Wreckateer - Test, Arcade-Action, 360

Wreckateer
02.08.2012, Jan Wöbbeking

Test: Wreckateer

Microsoft verlegt Angry Birds in die dritte Dimension. Statt grimmigen Vögeln fliegt in Wreckateer nur klassische Katapultmunition durch die Luft. Doch immerhin lassen sich die Geschosse mit Kinect ans Ziel lotsen oder zur Detonation bringen, damit sie möglichst viele Burgen und Goblins ins Verderben reißen.

Zuerst schnappt man sich sich den imaginären Griff, spannt das Katapult mit zwei Schritten nach hinten und zielt, indem man ein wenig zur Seite schreitet.
Das Zerlegen von Türmchen und Zinnen funktioniert ähnlich wie in Pain. In Wreckateer ist die Bewegungssteuerung allerdings zwingend vorgeschrieben: Wer die Hardware nicht besitzt, darf gar nicht erst loslegen. Auch genügend Platz ist wichtig, da man beim Spannen des Holzkatapults ein paar Schritte nach hinten geht. Sobald die Konstruktion vor Energie zu zittern beginnt, schreitet man noch ein wenig zur Seite, um das Ziel anzupeilen und streckt dann beide Arme gen Himmel, damit die Kugel davon zischt. Mit kleinen Winkbewegungen modifiziert man die Flugbahn, um möglichst viele Punktsymbole, Extras und kreischende Goblins mitzureißen, bevor man schließlich ein paar Türme zum Einsturz bringt. Wenn man Glück hat, lösen sie eine Kettenreaktion aus und reißen noch andere Gebäude ins Verderben.

Mittelalterliche Zerstörungsorgie

Die angebliche Zerstörungsorgie wird allerdings ziemlich zahm dargestellt: Es gibt keine physikalisch zerberstenden Mauern wie in Red Faction und kein bombastisches Rauch- und Splitter-Chaos wie in Battlefield: Bad Company 2. Stattdessen knicken die Türmchen langsam ein und lassen kleine Rauchwolken zurück – öde. Auch die getroffenen Goblins könnten ruhig etwas mehr Emotionen zeigen. Panisch reagieren sie nur, wen sie direkt von der Kanonenkugel erwischt werden. Die undynamisch vor sich hin fidelnde Musik sorgt ebenfalls nicht gerade für Dramatik.

Streckt man die Arme nach oben, zischt das Geschoss los. Leichte Wischbewegungen korrigieren die Flugbahn - oder man steuert das geflügelte Geschoss mit ausgestreckten Armen ans Ziel.




Explosive Geschenke

Immerhin bringt die Extra-Munition ein wenig Abwechslung ins Spiel. Da Entwickler Iron Galaxy (Marvel vs. Capcom Origins, Ms. Splosion Man) sich auf langsame  Bewegungen und einfache Gesten beschränkt hat, funktioniert die Kinect-Steuerung fast durchweg gut. Einfach während des Fluges die Arme ausbreiten und schon verwandelt sich die Kugel in ein pfeilschnelles Geschoss. Als praktisch erweisen sich auch die explosive Kugel und das geflügelte Gleitprojektil. Letzteres lässt sich nach dem Öffnen mit ausgestreckten Armen wie ein Segelflugzeug steuern. Ebenfalls nützlich: Eine Kette aus vier glühenden Kugeln, welche man wie ein Magier zwischen den Händen schweben lässt.

Trotz des einfachen Konzepts taugt Wreckateer nur bedingt als Party-Spiel: Lediglich zwei Gegner dürfen lokal gegeneinander antreten. Statt Internet-Duellen gibt es nur Bestenlisten und ein paar Herausforderungen, mit denen man Klamotten für seinen Avatar freischaltet. Alleine darf man sich immerhin durch eine kleine Karriere als Abriss-Profi arbeiten, in der man sich nach und nach bessere Geschosse erarbeitet.

Fazit

Entwickler Iron Galaxy hat verstanden, wie man Kinect sinnvoll einsetzt: Klare Gesten und einfache Bewegungen sorgen dafür, dass die technischen Problemchen der Bewegungssteuerung hier kaum eine Rolle spielen. Bis auf seltene Aussetzer klappt das Abfeuern und Manövrieren der Geschosse richtig gut – auch die Trägheit von Katapult und Kugel passt zu Kinect. Eine gelungene Steuerung alleine macht aber kein gutes Party-Spiel: Im Gegensatz zu Pain, Flatout & Co. wirkt das Zerlegen der sich ähnelnden Burgen reichlich brav. Es gibt keine albernen Ragdoll-Verränkungen, keine monströsen Explosionen, keine beeindruckende Physik-Engine und nicht einmal einen Online- oder Vier-Spieler-Modus. Bei einer Runde zwischendurch entwickelt der Angriff auf die Goblin-Festungen aber trotzdem eine gewisse Motivation – vor allem, wenn man die clever designten Spezialgeschosse geschickt ausnutzt.

Pro

  • klassisch motivierendes Artillerie-Konzept
  • sinnvoll eingebundene Kinect-Steuerung
  • clever designte Extra-Geschosse

Kontra

  • öde Inszenierung
  • einfach dargestellte Burgeinstürze
  • nur lokale Zwei-Spieler-Duelle
  • Musik plätschert undynamisch vor sich hin
  • fades Figuren-Design

Wertung

360

Der Abriss von Goblin-Festungen bietet eine gelungene Kinect-Steuerung, taugt mit seiner faden Inszenierung aber nur bedingt als Party-Spiel.