowie elementaren Zauberstäben, die sich komfortabel über frei konfigurierbare Ringmenüs wechseln lassen. Auch die schnelle Item-Nutzung via frei belegbarem Steuerkreuz ist sehr praktisch. Die optionale Move-Steuerung hingegen ist eher unhandlich und überflüssig.

Übung macht den Meister

Jede Waffengattung hat individuelle Vor- und Nachteile bezüglich Angriffsgeschwindigkeit, Reichweite sowie Schaden und lässt sich wie Dutzende andere Fertigkeiten individuell trainieren. Man erhält sogar Erfahrungspunkte fürs Laufen, Hüpfen, Schlafen oder Baden...

Es gibt aber auch weit interessantere und motivierende Aktionsmöglichkeiten wie z. B. das Angeln. Auch hier wird man immer erfahrener und fängt immer dickere Fische, die man wie vieles andere auch entweder verkaufen, weiterverarbeiten, verschenken oder konsumieren kann. Fenith Island und Umgebung bieten jedenfalls Beschäftigung für Dutzende von Stunden und wie man die verbringt, steht einem weitgehend frei.

Fazit

Mit Oceans wird die Rune Factory-Serie um eine Seefahrtskomponente erweitert, die mit der Suche und Bergung versunkener Inseln für frischen Wind sowie zusätzliche Abwechslung sorgt. Darüber hinaus wurde das Bauerndasein etwas entschlackt und das Kampfsystem modernisiert. Viele Abläufe werden trotzdem schnell zur Routine, die man nicht immer an seine dressierten Monsterbegleiter abgeben kann. Auch die Rahmenhandlung plätschert gewohnt unspektakulär vor sich hin, während man grafisch an jeder Ecke das Wii-Original erkennt. Trotzdem ist es immer wieder motivierend in unbekannte Gewässer vorzudringen, seltene Materialien und Schätze zu finden, neue Monstergefährten zu rekrutieren und sich nebenbei um Hausausbau, Warenproduktion und Beziehungspflege zu kümmern.

Pro

  • motivierende Aufbaustrategie
  • interessante Inselhatz
  • handliches Kampfsystem
  • zahlreiche Nebenbeschäftigungen
  • praktische Karten- & Teleportfunktion
  • sichtbare Ausrüstungswechsel

Kontra

  • mitunter zäher & monotoner Spielverlauf
  • mickrige Rahmenhandlung
  • grobschlächtige Grafik
  • kaum Sprachausgabe

Wertung

PlayStation3

Motivierendes, wenn auch etwas eintöniges Karriereleiterklettern als Bauer, Abenteurer und neuerdings Seefahrer.