New Super Mario Bros. 2 - Test, Plattformer, 3DS

New Super Mario Bros. 2
17.08.2012, Paul Kautz

Test: New Super Mario Bros. 2

Die Schnauzbart-Brüder sind zurück, klassisch wie eh und je, aber dennoch mit einem “New” im Namen. Vor sechs Jahren, als das erste New Super Mario Bros. erschien, war dieses Wörtchen noch angebracht. Mittlerweile allerdings nicht mehr.

Damit konnte keiner rechnen, oder? Na gut, na gut, so wirklich überraschend ist das nicht, zugegebenermaßen. Immerhin ist dieses Mal nicht direkt Bowser, sondern wieder seine Koopa-Kids-Brut für das Princessnaping verantwortlich. Aber genauso wie bei der Handlung verlässt sich Nintendo auch beim Spiel an sich auf Altbewährtes. Wer nicht gerade mit New Super Mario Bros. 2 (ab 36,32€ bei kaufen) sein allererste Mario-Abenteuer in den Händen hält, der dürfte aus dem „Das kenne ich doch!“-Sagen kaum raus kommen.

Achtung, Spoiler! Prinzessin Peach wird entführt!

Acht Welten mit mehr als 80 Levels, verzweigt und zum Teil nur auf sehr verknoteten Umwegen erreichbar, bieten viel Abwechslung auf bekanntem Terrain - von der Tropen-, über die Wüsten- bis hin zur Eiswelt und den lavadurchfluteten Burgen der Boss werden alle thematisch geordneten Standards abgehakt.Die Abschnitte werden auf der bekannten Oberwelt-Karte präsentiert, die Reihenfolge ist dabei größtenteils linear - man kann sich allerdings gelegentlich gegen Bezahlung in Form von Sternmünzen eine Abkürzung oder einen Gang zum Toad-Bonushaus erkaufen.

Gold, Gold, Gold, Gold, Gold: Mario hat scheinbar nichts anderes mehr im Sinn. Es gilt jetzt, eine Million der überall befindlichen Münzen zu sammeln.
Nichtsdestotrotz ist es nahezu unmöglich, beim ersten Durchspielen (für das man bei entspannter Vorgehensweise etwa acht bis neun Stunden einplanen sollte) alles zu sehen; ganz klar ein Fall für Wiederdurchspieler.

Das Spielprinzip ist vertraut, die Welten sind es auch - da darf man vom Rest nicht viel anderes erwarten: Mini- und Riesen-Mario sind vorhanden (wenngleich sie sehr seltene Auftritte haben), die Physikspielereien (wie die baumelnden Hangelseile, die wankenden Plattformen oder das fröhlich wabbelnde Wasser) ebenso, Kletterranken führen in die Wolken, wo es Extras und Goldmünzen gibt. Diese sind hin und wieder nur mit dem aus bekannten Waschbärenanzug erreichbar.

König Midas feuert zurück

Die Qualität der Levels ist auf durchgehend hohem Niveau, allerdings ist das sehr leichte Spiel nur dann anspruchsvoll, wenn man Wert darauf legt, jede der drei Sternmünzen pro Level zu erhaschen. Nintendo kommt Einsteigern an allen Ecken und Enden entgegen: Es regnet Extraleben am laufenden Band, es gibt Vereinfachungen wie die automatische Vergrößerung von Standard-Mario an Levelmittfahnen oder den Unverwundbarkeitsanzug, wenn man fünf Mal nacheinander draufgegangen ist.

Gold, Gold, Gold, Gold, Goooooold!

Im Koop-Modus dürfen Mario und Luigi gleichzeitig die Kampagne durchrennen.
Wenn man all das schon kennt, wieso sollte man das überhaupt spielen? Zum einen natürlich, weil es ein Mario-Jump-n-Run ist - und mit denen macht man nie etwas falsch. Zum anderen, weil das neue Zentrum des Spieldesigns bereits überdeutlich von der Packung prangt: Gold! Mario hat scheinbar das Klempnern an den Nagel gehängt und sich das Goldsammeln als neue Karriere ausgeguckt - denn er sammelt und sammelt und sammelt. Massig Münzen liegen in den Levels herum, jeder Sprung abseits der Norm befördert noch mal eine Extraschippe davon ins Bild. Mit entsprechender Behandlung feuert es eine Zeit lang golden aus Röhren, das Durchschreiten eines goldenen Ringes sorgt dafür, dass alle Gegner eine Zeit lang Münzen über Münzen von sich geben. Und das neue Extra, die Goldblume, sorgt dafür, dass Mario auf einmal wie ein Opfer von Auric Goldfinger durch die Level hüpft und güldene Feuerbälle verschießt - die beim Auftreffen alle normalen Blöcke in, man ahnt es bereits, Goldmünzen verwandeln. Ein König Midas mit Schnäuzer.

Hach, ist das niedlich - jedenfalls, solange man die Finger vom 3D-Regler lässt. Denn der sorgt dafür, dass der Hintergrund hässlich unscharf wird.
Und wozu all dies? Um eine Million Münzen zu sammeln. Warum? Weil es auf der Packung steht. Keine Ahnung, was passiert, wenn man das Konto voll hat, ich hatte nach dem Durchspielen gerade mal gut 30.000.

Das mag aber auch daran gelegen haben, dass ich beim „Münzrausch“ nicht besonders aktiv war. Das ist ein Sondermodus, der freigeschaltet wird, sobald man die erste Welt durchquert hat. Das Prinzip ist einfach: Drei Levels aus der Kampagne werden zufällig aneinander gereiht, man hat nur sehr wenig Zeit und lediglich ein Leben, um sie am Stück zu durchqueren - was den Spaß durchaus herausfordernd macht. Schafft man das, gibt es viele Münzen. Schafft man das, und erwischt zum Schluss auch noch das oberste Ende der Levelabschlussfahne, gibt es doppelt so viele. Die dafür benötigten Levels werden im Hauptspiel nach und nach freigeschaltet, weitere gibt es zukünftig per kostenpflichtigem DLC. Hat man ein Trio gepackt, wird dieser Score auf Wunsch per StreetPass mit der Welt geteilt - wodurch man andere Spieler direkt herausfordern kann. Leider ist Münzrausch durch die zufällig gewählten Levels nicht zum direkten Highscorevergleich geeignet.

Im Rausch des Klunkers

Am Ende jeder Welt wartet der Kampf gegen ein Koopa Kid. Vorher darf man sich bereits mit Feuer spuckenden Dinos herumschlagen.
Das erste New Super Mario Bros. hatte einen Sack witziger Mehrspielermodi an Bord. Die gibt es hier nicht. Genau genommen gibt es nur eine Variante: den Koop-Modus. Dafür braucht jeder der beiden Mitspieler ein Modul, danach kann die normale Kampagne zu zweit in Angriff genommen werden. Grundsätzlich prima, allerdings verhindern einige doofe Designentscheidungen echten Spielspaß: Beide Akteure finden sich grundsätzlich auf einem Bildschirm wieder, nämlich dem des Mario-Spielers - hängt Luigi hinterher, muss er blind rennen. Bzw. schwebt er bei zu weitem Abstand in einer Blase ins Bild uns muss vom anderen Spieler befreit werden. Der Bildschirmausschnitt ist extrem begrenzt, beide Spieler müssen sehr eng beeinander bleiben, um einigermaßen flüssig hüpfen zu können. Und natürlich kann man sich, wie schon bei der Wii-Variante, gegenseitig bespringen. Was witzig klingt, aber beim präzisen Springen durch die Abschnitte schnell in gewollte oder ungewollte Sabotage ausartet.

Technisch bietet New Super Mario Bros. 2 eine kunterbunte Kulisse, die problemlos mit dem Wii-Bruder mithalten kann. Allerdings auch einen sehr irritierenden 3D-Effekt: Je weiter man den 3D-Regler nach hinten schiebt, desto unschärfer wird der in mehreren Ebenen scrollende Hintergrund - bis er schließlich nur noch ein farbiger Matsch ist, wodurch sich Vorder- und Hintergrund unangenehm voneinander abheben. Sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Ich hab’s irgendwann ganz abgeschaltet.

Fazit

Vor sechs Jahren war New Super Mario Bros. noch eine Sensation: Die Spielbarkeit der Vergangenheit mit der Darstellung und Ideenfreude der Moderne - ein grandioses Jump'n Run! Das begeisterte mich auch ein paar Jahre später auf Wii. Und grundsätzlich leistet sich auch der offizielle zweite Teil auf 3DS keine Fehler: Mario hüpft und juchzt wie eh und je durch liebevolle, teilweise sehr kreativ gestaltete Levels. Aber genau diese Scheu vor der Innovation, vor dem nächsten großen Sprung, ist auch der größte Stolperstein für das Spiel: Mit Ausnahme der fragwürdigen Gold-Fixierung gibt es hier nichts Neues, keine Überraschungen, keine frischen Ideen. Super Mario 3D Land war in jeder Hinsicht weitaus mutiger und experimentierfreudiger. Nicht falsch verstehen, ich habe nicht das Geringste gegen einen Sidescroller klassischer Bauart - und gerade die Mario-Standards garantieren auch hier wieder sehr hochwertigen Jump-n-Run-Spaß. Aber mehr als diese darf man nicht erwarten, und das ist wirklich schade.

Pro

  • niedliche Präsentation
  • unterhaltsamer Koop-Modus
  • beschwingte Musik
  • präzise Steuerung
  • witzige Extras
  • viel Freispielkram
  • angenehm hektischer Münzrausch-Modus
  • putzige Physik-Spielereien

Kontra

  • keine Überraschungen oder frische Ideen
  • enttäuschender Koop-Modus
  • hässlicher 3D-Effekt
  • sehr leicht
  • Münzrausch nicht für Highscore-Vergleich zu gebrauchen
  • lahme Bosskämpfe

Wertung

3DS

Ein durch und durch unterhaltsames Abenteuer - das sich abseits der merkwürdigen Goldsammelei ausschließlich auf Bewährtes verlässt.