Galaxy on Fire 2 - Test, Arcade-Action, PC, iPad, Android, iPhone

Galaxy on Fire 2
23.08.2012, Benjamin Schmädig

Test: Galaxy on Fire 2

67 Prozent habe ich der Weltraumoper für Apple-Plattformen verpasst - ich weiß gar nicht mehr, wieso. Das Spiel wurde von hungrigen Galaxiekämpfern geradezu verschlungen: Sie haben nach Erzen gegraben, haben ihr Raumschiff aufgerüstet und sind mitten in einen All-umfassenden Krieg geschlittert. 67 Prozent - dabei war das noch viel zu hoch!

Natürlich wusste ich, dass Galaxy on Fire 2 (ab 59,96€ bei kaufen) auf iOS vor allem vom flotten Raumschiffbau profitierte: Ratzfatz hatte man einen Auftrag auf der To-do-Liste, selbigen erledigt und genug Zaster für einen besseren Laser, größere Ladefläche, stärkere Panzerung, einen schnelleren Traktorstrahl zusammen - schon konnte das Spielchen weiter gehen. Bessere Hardware, schwierigere Missionen, mehr Geld, bessere Hardware, schwierigere... Die kurzen Spielschleifen scheuchten Science Fiction-Fans buchstäblich im Minutentakt auf die Jagd nach neuer Ausrüstung - ein passabler Zeitvertreib.

Der Raumschiffkolletor

Auf dem PC fällt dieses spielerische Kartenhaus allerdings wie im Sturm zusammen! Natürlich funktioniert das Ewigsammeln auch mit Maus und Tastatur - so halbwegs. Aber gerade PC-Abenteurer wollen einen Weltraum, in dem sie unendliche Weiten entdecken, wo sie in knallharten Raumschlachten ihr fliegerisches  Können unter Beweis stellen, wo sie handeln und eine fantastische Geschichte erleben. Ich denke an gigantische Stationen wie die der X-Serie. Ich will wie in Independence War dem verrauschten Knistern des Funkverkehrs lauschen. Mir kommt eine Saga wie Wing Commander in den Kopf, taktisches Fliegen wie in Tie Fighter oder Freespace - von alldem ist diese mickrige "Galaxy" Lichtjahre entfernt.

Weltraumkoller

Im wahrsten Sinne des Wortes: Denn der Weltraum - das Gebiet, das unendliche Weiten darstellt -, es gibt ihn gar nicht. Es gibt lediglich Stationen, oft mit einem Asteroidenfeld direkt vor der Tür. Entfernt man sich von diesen Basen, kommt man nirgendwo, wirklich nirgendwo hin. Ich kann keinen Planeten anfliegen, keine Sonne umkreisen: Das sind tote Objekte auf einem Hintergrundbild. Will ich dorthin reisen, muss ich den Autopiloten aktivieren - der Ladebildschirm bringt mich dann in das neue Gebiet.

Jede Mission spielt sich in dem sehr engen, unmittelbaren Umfeld einer Station ab: Selbst gestaffelte Wegpunkte befinden sich tatsächlich in Laufreichweite der Basis. Man geht

Der Ausbau der Raumschiffe ist zwar motivierend - das alleine macht allerdings keine gute Weltraumoper aus.
buchstäblich vor die Tür, rattert ein paar Gegner aus dem All und dreht wieder um. In schier endlosen vom Zufall erstellten Aufträgen hebe ich Piratennester aus oder transportiere Passagiere - immer und immer wieder, alles quasi auf dem Abstreicher, manchmal nur durch das Schnellreise-Laden unterbrochen. Der Abbau von Asteroiden erfolgt ebenfalls direkt vor der Tür. Das Ballern für die Handlung ist kaum aufregender. Ich darf in dem an Elite angelegten Handelsuniversum keine Basis errichten, keine Flotte aufbauen und meine Habseligkeiten nicht einmal in einem Depot verstauen.

Das nicht vorhandene Fluggefühl gibt schließlich jeder Illusion den Rest: Fliehkräfte spürt man kaum, den Seitwärtsflug sowie das Bremsen meistern die Raumschiffe ohne erkennbare Schubdüsen und durch Asteroiden poltern die Flieger, als bestünden diese aus Schaumpolystyrol. Wozu auch? Die Gegner zischen auf vorhersehbaren, immer gleichen Schienen vorbei. Es blitzt nicht genug, es kracht nicht richtig - auch wenn es im späteren Verlauf durchaus große Schlachten gibt. Die Kämpfe sind erschreckend ödes Draufhalten! Kümmert es da eigentlich noch, dass die Musik gelangweilt vor sich hin döst, dass der Klischee-Plot von bemühten Stimmen über Textfenstern verquasselt wird und dass das Artdesign den uninspirierten Normaldurchschnitt bedient? Schade, dass sich irgendwer um eine PC-exklusive HD-Auflösung bemüht hat - SD hätte diese Einfallslosigkeit vielleicht verschleiern können.

Abgeschossen

Fazit

Es war eine saublöde Idee, Galaxy on Fire 2 auf PC zu veröffentlichen! Deutlicher hätte man den Unterschied zwischen einem netten Unterwegs-Spiel und einer ausgewachsenen Weltraumoper jedenfalls nicht unterstreichen können. Hier stimmt gar nichts: Das Weltall sieht trotz HD furchtbar öde aus, die Missionen stammen aus der untersten Schublade des Zufallsgenerators, Rohstoffhandel und Förderung sind leibhaftig gewordene Langeweile und anstatt unendliche Weiten zu entdecken, dümpelt man in winzigen, immer gleichen "Schuhkartons" umher. Es gibt einfach keinen echten Weltraum! Und spätestens auf dem PC ist das eine Todeserklärung für ein solches Spiel. Entwickler Fishlabs verheißt eine "Weltraum-Simulation der Extraklasse". Doch diese Wortwahl ist spätestens in Anbetracht der lausigen Action und des miserablen Fluggefühls ein schlechter Witz. Während auf iOS der umfangreiche Raumschiffbau und das unaufdringliche Zwischendurchgefühl ein "Habenwill!" anknipst, sollte ein PC-Spiel wenigstens einen der anderen Bausteine zu seiner großen Stärke machen. Bei Galaxy on Fire 2 ist jeder einzelne eine große Schwäche. Vielleicht könnte ich am PC wenigstens meinen teuren Joystick anschließen - das bringe ich bei dieser Luftnummer allerdings nicht übers Herz.

Pro

  • motivierender Raumschiffbau
  • Flügelmänner zur Unterstützung anheuern
  • zahlreiche Planeten
  • Handlespreise besuchter Stationen einsehbar

Kontra

  • viel zu kleine Gebiete, in denen alle Missionen stattfinden
  • nicht mehr als eine Nebenmission annehmbar
  • langweilige, immer gleiche Zufallsaufträge, dröger Rohstoffabbau
  • unspektakuläre Gefechte
  • schwaches Gegnerverhalten
  • kaum vorhandene Flugphysik
  • keine eigene Flotte, keine eigene Basis
  • müder Soundtrack, schwache Geräusche
  • buchstäbliches leeres Weltall abseits der Stationen
  • grafisches Science Fiction-Einerlei

Wertung

PC

Oberflächlicher Elite-Verschnitt, dem fast alles fehlt, was ein spannendes Abenteuer im Weltall ausmacht.